Thilo Schneider / 23.12.2018 / 15:00 / Foto: Timo Raab / 30 / Seite ausdrucken

Ihr könnt mich alle so gernhaben wie ich Euch!

Eigentlich wollte ich ja vor Weihnachten nichts mehr schreiben und es schön besinnlich angehen lassen (heute ist der 23.12. und ich habe noch kein einziges Weihnachtsgeschenk), aber die Gesamtlage zwingt mich dann doch vor die Tastatur. Ich schwöre, wäre ich Kunstmaler, ich würde derzeit vor Zorn und Frust Polen überfallen, da haben die Polen Glück, dass ich nur ein Schreiberling und noch ganz weit weg von einer Machtergreifung bin. 

Wohlan, liebe Polen: Bei dem geschätzten Kollegen Broder gab es früher mal eine hübsche Rubrik, die sich „Schmock der Woche“ nannte und in der Persönlichkeiten geehrt wurden, die sich durch ausufernde Dummheit oder hervorragende Dämlichkeit ausgezeichnet hatten. Speziell in dieser Woche vor Weihnachten hätten sich gleich mehrere Personen um jenen tollen Titel beworben.

Fangen wir mit Heiko Maas, Außenminister iD („in Dilettanz“) an. Laut FAZ, die ihren Artikel mit einem wirklich hübschen Bild garniert hat, hat der kleinste Minister aller Zeiten festgestellt, dass „sich die Sicherheitslage im Irak eindeutig verbessert hat“. Er sieht dabei aus, als wäre er fröhlich aus seiner betagten Transall herausmarschiert, einmal um das Flugzeug herum gelaufen und hätte dann festgestellt, dass niemand auf ihn geschossen hat. „Ja, passt!“, hat er dann gesagt und ist wieder heim ins Buntland geflogen. Die nächste Transall wirft übermorgen 245.000 Ex-Flüchtlinge an Fallschirmen über Bagdad ab.   

Ebenfalls lauwarme Kandidatin für den Schmock ist die Segregationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (und auch hier halte ich mich daran, keine Namenswitze zu machen), die es tatsächlich geschafft hat, „Frohe Weihnachten“ zu wünschen, ohne frohe Weihnachten zu wünschen. Eine derart anbiedernde kulturelle Biegsamkeit lässt gestandene Yoga-Lehrer wie stramme Zinnsoldaten aussehen, passt aber sowohl zur derzeitigen als auch zukünftigen Frauen-Union.

Von der Realität überholt

Dritter im bunten Reigen von politischen Querschlägern ist Jean-Claude Juncker, der sich an ältere soziale Konstrukte heran macht und dabei vor sich hinbusselt und zittert, als hätte er wieder ganz, ganz bösen Ischias. Es ist mir unverständlich, warum die EU dieses Irrlicht noch durch die Kulissen tappen lässt. Aber anscheinend ist Junker so etwas wie das Maskottchen der EU. Wankend, zitternd, gebeugt und gebrechlich. Und da nehmen sich EU-Politiker die Frechheit heraus, Trump zu kritisieren?

Ein weiterer Anwärter für den Schmock ist auch Jürgen Resch von der „Deutschen Umwelthilfe“ (bis vor kurzem sponsored by Toyota), der jetzt, nachdem er schon die Dieselhersteller zu den Henkersknechten der Umwelt erklärt hat, ein Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen umgesetzt sehen möchte. Ich schlage im nächsten Rückschritt die Renaturierung aller Autobahnen, das Verbot sämtlicher Autos und eine Rückkehr ins Jahr 1871 vor. Da hätten wir dann wenigstens den letzten Krieg gewonnen und bekämen am Sedanstag frei. Außerdem gäbe es keine umweltschädlichen Atomkraftwerke. Und keinen Strom.

Quasi auf den letzten Drücker hat sich auch noch der schärfste Konkurrent von Franziska Giffey um die SPD-Deppenmütze, Karl Lauterbach, mit seiner Forderung qualifiziert, Autos mit Benzinmotor ebenfalls zu verbieten. Die Realität überholt mich schneller, als ich sie verspotten kann.

Fast „last but not least“ erhält auch Claudia Roth ihre Chance auf den Titel. Ausgerechnet die Grinsekatze der „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“-Fraktion fühlt sich berufen, Petr Bystron von der AfD Nachhilfe in der Wirkungsraumpflege des Grundgesetzes zu geben. Flankiert wird sie dabei von Thomas Oppermann, der kranken Schwester der SPD, die gerne „kleiner, weiblicher und besser“ werden möchte. Und ich wäre gerne Millionär. 

