Tugendrausch und Lernblockade

Vor einigen Tagen führte ich eine Unterhaltung über die deutsche Geschichte, deren Verlauf mich ehrlicherweise etwas aufwühlte. Es passte ganz gut zu Björn Höckes jüngster Gesangseinlage und stieß mich mit der vermeintlichen Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus vor den Kopf. Tatsächlich ärgere ich mich im Nachhinein eher über mich selbst. Ich hatte nicht die Geduld und Disziplin, mein Gegenüber unvoreingenommen verstehen zu wollen. Wieder einmal haben zwei Menschen nicht miteinander, sondern nacheinander geredet.

Bei Gesprächen über die Schuld, den Totalitarismus und den Holocaust trifft man meist auf zwei Arten des Umgangs damit. Die eine Gruppe sieht sich fernab der Täter. Mit ihnen, ihrer Schuld und dem „Warum“ und „Wie“ müssen sie sich nicht auseinandersetzen, denn sie wären ja sowieso im Widerstand gewesen – egal, wie klein der damals war. Ihren Kampf „gegen Rechts“ führen sie heute heldenhaft und unbedroht fort. Sie haben den Lauf der Geschichte verstanden und sind moralisch so überlegen, dass sie den Kreis des totalitären Denkens sofort wieder schließen.

Die zweite Gruppe fühlt sich persönlich angegriffen. Sie sehen sich dem „ganz normalen Deutschen“ im Zweiten Weltkrieg sehr nahe. Sie führen an, welches Leid andere Nationen über andere Volksgruppen gebracht haben und dass einzig die Deutschen für ihre Tat ewig büßen müssten. Höckes Reden und Bühnengesänge und Gaulands „Vogelschiss“ sehen diese Gesprächspartner lediglich als mutwillig falsch verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen, oder aber als richtig und wichtig, um endlich mal aus der Büßerecke herauszukommen.

Von der ersten Gruppe wurde ich größtenteils in der Schule unterrichtet, saß mit ihnen gemeinsam in Klassenzimmern und Vorlesungssälen. Die zweite Gruppe trifft man eher im Alltag – so wie ich vor einigen Tagen. Sie sind ein Teil der unveröffentlichten Meinung. 

Längst auf der abstrakten Ebene

Beide Formen der Reaktion auf die nationalsozialistische Vergangenheit haben jedoch eines gemeinsam. Sie betrachten die persönliche Verantwortung für die Monstrosität der absoluten Entmenschlichung der aus der Volksgemeinschaft Ausgeschlossenen nicht. Ihre Beweggründe, warum sie das tun, sind dabei jedoch unterschiedlich.

Gruppe 1 – das erwähnte ich bereits – sieht sich als moralisch überlegen. Ich habe einiges Nachdenken über das Gespräch mit der Person aus der 2. Gruppe benötigt, um zu verstehen, was sie mit – für mich teils schockierenden – Relativierungen ausdrücken wollte. Der Verweis auf Untaten Anderer entbindet nicht von der Frage der Verantwortung des Einzelnen. Ich war empört, wie man Schuld und Leid so völlig negieren und relativieren kann.

Mit einigen Tagen Abstand glaube ich, dass diese Person vor allem einen anderen Fokus hatte als ich. Während ich auf der Ebene der persönlichen Verantwortung und Moral argumentierte, war mein Gesprächspartner längst auf der abstrakten Ebene. Der Holocaust ist in Deutschland mittlerweile vor allem ein Symbol, ein Argument für (links) oder gegen (rechts) eine politische Handlung. Gesinnungsterror von Tagesschau bis Tatort hat den Fokus weggerückt von der persönlichen Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten und dem Schweigen der Masse.

Die Erinnerung an den Nationalsozialismus ist heute vor allem ein Mittel, um jeden Diskurs zu unterbinden, der das herrschende Narrativ angreift. Und mein Gesprächspartner merkte die Absicht seit langem und war augenscheinlich schon länger sehr verstimmt. Seine Äußerungen und die Unterstützung für moralische Grenzüberschreitungen von Höcke und Gauland sind die Reaktion auf die Instrumentalisierung des Holocaust. 

