Alexander Horn, Gastautor / 15.11.2022 / 12:00 / Foto: Pixabay / 61 / Seite ausdrucken

Sind die steigenden Preise gerechtfertigt?

Die Unternehmen sind zu Inflationstreibern geworden. Die Angebotsengpässe erlauben ihnen, die Preise weit über ihre steigenden Kosten anzuheben. Aber sie sind selbst Getriebene.

Die Inflation treibt die Menschen in Deutschland inzwischen mehr um als alles andere. Das geht aus einer Ende Oktober von der Unternehmensberatung McKinsey durchgeführten repräsentativen Umfrage hervor. Rund 57 Prozent gaben an, ihre größte Sorge sei aktuell die Inflation. Nur 18 Prozent der Befragten nannten den Ukraine-Krieg, 6 Prozent den Klimawandel und 3 Prozent die Covid-19-Pandemie.

Während die EZB immer wieder aufs Neue Fehler bei ihrer Inflationsbewertung einräumt, gewinnt die Inflation seit nunmehr zwei Jahren kontinuierlich an Dynamik. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherpreise im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,4 Prozent nach oben geschnellt. Verantwortlich sind nicht allein die explodierenden Energiepreise mit 43 Prozent, auch der Anstieg der Nahrungsmittelpreise trifft die Bürger hart. Im Oktober lagen sie um 20,3 Prozent höher als vor einem Jahr – auch das ein neuer Rekordanstieg.

Der Preisauftrieb, so die Bundesbank nüchtern, sei „inzwischen breit angelegt“. Wie breit, zeigt sich auch bei den Erzeugerpreisen, die in Deutschland im September gegenüber dem Vorjahr um 45,8 Prozent angestiegen sind. Sie gelten als Frühindikator für die Verbraucherpreisentwicklung. In der Vergangenheit folgten die Verbraucherpreise dem Erzeugerpreisanstieg mit einigen Monaten Verzögerung und auf ein Drittel abgedämpft. Demnach ist zu erwarten, dass die Verbraucherpreisinflation in den nächsten Monaten auf etwa 15 Prozent zulegt.

Erwerbstätigen und Transferleistungsempfängern laufen die Preise davon, denn seit der Corona-Krise halten Löhne, Gehälter, Renten und Sozialleistungen nicht mehr Schritt mit dem Verbraucherpreisanstieg. Bis zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres war bereits ein Reallohnverlust von gut fünf Prozent entstanden, der sich seitdem deutlich vergrößert hat.

Bereit, fast jeden Preis zu zahlen

Für viele hingegen, vor allem große Unternehmen, scheint diese Wirtschaftslage kein Problem. Ihnen gelingt es, auf der Inflationswelle mitzuschwimmen und die Gewinne oft sogar deutlich zu steigern. So erreichten die 40 Dax-Konzerne im 1. Quartal 2022 einen gesamten operativen Gewinn von 52,4 Milliarden Euro und übertrafen damit die bisherige Rekordsumme aus dem Vorjahresquartal deutlich. Nach Daten des Finanzspezialisten Bloomberg werden die Dax-Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr vermutlich 130 Milliarden Euro netto verdienen, das wäre eine Milliarde mehr als im letzten Jahr – und das war bereits das stärkste Jahr in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Nach Auffassung der deutschen Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Schnabel, die dem Direktorium der EZB angehört, sind viele Unternehmen in der Eurozone „Profiteure der Inflation“. Das sei jedoch, so Schnabel, keine „böse“ Absicht, sondern eine Folge des derzeitigen wirtschaftlichen Umfelds mit einer starken Nachfrage und Angebotsengpässen.

Schnabel präsentiert diese Unternehmen gewissermaßen als Inflationsopfer, die dennoch profitieren, obwohl sie diese „böse“ Absicht nicht hegen. Andersherum wird ein Schuh daraus. Denn die Unternehmen nutzen die für sie günstige Marktsituation, in der durch die Corona-Krise Lieferketten aus dem Takt geraten sind und der Ukraine-Krieg eine Energieverknappung ausgelöst hat, um gezielt die Preise zu erhöhen und dadurch ihre Profitabilität zu verbessern. Wegen der im Stop-and-Go-Betrieb ruckelnden Wirtschaft entstehen temporär immer wieder Angebotsknappheiten.