Erzähl’ das Deiner Omar

Mein persönlicher Favorit ist aber – Stand 13:20 Uhr – Jens Witte, ein zu recht unbekannter Autor des Spiegel, der es in diesem hübschen Artikel mal wieder geschafft hat, Einmann einer Straftat zu beschuldigen, obwohl er eigentlich wissen müsste, dass er die Geschichte vom unsichtbaren Elefanten nur noch seiner Omar erzählen kann - um jetzt zu schlechter Letzt doch noch einen Namenswitz unterzubringen. 

Apropos Spiegel, ich lege mich fest: Mein Preisträger ist Claas Relotius, der Journalistenlinkshaltungspreisträger und, wie der SPIEGEL schreibt, „eine Ikone seiner Generation“. Der so nette, einfühlsame, empathische Artikel und Geschichten schreibt, die Kollegen, Leser und Preisverleiher zu Tränen der Rührung treiben, hat genau das getan. Geschichten geschrieben. Im Sinne von Märchen. Das hat aber niemand gewusst. Außer ihm. Für die FAZ, die Welt, die Süddeutsche, Cicero, die Zeit und den Spiegel und ein paar andere. Eben die Kuscheltierpresse, die so vehement engagiert gegen „Fake-News“ „kämpft“. Bis er aufgeflogen ist, der Santa Claas (komm, der musste sein). Aber bis dahin war er wirklich ein toller Journalist. Der künftig ja als Integrationsmärchenerzähler arbeiten kann. Das BAMF mag positive Presse. Da schadet jemand wie Relotius sicher nicht. Sein Handwerk versteht er jedenfalls. Nur leider versteht er es falsch. 

Es ist Ende 2018 und ich bin wirklich verzweifelt. Ich sehe alle diese politischen Abrissbirnen durch die Landschaft irrlichtern, Sermone, Senf und Dummheiten von sich gebend, und es gibt nichts, wirklich nichts, womit sie zu stoppen sind. Und weil die das auch wissen, sollen nun private Feuerwerke verboten werden, erst recht in der Wiesbadener Waffenverbotszone. Ich glaube, die DDR wurde in sehr weiten Teilen liberaler und intelligenter geführt als die Bunterepublik der „Schon-länger-hier-Lebenden“. Aber ich bin nur ein AWM und damit bin ich der Ober-Schmock dieses Landes, der die ganzen – Entschuldigung – Spinner auch noch dafür bezahlt, dass sie ihre Aufmerksamkeitsdefizite öffentlich ausleben dürfen. Aber wenigstens liefern sie mir auch weiterhin Schreibstoff. 

Ich grenze ganz rassistisch sämtliche Juden, Muslime, Hinduisten, Taoisten, Paganisten, Teufelsanbeter, Druiden, Atheisten, Agnostiker, Heilpraktiker, Esoteriker, Spiritualisten, Spaghetti-Monster-Kultisten und ungenannte Sonstige aus und wünsche allen Lesern Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in weißem Feinstaub (frühere Bezeichnung: Schnee) ins neue Jahr. Ihr könnt mich alle so gernhaben wie ich Euch!

Foto: Timo Raab

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Dr.H.Böttger / 23.12.2018

„Deutschland, Du mieses Stück Scheiße” sollte eigentlich den Verfassungsschutz auf den Plan rufen. Das heißt inzwischen noch griffiger:  “Deutschland ist Scheiße”. So skandiert von 45 “Aktivisten am 2. Advent mitten in einer deutschen Großstadt. Die Frage an einen Polizeikommisar: “Wo bleibt der Verfassungsschutz?” wurde beantwortet mit Schulterzucken, Abwenden, raschem Weglaufen. Noch Fragen?

Heide Herrmann / 23.12.2018

Lieber Herr Schneider, Sie verblüffen mich immer wieder aufs Neue. Manche Artikel will ich gar nicht zu Ende lesen (tue das dann aber doch), schreibe mir meinen Frust in einem Leserkommentar von der Seele, bin dann wieder begeistert von Ihrem Witz und Ihrer Fabulierlaune, Aber heute haben Sie den Vogel abgeschossen. Danke für dieses Feuerwerk von Knallern. Alles Treffer, zumindest für mich. Da können Sie dann auch wieder mal anders… so ist schließlich auch das Leben. Alles Gute für Sie von einer sächsischen Omi.