Die Gruppe 1 hat die Gruppe 2 geschaffen. Schon in den 1990er warnte Irenäus Eibl-Eibesfeldt davor, dass der herrschende politische Moralismus eine extreme Gegenreaktion richtiggehend provoziere. Die Nachfrage nach angeblichen „Nazis“ führt zu einem Angebot von angeblichen „Nazis“. „Wenn der ein Nazi sein soll, dann bin ich halt auch einer“, denkt so mancher bei haltlosen Stigmatisierungen Andersdenkender. Das Wort Nazi ist längst so abgenutzt, dass es jeglichen Schrecken der ursprünglichen, zugrundeliegenden Verbrechen verloren hat.

Eine stumpfe, inhaltsleere Verurteilung einer gesamten Nation, ohne dem WARUM auf den Grund zu gehen, ja sich gar nicht für das WARUM, sondern nur für die Monstranz des „Zeichensetzens“ zu interessieren, erzeugt die Abwehrreaktion derer, die sich zu recht als verunglimpft und Objekt von Manipulationsversuchen sehen. Als Kind teilte ich den Reflex des Verteidigens der Gruppe, derer ich mich zugehörig fühlte. „Ich habe doch keine Schuld an den Taten der Vergangenheit“, warf ich im Geschichtsunterricht in der 8. Klasse meiner Lehrerin entgegen. Oder, wie es Daniel Cohn-Bendit Jahre zuvor in einem Spiegel-Interview ausdrückte: „Man kann keinem zehnjährigen Kind sagen: Dein Pech ist es, daß du Deutscher bist. Du mußt dein Leben lang mit einem schlechten Gewissen leben. Wenn also Walser und andere erklären, daß Deutschland nicht permanent in antifaschistischer Zwangsquarantäne gehalten werden dürfe, dann stimme ich zu.“ 

Der Holocaust wird immer mit am Tisch sitzen

2015 beschäftigte sich Anja Reschke in einem Kommentar für die Tagesthemen mit der Schlussstrichdebatte um das Holocaust-Gedenken. Sie hat recht damit, wenn sie sagt, dass die Gräueltaten der Nationalsozialisten Teil ihrer deutschen Identität sind. Ein nichtjüdischer Deutscher und ein Jude, egal welcher Nationalität, werden sich – solange ich lebe und wahrscheinlich noch für längere Zeit danach – nicht alleine begegnen. Der Holocaust wird immer mit am Tisch sitzen. Jeder wird die mögliche Familiengeschichte des Anderen im Hinterkopf haben. Täter und Opfer. Tatsächlich hätte Anja Reschke meinem 13-Jährigen selbst damit eine ziemlich gute Antwort auf meine kindlich naive Aussage im Geschichtsunterricht geben können. Ihren Kommentar schloss sie 2015 dann jedoch mit einem Schwenk zu Pegida ab. Mit moralischer Überlegenheit der Gruppe 1 imprägniert, zeichnet sie eine direkte Linie von Auschwitz zu den Demonstranten. 

Es sind Journalisten, Politiker und sonstige Meinungsmacher, die mit Äußerungen wie dieser den Nationalsozialismus verharmlosen. Mir fehlen die Worte anlässlich dieser Verunglimpfung der Opfer des Holocaust; glücklicherweise haben schon viele hierzu, auch auf diesem Blog, die richtigen Worte gefunden. Folgt man den Äußerungen der Aktivisten „gegen Rechts“ jeglicher Berufsgruppen, so waren Nazis Wirtschaftsprofessoren mit fundierter Kritik an einer heterogenen Währungsunion, alte weiße Männer in Tweed-Jacketts und eigenwilligen Krawatten, Menschen mit Deutschlandhüten – oder junge Männer, mit Gel in den Haaren, wie es Böhmermann in den letzten Wochen moralisch überlegen verlautbarte.

Das Beispiel des Berliner Edelitalieners, der die AfD nicht bewirten will und das groß verkündet, zeigt eins: All diese öffentlichen Bekenntnisse sind kein Beweis von Rückgrat. Es ist vielmehr das Resultat eines gründlichen Screening-Prozesses des deutschen Untertans, was höchstherrschaftlich für opportun gehalten wird.

