Ja die Pafferei…. mit 15/16 angefangen, über viele Jahre ging ohne diese gar nichts, schon gar nicht morgens und auch danach nicht. Vorratshaltung inklusive, nicht versteckt, ganz offen, trotzdem zeigte sich so deutlich der Suchtcharakter. Und dann die Suche nach dem Kleingeld, vor’m Automaten und dennoch nicht am Ziel…. Dreimal hab ich’s aufgegeben, jedesmal gab’s 10 Kilo extra auf die Rippen, so war es unvermeidlich , aus meinem Sixpack einen Onepack zu machen - hat allerdings gedauert. Beim letzten Mal war alles anders : Ich wollte definitiv nicht mehr, hab nicht EINE Gewohnheit sondern MEHRERE aufgegeben , der Pneumologe schickte mich für 14 Tage in’s Bett, ich wußte gleich , wenn ich wieder aufstehe war’s das. Wenn ich heute einen Alptraum habe rauche ich.
@Andreas Rühl: Sehr schön beschrieben, Herr Rühl. Meine Frau sagt: immer, wenn du deine Zigarre rauchst, bist du so ein ausgeglichener, friedlicher, in sich ruhender Mann, am besten wäre, du rauchst immer Zigarre. Eine materielle Frage! Diese Gesellschaft ist seit Jahren auf dem Weg vom Leben zur bloßen Existenz, natürlich NICHT für DIE, DIE die EXISTIERENDEN für ihr LEBEN benötigen. Und diese LEBENDEN haben es geschafft, dass die EXISTIERENDEN keinen Aufstand gegen ihre Lebenszerstörer wagen. Sie verlassen ihre Käfige am Morgen und schließen sich nach getanener Steuerabführung wieder freiwillig ein. Und falls es einer wagt, den Kopf aus dem Loch zu stecken, steht eine entmenschlichte Soldateska bereit.
In meiner Jugendzeit waren Zigarettenmarken gleichsam Symbole für Lebenseinstellung und politische Zugehörigkeit. Jaavanse jongens , Camel und in gewissem Masse auch Gauloises rauchten schon damals die guten-besseren Menschen, während Roth-Händle ohne Filter oder schwarzer Krauser den Punk-Sein unterstrichen und dem Antifaschisten zum Aufbau eines antifaschistischen-heute freilich undenkbar- blauen Schutzwalls dienten. In diesem Milieu mit Marlboro, HB, Ernte23 oder gar Kurmark aufzutauchen, zog abschätzige Blicke nach sich und bei Frauen-die gab damals noch - konnte man sehr schlecht landen. Heute wäre man natürlich eine Nazi, klar. Kaffee, Kneipenbesuch, das Bier ohne Zigarette waren undenkbar und dennoch habe ich es vor 30 jähren innerhalb eines harten Jahres geschafft ,das Rauchen aufzugeben. Zum militanten ex-Raucher bin ich nicht geworden, auch wenn mir rauchverhangene Räume heute sehr unangenehm sind.
Meine Tante hat noch gequarzt, als sie bereits mit einem Sauerstoffgerät durch die Wohnung marschiert ist. Selbst die Explosionsgefahr hat sie von der Qualmerei nicht abgehalten. Passte wunderbar zu ihrer fatalistischen “Die Hard” Mentalität, die in unserer Familie eher die Regel als die Ausnahme ist. Und sie wurde damit 89. Helmut Schmidt wurde trotz rekordverdächtiger Dauerquarzerei von besonders anrüchigen Mentholzigaretten sogar 96. Dass Rauchen nicht gesund ist, steht außer Frage. Aber was nützt es einem, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn man vom Auto überfahren, bei einem Attentat erschossen oder in Stücke gesprengt, oder vielleicht sogar zerhackt und in der Badewanne in Säure aufgelöst wird?
Und hier schreibt ein Zigarrenraucher… also jemand aus einer anderen Welt. Aber es paßt - oder? “A woman is only a woman , but a good cigar is a smoke” (Rudyard Kipling)
Nicht genug, dass sie einem sagen wollen, wie man zu leben habe - sie wollen einem auch noch vorschreiben, wie man zu sterben habe. Entschuldigung, aber das will ich für mich selbst entscheiden. Ich habe in meinem Leben wohl hunderttausend kleine Glücksmomente mit meinen Zigaretten erlebt, und ich habe es nie bereut. Meine wichtigste soziale Erfahrung: Nach Möglichkeit immer zu den Rauchern und Trinkern, da ist es viel lustiger als bei den moralinsauren Pilgervätern.
Einfach wunderbar ! Es ist, als ob ein Stück meiner Vergangenheit zum Leben erweckt worden wäre. Ich habe für mein Leben gern geraucht und vor allem viel. Dass dies der Gesundheit abträglich war, hat mich damals schlicht nicht interessiert. Ich hab´ mitgenommen, was ging und möchte diese Zeit nicht missen. Mit dem Rauchen aufgehört habe ich vor 16 Jahren trotzdem; die Zeit war rum, Exzesse hatte ich genug. Zum Dank dafür bin ich fett geworden und das Schlimmste: Ich kann jetzt saufen wie ein Loch. Jetzt sterbe ich an Herzverfettung und Leberproblemen statt an Lungenkrebs. Naja, immer noch besser als an Corona….
Danke für den schönen Text, Danke für die Kommentare der Zigarrenfraktion! Niemand raucht, weil es gesund wäre, niemand fährt Motorrad, weil er von A nach B will, niemand springt mit dem Fallschirm, weil er der erste am Gepäck sein will - sondern weil all das viel Spaß macht. Wie gern erinnere ich mich an meine Fehlfarben, die ich am Vater-Rhein-Brunnen gegenüber dem Deutschen Museum geraucht habe, während alle anderen in der Mathematikstunde saßen. Das war schräg, unreif, dem Abi-Schnitt höchst abträglich - aber ich war allein und frei. Und nichts leichter, als mit dem Rauchen aufzuhören: Kauf Dir ein Paar Laufschuhe und benutze sie täglich. Auch ein Spaß!
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