Der “alte privilegierte weisse Mann” (und selbstverständlich auch die Frauen gleichen Alters) hat einfach nur Glück gehabt. Um die Zeit von 1960 wurden die grössten Oelfelder entdeckt und die Babyboomer wurden genau in diese beginnende Oelschwemme hineingeboren, die der Hauptgrund für den Wohlstandsboom der nächsten Jahrzehnte war. Das war wie ein Sechser im Lotto. Es ist etwas gar naiv zu glauben, wir hätten uns das verdient.
Ich bin mir bewusst, dass ich die meisten Jahre meines Lebens in einer glücklichen privilegierten Zeit verbracht habe. Ich bin bürgerlich aufgewachsen, rebellierte gegen meine Eltern und Lehrer, um mir meinen Lebensraum einzurichten, aber immer darauf bedacht, nicht zu viel zu zerstören und verhandlungsfähig zu bleiben. Nazis konnte ich nie leiden, obwohl uns einige Studienräte aufklärten, dass Breslau, Königsberg und Danzig auf ewig deutsch bleiben würden, und dass die Nazis die besten Militärstrategen waren, und dass waffentechnisch sowieso niemand den Nazis das Wasser reichen konnte. Sozialismus war für einen Sechzehnjährigen eine schöne Theorie. Besuche in Ostberlin und Prag sorgten blitzschnell dafür, jede Begeisterung im Keim zu ersticken. Beide Arten des Sozialismus lassen dem Individuum keinen Platz zum Atmen. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte nicht nur ich den Eindruck, dass wir eine wunderbar friedliche Plattform erreicht hatten, und so wunderbar sollte es bleiben - keine Kriegsgefahr, keine Feinde, recht verbreiteter Wohlstand, immer bessere Luft, freundliche Atmosphäre, keine Zukunftsangst, gute Rockmusik und schöne Autos. Irgendwann gefiel es einer Gruppe von Menschen nicht mehr so. Wurde es ihnen zu langweilig? Ging es ihnen zu gut? Wollten sie eigene Unzufriedenheit an andere weiterverteilen? Jedenfalls zündeten sie unsere Welt an vielen Stellen an. Medien, die bis dahin häufig Brände bekämpft hatten, ermutigen die Brandstifter, entschuldigen sie und bekämpfen die, die zu löschen versuchen. Wir Boomer stehen der Situation hilflos gegenüber; schon allein deswegen, weil viel zu viele aus unserer Generation auf der anderen Seite stehen. Hilft Wollen immer noch?
Nee, Herr Schneider so wird das nie was als etablierter Autor bei WELT, SPIEGEL oder ZEIT. Ohne vermurkste Kindheit, ist da nun wirklich nichts zu machen.
Privilegiert? Richtig erkannt; ja. Und das habe ich mir erarbeitet. Keine Grund zum Schämen, aber Grund zur Dankbarkeit, dass diese Zeit und dieser Staat es mir ermöglicht haben.
@Frank Stricker, „Wenn man im Ranking also ganz hinten steht,“… — …dann muss man schnell auf ein staatliches Trittbrett aufsteigen, sich bei den Behörden einschleimen und fürderhin selber die Standards definieren. Bonuspunkte für Color und Gender, Inklusion oder Integration ersetzen dann die Leistung und avancieren zum neuen Goldstandard in Korruptistan.
@Dirk Jäckel: Obwohl nicht weit von sächsischen Großstädten entfernt aufgewachsen, habe ich erst lange nach der Wende von UdF erfahren. Und “Unerkannt durch Freundesland” verschlungen. Hochinteressant. Dabei fielen mir zwei Dinge besonders auf. Selbst nach 70 Jahren Sozialismus galt auf dem flachen Land für Gesetzes- und Regelauslegungen der russische Spruch, ´Der Himmel ist hoch und der Zar ist weit` und bei ´sowjetischen` Muslimen mussten die Frauen am extra Tisch sitzen.
Wow Herr Schneider, wenn dieser Beitrag nicht einen “inhaltlich reversen Shitstorm” hervorruft, also einen Schwall von Zustimmung und Bestärkung, will ich heute ohne Abendessen zu Bett gehen.
Man könnte auch sagen, Linke und Grüne waren schon immer Arschlöcher. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich erinnere mich an meine Bio-Lehrerin, eine grüne Bezirksvorsitzende, die den gesamten Bio-Raum mit B.U.N.D.-Plakaten zugepflastert hatte und uns in jeder Stunde ermahnte, wir sollten uns gefälligst dort engagieren, wenn wir eine bessere Note, als eine Drei haben wollten. Engagiert hat sich aus meiner Klasse dort niemand, aber dafür hat sich eines der wenigen “Gastarbeiterkinder” im Bio-Raum ganz hinten im Unterricht einen runtergeholt, um sich die Sache anschließend unter dem Mikroskop angucken zu wollen, wie er angab, als die moralisch entrüstete Grüne dessen gewahr wurde. Wofür jeder andere Schüler von Schule geflogen wäre, wurde in dem Fall aber gerade noch glattgebügelt mit dem “Argument”, dass in islamischen Ländern vielleicht eine lockerere Sexualität praktiziert würde. Darüber lachten damals schon alle, außer eben Grüne und Linke. Last but not least, schaffte es die grüne Dummbratze dann doch mal in die Zeitung, wenn auch nicht mit einem grünen Thema, sondern weil sie ihren gesamten (!!!) Abi-Leistungskurs mit einer Sechs durchs Abi rasseln ließ. Wahrscheinlich war keiner je beim B.U.N.D. gewesen, jedenfalls rette eine disziplinarische Maßnahme “alter, weißer Männer”, die Abiturienten und sie durften die Bio-Prüfung wiederholen und bestanden alle. An meinem zweiten Gymnasium geriet ich wieder an einen grünen Irren, dieser jedoch ließ uns 9 u. 10. Klässler regelmäßig, die Tests des Bio-LKs des Nachbargymnasiums schreiben und erklärte uns regelmäßig für zu blöd für Bio, bis auch dieses Treiben per Disziplinarverfahren beendet wurde. Trotzdem werde ich nie Grün wählen, oder zum B.U.N.D. gehen!
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