Die resultierenden Verkäufermärkte sind ideale und zudem einzigartige Gelegenheiten, in denen die Unternehmen ihre Marktmacht ausspielen können. Ein entscheidender Treiber der inzwischen galoppierenden Inflation besteht demnach darin, dass viele Unternehmen die Preise über das Niveau hinaus anheben, das erforderlich wäre, um die eigenen Kostensteigerungen zu kompensieren. Sofern die Kunden auf die Produkte angewiesen sind und über die entsprechende Kaufkraft verfügen, sind sie bereit, fast jeden Preis zu zahlen.

Die hohen Gewinnsteigerungen der Dax-Unternehmen sowie vieler anderer Unternehmen sind ein untrüglicher Beleg dafür, dass nicht wenige Unternehmen mit der für sie schwierigen Marktsituation mit Lieferkettenproblemen und Einkaufspreissteigerungen bisher gut oder sogar sehr gut zurechtkommen und sie gezielt nutzen, um auf diese Weise die eigene Profitabilität zu erhöhen. Den Unternehmen gelingt es weitgehend, die gestiegenen Kosten für Energie, Material und Logistik weiterzureichen und letztlich an die Verbraucher zu überwälzen. Sofern die Unternehmen global aufgestellt sind, profitieren sie zudem vom Kursverlust des Euro gegenüber dem US-Dollar, der infolge der zögerlichen Zinsanhebung der EZB eingetretenen ist. Dadurch sorgen stabile oder sogar steigende Verkaufspreise im Dollarraum bei der Umrechnung in Euro für deutlich steigende Erlöse. Davon profitiert die stark vom Export abhängige deutsche Wirtschaft in besonderem Maß.

Kostendruck weiterreichen

Die Unternehmen sind jedoch auch unter Zugzwang, denn sie müssen in einer Situation, in der die Inflation ins Rollen kommt, und sie die steigenden Kosten nicht durch eigene Maßnahmen senken können, diese zumindest weitergeben, damit sie nicht zu Verlierern werden. Unternehmen, so der Unternehmensberater Hermann Simon, „machen einen großen Fehler, wenn sie in der Inflation ihre Preise zu spät erhöhen“, denn wer diesen Schritt nicht rechtzeitig macht oder nicht machen kann, verliere an wirtschaftlicher Substanz.

Immer wieder gibt es an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungsketten Produktionskostensteigerungen, etwa weil politische Regulierung wie Arbeits- oder Umweltschutzauflagen den Einsatz teurer Verfahren erzwingen oder etwa weil Rohstoffvorkommen schwieriger zu erschließen sind. In den letzten Jahrzehnten ist es für die Unternehmen in den entwickelten Volkswirtschaften jedoch immer schwerer geworden, diese preistreibenden Effekte durch eigene Kosteneinsparungen auszugleichen.

Denn ihnen gelingt es seit Jahrzehnten immer weniger, neue Technologien einzuführen, mit deren Hilfe sie die Effizienz ihrer Wertschöpfungsprozesse verbessern und so Arbeitsproduktivität erhöhen und Kosten senken können. Andererseits haben sie Probleme, in den noch immer relativ offenen Welt- und Binnenmärkten, in denen Verkäufermärkte dominieren, höhere Preise durchzusetzen. So geraten viele Unternehmen, die in ihren regionalen oder globalen Märkten nicht als Marktführer agieren können, in die Klemme.

Wegen der Produktivitätsstagnation sind sie kaum noch in der Lage, Kostensteigerungen in den Wertschöpfungsketten auszugleichen, anderseits können sie diese Kostensteigerungen schlecht an ihre Kundschaft weitergeben. Die nun seit der Corona-Krise entstandenen Angebotsengpässe bieten eine Chance, diesen Kostendruck, der bei vielen Unternehmen die Profitabilität beeinträchtigt hat, nun endlich weiterzureichen.

Greenflation

Der in den letzten Jahrzenten zunehmende Kostendruck in den Wertschöpfungsketten entsprach gewissermaßen einer rückgestauten Inflation, die sich nun entlädt. Aber auch auf lange Sicht wird der Kostendruck weiter zunehmen, denn dieser hat eine systematische Ursache. Denn seit Jahrzehnten hat sich in den entwickelnden Volkswirtschaften, und ganz besonders in Deutschland und Europa, durch die Verfolgung einer ökologischen Klimapolitik ein bedeutender Treiber steigender Produktionskosten entfaltet, der sich immer spürbarer auswirkt.

