Ich diskutiere das Thema ja schon länger und immer wird mit irgendwelchen Gigaelektronenwattstunden die mit Wind und Sonne angeblich erzeugt werden können, argumentiert und das ganze dann mit dem aktuellen Bedarf verglichen, mit dem Ergebnis: Passt! Nur die eine winzige Tatsache, dass man elektrische Energie nicht speichern kann und wenn dann nur mit hohen Verlusten, diese eine, kleine, aber feine Tatsache wird ausgeblendet. Vor einiger Zeit las ich in einer, eigentlich seriösen, populärwissenschafltichen Zeitschrift, dass Afrika sich, was die Energiegewinnung angehe, den Weg über fossile Energieträger und Atomkraft sparen könne und sich am deutschen Beispiel orientieren sollte. Im Artikel selber wurde interessanterweise nicht auf Solarenergie verwiesen, sondern auf Windkraft gesetzt und auch hier die Speicherfrage umgangen. Mittlerweile frage ich mich auch warum sich keiner die Frage stellt, warum pupsende Rinder zwar das Klima schädigen können sollen, aber die massenweise Entnahme kinetischer Energie des Windes in massenweise aufgestellten Windradparks, sowie das massive Eingreifen in den Strahlungshaushalt der Sonne, warum das keinerlei Wirkung haben soll. Ich sage nicht dass es schlechte Folgen hat, aber mich wundert immer mehr, dass man gerade hier so tut, als sei das alles komplett folgenlos.
Keiner von diesen „Experten“ hat auch nur im Entferntesten eine Ahnung was es heißt, wenn man für eine 10tätige Dunkelflaute mal eben 40 GW x 10 Tage x 24h = 9600 GWh in „Heimspeichern“ vorhalten wollte. Ok, ich verrate es: es braucht 96.000.000 neue Teslas mit randvoller Batterie oder 711.000.000 „Powerwall“ Heimspeicher. Am 11. Tag bricht dann allerdings der Bürgerkrieg aus, da alle Speicher leer sind. Virtuelle Kraftwerke können übrigens nur „herunterregeln“. Bei Dunkelflaute und leeren Batterien „isch over“.
Herr Haferburg, mich quält schon lange die Frage, was eigentlich sind physikalisch gesehen “erneuerbare Energien”? Wahrscheinlich doch eine ähnliche Chimäre wie “virtuelle Kraftwerke?
Also hat sich das Handelsblatt inzwischen auch zum naturwissenschaftlichen Esoterikblatt weiterentwickelt. Einfach nicht kaufen. Da weiß man, was man hat. Sehr empfehlenswert ist dagegen Astro-TV. Da gibt es bei Anruf jede Menge kosmische Energie. Sollte unbedingt auch in den deutschen Energiemix mit aufgenommen werden. Das Konzept für eine Crowd-Funding-Kampagne habe ich schon in der Schublade. Anleger gibt’s bestimmt genug. Könnten Sie den Kontakt zu dieser begnadeten Expertin herstellen.
Ich kenne einen jungen Menschen der sich vor Jahren arglos für das Studium der Kultur- und Medienwissenschaft eingeschrieben hat. Bereits nach einer (!) Vorlesung sagte er: ” Was war das denn?! Damit kann ich überhaupt nichts anfangen” - und schrieb sich bei nächstbester Gelegenheit für die “Lehre von unbelebten Dingen der Natur, die exakt meßbar sind” (Duden) ein. Nämlich Physik. Als Physiker meidet er die Lektüre des Handelsblatt und erhält sich so seine seelische Gesundheit.
Schon 2012 schrieb Prof. Weiss in “Die Intelligenz und ihre Feinde: Aufstieg und Niedergang der Industriegesellschaft” das Bildungsprekariat (beschäftigt unter anderem bei den Medien) besetzt die Begriffe, damit die Inhalte und nachfolgend die Entwicklungsrichtung. In China baut Intel Prozessoren, Mercedes montiert Autos, die Chinesen landen ein Auto auf der Rückseite vom Mond und meine Tochter sendet mir ein Foto aus dem Reisezug Shanghai - Beijing mit der Geschwindigkeitsanzeige 348 km/h. Wem jetzt nicht klar ist, dass wir verkackt haben, dem ist nicht mehr zu helfen und der soll sich weiter die gehackten oder vielleicht gefakten Fotos von Annalena und Robert an tun.
Herr Haferburg, VPP bzw. Virtual Power Plant ist seit langem ein Begriff in der Energiewirtschaft, allerdings typischerweise nicht im Mikrobereich von ein paar PV-kW bzw. Batterie-kWh wie bei Sonnen, sondern für über die Netzleitstellen gemeinsam regelbare Gruppen verschiedener Anlagen im zwei- bis dreistelligen MW-Bereich, zB Chemiepark-KWs, grössere lokale Biomasseanlagen oder Ähnliches, die vergleichbare Netzdienstleistungen erbringen können wie ein Groß-KW. Daß das Handelsblatt hier wieder munter Realität und Fiktion verquirlt, ist leider Tradition. Einerseits haben sie mit Klaus Stratmann jemanden in der Redaktion, der Ahnung hat und auch so schreibt, andererseits sind sie berüchtigt als Hauspostille von Prof. Kemfert und ihrem Umfeld, vermutlich immer wenn Herr Stratmann gerade nicht da ist.
Dass in einer immer technischer werdenden Welt die Grundlagen der Technik, nämlich Mathematik und Physik, als immer “uncooler” gelten und gerade die sogenannten “technikaffinen” jungen Leute ausschließlich zu Konsumenten ohne die geringste Ahnung, was sie da konsumieren, herangezogen werden, ist auf Dauer keine stabile Situation. Zum Glück gibt es noch den Fernen Osten, wo man das anders sieht und keine Jodeldiplome vergibt; vielleicht werden wir noch erleichtert sein, wenn China die Konkursmasse Deutschlands billig aufkauft. Unglücklich werden darüber sicherlich die zarten Sneeflöckchen sein, die zum ersten Mal arbeiten müssen, anstelle sich für ihre gefühlten Benachteiligungen alimentieren lassen zu können.
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