Als Martin Schulz, der Ritter der traurigen Gestalt, im September 2018 in unflätiger Weise die AfD auf den Misthaufen der Geschichte wünschte, zeigte er auch bewährte deutsche Tugenden. Unter Entmenschlichung können wir Deutschen den politischen Gegner anscheinend nicht kritisieren. Berlusconi hatte damals mit seiner Charaktereinschätzung vielleicht nicht ganz unrecht. Diese politischen Instrumentalisierungen des unsagbaren Verbrechens führt zu einer extremen Abwehrreaktion. 

Die Erinnerungskultur an den Holocaust in Deutschland ist abstrakt und verlogen. Hohle Phrasen und klebrig moralisierende Elemente dürfen in keiner politischen Rede zum Nationalsozialismus fehlen. Das Ganze ist weit weg vom Menschen. Aber eine Sache, die – aus dem Blickwinkel derer, die nicht mit dabei waren und aus Geschichtsbüchern wissen, wohin alles führte – klar zu bewerten ist, bei der sich Handeln tatsächlich einmal eindeutig in „gut“ und „böse“ einteilen lässt, in der auch Unterlassen eine persönliche moralische Niederlage war, kann man nicht abstrakt betrachten.

Die Möglichkeit, sich im Dritten Reich nicht schuldig zu machen

Was bitte soll ein kollektives Gewissen sein? Das Gewissen ist etwas sehr Persönliches – und die Auseinandersetzung damit kann richtig unangenehm werden. Das Beschäftigen mit dem „Wie“ und „Warum“ bringt einen an die Abgründe der eigenen menschlichen Existenz. „Ich schäme mich, Mensch zu sein, denn Kain war Abels Bruder“, zitierte Peter Bamm eine Frau, die dies einem Deutschen entgegnet, der ihr gegenüber, nachdem er erfuhr, dass sie Jüdin war, seine Scham über seine Herkunft ausgedrückt hatte.

Aber es gab sie, die Möglichkeit, sich im Dritten Reich nicht schuldig zu machen. Der Bremer Senator und spätere Bürgermeister Wilhelm Kaisen legte seine politische Karriere zu Zeiten der Nationalsozialisten nieder und bestellte als Bauer sein Feld. Joachim Fest schildert in seiner Biographie „Ich nicht“, wie sein Vater, Johannes Fest, seine Karriere und soziale Stellung aufgab, weil er sich nicht mit den Nationalsozialisten gemein machen wollte. Es steht mir nicht zu, die Menschen dieser Zeit, die älteren Mitläufer oder die begeisterten, fanatisierten Jugendlichen, zu verurteilen. Niemand, der nicht dabei gewesen ist, kann das Leben in einem totalitären Staat und im totalen Krieg wirklich begreifen.

Sicherlich sind Menschen wie Kaisen oder Fest Ausnahmeerscheinungen in jeder Generation. Aber dieser Blickwinkel lenkt die Sicht auf die Frage, wo Schuld beginnt und vor allem, wie man nicht schuldig wird. Genau das sollte der Fokus der Aufarbeitung des Nationalsozialismus sein. Es ist nicht mehr der Kampf um die Kollektivschuld. Die Schuldigen, Mitläufer und selbst die begeisterten und missbrauchten Kinder von damals sind heute kaum noch unter uns. Es geht vielmehr darum, welche Lehren wir aus dem Totalitarismus ziehen – oder eben nicht.

Denn nur, wenn man versteht, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte, kann man sie beim nächsten Mal verhindern. „Es darf nie wieder passieren“ ist jedoch längst nur noch eine Floskel und die Erinnerung an den Holocaust reine Folklore. Kein Appell an die „Grenzen der Menschheit“, keine Warnung vor dem Philosophenkönig, keine Absage an die Entmenschlichung Andersdenkender. Politik und Medien versuchen mit der Geschichte von damals nicht das heute zu verstehen, sondern es zu beeinflussen. Die Gruppe 1 ist im Tugendrausch, und die Gruppe 2 hat die Schnauze voll davon.

