Cora Stephan / 12.10.2023 / 06:15 / Foto: Kenneth Paik / 73 / Seite ausdrucken

Stimme der Provinz: Die ungrüne Jugend

Dass die in Dunkeldeutschland immer falsch wählen, wissen wir ja. Die Abgehängten! Frustrierten! Zurückgebliebenen! Sie wissen es eben nicht besser. Aber in Hessen? In Bayern? Im tiefsten Wessiland, in Wohlstandszonen, sozusagen? Und dann ist da noch die Sache mit den jungen Leuten.

Die AfD auf Platz 2 beziehungsweise auf Platz 3? Kommt Hitler zurück? Doch, ja, so schrillt es schon wieder. Nix dazu gelernt auf Seiten der Vertreter der Ampelianer, dieser „Demokraten“, wie sie selbst sich nennen. Keine Einsicht, keine Selbstkritik, nicht ein Fünkchen davon. 

Und kein Blick in die Zukunft. Schaut man sich die Wahlergebnisse im Einzelnen an, fällt schnell auf, dass am ehesten die Älteren treu zu SPD, Grünen und CDU stehen. Dort sind die beharrenden Elemente, die Ricarda Lang wahrscheinlich unter „demokratische Kräfte“ verbuchen würde. Doch was ist mit der Jugend, die manch rotgrüner Schlaumeier bereits mit 16 an die Urnen schicken will, schließlich gilt die Jugend als „progressiv“, und was könnte progressiver sein als, ähem, die Roten und die Grünen, denen jugendliche Stimmen also sozusagen von Natur aus zustehen?

Nun. Da scheint sich manch einer verrechnet zu haben. Der Anteil der AfD-Wähler zwischen 18 und 24 Jahren hat sich in Bayern seit der vorherigen Landtagswahl mehr als verdoppelt, auf 16 Prozent, in Hessen stieg er auf nahezu 18 Prozent.

Auch hier, im tiefsten Bayern, Dunkelprovinz

Und dann die sogenannte „Juniorwahl“ in Bayern, also die Probewahl der Jungen unter 18 Jahren. Ziemlich erwartungsgemäß landete die CSU mit 25,8 Prozent auf dem ersten Platz, gefolgt von den Grünen (15,9 Prozent), der SPD (13,5 Prozent) und der AfD (12,2 Prozent). Aaaaber: die Grünen verloren im Vergleich zu 2018 12,9 Prozent, die AfD gewann 5,9 Prozent hinzu und hätte sogar zwei Direktmandate erobert. 

Im Nordosten Bayerns, an der Grenze zu Tschechien, sind die Junioren geradezu Radikalinskis: hier erhielt die AfD 36,9 Prozent der Erst- und 35,4 Prozent der Zweitstimmen. Lehrer und Schulleiter rätseln: Hören die Schüler zuhause etwa nur Stammtischparolen? Und wieso sollten sie Angst vor mehr Migranten haben, wo doch die Syrer in den Schulen so toll integriert sind?

Da sieht man es also wieder: auch hier, im tiefsten Bayern, Dunkelprovinz. Oder, ganz im Gegenteil: Erklärungsnotstand. Keiner der aufrechten Demokraten stellt sich überhaupt nur die Frage, ob bei den jungen Leuten womöglich die Unzufriedenheit mit dem regierenden Personal größer ist als der Abscheu vor der AfD, der ihnen täglich nahegelegt wird. 

Besonders aufschlussreich ist wie immer der sattsam bekannte Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Die beinahe 18 Prozent der Jungwähler für die AfD in Hessen erklärt er damit, dass insbesondere die Jungs – dank Corona und Problemen in der Schule sowie geringen ökonomischen Chancen – „Abgehängte“ und „strukturell benachteiligt“ seien. 

Und jetzt wird’s wirklich lustig

Das mit den „Abgehängten“ kennen wir schon, es ist damals Hillary Clinton nicht gut bekommen, einen nicht unerheblichen Teil der Wähler derart verächtlich zu etikettieren. Das Feminat insbesondere bei der SPD ist auch nicht gerade dafür bekannt, dass es männliches Selbstbewusstsein fördert, ebenso wenig die in den Medien hofierten „starken Frauen“. Bei denen gilt nicht nur der alte weiße Mann als toxisch, sie zeigen auch den jungen Männern gern, dass sie von ihnen nichts halten, solange sie nicht sensibel und gefühlvoll auf alles eingehen, was frau so gerade durch den Kopf rauscht. Wie sollte die mediale und politische Abwertung von Männern insbesondere junge Männer nicht verunsichern?

