Weder noch! Diese moralische Überhöhung ist der neue, vergiftete Gedanke. Das Mantra aller Guten. Es erschafft aber auch im Hier und Jetzt nur Böses. Wie es jede Ideologie und Religion macht. Für mich ist die Vielfalt der richtige Weg. Juden dürfen über Deutsche schreiben, Deutsche über Juden. Sollte dies zur Normalität werden, dann wären wir endlich angekommen. Miteinander.
Blüten der “Vergangenheitsbewältigung”, treffend aufgespießt. Frei nach Johannes Gross: Je länger das “Dritte Reich” zurück liegt, desto stärker wird das “Nie wieder!”. Auschwitz, Treblinka, Majdanek waren nicht nur deutsche Goldgruben, nein: Sie sollen auch Besserungsanstalten gewesen sein. Für Deutsche, aber erst recht für Juden. Die Israel-“Kritik” lebt sehr gut davon, Muslime sind die neuen Juden und Gaza ist das Warschauer Ghetto. So sehen sie aus, die abartigen “Lehren aus der Geschichte”. Täglich grüßt das kollektive Schuldgefühl, dem man sich aber partout nicht richtig stellen will. Lieber wird nach Kräften verdrängt, geleugnet, abgelenkt, verwertet, verkitscht und verwurstet, was war und immer noch wirkt. Zur Not eben auch eine so tragische Figur wie Stella.
Die Wannsee-Konfernz 1943 deutscher Behörden, inklusive der SS, hatte den Zweck, die restlich verbliebenen europäischen Juden zu liquidieren und vor allem ihr Eigentum zu rauben. Sowie die Erben dieser Betroffenen, damit keine Rückforderungen möglich werden, mit zu beseitigen. Es ist nichts als primitiver Raub gewesen, anders machen die aufwändigen Aktionen, mitten in einem Krieg, den man verloren gab, gar keinen Sinn. Holocaust und Shoa sind bloße Worte, die langsam inhaltsleer werden. Raub ist ein Vorgang aus niedrigen Beweggründen—und Mord eine Tötung aus niedrigen Beweggründen. Dies sind Gründe sich abgrundtief zu schämen. So sagte eine alte, naive Polin in einer Doku zu den Massakern von Bromberg, Anfang der Zwanziger: “...die Juden waren viel reicher…!” Gemeint ist, deswegen dürfe man sie umlegen und berauben. Nach der Wende forderte die Jewish Claims Conferency zirka 100.000 Immobilien aus der DDR zurück. Minister Schäuble hat dem nicht nachgegeben, weil die Forderungen zuspät kamen und im Einzelnen nicht (mehr) nachgewiesen werden konnten. Dank Wannsee?? Und beim Kunstraub sieht man die Whooling immer noch.
Ein interessanter Gedanke, über den es sich lohnt, in aller Stille einmal nachzusinnen!
“Wo sind die deutschen Autoren, die es einem Heinrich Mann und seinem ‘Untertan’ gleichtun könnten?” Sie sehen sie nicht, weil sie die ‘Untertanen’ sind (geben)!
Liebe Frau Roggenkamp, ein überaus heikles Thema, keine Frage. Ich glaube aber grundsätzlich nicht, dass Moralisierungen und Tabuisierungen wirklich weiter helfen, weder in der einen noch in einer anderen Richtung. Ganz nüchtern betrachtet ist der Antisemitismus und die Judenvernichtung im Dritten Reich ein ungeheuerliches Verbrechen, das sich kaum in Worte fassen läßt. Und sich dennoch aus Millionen von oft völlig banalen Einzelakten zusammensetzte, an denen bald jeder Bürger irgendwie beteiligt war. Aber durch die (berechtigte) Empörung über dies allein kommt man bestenfalls zu “Haltungen”, wie sie die heute überwiegend linke Politik in Deutschland prägen. Was Deutschland als Nation aber gebraucht hätte, wären nicht Haltungen gewesen (gestern intolerant-rechts, national und sozialistisch und heute intolerant-links, inter-nationalistisch und sozialistisch), was Deutschland heute genauso wie zur Nazi-Zeit bräuchte wäre ein Verständnis dafür, dass Demokratie, Liberalismus (i.S.v. Locke und Mill) und Pluralismus zuallererst den fundamentalen Respekt vor dem Anderen erfordern, ganz im Sinne des britischen Prinzips “that we at least agree to disagree”. An diesem Respekt gebricht es der deutschen Kultur weithin und nahezu vollständig, das die Nazis prägende Schwarz-Weiß-Denken “Wer nicht für mich ist, ist wider mich” gilt wenig gemildert gegenüber der Nazi-Ära bis heute fort. Nur diesmal im Namen von Klima-Hysterie, Anti-Rassismus, Gender-Ideologie oder irrationaler Fortschrittsfeindlichkeit. Dies gesagt habend meine ich, auch ein Buch wie Stella müsse erscheinen können, dies kann eine offene und liberale Gesellschaft, die sich selbst reflektiert nicht weiter berühren. In der deutschen Gesellschaft aber, fällt dieses auf einen intoleranten, seit Jahrhunderten (Luther?!) vergifteten Boden. Das unsere Kultur durchziehende Gift der Ideologen ist das eigentliche Fatum der Nation, vielleicht ein guter Grund, Deutschland wirklich aufgelöst zu wünschen!
Es gibt einen ehrlichen, weil authentische literarischen Aufarbeitungsversuch. Man lese Carel Perechodnik “Bin ich ein Mörder?” (zu Klampen 1997 ISBN 3-924245-58-4) Kaum wahrgenommen im Erscheinungsjahr, von Bestsellerlisten ganz zu schweigen. Leider.
Selber mit Schwindler auf der Seite der Guten stehen, das reicht eben nicht. Es muss auch klar sein, wo das Böse sitzt. Alles wie gehabt.
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