Deutschland bleibt eine „verletzte Nation“, wie es Elisabeth Noelle-Neumann formulierte. Aus der Geschichte gelernt hat das Land nicht. Wir sind immer noch mitten drin.

Foto: Bildarchiv Pieterman

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Donald Adolf Boris Murmelstein / 28.05.2019

„Niemand, der nicht dabei gewesen ist, kann das Leben in einem totalitären Staat und im totalen Krieg wirklich begreifen.“ Das ist ein Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muß! Machen Sie uns doch begreiflich, was Sie als angehende Professorin unter Begreifen, verstehen. Vielleicht noch was Sie unter „wirkliches Begreifen“ verstehen und weil es so schön ist, was unter „unwirkliches Begreifen“ zu verstehen ist.  Nüjöööö.

Werner Schmidt / 28.05.2019

Meine volle Zustimmung zum vorstehenden Beitrag. Auch mir erscheint inzwischen jeder Holocaust-Gedenktag nicht nur als erstarrtes Ritual, sondern - schlimmer noch - als aktuelle Variante im “Kampf gegen Rechts”. Eine politische Kampagne, die von der Verleumdung Andersdenkender bis zum mehr oder minder versteckten Gewaltaufruf alle Zutaten einer totalitären Bewegungen in sich trägt.

Sabine Drewes / 28.05.2019

In meinem allerersten Geschichtsunterricht fragte der Lehrer die Klasse, warum wir Geschichte lernen sollen. Ich meldete mich sofort und antwortete etwas neunmalklug: “Damit wir aus der Geschichte für die Zukunft lernen können und damit sich Schlimmes nicht wiederholt.” Mein Lehrer war begeistert, aber mir wurde doch schnell klar, dass dies eine hohle Phrase ist. Die Bereitschaft, NICHT aus der Geschichte zu lernen, zeigte sich mir nämlich bald sehr deutlich am Messen mit zweierlei Maß. Damals war Deutschland noch geteilt, aber die Lehren aus dem Sozialismus mit über 100 Mio. Toten wollten im Westen nur wenige ziehen - und das ganz ohne jeden Druck und Zwang. Das war für mich der Moment, wo ich kapierte, dass es in Wahrheit es gar nicht um das “Nie wieder!” ging. Jene, die den Sozialismus ohne jede Not schönredeten, haben sich in meinen Augen erst recht schuldig gemacht, weil sie durch ihr Schweigen die Verbrechen unter kommunistischen Vorzeichen begünstigten. Denn im Westen hatten sie - mit Ausnahme schiefer Blicke und Anfeindungen -  nichts zu befürchten, wenn sie auch diese Verbrechen deutlich verurteilt hätten. Taten sie aber nicht. Im Gegenteil! Mit der Folge, dass sozialistische Ideen heute wieder fröhlich Urständ feiern, während nationalsozialistische Ideen weiterhin völlig zu recht geächtet bleiben. Es geht nicht um eine Gleichsetzung, wohl aber darum, die frappierenden Gemeinsamkeiten menschenverachtener Ideologien zu erkennen und auch, dass die wenigsten Menschen das Zeug zum Helden haben. Nicht in einer Demokratie, aber erst recht nicht in einer Diktatur - unabhängig von der Nationalität. Daran wird noch so viel Unterricht nichts ändern können. Schauen Sie sich um: die Mehrheit duckt sich immer weg und erschreckend viele bleiben verführbar.  Was bleibt, ist für jeden einzelnen die oft quälende Frage, ob er den Mut hat, seinem Gewissen zu folgen.

Roland Stolla-Besta / 28.05.2019

Vor Jahren hatten wir einen – pardon – Stammtisch, jedoch einen überwiegend politisch-korrekten. Aus irgendeinem aktuellen Anlaß stellte ich die These auf, daß, wären die Zeiten andere, also „rechte“, von all den „edlen Seelen“ kaum einer sich etwa für verfolgte Juden einsetzen würde, im Gegenteil, die Leute seien immer dort, wo der Zeitgeist weht. Als einziger in unserem Kreis stimmte mir ein schon lange in Deutschland lebender US-Amerikaner zu. Alle anderen waren moralisch höchst entrüstet.

