Julian Marius Plutz, Gastautor / 06.02.2023 / 14:00 / 25 / Seite ausdrucken

Arbeitsmarkt im Januar – Die Fachkräfte verlassen Deutschland

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen blenden weiterhin viele Arbeitslose aus, und beim Fachkräftemangel soll Zuwanderung helfen. Dabei wird gerade die Abwanderung der deutschen Fachkräfte zunehmend zum Problem.

Andrea Nahles gibt sich wie gewohnt saturiert. „Der Arbeitsmarkt blieb auch am Jahresanfang stabil. Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) letzte Woche anlässlich der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg. Auch im Jahr 2023 wird die Bevölkerung von Politik und Medien weiterhin belogen, was die Arbeitsmarktzahlen angeht. Medien von A wie Augsburger Allgemeine bis Z wie ZDF übernehmen diese Zahlen, ohne sie zu hinterfragen. Dabei sind diese Zahlen, man kann es nicht anders sagen, lupenreine Fake-News.

Denn mit den rund 2,6 Millionen Menschen sind lediglich die Arbeitslosen abgebildet, die im Sinne des Sozialgesetzbuchs (SGB) II („Hartz-IV-Empfänger“) und SGB III (Personen in Fördermaßnahmen, Behinderte etc.) nicht erwerbstätig sind. Arbeitslose, die über 58 Jahre alt sind, werden in der Arbeitslosenzahl gar nicht berücksichtigt. Das sind immerhin 168.166 Personen. Diese, sowie die Teilnehmer an Programmen zur Integration in den Arbeitsmarkt, sind laut den Statistikern der Agentur für Arbeit unterbeschäftigt. Sie sind arbeitslos, werden aber anders genannt. Konservativ geschätzt, sind in Deutschland mehr als 5 Millionen Menschen ohne Job. 

Deutsche sind vergleichsweise auswanderungswillig 

Im vergangenen Jahr hatte ich mich mit dem Thema Fachkräftemangel beschäftigt. Es dauert nicht lange, bis Protagonisten aus dem linken und liberalen Spektrum mit dem Thema „Zuwanderung” kommen, worüber ich bereits geschrieben hatte. In Kürze: Partiell kann qualifizierte Migration den Arbeitsmarkt beleben. Langfristig aber schadet sie mehr, als dass es Deutschland hilft. Gerade die Probleme aus kulturfremden Ländern dürfen nicht verschwiegen werden.

Fehlende Zuwanderung kann also nicht der Grund für den Fachkräftemangel sein. Denn trotz einer zügellosen Migration seit 2015 sind mehr als 700.000 Stellen unbesetzt. Mit Sicherheit liegt es an einem verfehlten Bildungsansatz, aber auch an dem Fakt, dass immer mehr deutsche Fachkräfte ihr Land verlassen. Laut mdr sind 250.000 Deutsche im Jahr 2021 ausgewandert. Für 2022 gibt es noch keine Zahlen. Beliebte Länder sind Österreich, Schweiz, aber auch die USA.

Überhaupt erweisen sich die Deutschen durchaus als mobil. In den OECD Ländern leben – natürlich abzüglich Deutschland selbst – 3,8 Millionen Deutsche. Bezogen auf die Bevölkerungszahl ergibt sich eine Auswanderungsrate von 5,1 Prozent. Nur noch die Briten und die Polen wandern häufiger aus. 

Pflegenotstand verschärft sich durch Abwanderung

Und so überrascht es wenig, dass seltener die Lagerhelfer oder Sozialhilfeempfänger auswandern als die Fachkräfte, die Deutschland eigentlich so dringend benötigt. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) sind fast drei von vier Abwanderern Akademiker. Viele gaben monetäre Erwägungen als Grund für ihre Entscheidung an. Die Talentabwanderung, der sogenannte „Brain Drain”, wird zunehmend zu einem Problem. Stellen bleiben unbesetzt, wirtschaftliche Prosperität wandert sprichwörtlich und tatsächlich ab. Der Trend zum Homeofficce verstärkt diese Abwanderung, weil viele ihre Jobs nicht nur zu Hause, sondern auch online in einem fremden Land erledigen können.

Doch auch viele Pflegekräfte wandern ab. Schon jetzt sind 200.000 Stellen in Deutschland unbesetzt. Eine halbe Million können es werden, wie die Deutsche Welle berichtete. Nachwuchs ist schwierig zu finden, und examinierte Pfleger wandern aus. Eine davon ist Mareike Metzger. „Die Bedingungen sind für Pfleger auf der deutschen Seite der Grenze überall gleich schlecht", erzählt sie dem Südkurier. Deshalb arbeitet sie heute in einem Altenheim in der Schweiz. Pro Schicht kümmern sich dort doppelt so viele Pflegekräfte um die Bewohner. „Was bleibt, ist mehr Zeit für den Menschen.“ Doch auch die höhere Bezahlung in der Pflege spielt eine große Rolle. Während das Durchschnittsgehalt in Deutschland bei knapp 38.000 Euro liegt, verdienen Fachkräfte in der Schweiz beinahe doppelt so viel: Laut Kununu umgerechnet mehr als 70.000 Euro.

