Cora Stephan / 09.05.2024 / 10:00 / Foto: Fabian Nicolay / 17 / Seite ausdrucken

Toxische Weis(s)heit – Mit Gewalt an die Weltspitze

Deutschland galt lange als sicheres Land. Das ist lange vorbei, und Otto-Normalo leidet still darunter. Die Politik merkt erst jetzt was und macht ein großes Tamtam – seit sie selbst betroffen ist

Geistige Brandstiftung. Verrohung. Hass und Hetze. Spaltung der Gesellschaft. Verbale Gewalt als Nährboden für körperliche Gewalt. Die politische Klasse fühlt sich verfolgt. Nicht ohne Anlass: Der Europapolitiker Matthias Ecke etwa ist in Dresden brutal zusammengeschlagen worden – von vier Jugendlichen, wobei unklar ist, ob sie „rechte“ politische Motive hatten, wie es einschlägige Politiker sogleich vermuteten. Für die gibt es nur einen Feind, und der steht rechts. Also: die AfD, die „Nazipartei“, wie Saskia Eskens weiß. 

SPD-Mann Lars Klingbeil assistiert. „Die Höckes und die Gaulands und die Weidels, die haben vielleicht nicht die Faust erhoben und die haben nicht direkt zugeschlagen. Aber ich sage euch, die haben das gesellschaftliche Klima in diesem Land mitproduziert, das andere Menschen dazu bringt, auf Ehrenamtliche, auf Aktivisten, auf Politiker einzuschlagen.“ Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht die Verantwortung für zunehmende Gewalt bei den „geistigen Brandstiftern“ der AfD. 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser meint: „Wir erleben hier eine Eskalation antidemokratischer Gewalt.“ Hessens Innenminister Roman Poseck von der CDU spricht von einer „Verrohung der Gesellschaft.“

Nun, die „Gesellschaft“ erfährt diese Verrohung schon seit längerem, mindestens seit der Kölner Silvesternacht 2015. Dieses Thema aber wird gern weiträumig umfahren. Wie auch die Tatsache, dass die bislang ermittelten brutalen Mörder eines jungen Mannes in Paderborn ein Tunesier und ein Marokkaner waren und dass der Angriff auf einen Politiker der Grünen in Essen von Jugendlichen mit „südländischem“ Aussehen erfolgte. Aber das könnte ja den stets im deutschen Normalbürger brodelnden „Ausländerhass“ entfachen. 

Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Na klar.

Dabei haben wir, was Verbrechen betrifft, längst Weltniveau erreicht. Öffentliche Hinrichtung? Was die in Lateinamerika können, können wir auch. Clans und Kartelle oder Islamisten nehmen Urteil und Strafe gern in die eigene Hand. Da braucht es den Rechtsstaat nicht mehr.  Und auch das Messer wird im öffentlichen Verkehr immer beliebter. Oder Jugendgangs, die, etwa in Ahaus, pöbeln, stehlen, terrorisieren. Überwiegend mit sogenanntem Migrationshintergrund.

Folgen der unverantwortlichen Einwanderungspolitik seit 2015? Ach was. So etwas zu behaupten, wäre doch nur Wasser auf die Mühlen der „Nazipartei“ AfD. Halten Politiker sich für „die Gesellschaft“?  Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Na klar.

Denn auffallend ist, was bei der Empörung vieler Politiker untergründig mitspielt. Kritik an Politikern wird als Vorstufe für Gewalt markiert, siehe die Forderung von SPD-Chefin Saskia Esken nach einer „Verfolgung von Gewalt in der Sprache.“ Sollte man nicht vorrangig Gewalttäter verfolgen, statt sich über die Einschränkung von Meinungsfreiheit Gedanken zu machen? Nicht, wenn man Wort und Tat in eins setzt. Das ist in der politischen Klasse schon länger Mode. 