Rainer Segen / 28.05.2019

Die Erinnerung an das Dritte Reich wird zwar bei jeder Gelegenheit nicht nur wachgehalten, sondern sogar überstrapaziert - aber eben immer weniger, um ein Abgleiten in totalitäre Verhältnisse zu verhindern, sondern um diese Erinnerung als Waffe gegen pol. Gegner einzusetzen. Damit wird allerdings auch das Dritte Reich verharmlost, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die “Nazikeule” abgestumpft hat. Die Erinnerung an die DDR findet dagegen praktisch nicht mehr statt, obwohl auch diese Erinnerung wichtig ist, um ein Abgleiten in totalitäre Verhältnisse zu verhindern. Gerade weil beide totalitäre Staaten zwar pol. entgegengesetzt gesehen werden, aber auch viele - vor allem strukturelle und methodische - Gemeinsamkeiten aufweisen, eignen sie sich, um durch einen Vergleich genau das herauszuarbeiten, wie totalitäre Strukturen entstehen und arbeiten, was man also eigentlich letztlich verhindern wollen sollte. Durch den Missbrauch der einen Erinnerung für den K(r)ampf gegen “rechts” und das Totschweigen der anderen Erinnerung, das die früheren pol. Peiniger inzwischen wieder salonfähig gemacht hat, ist dieses vermeintliche Versprechen “Nie wieder” nur noch ein Lippenbekenntnis in einer Zeit, in der man sich an die Torpedierung und den den Abbau individueller Grundrechte und Freiheiten wieder gewöhnt hat. Deutschland hat weder aus der braunen Diktatur noch aus der roten Diktatur gelernt.

Severin Schönfelder / 28.05.2019

Entscheidend sollte doch der Modus operandi des jeweiligen politischen Systems sein und eben nicht dessen (wechselnde) politische Schale (braun, rot, grün).  Die vereinfachende, narrative Gleichsetzung von rechts = faschistisch ist aus rein machttaktischen Gründen gewählt worden. Sie ist unfassbar dumm und perfide: Schuld für vergangene Taten sind also jene, die heute rechts der SPD denken. Überspitzt könnte man heute fast annehmen, dass die heutigen Konservativen Hitler ermöglicht haben. Durch das diffamierende Wegsprengen des gesellschaftlichen Konsens erlischt die Zukunft dieses Landes und die Chance, dessen Integritität über das 21. Jahrhundert hinaus zu bewahren. Das geographische Schrumpfen/Partitionieren von Deutschland wird weitergehen, soviel steht bereits heute fest. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Deutschen endlich zu ihrem - vorsichtig formuliert - akzentuierten Volkscharakter und ihrem Hand zum barbarischen Autoritarismus frei und offen stehen sollten. Wer sie kennt, weiß, dass alles andere sowieso unglaubhaft ist.

Michael Hinz / 28.05.2019

Rene Girard gab mir den Hinweis, daß das Suhlen im Schuldkomplex samt Instrumentalisierung des Holocaust schlicht ein Zeichen von deutscher Arroganz ist. Die ungeheuerlichsten Verbrechen tragen wir wie eine Monstranz vor uns her. Sie sind unser Adelstitel, den wir uns um keinen Preis und von niemanden aberkennen lassen.