Die in Gang gesetzte Umstellung der Energieversorgung auf ausschließlich erneuerbare Energien, in Deutschland vor allem Windkraft und Photovoltaik, treibt die Produktionskosten für Energie gewaltig in die Höhe. In Deutschland lässt sich das gut an den gestiegenen Strompreisen erkennen. Obwohl bislang erst ein knappes Drittel des Stroms aus Windkraft und Photovoltaik stammt und inzwischen jährlich zweistellige Milliardenbeträge zur Senkung der Strompreise über den Bundeshaushalt zugeschossen werden, haben sich die Strompreise innerhalb von zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt.

Neben dieser Greenflation treibt die ökologische Klimapolitik jedoch auch den Anstieg der Produktionskosten für fossile Energien an. Denn trotz des global weiterhin steigenden Verbrauchs fossiler Rohstoffe sinken die weltweiten Investitionen in die Erschließung und Förderung fossiler Energien. Diese sehr langfristigen Investitionen sind beeinträchtigt, weil politische Maßnahmen – wie etwa die Ächtung globaler Investitionen in fossile Energien durch die EU-Taxonomie oder die politische Regulierung zur Senkung des fossilen Energieverbrauchs – nicht nur die Wirtschaftlichkeit langfristiger Investitionen infrage stellen, sondern auch hohe Investitionsrisiken bergen.

Anstelle neuer Investitionen auf Grundlage kostensenkender neuer Technologien bei Erschließung und Förderung fossiler Rohstoffe treten steigende Produktionskosten. Denn ab einem bestimmten Ausbeutungsgrad nehmen Aufwand und Kosten zu, um die Förderung aus vorhandenen Quellen aufrechtzuerhalten. Dass notwendige Investitionen fehlen, so die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen „Word Investment Report“, schränke den zukünftigen Konsum ein. So könne „die Welt am Beginn eines neuen Preiszyklus“ stehen.

Hinzu kommen durch den Lieferstopp von russischem Gas weitere Kostensteigerungen. Denn nicht nur muss das billige russische Gas unter anderem durch wesentlich teureres LNG-Gas ersetzt werden, zudem fehlt eine geeignete Infrastruktur sowohl in den Lieferländern als auch in Europa (und insbesondere in Deutschland), um das Gas anzuliefern. Das Improvisieren und der Aufbau einer neuen Infrastruktur führen zu real höheren Kosten, die sich im Energiepreis bemerkbar machen. Hinzu kommt, dass beim Aufbau der Infrastruktur die Unternehmen nicht Schlange stehen, um in diese unter Nutzung neuester Technologien massiv zu investieren. Denn sie fürchten, dass ihre Investitionen infolge des Ausbaus der Erneuerbaren verloren sein werden.

Kranke Zombiewirtschaft

In einer gesunden Marktwirtschaft würde es den Unternehmen gelingen, steigenden Kostendruck über die Wertschöpfungsketten bis hin zum Verbraucher zu dämpfen und über längere Zeiträume sogar auszugleichen. Um ihre Profitabilität in einem wettbewerblichen Umfeld zu erhalten oder sogar zu verbessern, sind sie nämlich gezwungen, ihre Preise entweder zu senken oder Produktinnovationen hervorzubringen, die einen höheren Kundenwert und ein dementsprechend hohes Preisniveau rechtfertigen würden.

Dieser Innovationsmotor ist jedoch defekt. Sowohl Produkt- als auch Prozessinnovationen kommen in den entwickelten Volkswirtschaften seit Jahrzehnten immer schleppender voran. Ein guter Indikator für diese technologische Stagnation sind die immer geringen Arbeitsproduktivitätszuwächse, die in den entwickelten Volkswirtschaften bereits vor der Corona-Krise in Richtung Null-Wachstum eingeschwenkt sind.

Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren, aber auch bis in die 1980er Jahre hinein, konnten die Unternehmen infolge kräftiger Arbeitsproduktivitätssteigerungen, die in manchen Jahren sogar zweistellige Zuwachsraten erreichten, auch hohe Lohn- und Gehaltssteigerungen abfangen. Denn unter Ausnahme der Mitte der 1970er Jahre ist es ihnen gelungen, das Niveau der Verbraucherpreise weitgehend stabil zu halten. Und sogar während dieser Inflationsphase stiegen die nominalen Löhne und Gehälter deutlich stärker als die Verbraucherpreise, so dass es damals auch zu Reallohnsteigerungen kam.

Profitabilität zum Preis rückläufiger Reallöhne

Dieser inflationsbremsende und zudem reallohnsteigernde Effekt ist jedoch infolge einer verfehlten Wirtschafts- und Geldpolitik, die den technologischen Fortschritt behindert, anstatt ihn anzutreiben, verlorengegangen (siehe auch hier). Daher ist es für die Unternehmen nun existenziell, steigende Kosten möglichst sofort weiterzugeben. Sie bauen nicht darauf, sinkende Gewinnmagen auf mittlere und lange Sicht durch eigene technologische Anstrengungen auszugleichen oder sogar überkompensieren zu können.

Daher sind sie genötigt, möglichst vor die Inflationswelle zu gelangen, indem sie als erste die Preise erhöhen. Hinzu kommt, dass sie die Fähigkeit verloren haben, sich durch technologischen Fortschritt Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten, die hohe Gewinne versprechen. Es ist daher mehr als nur verführerisch, eine Marktsituation auszunutzen, in der sich die Chance ergibt, auf andere Weise die Gewinnmargen zu erhöhen oder die bereits in der Vergangenheit geschwundene Profitabilität zu verbessern.

Insofern muss man Isabel Schnabel wiederum recht geben. Dass die Unternehmen zu Treibern der Inflation geworden sind, anstatt diese abbremsen zu können, ist nicht deren „böse“ Absicht. Es ist die unbeabsichtigte, aber absehbare Folge einer Geld- und Wirtschaftspolitik, die seit Jahrzenten die notwendige Restrukturierung der Wirtschaft verhindert und so eine Zombiewirtschaft geschaffen hat, in der zu viele stagnierende Unternehmen auf Dauer überleben. Die Folgen für viele Unternehmen, vor allem aber die Erwerbstätigen, sind gravierend. Denn nun droht die Inflation zu einem ständigen Begleiter zu werden, und die Unternehmen sind genötigt, ihre Profitabilität zum Preis rückläufiger Reallöhne erstreiten zu müssen.

 

Mehr von Alexander Horn lesen Sie in seinem aktuellen Buch „Die Zombiewirtschaft - Warum die Politik Innovation behindert und die Unternehmen in Deutschland zu Wohlstandsbremsen geworden sind“ mit Beiträgen von Michael von Prollius und Phil Mullan.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Telepolis.

 

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Thomin Weller / 15.11.2022

Das unternehmerische Risiko wird seit Jahrzehnten zum Angestellten oder Staat/Steuern verschoben. Isabel Schnabel und das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern! Es gruselt richtig heftig. Die ganzen Max-Planck Institute agieren generell gegen Deutschland gegen alle EU-Bürger und sind tief in der Zeit des Kaiser und auch Ernst-Rüdin, passend auch Covid, stecken geblieben. Das MPI ist Universen von humanwissenschaftlichen Inhalten entfernt. Wie tief steckt MPI in Operation Rubikon allgemein Sicherheitstechnologie und deren Mathematik? Kann jeder selbst bei Cryptome eruieren. MPI hat also ein neues “Index librorum prohibitorum” aufgebaut in dem demnächst ein europäisches Vermögensregister aller materiellen und immateriellen Werte aller Bürger eingeführt werden soll. Siehe Norbert Haering “2.08.2021 Die EU-Kommission will ein umfassendes Vermögensregister aller Bürger erstellen”. Die übergriffige EU gehört aufgelöst.

