Schatzsucher sind schlimmer als Terroristen

Als George Powell und Layton Davies, zwei Hobby-Schatzsucher, ein Gelände in der englischen Grafschaft Herefordshire durchstreiften, schlugen plötzlich ihre Metalldetektoren heftig an. Sie waren auf einen spektakulären Fund gestoßen: dreihundert Silbermünzen, ein drachenköpfiger Armreif, ein Goldring, ein Kristallgehänge, ein Silberbarren, alles über tausend Jahre alt, eine archäologische Sensation mit geschätztem Wert von 12 Millionen Pfund.

Nun schreibt der Treasure Act, ein neues Gesetz von 1996, vor, dass solche Funde den Behörden gemeldet werden müssen, um Museen den Erwerb zu ermöglichen, wobei Finder und Landbesitzer je die Hälfte des bezahlten Betrags zusteht. Powell und Kumpan Davies jedoch unterschlugen den Schatz und versuchten, die wertvollen Stücke direkt an Antiquitätenhändler zu verhökern. Sie waren gierig geworden. 

Ihre Mogelei flog auf, und sie mussten sich vor kurzem vor einem Gericht verantworten. Experten erklärten, dass der Schatz von „nationaler Bedeutung“, ein „wichtiger Teil unseres nationalen Erbes“ sei. Vergraben vermutlich von einem Wikinger-Krieger, der mit seinen Männern von angelsächsischen Truppen Ende des neunten Jahrhunderts gegen Osten getrieben wurde, könnten die Artefakte ein neues Licht werfen auf jene Zeit, als sich „England zur Nation mit einer eigenen Identität bildete.“

Ein drakonisches Urteil

Die wilde Buddelei der beiden Schatzsucher habe jedoch die historische Stätte „erheblich und unumkehrbar beschädigt“ und eine präzise Erforschung der damaligen Ereignisse wahrscheinlich nachhaltig verunmöglicht. Zudem fehlten die meisten der dreihundert Münzen. „Der Schatz gehört der Nation“, befand der Richter und verdonnerte Powell zu zehn und Davies zu achteinhalb Jahren Gefängnis. Ein drakonisches Urteil.   

Eine ungleich mildere Behandlung erfuhr deren Landsmann Anjem Choudary, obwohl dieser seit über zwanzig Jahren mit allen seinen Kräften daran arbeitet, das „nationale Erbe“, die „Identität“ und den Besitz Grossbritanniens zu schädigen.

Choudary, Sohn pakistanischer Einwanderer, ist ein radikalislamischer Prediger und Aktivist. Er war führende Kraft der salafistischen Gruppe Al-Muhajiroun, die 2005 wegen Verstößen gegen das Terrorismus-Gesetz verboten wurde. Der rührige Choudary reagierte mit der Gründung von Nachfolge- und Tarnorganisationen, Hilfswerken, Schulen, die Namen trugen wie „Aufruf zur Unterwerfung“, „Muslime gegen Kreuzzüge“, Islam4UK“, „Sharia Project“, „Friedfertige Gesellschaft“, „Aktionskomitee gegen britischen Terrorismus.“ Flog eine dieser Gruppen auf, entstanden sofort zwei neue. 181 Deckorganisationen wurden bis heute gezählt.

Deren Ziel ist die Unterwanderung und Umwandlung Grossbritanniens in ein Kalifat. Wo Muslime wie in gewissen Stadtteilen die Mehrheit bilden, sollen sie bereits heute kleine Emirate bilden, autonome Enklaven mit islamischer Rechtsprechung, unabhängig von der übrigen ungläubigen Gesellschaft.

Die wunderbaren 19

Choudary rief immer wieder zur Tötung von Prophetenkritikern auf, „schlachte diejenigen, die den Islam beleidigen“, zur Tötung von britischen Soldaten, die in Afghanistan kämpften, „Hölle für Helden“, zur Tötung des Papstes. Er feierte die Selbstmordattentäter von 9/11 als „die wunderbaren 19“, und als bin Laden von den Amerikanern aufgestöbert und erschossen wurde, versuchte er mit seinen Anhängern, die US-Botschaft zu stürmen und drohte der britischen Regierung mit Racheanschlägen wie im Juli 2005 in London.

Der schlaue Korandoktrinär knüpfte ein globales Netzwerk und rekrutierte schon Ende der Neunzigerjahre junge englische Muslime für geheime Camps, wo sie eine Waffenausbildung erhielten, um in bin Ladens al-Kaida in Tschetschenien, Afghanistan, im Kosovo, in Somalia, in Kaschmir zu kämpfen. Wenige Jahre darauf wurde aufgedeckt, dass an einer islamischen Schule in East Sussex, wo angeblich nur friedlich der Koran studiert und Fussball gespielt wurde, tatsächlich Terroristen angeworben und an AK-47 und Raketenwerfern geschult wurden. Choudary war der Organisator.

Mindestens ein Dutzend Selbstmordattentäter in der halben Welt und etliche Planer von Anschlägen, die von den Geheimdiensten im letzten Moment verhindert wurden, waren enge Gefährten des Hasspredigers. Auch der Terrorist Usman Khan, der vor zehn Tagen auf der London Bridge zwei Menschen erdolcht und drei schwer verletzt hat, war sein Schüler und Freund. 

Eine halbe Million Pfund Sozialhilfe

Außer ein paar kurzen Verhaftungen und kleinen Bußen wegen unbewilligten Demonstrationen blieb jedoch der ausgebildete Anwalt Choudary, der damit prahlte, eine halbe Million Pfund Sozialhilfe vom verachteten englischen Kuffar-Staat bezogen zu haben, jahrelang unbehelligt. Erst als er für das Blutkalifat des Islamischen Staates zu rekrutieren begann, wurde er 2016 zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis wegen Terrorbeihilfe verurteilt, kam aber schon zwei Jahre später auf Bewährung wieder frei.  

