Eugen Sorg, Gastautor / 25.07.2019 / 10:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Wahre Lügen und flexible Wahrheiten

Ende Januar dieses Jahres war es klirrend kalt in Chicago, die Stadt schlotterte unter dem eisigen Atem des Polar Vortex, des Polarwirbels, als Jussie Smollett, allein unterwegs um zwei Uhr morgens, Opfer einer bösartigen Attacke wurde. Zwei weiße Männer mit Gesichtsmasken und roten Trump-MAGA-Mützen, gab er den Cops der Chicagoer Polizei noch in der selben Nacht zu Protokoll, hätten ihn verprügelt, rassistisch und schwulenfeindlich beschimpft, mit einem Bleichmittel übergossen, eine Schlinge um den Hals gelegt und gedroht: „Dies ist MAGA-Land.“ Ein Thunfischsandwich in der linken, sein offenes Handy in der rechten Hand habe er sich tapfer gewehrt, bis die beiden schließlich davonrannten.

In den nächsten Tagen war die Story nationales Medienthema. Smollett ist Afroamerikaner, bekennender Schwuler, gehört als Sänger und Schauspieler der erfolgreichen TV-Serie „Empire“ zum unteren Hollywood-Adel und war schon vom Celebrity-verliebten Obama zum Gesangsvortrag ins Weiße Haus geladen worden.

Bevor die genauen polizeilichen Ermittlungsergebnisse bekannt waren, verurteilten Meinungseliten, Filmprominenz und die Granden der Demokratischen Partei mit unheilschwangerem Pathos den feigen Angriff. Sie geißelten die Tat als „modern day lynching“ (Kamala Harris), warnten, man dürfe „diesem Hass nicht länger einen sicheren Hafen bieten“ (Joe Biden), sprachen von einem „schrecklichen Beispiel für die wachsende Feindseligkeit gegenüber Minderheiten in diesem Land“ (Bernie Sanders). Und die wenigen Medien, die korrekterweise von einem „möglichen“ rassistischen und homophoben Angriff schrieben, wurden abgekanzelt. Eine solche Formulierung würde dem Opfer eine zusätzliche „Wunde“ zufügen.

Morgens um zwei bei 30 Grad minus

Naheliegende Fragen nach der Glaubwürdigkeit von Smolletts Geschichte konnten da keine aufkommen. Zum Beispiel, wie wahrscheinlich es ist, dass zwei Weiße mit Trump-Mützen und Skimasken morgens um zwei bei arktischen 30 Minusgrad auf der Suche nach einem schwulen Schwarzen unterwegs sind, um ihn zu lynchen, und dies in einem besseren Quartier einer Stadt, die zu 83 Prozent für Hillary Clinton gestimmt hat.  

Zu schön passte die Opfersaga in die Weltsicht der linksliberalen Stände, die ihre Niederlage in den letzten Präsidentschaftswahlen noch immer nicht akzeptieren können und die jeden Trumpwähler als dumpfen, weißen Hinterwäldler sehen, der sich durch sein Idol im Weißen Haus, dem orangefarbenen Oger aus Queens, ermutigt fühlt, loszuschlagen und seine bösartigen Instinkte an irgendwelchen Minoritäten auszuleben. „Das ist Amerika, 2019“, fasste eine CNN-Moderatorin den Fall apodiktisch zusammen. 

Nach wenigen Wochen gab die Polizei ihre Erkenntnisse bekannt. Zwei Dutzend Beamte hatten in mehreren tausend Arbeitsstunden den Fall rekonstruiert. Die „weißen Schläger“, so das Resultat, waren zwei schwarze Bodybuilder, nigerianische Brüder. Der 36-jährige Smollett kannte sie aus dem Fitnessstudio, und er hatte ihnen 4.000 Dollar bezahlt, damit sie den Angriff auf ihn simulierten. Eine Videoaufnahme zeigt die Brüder, wie sie in einem Shop jene Trumpmützen, Skimasken, Handschuhe kaufen, die sie nur Stunden später im angeblichen „modern day lynching“ trugen.

Erfunden und dennoch wahr

Der ganze Überfall war eine Farce, allerdings eine schlampig inszenierte. Smollett war sich offenbar so sicher, man würde ihm seine haarsträubende Geschichte abnehmen, dass er einige elementare Fehler machte, wie den, das Geld für die Brüder per Scheck statt in bar zu bezahlen. Aber er hatte nicht mit dem professionellen Realismus der Cops gerechnet.            