Rainer Niersberger / 28.05.2019

Ein Mensch, in diesem Fall einem „ Tätervolk“, dem man zur Selbstentlastung und aus ideologisch/ politischen Gründen von Außen und noch mehr von Innen permanent vorhält, das personifizierte Böse schlechthin zu sein, das Böse qua Zugehörigkeit in sich zu tragen und das damit ( natürlich ) für alle Zeiten wie ein gefährliches Tier „ gefesselt“ und domestiziert werden muss, wird auf diese Stigmatisierung im Privaten wie im Öffentlichen reagieren, je nach Persönlichkeit unterschiedlich. Sicher aber nicht so, wie man es in einer liberalen Demokratie von selbstbewussten BürgerInnen braucht. Das zu Unrecht glorifizierte GG enthält aufgrund dieser „ Einschätzung“ der Landsleuten Regelungsfehler. Interessanterweise werden exakt die Eigenschaften des Deutschen, die durchaus auch die Entwicklungen vor und nach 1933 begünstigt haben, heute wieder aktiviert, natürlich unter der Flagge der Erlösung zum Guten, einer Art Schuldabtragung durch Opfer verschiedenster Art und Güte. Dass es damals nationale Linke, heute internationale Linke sind, die ( moralische ) Überlegenheit, Weltbekehrungsattitüden, Totalitäten, Kollektivismen ( wer nicht folgt, ist mein und der Menschheit Feind ) verankern und sehr rigoros durchsetzen ( abwarten, was hier noch geliefert wird ) ist kein Zufall. Eine Erlösungs- und Entlastungsideologie trifft auf ein Volk, dass permanent in diesem Zustand, der Leibhaftige zu sein, gehalten wurde. Eine Emanzipation zur Demokratie und dessen selbstbewusster Ausübung der politischen Freiheit hat nie stattgefunden und war natürlich auch nicht gewollt. Dass damit - wenn der Sedierungseffekt des Konsumismus wegfällt - Probleme entstehen, die bisher durch Brot und Spiele beherrscht wurden, liegt auf der Hand. Spaltungen zwischen diesen und den hedonistischen Hipstern mit schlechtem Gewissen, die gleichfalls völlig unpolitisch handeln, nur kompensieren, anstatt schmerzlich zu reflektieren, tun ein Übriges zu einer psychopathologischen, politisch unwilligen Gesellschaft.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 08.11.2023 / 14:00 / 49

Migration: Die Sache mit den 50 Milliarden

Durch den Migrationsgipfel wurde nun erstmals bekannt, wie viel Bund und Länder gemeinsam für direkte Kosten in Verbindung mit Flucht und Migration zahlen. 2023 sind…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 31.10.2023 / 12:00 / 48

Wohlstandskollaps im Multikulti-Einhornland

Alimentiert durch den Wohlfahrtsstaat platzen Wertekonflikte nur begrenzt, mit weniger Druck und seltener an der Oberfläche des Melting Pot. Wenn aber plötzlich nicht mehr nur…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 12.09.2023 / 10:00 / 38

Wann fliegt uns denn nun alles um die Ohren? (2)

Solange Sie in einem Land leben, in dem Politiker uneingeschränkte Auszahlungen aus Sozial- und Gesundheitssystemen versprechen, leben Sie im falschen Land, um sich irgendwie auf…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 11.09.2023 / 12:00 / 52

Wann fliegt uns denn nun alles um die Ohren? (1)

Wenn Sie Wirtschaftswachstum, Steuern, Staatsausgaben und den Realzins korrekt vorhersagen, wissen Sie die genaue Zeit und den genauen Ort, an dem uns das hier alles…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 20.06.2023 / 13:00 / 4

Akademie der Freiheit der Hayek-Gesellschaft

Vom 30. Juli bis zum 4. August 2023 findet wieder die Akademie der Freiheit der Hayek-Gesellschaft statt. In einer Woche vermitteln renommierte Dozenten Inhalte aus…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 26.01.2023 / 10:00 / 29

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 3: Unter Räubern

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten erklärt zum Abschluss, wie der Staat den Bürger Schritt für Schritt enteignet und sich selbst an den abgepressten Milliarden…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 25.01.2023 / 14:00 / 24

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 2: Das Versprechen

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten beschreibt heute, wie die Politik in Finanz-, Migrations-, Corona- und Energiekrise Ängsten begegnet, indem sie die Probleme mit unvorstellbaren…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 24.01.2023 / 10:00 / 79

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 1: Die Ideologie

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten schildert zunächst, wie ideologiebasierte Politik funktioniert, indem sie die Bürger glauben lässt, sie meine es nur gut mit ihnen.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com