Natürlich fand seinerzeit jeder Santana toll. Wann immer ich mir später seine Stücke angehört habe – nun ja, das Gedudel mit McLaughlin sicher nie mehr – sah ich die Sache ein wenig anders. Ich war überzeugt, dass Santana in seinem früheren Leben Charly Zukerman oder so geheißen haben mochte und einer der vielen unbedeutenden Zupfgeigenhanseln war, die man damals an jeder Straßenecke traf. Ein findiger Marketing-Manager dachte wohl, dass flache Popsongs mit etwas afro-kubanischem Makeup sich bestens verkaufen könnten, nannte den guten Charly fortan Carlos Santana – hatte wahrscheinlich in seiner Jagend mal The Alamo gesehen – und fertig war die neue Kultband. Als Indiz dafür mag gelten, dass Charly’s Spanisch immer so klang, als hätte er es in einem Crash-Kurs auf der Volkshochschule gelernt. Die Schlagwerker waren oK, der Bassist plump und ungelenk in seinem Spiel, der beste Musiker der Truppe wohl der Keyboarder – Greg Rolie, wenn ich mich recht erinnere.
Danke für die kleine Reise, für mich zurück durch die psychedelischen Schwaden im Zirkus Krone München 1971, unvergesslich ...
“In einer Zeit, als das Radio so gut wie nichts spielte, das uns interessierte, hörten wir im dunklen Keller die erste Platte von Carlos Santana.” Wo soll das denn gewesen sein? Ab Januar 1970 gab es mit 100 kW RNI auf 220m und die haben garantiert Santana gespielt. Später kam der RNI World Servive irgendwo am Rande des 31m-Bandes, der selbst in Russland noch kristallklar zu hören war. In 100 km um Berlin und um Hof gab es den RIAS2, im NDR-Sendegebiet gab es auf NDR 2 ab 1969 den Fünf-Uhr Club, analog zum Five O’Clock Tea und im Süden gab es den Club 16 (um 16:00Uhr) aus München. Radio Luxemburg auf 208m/1440 kHz und die Europawelle Saar spielten rund um die Uhr gute Musik, Und sogar die DDR sendete auf dem “Deutschen Soldatensender” die Musik von Carlos Santana. AFN und CFN ohnehin. In welchem tiefen Tal haben Sie sich denn 1970 versteckt? Und ich glaube, auch der Deutschlandfunk, der auf verschiedenen Frequenzen in ganz Deutschland zu hören war, spielte Santana. Waren Sie damals in der kasachischen Steppe?
Ha, Archi, war auch meine erste LP, das Debut von Santana. Allerdings erst 1970. Radiomäßig gab es ab 1963 den “Internationalen Plattenteller” und ab 1966, samstags, “Die Auswahlsendung” mit Walter Krause, aus der ab 1970 der tägliche “Pop Shop” hervorging. Der Ur-Ur-Ur Vorläufer des heutigen SWR. Dort konnte man Musik hören. Und natürlich, an erster Stelle auf BFSB und AFN.
Ich hatte immer gehofft, dass “In fünf Minuten bist du dran!” die letzten Worte sind die ich höre, bevor ich kurz darauf zur Hölle fahre. Kurz und schmerzlos. Stattdessen bekomme ich seit 2 1/2 Jahren einen schleichenden Tod von unseren Regierenden aufgenötigt, die mir in ein paar Wochen wieder zu Leibe rücken werden und das Elend dann erneut los geht. Was das mit Santana zu tun hat? Eigentlich nix. Und das Radio spielt heute immer noch nichts was mich interessiert, ganz im Gegenteil, das wurde im Laufe der Zeit immer schlimmer.
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