Dieselben Kreise, die zuvor Smolletts Version bedingungslos geglaubt hatten, warnten nun angesichts der polizeilichen Fakten davor, „vorschnelle Schlüsse zu ziehen.“ Oder sie räumten – wie ein Kommentator der Washington Post – ein, dass Smollett den Vorfall erfunden haben mochte, dieser aber trotzdem wahr sei. Denn er sei „Wirklichkeit für viele Menschen in diesem Land seit dem Amtsantritt von Trump.“  

Das alarmistische Mantra der linksliberalen Eliten, dass mit dem 45. Präsidenten der USA eine Welle von xenophoben, rassistischen, sexistischen Übergriffen über das Land geschwappt sei, findet jedoch keine statistische Bestätigung. Ein FBI-Report hält zwar fest, dass 2017 im Vergleich zum Vorjahr siebzehn Prozent mehr „Hass-Verbrechen“ registriert worden seien, 7.000 insgesamt. Dabei muss aber erwähnt werden, dass 1.000 zusätzliche Polizeistellen ins Meldeverfahren eingebunden worden waren, was automatisch zu einer höheren Zahl registrierter Fälle führt, aber nichts aussagt über deren reale Zunahme. Und abgesehen von der oft politisch-ideologisch verzerrten Definition eines „Hassverbrechens“ sind 7.000 Fälle in einem multirassischen Land von 330 Millionen Einwohnern eine verschwindend kleine Zahl und mitnichten eine „Welle des Hasses.“      

Hate Crime Hoax

Zugenommen haben dürften hingegen die falschen Hassverbrechen a là Smollett. Dies meint auf jeden Fall der Politikwissenschaftler Wilfred Reilly, der in seinem Buch „Hate Crime Hoax“ zu dem Schluss kommt, dass fünfzehn Prozent aller gemeldeten sogenannten Hassverbrechen von den Opfern selbst inszeniert wurden. Und an den politisch hyperkorrekten Universitäten sollen es gar fünfzig Prozent sein.          

Als Smollett in einem Interview mit den Vorwürfen an ihn konfrontiert wurde, antwortete er mit treuherzigem Augenaufschlag: „Wer sollte so etwas erfinden?“ Ja, wer? 

Reporter Andy Ngo von der Publikation Quillett zum Beispiel hat Dutzende von nachgewiesen falschen und erfundenen Hass-Vorfällen zusammengetragen. Von Muslimas, denen angeblich der Schleier vom Kopf gerissen worden sei; von antirassistischen Aktivistinnen, die das eigene Auto mit rassistischen Drohungen bemalt hatten; von afroamerikanischen Studentinnen, die logen, von weißen Trumpanhängern mit Steinen beworfen worden zu sein. 

Ein moralischer Infantilismus

Opfer von Hassern zu sein, bringt Vorteile. Man wird eingehüllt in Mitleid, Aufmerksamkeit, warme Zuneigung. Dem Opfer eröffnet sich zudem die süße Versuchung, seine Unzulänglichkeiten, seine Niederlagen mit einem Befreiungsschlag zum Verschwinden zu bringen. Man hat nicht selber Schuld am eigenen Versagen, und auch nicht die eigene Gruppe, verheißt das progressive Narrativ, sondern die anderen, die weißen Männer, die Kolonialzeit, die rassistischen Strukturen.

Die Preisgabe der individuellen Verantwortlichkeit führt jedoch zu einem moralischen Infantilismus, der unersättlich mehr Schutz und Sonderbehandlung fordert, und zu einem narzisstischen Opferkult, süchtig nach immer neuen Beispielen systematischer Erniedrigung, wenn nötig auch falsche, ohne welche die eigene Identität und die mächtige, links-politisch instrumentalisierte Opferindustrie nicht aufrechterhalten werden könnten.           

Und wer diesen Komplex stört, lebt nicht ungefährlich. Vor kurzem wurde Reporter Andy Ngo von einer Gruppe linksaktionistischer Antifa-Anhänger spitalreif geprügelt. Dies war ein echtes Hass-Verbrechen.                               

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Leserpost

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Gereon Stupp / 25.07.2019

In den Köpfen vieler, allzuvieler Zeitgenossen hat der (Bürger-)Krieg längst begonnen. Das gilt für USA ebenso wie für DEU. Wie bringen wir diese Durchgeknallten wieder an den Verhandlungstisch? Oder hält der homo sapiens(?!) Frieden nur endliche Zeit aus? Nordirland, Palästina etc. zeigen, daß unterschwellige Gewalt offenbar dauerhaft köcheln lann. Eruptionen großen Ausmaßes, wie 1618-48, 1756-63, 1794…1815, 1861-65, 1914-18, 1935/39-45 scheinen dagegen für längere Zeit den Mut abzukühlen. Nun juckt ihm scheint’s wieder das Fell, dem Affen.

Rupert Drachtmann / 25.07.2019

Grüß Gott Herr Sorg ! Im ähnlichen Kontext beobachten wir doch zunehmend auch in den Staatsmedien die stete Feststellung, dass die Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung nachweisbar zunimmt. Vorsorglich wird von diesen Medien natürlich umgehend darauf verwiesen, dass dieser Effekt selbstverständlich keineswegs überwiegend durch die kulturellen und zivilisatorischen Gepflogenheiten unserer Neubürger begründet sei. Vielmehr wird auf eine wachsende aggressive Grundstimmung in den Reihen derer die schön länger hier leben hingewiesen. Na gut, mag alles richtig sein. Dass wir Deutschen - der dämliche Michel - nun mal irgendwie träge ist und den Arsch nicht so schnell hoch bekommt wie z.B. der gemeine Franzose, das ist halt so - warum auch immer. Aber eines ist klar. Wenn man dem Patienten nur lange genug am Nerv herrumbohrt könnte es sein, dass dieser irgendwann doch mal feststellt, dass das ganze langsam anstrengend wird. Uns ist diese Dose erst mal geöffnet, dann bekommst du das Ding auch nicht so schnell wieder geschlossen. Wie immer. Lange Leitung - kurze Lunte ! Warten wir es ab.

