Liebe Cora Stephan, herzlichen Dank für Ihren Artikel, über den ich mich (Nichtraucherin - von einer kurzen Unterbrechung vor ca. 4 1/2 Jahrzehnten abgesehen) köstlich amüsiert habe! Ach, war das herrlich, als das Klima noch nicht so moralinsauer war, als wir uns mit der Säge in jeder Pause den Weg durch die Rauchschwaden ins Lehrerzimmer zu unseren Plätzen bahnen mussten und der gutaussehende Musiklehrer mit einer Zigi in der Hand den Umzug (Vogelschießen) begleitete. Daran hat niemand Anstoß genommen. Es war lockerer - wir waren alle entspannter, dennoch war die Disziplin viel größer als heute. Und es gab sehr viel mehr Freude in der Schule. Dann kamen irgendwann die Verbotsfanatiker. Die Anforderungen an uns wurden immer größer - und gleichzeitig hagelte es Verbote. Schon Ende der 90er Jahre durften selbst wir Lehrer, wenn wir noch längst außerhalb der Dienstzeit oder in den Ferien gearbeitet haben, weder eine rauchen - wohlgemerkt auf dem gesamten Schulgelände auf einsamer Flur - geschweige denn, ein Schlückchen zur Entspannung zu uns nehmen. Wir waren also gezwungen, heilige Anordnungen zu missachten. Was mich besonders fuchtig gemacht hat - diese ganzen Verbote und Drangsalierungen kamen aus dem Kultusministerium in Kiel, an dessen Spitze seit den 80er Jahren nahezu durchgehend in der Praxis gescheiterte Lehrer allerlei Geschlechts sowie Leut*Innen standen, die von Schulpraxis keine Ahnung hatten. Info für jüngere Leute hier: Bis in die 80er Jahre gab es Raucherzimmer - für Schüler ab 16 - später immerhin eine Raucherecke. Übrigens: Am schlimmsten war eine süchtige Kollegin, die das Rauchen aufgegeben hatte. Vorher schon ein Giftzahn, entfaltete sie sich nach dem Entzug zu prächtiger Größe. Mich haben die Raucher nie gestört - und als es dann getrennte Lehrezimmer für Raucher und Nichtraucher gab, habe ich mich bei den Rauchern niedergelassen - sie waren entspannter und lockerer als die Nichtraucher.
Als Jungen wollten wir natürlich auch unbedingt mal rauchen. War ja ein Schritt hin zum Erwachsenwerden. Wir haben es mit Klopapier (so grobem) versucht. Mußte ja bloß glimmen Auch mit Pfefferminzblättern in einer aus einer Kastanie selbstgemachten Pfeife. Meinem Vater holte ich jeden Sonntagmorgen eine Zigarre vom Kiosk, die ich anrauchen durfte. Aber die lebhafteste Erinnerung habe ich an meinen Opa, der immer eine Zigarre im Mund hatte, die oft sogar kalt war! Den Duft seiner Kleidung werde ich nie vergessen. Er ist 89 geworden, hat, glaube ich, noch in der Nacht, bevor er dahinging, noch eine geraucht. Ich selbst rauche nun auch schon über die Hälfte meines Lebens Zigarren, gewissermaßen als Nachfolger… Allerdings nur im Freien…also im Sommerhalbjahr. Während meines Studiums rauchten die Assistenten noch im Labor… Einer stippte mal seine Zigarettenasche in das Ausgußbecken ab - in dem sich ziemlich viel Ätherdampf gehalten hatte… schöne Stichflamme.
+++ P R E I S F R A G E +++ - in welcher/m WeltRegion/SprachRaum zählt man bereits ab Geburt “irgendwie” schon zu den “RAUCHERN” ??? - kleiner Tipp: - hat was mit einem “TU-Wort” zu tun ?!? - oder, wo gibt es die meisten “SKI”-Anhänger ??? - Tipp: - weltbekannter polnischer “Roman” ;-)
Eine wundervolle Reise in eine lustvolle, ferne Vergangenheit. Die Angst vor einem gräßlichen Tod, die zur uns verordneten Abgewöhnung auf jeder Zigaretten-schachtel geschürt wird, diese instrumentalisierte Angst spielt auch eine Rolle, wie wir in die Corona-Katastrophe geschlittert wurden. Die Bilder greifen ineinander. Mit der Zigarette hat eine gutmeinend planende Dressurelite uns die Möglichkeit aus der Hand geschlagen, inneren Stress abzubauen, sich zu belohnen, Identität zu suchen, soziale Kontakte zu pflegen. Selbstbelohnug und Stressabbau erfolgen seitdem durch Kalorienzufuhr, Nahrungsmittel-Mißbrauch. Folge: Übergewicht, Diabetes. Ein Einstieg in die nächste Lenkung: Zucker-Verbot. Emotionsgesteuerte Magenverkleinerer neigen dann zum Alkohol-Mißbrauch. Es sind keine Menschenfreunde, die bei uns das Zepter in die Hand bekommen haben, sondern Süchtige, die ihrerseits einem Trieb fröhnen, anderen etwas vorzuschreiben. Gemeinsam befinden wir uns auf dem lustfeindlichen Weg zum neuen Menschen. Fragt sich, was an diesem erstrebenswert sei. Danke für diesen Artikel.
Es wundert mich nicht, daß, wie man im Artikel und den Kommentaren lesen kann, viele Achse des Guten-Leser ex-Junkies sind. Der Asoziale, Name vergessen, so’n abstossend hässlicher Deutscher, der hier mit Lust beleidigt zensiert, vermutlich auch. Deutscher Abschaum eben, über den sich der Rest der Welt, wir, kaputt lacht.
Lange nicht mehr mit soviel Genuß die Leserbriefe inhaliert…Oh, ich liebe Euch Raucher….die Einsamkeit des Lasters löst sich im blauen Dunst auf…verdammt, wo ist das sch…Feuerzeug
Ich vergaß: wenn heute jemand in meiner Nähe raucht suche ich seine Gesellschaft. Ich mag diesen Duft sehr, sehr gerne. Zu damaligen Raucherzeiten ist mir das nicht aufgefallen, olfaktorisch war eh alles vernebelt. Rückfallgefahr? Nö, null Komma null.
@Peter Jamnig: Sie sprechen mir und vielen Anderen hier aus der Seele. Was sind all diese Abstinenzler für Sauertöpfe, nicht zum Aushalten. Wenn wir zwei Alten mal auf einer Feier mit der heute “jungen Generation” sind (was nicht mehr so häufig vorkommt), fragen wir uns immer, WANN geht denn hier mal was los? Als wir einmal meine damals hochbetagte Mutter im Pflegeheim besuchten, fuhren wir mit dem Trike vor und äußerten gegenüber der jungen Leiterin, die gerade ihre Mittagspause im Garten genoss, unsere Absicht, einen Aufnahmeantrag in ihre Einrichtung zu stellen. Ich werde mein Leben lang nicht deren Miene vergessen, nur lachen konnte sie nicht.
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