Habeck Opfer der eigenen Eitelkeit

Nicht nur Agnes Strack-Zimmermann, auch Sawsan Chebli oder Robert Habeck beschäftigen die bereits jetzt gut ausgelasteten Gerichte mit Anzeigen wegen Beleidigung. Robert Habeck zeigte den Kolumnisten Don Alphonso an. Der hatte im Februar 2023 auf X gepostet: "ein Wirtschaftsminister, der mit seiner äusseren Erscheinung in einer Ansammlung von Bahnhofsalkoholikern nicht negativ auffallen würde" – durch die Anführungsstriche als Zitat gekennzeichnet. „Ein Wirtschaftsminister“? Man muss schon sehr von sich eingenommen sein, um sich angesprochen zu fühlen. Habeck verlor den Prozess. Ein Opfer der eigenen Eitelkeit.

Das mag ja alles noch witzig sein – es gibt noch Richter in Deutschland. Und doch hat man das Gefühl, dass Politiker, die sich als „die Demokratie“ sehen, nicht ruhen und rasten werden, bis sie dem eigentlichen Demos, dem widerspenstigen Volk, das Maul gestopft haben. Robert Habeck hat, was den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke betrifft, nachweislich gelogen. Darf man ihn nun nicht mehr „Lügner“ nennen?

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.

Foto: Fabian Nicolay

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F. Auerbacher / 09.05.2024

Ich finde das Don Alphonso Zitat schändlich. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit Habecks Totalversagen als Politiker zu tun. Man sollte schon zwischen Beleidigung und Kritik (die auch beißend sein kann) unterscheiden. Diese im weiteren Sinn ad-hominem Anwürfe sollte ein Gericht nicht durchgehen lassen. Und: ja, man darf Habeck einen Lügner nennen, das hat gar nichts mit seinem Äußeren zu tun sondern ist glasklar eine politische Unerträglichkeit für die erdrückende Beweise vorliegen.

Michael Anton / 09.05.2024

Die SPD hat durch jahrelanges Ignorieren, Wegsehen und Bagatellisieren dafür gesorgt, daß ein Amtsrichter aus dem Stand 20% der Stimmen auf sich vereinte. Otto Schily hat gesagt, die SPD kann sich keinen schwachen Innenminister leisten. Das konservative Kernmilieu von SPD und CDU teilt weder ansatzweise Frau Esken noch Herrn Klingbeils Einschätzungen. Die Deutsche Erziehung vermittelt, daß man möglichst keine Menschen vor die Bahn stößt, während der Deutsche Richter daraus einen Verbotsirrtum formuliert, für geduldete Regierunggäste. Faesers Positionierung gegen Rechtextremismus ist nachvollziehbar. Sie muß aber gerade jetzt eine Akzentverschiebung hinbekommen. Mit einer stark durchgreifenden Polizei hat man auch nicht immer unbedingt Ruhe. Praktisch während de gesamten Nazizeit beschwerten sich Bürger über Jugendliche, die sich ähnlich auffürten wie im Falle Eckes. Solange keine Parteimitglieder involviert waren, wurde bloß Papier eingelocht.

L. Luhmann / 09.05.2024

“Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Na klar.”—- Und ich habe gelesen: “Wird hier mit zweierlei Maß gemessert? Na klar.”—- Das Wort “gemessert” ist ein Wort, das ich in der gesprochenen Sprache niemals ernsthaft benutzen würde.—- Das Wort “Bahnhofsalkoholiker” hat in meinem Kopf jetzt einen Ehrenplatz. Ich brauche nur Wörter wie “grün”, “Robert”, “Alkohol”, “Bier”, “Khmer”, “Lüge”  oder andere gewöhnliche Wörter zu hören oder zu lesen, um immer wieder an “Bahnhofsalkoholiker” denken zu müssen. Ist das nicht ganz wunderbar?