Hurrelmann, und jetzt wird’s wirklich lustig, beugt sich verständnisvoll zu ihnen herab: Sie hätten wohl „nicht die Kraft (…) zu sagen: ‚Ich bin kein traditioneller Mann, sondern ich liebe es, ein moderner Mann zu sein.‘“

Was immer ein moderner Mann sein mag. Ich vermute, er ist einer, über den sich die eingewanderten muslimischen Jungmänner köstlich amüsieren (oder schlimmeres). Angesichts dessen bräuchte manch biodeutscher Mann die Kraft, ein echter Kerl zu sein. 

Wenn nicht alle vor Empörung Schaum vor dem Mund und Tomaten vor den Augen hätten, kämen sie womöglich auf die Idee, dass die Jugend von heute nichts anderes tut als damals die 68er: die Älteren schockieren, indem sie das tut, was für Eltern oder Lehrer Sünde ist – aus Protest die AfD wählen. Man kann sie verstehen.

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Soeben ist ihr neuer Roman „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ erschienen.

Foto: Kenneth Paik U.S. NARA via Wikimedia

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Leserpost

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Gunther Laudahn / 12.10.2023

Man wird nicht rechts wenn man Rechten zuhört, man wird rechts wenn man Linken zuhört.

Ilse Polifka / 12.10.2023

„Aus Protest AfD wählen“ ? Da machen Sie es sich aber leicht. Vielleicht handelt es sich ja gar um Inhalte ?

J. Harms / 12.10.2023

Wer in besonders bunten Regionen unseres Landes als Jungendlicher oder junger Erwachsener mit der Realität a la “Isch fick deine Mudder”, “Was kuckst Du?”, “Du Hurensohn” sowie sexueller Belästigung und Gewalt konfrontiert wird, der muß zwangsläufig erkennen das mit dem Narrativ der wundervollen woken und bunten Multikultigesellschaft etwas nicht stimmt. Von den Berichten aus Familie- und Freundeskreis (besonders aus NRW) stehen einem die Haare zu Berge.  Irgendwann schlägt sich diese Bereicherung dann wohl doch in Erkenntnis und entsprechendem Wahlverhalten nieder - ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont!

gerhard giesemann / 12.10.2023

Die Jungen merken eben so langsam, dass IHNEN die Rolle des Zahlmeisters für die Invasion zugedacht ist - wenn die Alten schon längst unter der Erde liegen. Und die muslimischen Brüder, die Söhne Allahs sagen: alt.juedischerundschau:/wir-werden-immer-mehr-und-beanspruchen-deutschland-fuer-uns-135910512/ - und ihr seid die Sklaven.

gerhard giesemann / 12.10.2023

Die Jungen merken eben so langsam, dass IHNEN die Rolle des Zahlmeisters für die Invasion zugedacht ist - wenn die Alten schon längst unter der Erde liegen. Und die muslimischen Brüder, die Söhne Allahs sagen: alt.juedischerundschau:/wir-werden-immer-mehr-und-beanspruchen-deutschland-fuer-uns-135910512/ - und ihr seid die Sklaven.

Hans Buschmann / 12.10.2023

In den USA heißt es: “Ein Republikaner ist ein Demokrat, der einmal überfallen worden ist. ” Dieser Satz passt leicht verändert zur Situation in Deutschland.

László Leitner / 12.10.2023

Nachdem es in Hessen vor der Wahl zu Gewaltaufrufen gegen AfD-Kandidaten kam (auf die auch der staatliche Rundfunk im Internet verlinkt hat) könnte es auch wieder, wie unlängst in Bremerhaven, zu Wahlfälschungen zUngubstenndieser Partei gekommen sein. Etwaige Täter im Sinn der Herrschenden hätten keine Verurteilung zu befürchten, das wurde bei den sog. Klimaklebern bereits erkennbar. Dass junge Menschen, die ja auch die meisten Opfer unter den Übergriffen durch Migranten zu beklagen haben, bei derartigen Entwicklungen genau hinsehen, wird von den Machthabern m.E. unterschätzt. Insofern täuscht der kleine aber lauter Teil der Jugend, der nicht zuletzt durch Aussicht auf erlaubtes Schulschwänzen motiviert, an Friday-for-Future-Demonstration und ähnlichem teilnimmt, hier über die Lage hinweg. Die Grünen haben das in ihrer maßlosen Arroganz übersehen.

A. Iehsenhain / 12.10.2023

Sehr guter Beitrag, Frau Stephan! Könnte Hurrelmann eventuell ‘modernder Mann’ statt ‘moderner’ gemeint haben?

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