Henryk M. Broder / 18.12.2018 / 12:00 / Foto: achgut.com / 54 / Seite ausdrucken

Anthroposophen für Sippenhaft und gegen Diskriminierung

Es ist ein weitverbreitetes Vorurteil, dass Anthroposophen, die Anhänger der Lehren von Rudolf Steiner, humorlose Menschen sind. Das kann schon deswegen nicht stimmen, weil die ganze antroposophische Bewegung ein einziger großer Witz ist, ein Gemischtwarenladen, dessen Gründer wie ein Gott verehrt wird. Das hat es in der Geschichte der Gernegroßen, Propheten und Schaumschläger – von Schabbtai Zwi bis Erich von Däniken – schon öfter gegeben, aber keinem ist es gelungen, was Steiner geschafft hat: sich als pädagogische, philosophische und lebenspraktische Autorität zu etablieren. Allein in Deutschland gibt es "561 Waldorfkindergärten und 237 Waldorfschulen, weltweit 1.857 Waldorfkindergärten in 65 Ländern und 1.092 Waldorfschulen in 64 Ländern" (Wikipedia). An der Donau-Universität Krems in Österreich wird ein auf sechs Semester angelegter, berufsbegleitender Lehrgang angeboten, der zur Lehrtätigkeit an Waldorfschulen qualifizieren soll.

Nun ist eine Berliner Waldorfschule ins Gerede gekommen, weil sie einen Schüler nicht aufnehmen wollte, dessen Vater für die AfD im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt. Das allein wäre noch kein Skandal, wenn die Schule offen zugeben würde, dass sie neben dem Konzept der Einheit von Mensch und Welt, der Tugend der Toleranz und den Regeln der biologisch-dynamischen Landwirtschaft auch das Prinzip der Sippenhaft vertritt, wie es bereits erfolgreich im Kommunismus und Nationalsozialismus praktiziert wurde. Tut sie aber nicht. 

Auf die Anfrage eines Achse-Lesers, was er von dieser Causa halten würde, antwortete der Geschäftsführer des Bundes der Freien Waldorfschulen e.V. in Stuttgart mit einer "Erklärung", die von der Mitgliederversammlung des Bundes Freier Waldorfschulen im Oktober 2007 verabschiedet wurde. 

Das war etwa so, als würde Andrea Nahles auf die Frage, warum es mit der SPD bergab gehe, mit der Zusendung des Godesberger Programms aus dem Jahre 1959 reagieren.

Und das ist auch schon alles, was man über die Anthroposophie und ihre Vertreter wissen muss.

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Gerlinde Gregor / 18.12.2018

Stellt sich jetzt nur noch die Frage, ob das betreffende Kind blond war, vielleicht Zöpfe trug und ein Kleid anhatte, als es in die Klasse kam. Das würde dann noch neben einem AFD Elternhaus noch eine völkische Erziehung zeigen. Vielleicht wurde sie dann auch noch gefrgt, ob sie den GEschirrspüler ausräumen muss oder zu Weihnachten der Oma einen Topflappen häkeln musste Gerlinde Gregor

Franck Royale / 18.12.2018

Man hätte auch auf den Brief verweisen können, den der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft 1935 an Adolf Hitler schrieb, um sich mit dem nationalsozialistischen Regime zu arrangieren. Und bei Le Corbusier sehe ich sowieso schwarz.

Frank Pressler / 18.12.2018

„Und das ist auch schon alles, was man über die Anthroposophie und ihre Vertreter wissen muss“. Ne, da gibt es noch die obskure anthroposophische Christengemeinschaft, einen Hort alter Nazis.

Robert Korn / 18.12.2018

Das Kind kann doch nur von Glück sagen, wenn es dieser Sorte von “Bildung” nicht anheim gegeben wird… Unter der unduldsamen Fuchtel dieser elitären Heuchler sollte niemand heranwachsen müssen.

Werner Horst / 18.12.2018

Ich persönlich finde ja, man sollte diesem Geschäftsführer im Namen des Kindes danken. Dem bleibt es damit erspart zu lernen, seinen Namen zu tanzen, nur um später zu erfahren, dass das im wirklichen Leben nicht gebraucht wird, wohl aber so Sachen wie Mathe, Deutsch, Fremdsprachen etc., die aber leider bei der Tanzerei ein bisschen kurz gekommen sind.

Gudrun Meyer / 18.12.2018

Der Schüler hat Glück, nicht an eine Schule zu geraten, in der ihm extreme politische Korrektheit abverlangt würde, weil er permanent beweisen müsste, kein “Nazi” wie sein AfD-Vater zu sein. Auch an jeder anderen Schule kann ihn die unheimlich gerechte Strafe für seine Abstammung (eine klare Folge vorgeburtlicher Minderwertigkeit oder Bösartigkeit!) ereilen, besonders, wenn die Lehrer und die anderen Schüler jede neu anrollende Kampagne gegen “rechts” total ernstnehmen (im Moment wird eine Nazi-Verschwörung aufgedeckt, an der suspendierte frühere Polizeibeamte beteiligt sind. Journos, die bei jedem Kritiker “Verschwörungstheorien” diagnostizieren, gruseln sich jetzt vor dem ungeheuren Einfluss ehemaliger Polizisten auf die aktive Polizei). Aber an einer halbwegs normalen Schule kann für den Jungen auch alles gutgehen. Das ist viel wichtiger als die politkorrekte Sippenhaftung durch die moralisch Hochbegabten in einer sektenähnlichen Institution wie der anthroposophischen Schule.

Heike Richter / 18.12.2018

Mit Ausnahme, der Zeitgeist sieht vor, dass konservative Mitbürger und deren Kinder per politischer Gesinnung ausgegrenzt werden dürfen, dies fehlt noch in der “Erklärung”.

Michael Lorenz / 18.12.2018

Ich frage mich ohnehin, warum die Eltern partout ihren Kindern das Namentanzen beibringen lassen wollen. Oder geht es mehr um den verkappten Schutz vor einem hohen Migrantenanteil? - Ok, ich höre den Einwand: Waldorfschulen diese Eingenschaft zu unterstellen, ist bösartig? Fein, dann zeige man mir einen Waldorf-Kindergarten oder eine Waldorf-Schule, bei der auch nur noch ein einziges Kind Deutsch spricht.

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