So wie Ihnen ging es sicher auch anderen Achse-Lesern. Ich war auch einmal treuer Abonnent einer (regionalen) Tageszeitung. In den ersten Jahren des vergangenen Jahrzehnts war diese Zeitung mein täglicher Begleiter, war ich im Urlaub, vermisste ich sie, schieb regelmäßig Leserbriefe, freute mich über ihre manchmal kritische Haltung dem linken Zeitgeist gegenüber, freute mich über ihre Ermunterung an die Leser zur Teilnahme, zur offenen Diskussion, die einem breiten Meinungsspektrum Raum gab. Und dann kam, es war noch vor der Grenzöffnung im Jahre 2015, ein neuer Chefredakteur. Dieser wurde in linken Kreisen dafür gelobt, bereits in Bayern eine regionale Zeitung auf linken „Vordermann“, also von damals noch CSU-konservativ auf linksgrüne Linie „umorientiert“ zu haben. Das sollte er nun auch im Hessischen, in welchem ich seinerzeit wohnte, schaffen. Und man kann sagen: Er schaffte es. Das Blatt wurde linker Mainstream mit allen Worthülsen, die dazugehören. Meine diesbezüglichen Beschwerden blieben unerhört. Vorbei war es mit dem freien Geist, den die Zeitung zuvor ausmachte. Nach der Grenzöffnung war natürlich gar kein Halten mehr. Die ideologische Ampel stand auf Rot-Grün, also Merkel-grün. Meine Leserbriefe wurden jedenfalls nicht mehr gedruckt. Ende der Diskussion. Vorbei war es mit der Lesefreude. Man entfremdete sich. Aus meinem Begleiter wurde ein Fremder. So war die Kündigung des Abos unvermeidlich. Leider finden sich wohl heute kaum noch Tageszeitungen, die den Vorgaben des linken Mainstream nicht gehorchen.
Der springende Punkt ist doch nicht: was mach ich mit dem Papier? Die Entscheidungshilfe sollte sein: muss ich sowas weiter mitfinanzieren?
Herr Etscheit, Sie Glücklicher, in Ihrem Haushalt scheint es ja Konsens zu geben, ein Blatt, das Sie immer weniger mögen, ggf. abzubestellen, was bei uns nicht der Fall ist. Zum Glück zahlt meine bessere Hälfte unser lokales Blatt und danach wandert es nicht in die Papiertonne, sondern zu einer Nachbarin. Ein Abo entgeht der staatstragenden RND-Gazette also doch ;-) Ich frage mich allerdings, ob es nicht inzwischen in jeder mittleren bis großen Stadt auch alternative neutrale bis kritische Berichterstattung zum lokalen Geschehen gibt, zur rein sachlichen Information jeglicher Art notfalls die Seiten der Stadtverwaltung und des Fremdenverkehrsbüros oder von Kulturstätten? So ist doch eigentlich keiner mehr auf die Alpenprawda oder diverse SPD-zugehörige „Lozal- und Provinkialnachrichten“ angewiesen? Sind das tatsächlich über 700 Tacken per annum? Dafür würde ich meinem Schatz und mir aber lieber was Schönes gönnen.
@ Karl Eduard. Sie beschreiben es perfekt, etwas drastisch, zynisch und humorvoll verpackt. “Ach du meine Guete. Mir kommen die Traenen”. Ha, ha, ha. Jeder Satz sitzt. Gruss aus Griechenland fuer ihren treffensten Kommentar.
Meine Biotonne läßt das Auslegen mit der SZ nicht zu.
Lieber Herr Etscheid, machen Sie es wie ich: Ich nenne die Lektüre meiner Sächsischen Zeitung mittlerweile “den Feind studieren”. Das hilft. Garantiert. Viel Erfolg!
Wirklich guter Artikel! Mir geht/ging es ähnlich mit meiner langjährigen Tageszeitung, dem Tagesanzeiger (in der Schweiz). Noch nie auf einer Linie mit der politischen Richtung redete ich mir lange ein, dass der Mensch Reibung braucht. Irgendwann, besonders auffällig kurz nach Anfang der Corona-Krise, fingen der Haltungsjournalismus und die ständige Panik- und Angstmacherei so an, meine Nerven zu strapazieren, dass ich wenigstens mal die Print-Ausgabe abbestellte. Kürzlich habe ich nun auch dem Online-Abo den Stecker gezogen. Ohne es gross bekanntzugeben, hat der TA seit einiger Zeit eine ‘Kooperation’ mit der Süddeutschen Zeitung - das ist fast nicht zu ertragen. Was der Autor beschreibt, kann ich nur unterschreiben. Und nur Mut: es ist tatsächlich erstaunlich, welche Türen sich öffnen, wenn man sich mal wieder umschaut.
@ Mertz Juliane. Der Ekel und besonderz der Hass dieser Kriegshetzer schmierblaetter, erinnern an den Stuermer. Billige Marionetten der Grossfinanz. Abbestellen ist die richtige Antwort. Schreiben eh alle nur ab.
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