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finn waidjuk / 06.02.2023

Und ungefähr die gleiche Anzahl an nutzlosen Schurken und falschen Flüchtlingen ist im gleichen Zeitraum in Deutschland begeistert aufgenommen worden. Das nennt man eine ausgewogene Bilanz zwischen brain drain (raus) und crime drain (rein).

Momo Meierrings / 06.02.2023

Kind ist weg in die Schweiz. Ein Zimmerer-Meister weniger in Schland.

Matthias Ditsche / 06.02.2023

Tja, wohin auswandern? Die Schweiz ist überfüllt, die Ostmark nähert sich hiesigen Zuständen und bei den USA kommt man vom Regen in die Traufe - die Gewalt hat dort schon erschreckende Ausmaße angenommen. Das hat bereits große Binnenwanderungen weg von den wokegefährdeten Städten in scheinbare sicherere Gebiete zur Folge. Nicht jeder, der fachlich toll ist, lernt sich in der Fremde einzufügen, die Sprache zu lernen fällt nicht jedermann so in den Schoß. Dementsprechend gibts auch eine Rückwanderung heim ins Reich. Nicht jede Auswanderung ist auf Dauer, oft läßt man ja auch liebe Menschen zurück. Außerhalb Alteuropas ist der Lebensstandard bei weitem nicht so weit wie hier,und: die Auswanderer der letzten zwei Jahrhunderte waren aus echtem Schrot und Korn, waren Entbehrungen und Härten schon aus der Heimat gewohnt und hatten nix zu verlieren. Bleibt man hier und erduldet alles, bis es einen irgendwie selber erwischt aus heiterem Himmel, im Bus, in der Bahn oder auf dem Weihnachtsmarkt? Oder geht in den Gesellschaftsstreik, en-integriert sich sozusagen. Hauptsache, man steht dem R….e nicht mehr als Staatssklave für alles zur Verfügung und wartet auf den nächsten 8. Mai.

ricardo sanchis / 06.02.2023

1) Fachkräftemangel wird ausgerufen wenn es weniger als drei Bewerber auf eine freie Stelle gibt. 2) es gibt Bereiche und Berufe in denen keiner gerne arbeiten möchte. Das hängt entweder mit der Bezahlung oder den Arbeitsumständen zusammen. Das ist dann der Bereich wo man auch ansetzen muss wenn man hier eine Veränderung erreichen will. Mitunter rächt es sich auch das Unternehmen jahrelang nicht ausgebildet haben . 3) Auch wenn es noch keiner so richtig gemerkt hat. Die rot-grünen Faschisten haben dieses Land komplett gegen die Wand gefahren und wir steuern auf Zeiten von Wirtschaftsrezession und Massenarbeitslosigkeit zu. Da ist Fachkräftemangel das geringste Problem.

Jochen Grünhagen / 06.02.2023

Die ideologische und vor allem moralisch aufgeblasene Einwanderung von überwiegend bildungsfernen, kulturfremden Menschen führt eindeutig zu großen Problemen in Deutschland. Wenn immer weniger Menschen produktiv arbeiten und ein gigantisches Heer von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst einerseits und ein weiteres Heer von Millionen Zuwanderern versorgen müssen, führt dieses automatisch zu niedrigen Nettoeinkommen. Ideologische Politiker und deren Hofschranzen verteuern und behindern zusätzlich die Produktion. Nur ein Wunder kann den Niedergang Deutschlands noch aufhalten.

Günter H. Probst / 06.02.2023

Jeder normale Mensch würde sich denken, daß bei 1 Million offenen Stellen und 5 Millionen Arbeitslosen, schnell eine Deckung herbei geführt werden könnte. Der Jammer über die fehlenden Arbeitskräfte zeigt doch nur zweierlei. Im MItteleuropäischen Siedlungsgebiét kann man dank Bürger- und Wohngeld auch ohne Arbeit über die Runden kommen und die 5 Millionen Einwanderer der letzten Jahre waren wohl nicht die Richtigen.

S. Wietzke / 06.02.2023

Ich verstehe den Sinn des Artikels nicht. Im von der überwältigenden Mehrheit angestrebten neuen Mittelalter braucht man doch nur Leute die viel schleppen oder Hacke und Spaten schwingen können. Da ist die Abwanderung von “Kopf- und Facharbeitern” doch absolut notwendig. Schließlich gibt es für die dann doch keine Verwendung mehr.

Ralf.Michael / 06.02.2023

Ich habe Alles richtig gemacht. Ich habe den Fachkräftemangel Anderen überlassen und bin getürmt, auch darum, weil ich die Digitalisierung in diesem Land partout nicht verschlafen und nicht für eine miserable Bezahlung arbeiten wollte. In meinem Zielland zahlt man im IT-Bereich ein Mehrfaches plus bessere Bedingungen, und es ist daher Last not Least meine Wahlheimat geworden. ” Fortune favours the Brave ” (ausgenommen ist hier Deutschland). Wer kann, sollte sich vom Acker machen ;o))

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