PeterBernhardt / 09.05.2024

Die feine Ironie ist der Humor des deutschen, verblendeten Bundes-Michels. Deutschland: Reise- und Sicherheitshinweise ” der Reise- und Sicherheitshinweise für Brasilien des Auswärtign Amtes der BRD als angepasste Vorlage für Deutschland. Die Kriminalitätsrate und die Gefahr, Opfer eines Raubüberfalls oder eines anderen Gewaltverbrechens zu werden, sind in Deutschland hoch, besonders in den Großstädten Dort wiederum sind Sozialsiedlungen besonders stark betroffen. Diese Bereiche waren zuletzt immer wieder von Gewaltakten, z.T. mit Todesfolge betroffen. Sie werden teilweise von Kriminellen und Drogenbanden kontrolliert. Bewaffnete Auseinander-setzungen, auch mit der Polizei, fallen häufig auch Unbeteiligte zum Opfer. Eine Häufung krimineller Zwischenfälle ist vor allem in weniger belebten Straßen und Nachts in den Innenstädtezu verzeichnen. Auf Straftaten im Umfeld der Prostitution (Diebstähle, Raub, Überfälle etc.) wird besonders hingewiesen. Verbreitet ist Verabreichung von Getränken mit Schlaf- bzw. illensverändernden Mitteln. Seien Sie in allen Landes- und Stadtteilen stets besonders vorsichtig. Bewahren Sie Geld, Ausweise, Führerschein und andere wichtige Dokumente sicher auf; speichern Sie ggf. elektronische Kopien/Fotos. Dies erleichtert im Falle von Diebstahl oder Verlust die Ausstellung eines Ersatzdokuments.  Bevorzugen Sie bargeldlose Zahlungen und nehmen Sie nur das für den Tag benötigte Bargeld und keine unnötigen Wertsachen mit.  Verzichten Sie auf auffällige Kleidung, Uhren und (Mode-)Schmuck und tragen Sie in der Öffentlichkeit Uhren und Smartphones nicht sichtbar.  Führen Sie stets einen geringeren Geldbetrag zur widerstandslosen Herausgabe mit..Leisten Sie bei Überfällen keinen Widerstand.Lassen Sie im Stadtverkehr die Fenster des Fahrzeugs geschlossen, die Türen verriegelt und verstauen Sie Wertgegenstände. Seien Sie im gesamten Stadtgebiet, auch in besseren Gegenden, besonders vorsichtig.

Volker Kleinophorst / 09.05.2024

SPD schreddert den Sozialstaat (für Deutsche), CDU schreddert die Sicherheit, die Grünen die Umwelt. Fällt euch was auf. Wenn Oben nicht absolut sicher wäre, das 80% (eher 90%) der Menschen dümmer sind als ein Stuhl, kämen sie damit nicht durch. Aber das ist genau ausgerechnet.

Volker Kleinophorst / 09.05.2024

Könnten sich Politiker nicht hinter Sicherheitsbeamten verschanzen, hätten wir eine komplett andere Politik und/oder komplett andere Politiker. Mit so einfachen Maßnahmen kann man große Veränderungen anschieben.

K.Behrens / 09.05.2024

Originalton Influencer Habeck: «Wenn Ihr eine Minute Zeit für Fakten zum Atomausstieg habt«. Immer doch, nun stehen Sie aber mal auf Herr Habeck und lassen den Obdachlosen ihren angestammten Platz auf dem Bahnsteig. Nicht, daß die Bundespolizei Sie noch verwechselt und Sie dutzt.

A. Ostrovsky / 09.05.2024

@Roland Müller : >>Mir fällt dazu nur das Zitat vom Bertolt Brecht ein, als er sagte: “„Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“<< # Ja, jetzt haben Sie das Programm Merkel auch verstanden. Was Brecht als absurden Vorschlag gemeint hatte, hat Merkel zur Blaupause der Politik ganz Europas gemacht. Aber sie hatte ja auch heimliche Helfer, die Brecht wohl gefehlt haben müssen. Reden Sie doch mal mit einem Jura-Absolventen irgendeiner deutschen Universität. Der erzählt Ihnen die Geschichte vom Staat als IDEE. Die Juristen, die in Schland ausgebildet werden, begreifen nicht, was ein Souverän sein soll. Die meinen, der Führer wäre der Souverän. Natürlich ist das dann die einzige Lösung. Der Führer, sobald er erkennt, dass das Volk seiner nicht würdig ist, muss sich ein neues Volk schaffen. Wer solls denn sonst machen? Na, sehen Sie, jetzt lachen Sie sogar selber. Machen Sie doch mal die Augen auf, was draußen los ist.

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