Sepp Kneip / 23.12.2018

Sie sagen Weihnachten, Herr Schneider? Sind Sie denn von gestern.  Weihnachten gibt es in Deutschland nicht mehr. Es ist das Jahresendfest, das eine Woche vor dem Jahresende gefeiert wird. Manche sagen auch Winterfest. Aber es gibt ja keinen Winter mehr. Den haben uns die vielen Autos (vor allem Diesel)  genommen. Und die Sonne, die am Himmel steht, lacht sich schief über die Anmaßung der vornehmlich links/grünen Menschlein, die glauben, das Wetter (Klima) ändern zu können. Vielleicht spielt die Sonne den Klima-Rettern im Januar/Februar 2019 doch noch einen Streich und lässt es 20 Grad kalt werden. Dann bin ich mal auf die Erklärung der Klima-Apostel gespannt. Allem zum Trotz, ich wünsche frohe und gesegnete Weihnachten.

Thomas Schweighäuser / 23.12.2018

Ein Tempolimit würde nicht nur Leben retten, sondern meines verschönern, indem ich all diese narzisstischen weißen Männer, wenn ihnen auch noch der Lebenstraum Rennfahrer flöten geht, in die Lenkräder ihrer PS-Monster beißen sehen werde.

Steffen Huebner / 23.12.2018

“Ich glaube, die DDR wurde in sehr weiten Teilen liberaler und intelligenter geführt als die Bunterepublik der „Schon-länger-hier-Lebenden“.  Das glaube ich inzwischen auch - im Gegensatz zum “Siedlungsgebiet”  hätte man dort damals sicher gern mehr Autos und KKW gebaut, statt weniger, wenn man vergleichbare Handelspartner gehabt hätte. Das Frau Merkel durch ihre Uni nicht in der Forschung beschäftigt, sondern als FDJ- Sekretärin abgestellt wurde, hatte vermutlich auch einen Grund.

Walter Neumann / 23.12.2018

SPIEGEL: “.... zu Tränen der Rührung treiben.” Ich glaube, hier liegt rein psychosomatisch gesehen ein Grund für die verlogenen Stories der sog. “Edelfedern”. Habe gerade auf ZEIT.de gelesen, dass einige bei der jüngsten Redaktionskonferenz des SPIEGEL “Tränen in den Augen” hatten wegen des Scheiterns einer ihrer “Edelfedern”. Jetzt kann ich leider nicht mehr weiterschreiben, muss mir unbedingt ein Taschentuch holen ...

Gottfried Slowig / 23.12.2018

Ja, Sie haben es auf dem Punkt gebracht. Das Land der Dichter und Denker wird von Tag zu Tag immer blöder und die Leute halten sich noch für unglaublich Intelligent, den anderen einen Schritt weit voraus. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass all diese Dichter und Denker die, die Nobelpreise im deutschen Namen kassierten, aus dem Kreise der heute unter Vertriebenen, Aussiedler und Juden geführten Deutschen stammen. Und das ist die Gruppe die bei die Aufnahme im Bundesgebiet seit 20 Jahren, eigentlich ziemlich genau mit der Abwahl Helmut Kohls das Nachsehen haben. Frohe Weihnachten!

Thorsten Helbing / 23.12.2018

Der Schmock der Woche also… Ehrlich, diese Rubrik könnte die Achse sofort wieder einführen und zwar leicht verschärft: der Schmock des Tages und ihr hättet immer noch die Qual der Wahl. Um Herrn Thilo Schneider die Auswahl etwas zu erleichtern und ihn sanft in Richtung Jürgen Resch von der “deutschen Umwelthilfe, haha” zu manövrieren vielleicht eine weitere Rubrik: der Konzern-Schmock der Woche. Den wiederum hätte meiner bescheidenen Meinung nach der Volkswagen-Konzern verdient, ist es doch Stand 16.54 Uhr durchaus möglich, das in dem Softwareupdate zur Beseitigung des Dieselgate auslösenden “#abschalten” eine weitere unzulässige Funktion unzulässigerweise hinzugefügt wurde. Wer weiß was da noch alles zum Vorschein kommt was eifrige Programmierer - selbstredend aus eigenen Antrieb so wie unser Santa-Claas - so alles aus Langeweile in den überaus üppig bemessenen Speicher eines Steuergerätes hinein programmiert haben. Und, lieber Herr Schneider, auch wenn Sie hier auf der Achse in letzter Zeit viel Gegenwind bekamen, meine Verlängerung der Patenschaften ist auch ihrer “Schreibe” geschuldet. Also, weitermachen, aber erst nach Weihnachten. Und viel Spass morgen beim Geschenke besorgen.

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