Jochen Brühl / 25.07.2019

Dieser Missbrauch ließe sich eventuell damit lindern, dass seitens des Gesetzgebers der Strafrahmen für solche erfundenen Straftaten auf exakt den Strafrahmen festgelegt werden, wie die real vollzogene Tat ansich. Für Sexualdelikte bzw. ihre Erfindung sollte das übrigens auch gelten.

Sabine Schönfelder / 25.07.2019

Frank@Stricker, volle Zustimmung. Der Eritreer lebt und die deutsche Kartoffel ist tot, wer ist denn hier der Diskriminierte? Und auch die arme Frau, die von einem ‘Migrationshintergrund’ vor einen fahrenden Zug geschubst wurde, möchte ich hier thematisieren. Sie war offensichtlich eine Deutsche, das ist Diskriminierung gegen eine weiße Kartoffelfrau. Bei einer Nigerianerin würde im Falle des Serben nur der deutsche Paß zählen er avancierte automatisch zum Deutschen mit ‘rechter Ausländergesinnung’, würde obligatorisch für die ‘rrrrächte’ gesellschaftspolitische Kampagne benutzt,  die nichts weiter als ein Stellvertreterkrieg für AFD-bashing und Vernichtung ist. Wo bleibt die Genderempörung? Täglich werden Frauen belästigt, geschändet und unverschämt angesprochen aus der Welt der Migration, in der Weiblichkeit auf Stammhirnniveau unter männlicher Knute vor sich hin vegetiert! Wo bleibt euer ‘me too’ , ihr verlogenes, verblendetes, grün-linkes Weiberpack? Medial gelobt und als Held gefeiert wird ein Araber, der den Serben, nachdem er die Frau vor den Zug warf, am Arm festhielt! Mann, müßt Ihr verzweifelt sein, Ihr lächerlichen Schmierfinken im Journalistengewand.

Rolf Lindner / 25.07.2019

Das sind alles die Knallerbsen als Vorgeplänkel vor dem großen Knall.

Thomas Brentana / 25.07.2019

Wer hätte das gedacht? Da werden Straftaten “erfunden” weil man die richtigen Täter braucht? Nein, sowas kann es in Deutschland niemals geben. Hier werden keine Straftaten erfunden, hier arbeitet man deutlich subtiler. Die richtigen Taten werden täglich neu aufgewärmt und mit Kommentaren umschwärmt während die falschen unter “Sonstiges” einen Dreizeiler auf Seite 7 wert sind. Und wenn alles nicht mehr hilft dann sind halt 20 Hakenkreuze an der Wand 20 rechtsextreme Taten und 300 Steinewerfer inkl. 100 Verletzten bei G20 genau 1 linksextreme Tat. Die nach oben hin offenene Relotiusskala verbucht solcherlei Meldungen wie in Chikago gerade mal unter Stärke 3.

Volker Kleinophorst / 25.07.2019

Linke hassen nicht, die “lieben”. Wissen wir doch von Mielke.

toni Keller / 25.07.2019

Nun ja,  es ist schon eine eigenartige Welt in der wir leben. Wert hat nicht die eigene Leistung, sondern Wert hat nur wenn einem die Leistung nicht zugetraut wird und man deshalb rumheulen kann. Dabei leben wir doch in einem Land wo die Unfähigeren das Sagen haben. Aber es wird ja schon lange vorbereitet, eigentlich seit den 20ern des letzten Jahrhunderts wird einem der Kopf vollgeheult wie toll Frauen sind, was sie alles können täten, wenn man sie nur liese, und wie nett ein Matriachat sei. Mittlerweile quotet man die Frauen ja in jeder Partei und überall dort, wie die Politik was zu sagen hat, und zu allem Überfluss holt man die Männer in Massen aus einem Kontinent, wo die Frauen auch das Sagen haben (Man begreift nämlich hierzulande nicht, dass der klassisch afrikanische und muslimische Mann zuhause! nämlich genau nichts zu melden hat, und am extremsten ist es in Afrika, da ist die Frau schlichtweg für alles zuständig, Kinder, Haus,. Hof, Feld, Handel). Wohl in der Hoffnung, dass die die weißen Männer lehren die Frauen doch machen zu lassen, und selber ihr Leben zu chillen. Nur dass damit, dass man die klassischen christlichen männlichen Tugenden abschafft, generiert man eben keinen Wohlstand, und wer nun mal, egal wo die Kinder kriegt, sind nun mal die Frauen und deshalb sind es die, die in einfacheren Kulturen am meisten geplagt sind.

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