Jetzt geht es Boris Johnson an den Kragen. Mag das Parlament in London auch mehrheitlich hinter ihm stehen, wenn er die „Integrität Großbritanniens“ verteidigen will, in Brüssel schäumt Uschi gar fürchterlich. Mit seinem „Binnenmarktgesetz“ hat der Premier des Vereinigten Königreichs die Chefin der EU auf die Palme gebracht. Aus der Höhe ihres Wolkenkuckucksheims droht sie ihm mit der Einleitung „rechtlicher Schritte“.
In der Rage mag ihr entgangen sein, dass England bereits Ende Januar aus der EU ausgetreten ist und zum Schluss des Jahres auch die Zollunion und den EU-Binnenmarkt verlassen wird. Welches Gericht, bitteschön, soll dann noch in der Sache entscheiden – erfolgversprechend für eine Gemeinschaft, der die Beklagten nicht mehr angehören? Und selbst wenn es zu einem Verfahren vor dem EuGH, dem Europäischen Gerichtshof, käme, womöglich zu einer Verurteilung der Briten wegen der unterstellten Verletzung des Brexit-Vertrages, was wäre damit gewonnen?
Was will Ursula von der Leyen tun, wenn Boris Johnson seinerseits tut, was er schon öfter getan hat und kurzerhand auf das Gewäsch der Eurokraten pfeift. Wird sie dann einen Gerichtsvollzieher in Marsch setzen, damit er den Kuckuck auf die Haustür von Downing Street No.10 klebt? Will sie selbst dort anklopfen, um eine Taschenpfändung bei Boris Johnson vorzunehmen?
Gewiss gehört es zum politischen Procedere, gelegentlich große Töne zu spucken. Doch sollte man sich nicht mit denen anlegen, die darauf nichts geben müssen. Wer da den Schnabel zu weit aufreißt, macht sich am Ende nur zum Gespött. Dass so etwas der EU-Chefin egal sein kann, weil sie ohnehin schon in die Rolle der lächerlichen Figur auf der politischen Bühne Europas hinein gewachsen ist, ändert nichts an dem Blödsinn, den sie verzapft. Abermals wird ihre Selbstüberschätzung den Steuerzahler Unsummen kosten, indes Boris Johnson den Dingen ihren Lauf lassen kann.
Nichts als Theaterdonner
Schon bisher waren alle Vorhersagen einer Verarmung seiner Insel infolge des Brexit nichts als Theaterdonner. Weder werden die Briten an Weihnachten auf ihren Christmas Pudding verzichten müssen noch sind die Banker in Scharen von London nach Frankfurt umgezogen. Keine Rede mehr von hunderten Wohnungen, die Volker Bouffier, Merkels Statthalter in Hessen, bauen lassen wollte, um die Zuwanderer standesgemäß unterzubringen.
Im Gegenteil. Boris Johnson kann davon ausgehen, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin Mittel und Wege finden wird, mit Großbritannien Handel zu treiben. So ist etwa der Darmstädter Chemie- und Pharma-Konzern Merck, einer der größten der Welt, eben dabei, verstärkt in England zu investieren.
Wo es ums Geschäft geht, verhallen die Drohungen aus Brüssel im Wind. Fast möchte es einen erbarmen, sieht man, wie sich Uschi beleidigt hoch oben auf der Palme abstrampelt, weit über dem Boden der Realität. Wäre er kein britischer Gentleman und ein hochgebildeter dazu, würde Boris Johnson in schallendes Gelächter ausbrechen.