Die Wannsee-Konfernz 1943 deutscher Behörden, inklusive der SS, hatte den Zweck, die restlich verbliebenen europäischen Juden zu liquidieren und vor allem ihr Eigentum zu rauben. Sowie die Erben dieser Betroffenen, damit keine Rückforderungen möglich werden, mit zu beseitigen. Es ist nichts als primitiver Raub gewesen, anders machen die aufwändigen Aktionen, mitten in einem Krieg, den man verloren gab, gar keinen Sinn. Holocaust und Shoa sind bloße Worte, die langsam inhaltsleer werden. Raub ist ein Vorgang aus niedrigen Beweggründen—und Mord eine Tötung aus niedrigen Beweggründen. Dies sind Gründe sich abgrundtief zu schämen. So sagte eine alte, naive Polin in einer Doku zu den Massakern von Bromberg, Anfang der Zwanziger: “...die Juden waren viel reicher…!” Gemeint ist, deswegen dürfe man sie umlegen und berauben. Nach der Wende forderte die Jewish Claims Conferency zirka 100.000 Immobilien aus der DDR zurück. Minister Schäuble hat dem nicht nachgegeben, weil die Forderungen zuspät kamen und im Einzelnen nicht (mehr) nachgewiesen werden konnten. Dank Wannsee?? Und beim Kunstraub sieht man die Whooling immer noch.
Ein interessanter Gedanke, über den es sich lohnt, in aller Stille einmal nachzusinnen!
“Wo sind die deutschen Autoren, die es einem Heinrich Mann und seinem ‘Untertan’ gleichtun könnten?” Sie sehen sie nicht, weil sie die ‘Untertanen’ sind (geben)!
Liebe Frau Roggenkamp, ein überaus heikles Thema, keine Frage. Ich glaube aber grundsätzlich nicht, dass Moralisierungen und Tabuisierungen wirklich weiter helfen, weder in der einen noch in einer anderen Richtung. Ganz nüchtern betrachtet ist der Antisemitismus und die Judenvernichtung im Dritten Reich ein ungeheuerliches Verbrechen, das sich kaum in Worte fassen läßt. Und sich dennoch aus Millionen von oft völlig banalen Einzelakten zusammensetzte, an denen bald jeder Bürger irgendwie beteiligt war. Aber durch die (berechtigte) Empörung über dies allein kommt man bestenfalls zu “Haltungen”, wie sie die heute überwiegend linke Politik in Deutschland prägen. Was Deutschland als Nation aber gebraucht hätte, wären nicht Haltungen gewesen (gestern intolerant-rechts, national und sozialistisch und heute intolerant-links, inter-nationalistisch und sozialistisch), was Deutschland heute genauso wie zur Nazi-Zeit bräuchte wäre ein Verständnis dafür, dass Demokratie, Liberalismus (i.S.v. Locke und Mill) und Pluralismus zuallererst den fundamentalen Respekt vor dem Anderen erfordern, ganz im Sinne des britischen Prinzips “that we at least agree to disagree”. An diesem Respekt gebricht es der deutschen Kultur weithin und nahezu vollständig, das die Nazis prägende Schwarz-Weiß-Denken “Wer nicht für mich ist, ist wider mich” gilt wenig gemildert gegenüber der Nazi-Ära bis heute fort. Nur diesmal im Namen von Klima-Hysterie, Anti-Rassismus, Gender-Ideologie oder irrationaler Fortschrittsfeindlichkeit. Dies gesagt habend meine ich, auch ein Buch wie Stella müsse erscheinen können, dies kann eine offene und liberale Gesellschaft, die sich selbst reflektiert nicht weiter berühren. In der deutschen Gesellschaft aber, fällt dieses auf einen intoleranten, seit Jahrhunderten (Luther?!) vergifteten Boden. Das unsere Kultur durchziehende Gift der Ideologen ist das eigentliche Fatum der Nation, vielleicht ein guter Grund, Deutschland wirklich aufgelöst zu wünschen!
Es gibt einen ehrlichen, weil authentische literarischen Aufarbeitungsversuch. Man lese Carel Perechodnik “Bin ich ein Mörder?” (zu Klampen 1997 ISBN 3-924245-58-4) Kaum wahrgenommen im Erscheinungsjahr, von Bestsellerlisten ganz zu schweigen. Leider.
Selber mit Schwindler auf der Seite der Guten stehen, das reicht eben nicht. Es muss auch klar sein, wo das Böse sitzt. Alles wie gehabt.
Um es mit der (stark veränderten) Aussage des großen russischen Schriftstellers Bulgakow zu beschreiben: “Der Holocaust ist in den Köpfen, nicht in den Taten”. Man kann die Taten auch so medienwirksam bereuen. Die immer noch kontaminierten Köpfe produzieren aber immer neue “Werke”, die im Endeffekt zu den neuen Taten führen.
Sehr geehrte Frau Roggenkamp, nennen Sie mich meinetwegen einen Ignoranten oder was immer auch sonst, aber ich verstehe nicht was Sie dem Leser Ihres Beitrags sagen wollen. Takis Würger und seine"Stella” so eine Art “blackfacing” und damit schlecht wenn nicht gar antisemitisch? Hätte nur von jüdischen Schriftstellern geschrieben werden dürfen, wenn überhaupt? Diese schamlosen Deutschen, die sich exkulpieren wollen? Sie lassen mich ziemlich ratlos zurück.
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