Nein, Herr Noll, verschönern Sie nicht die Bundesrepublik der 80er Jahre, denn das war diese Republik nicht. Als besetztes Land konnte man ihr das Maul stopfen, und der Wohlstand hatte bereits den deutschen kleinen Mann in viel, viel schönere Gegenden dieser Welt gebracht, was ihn aber nicht abhielt, Ausländer als Fremdkörper und geistig unterbemittelt zu betrachten. Und es war nicht lange her, seit Kneipen in Süddeutschland Schilder an ihre Türen anschlugen, dass Hunde und Italiener nicht willkommen sind. Holländer und Franzosen konnten Deutsche (berechtigterweise) nicht ausstehen. Dafür habe ich Beweise. Dann kamen die späten 80er Jahre und Gorbatschow, dann fiel die Mauer, Kohl bemühte sich, Deutschland endlich in Europa zu verankern, es kam Schröder, der das wichtige Dreierbündnis schnürte ... und dann kam sie. Und Deutschland findet sich in den 30er Jahren wieder. Und es sind - wie damals auch - sehr (viel zu) viele, die mehr oder weniger freiwillig mitmachen, als hätte man ihnen das Hirn ausgepustet. Unlängst hörte ich von der Tochter einer Freundin, die gerade in Geschichte den Doktor gemacht hatte, dass sie nichts anfasst, was weiter rechts als “die Welt” ist. Es lebe der rotgrüne Verschismus und an vorderster Front unsere heißgeliebte “Anführerin der freien Welt” und “Lampe des Friedens”. In kleiner Runde würde es mich freien, mich mit Ihnen auszutauschen, denn ich schätze Sie. Aber nehmen Sie die Nostalgiebrille ab, dieses Land brauchte nur eine Initialzündung, um in seine Vergangenheit einzutauchen.
Die rechte Gefahr wird seit Monaten regelrecht von den Medien herbeigeredet und herbeigeschrieben. Dabei wird die Zahl der Rechtsradikalen ständig größer, weil mittlerweile jeder Konservative zu deren Sympathisanten erklärt wird.
Was wäre aus Jakob Augstein ohne seine Millionenerbe geworden, frage ich mich. Egal. Heute ist das Corona-Virus in Italien angekommen. Die ersten Städte sind abgesperrt. Von dort nach hier ist es nicht weit. Möge ein jeder in der Umgebung mit den Leuten und den Umgangsformen in Quarantäne eingesperrt werden, die er sich gewünscht hat. Vor 30-40 Jahren wäre das in der Tat entspannter gewesen.
Danke Herr Noll, ich kann Ihnen nur zustimmen. Auch mich widert die Stimmung in diesem Land mehr und mehr an. Viele unserer Politiker, die ständig vor der Verrohung unserer Sprache reden, bedienen sich der gleichen Mittel, wenn es ihrer eigenen politischen Agenda dient Wenn es sich gegen ein bestimmtes politisches Spektrum richtet, sind alle Mittel legitim, die “gute” Sache rechtfertigt auch faschistische Methoden . Beispiel haben Sie bereits genannt, die Liste fortzusetzen würde den Rahmen hier sprengen. Das schlimme aber ist, das mittlerweile fast niemand mehr in der Öffentlichkeit oder den Medien wagt, derartige sprachliche Methoden als das zu bezeichnen, was sie sind. Gleichgültig, wer davon Gebrauch macht. Wir erleben eine Zerstörung der Gesellschaft; auf der einen Seite die große Allianz des Guten aller Parteien und und Organisationen, auf der anderen Seite Pack und Faschisten.
Jedes Wort von Ihnen, lieber Herr Noll, möchte ich doppelt unterstreichen!
Das Land hat de facto fertig: Selbst in Putins “Gelenkter Demokraie” passiert es, dass Tausende ihren Unmut auf der Strasse gegen die Regierung und deren Medienmacht artikuliereng, ganz zu schweigen von Demos im brutalen Mullah-Staat. Die Allierten hätten sich besser ein anderes Volk “in Sachen Demokratie” zur Brust nehmen sollen!!
Anti-Rassismus ist Rassismus. Anti-Diskriminierung ist Diskriminierung. Anti-Faschismus ist Faschismus. Anti-X bedeutet Konter-X. Ausgleichende Gerechtigkeit bedeutet Rache. Das ist nicht schön und auch nicht edel, aber es erklärt die Geschehnisse.
Zur Klarstellung: Der Hanauer Täter Tobias R. war ein Psychotiker und KEIN Psychopath. Ein Mensch mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (Psychopath) ist nach deutschen Gesetzen für seine Taten voll verantwortlich, ein Psychotiker, der an Wahnvorstellungen leidet, hingegen nicht. Das ist ein ganz entscheidender Unterschied!
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