Messermuslim Usman Khan wiederum war 2012 eingesperrt worden, weil er die Londoner Börse, Bürgermeister Boris Johnson und einige Synagogen in die Luft sprengen wollte. Im Gefängnis bewarb er sich um die Teilnahme an einem Deradikalisierungs-Programm und galt nach einiger Zeit als geläuterter Vorzeigehäftling. Daher wurde ihm erlaubt, ohne polizeiliche Begleitung an einer Konferenz der Uni Cambridge teilzunehmen, die stolz ein eigenes Rehabilitierungs-Projekt, „Zusammen Lernen“, für Verbrecher vorstellte. Auch dieses hatte Khan absolviert und seine Betreuer erneut von seiner Reue überzeugt. Aus Freude über den angeblichen Heilungserfolg sammelten diese Geld, um ihm einen Computer schenken zu können. Er dankte es auf seine Weise: Die Opfer Khans waren junge akademische Mitarbeiter dieses Projekts. 

Wenn kleine ungetreue Freizeit-Schatzsucher doppelt so hart bestraft werden wie ein notorischer, global agierender Terrorapologet, dann ist den Justizvertretern der moralische Kompass abhanden gekommen.

Und wenn die Meinungseliten eine totalitäre, todessüchtige Ideologie wie den islamischen Jihadismus blauäugig zur Krankheit verkitschen, die man therapieren könne wie eine Grippe oder ein zu geringes Selbstwertgefühl, dann befindet sich eine Gesellschaft in Gefahr. Sie beraubt sich der notwendigen Mittel, sich gegen eine wirkliche Gefahr zu wehren. 

 Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche 

Foto: Employee/US Embassy Kabul Flickr via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Margit Broetz / 16.12.2019

Man darf den Engländern dankbar sein, daß sie der Nomenklatura die Maske heruntergerissen haben und jedes Gesülze von der heimlichen Mehrheit der Remainer oder der Ahnungslosigkeit der Wähler bei der Brexit-Abstimmung, als die EU-Propaganda entlarvt haben, die das ist. Man kann die Engländer sogar ein wenig beneiden. Aber sie haben durch ihre Klassengesellschaft und insbesondere durch ihre Commonwealth-Migration, besonders aus Pakistan, die Probleme mitgeschleppt, derentwegen sie die EU los sein wollten. Ein interesssantes Faktum findet sich zum Thema bei Douglas Murray (“Der Selbstmord Europas”): trotz “Migration” von Kelten, Römern, Angelsachsen und Normannen, die ihre Spuren hinterlassen haben, hat sich der Genpool der Bewohner Großbritanniens seit 1945 stärker verändert als in den zwei Jahrtausenden davor (!).—- Ob man den Richter, der mit „nationaler Bedeutung“, „wichtiger Teil unseres nationalen Erbes“ und „England [als] Nation mit einer eigenen Identität“ argumentierte, vor dem EUGH wegen Rassismus verklagen kann, bevor die Briten raus sind?

Rex Schneider / 16.12.2019

Krieg ist der Kampf unter Völkern. Wie nennt man eigendlich den Krieg von Migranten gegen das Staatsvolk? Wozu und für wen möchte die Justiz,  dass Kulturgut erhalten?

Jörg Themlitz / 16.12.2019

Jetzt haben wir ja zwei Möglichkeiten: Vor weiß nicht mehr, ca. 15 Jahren, äußerte der Sozialist / Kommunist Gregor Gysi in einer Fernsehgesprächsrunde sinngemäß: In der kapitalistischen Gesellschaft werden Eigentumsdelikte per se immer härter bestraft als Gewaltdelikte. Und untermauerte das mit Beispielen. Zweite Möglichkeit: Die britische Justiz ist genauso von “68ern” ? durchdrungen wie die deutsche Justiz. Und die sehen in den Terroristen so ein bisschen die Freiheitskämpfer gegen den britischen Imperialismus. Leider werden wir, so lange es in Großbritannien keine Nazis mit Luftgewehr und so gibt, nie erfahren, wie die Verurteilung in der anderen Richtung ausgehen würde. Insofern war die Labourpartei in Ermangelung an Nazis (Prinz Harry zählt nicht) bei der Wahl schon sehr benachteiligt. Hilfsweise haben die dann die Torys als Rassisten beschimpft. Aber bitte, was bringt denn mehr Stimmen?  Heroischer Wahlkampf gegen Nazis oder sich mit luschigen Rassisten rumstreiten?

Andreas Rochow / 16.12.2019

Der übernationalen Gerichtbarkeit wird sich das autonome Großbritannien durch den Brexit wohl nicht ganz entziehen können. Des einen Terrorist ist des anderen Aktivist. Hier wie jenseits des Ärmelkanals scheint die Bereitschaft des Staates unter dem Druck linker Globalisierungspropaganda zu wachsen,  Terrornetzwerke und organisierte Clankriminalität mit NGO-Aktivismus zu verwechseln. Und tatsächlich gibt es da durchaus “Schnittmengen”, die wir gefälligst zu tolerieren haben. Genau dieser letzte Nebensatz ist mustergültig antidemokratisch und entspricht dem Idealbild der Open Society des Genossen und Multimilliardärs György Soros. Gesellschaften, die sich zu seinem Spielball machen, die sich seinem Diktat unterwerfen, haben ihren (demokratischen, juristischen) Kompass ohne Not schon fortgeworfen!

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