A. Ostrovsky / 15.11.2022

Die Unternehmen sind charakterlose Ar…cher, wenn Sie nicht dem Staat die Abführung der Steuern verweigern. Der Staat darf Steuern erheben, im Gegenzug zu der Leistung, dass er ein Umfeld bereitstellt, Rechtssicherheit und ein Wirtschaftsterritorium, das den Unternehmen erst ihre Geschäftstätigkeit ermöglicht. Dieser Staat, den wir aktuell bestaunen dürfen, tut DAS GEGENTEIL! Er ZERSTÖRT systematisch, vorsätzlich und restlos alle Voraussetzungen. Für diese “Leistung” stehen ihm keine Abgaben zu, sondern im Gegenteil, er muss Schadensersatz zahlen. Aber wie will er die Reparationsleistungen finanzieren, bei der Dilettanten-Besatzung?

jan blank / 15.11.2022

Ein Staat, der keine Geldwertstabilität bieten kann und seine definierten Grenzen nicht mehr schützen mag, hat Kernkriterien seiner Existenz aufgegeben. Er wird untergehen und etwas Anderes wird an seine Stelle treten müssen. Ein Vakuum gibt es diesbezüglich nicht. Dieses “Andere” wird genau an den Kernkriterien ansetzen: Schluß mit dem Euro und EU, Grenzkontrollen und Wiederaufbau: Diesmal aber: klein aber fein, statt groß und doof.

Arnd Stricker / 15.11.2022

So ist das eben mit der Inflation. Sobald einmal das Vertrauen in einigermaße stabile Preise weg ist, wird jeder versuchen, so hohe wie mögliche Preissteigerungen durchzusetzen, um sich zu schützen. Das gilt nicht nur für Produkte und Dienstleistungen, sondern auch für die Produktionsfaktoren wie Arbeit und Kapital. Da die Preiselastitzität in den einzelnen Sektoren aber äußerst unterschiedlich ist, verschieben sich die relativen Preise drastisch und zerstören Produktion und Umsatz in den schwächeren Bereichen. Auf lange Sicht hat das natürlich auch Folgen für die frühen und vermeintlichen Gewinner der Inflation. Ich empfehle allen Politkern, die jetzt meinen mit “Entlastungspaketen” die Inflation eindämmen zu wollen, sich einmal Südamerika in den 70ern und 80ern anzusehen. Da wird dann sehr schnell deutlich, dass staatliche Eingriffe am Ende inflationsfördernd wirken, da sie nur die Kaufkraft bei gleich bleibendem Angebot erhöhen oder zu Knappheiten bei künstlich gedeckelten Preisen führen. Da wir zumindest alle Krisen seit der Finanzkrise (eigentlich aber seit der Asienkrise) mit Geld zugeschmissen und die Wirtschaft mir ideologischen Auflagen überfrachtet haben, wird die notwendige Rezession zur Begrenzung der Rezession immer heftiger ausfallen, je länger wir das Spiel “staatlicher Unterstützung “( am Ende Schecks auf die Zukunft oft durch die Notenbank finanziert) weiterspielen, Treiben wir es so weit wie z.B. Argentinien oder gar Venezuela werden wir die Wirtschaft auf Jahrzehnte zerstören

Reiner Arlt / 15.11.2022

In der Tat gehören - von lebenswichtigen Dingen einmal abgesehen - zu einer Preiserhöhung immer zwei: Einen, der den höheren (zu hohen) Preis fordert, und einen, der diesen Preis bezahlt. Ich stosse immer wieder auf Preise, bei denen ich mir sage: Selbst wenn ich Millionen zur freien Verfügung hätte, würde ich diesen Preis dafür nicht bezahlen. Eine allgemeine Kaufzurückhaltung hätte sicherlich erhebliche preisdämpfende Wirkung.

Detlef Rogge / 15.11.2022

Gestiegene Preise, von denen nur unmittelbar Betroffene wissen: ab 9/22 schlappe 380€ netto mtl. mehr für Mutters Pflegeheimplatz. Gestiegene Personalkosten durch Tariftreuegesetz und erhöhten Mindestlohn. Ach wie schön, daß das Pflegepersonal endlich mehr Gehalt bekommt, haben sie sich ja verdient. Zahlbar durch Bewohner und Angehörige, Pflegekassen sind längst Pleite. Daneben noch Erhöhung durch gestiegene Energiepreise, Lebensmittel etc. Immer mehr Bewohner werden zu Sozialfällen, dann zahlt die Gemeinschaft der Steuerzahler. Mutter ist Beamtenwitwe (die einzige im Heim), darf nach BGH-Urteil auch im Pflegeheim nicht zum Sozialfall werden. Deshalb gibt es die sog. erhöhte Beihilfe, auch finanziert vom Steuerzahler. Alles Jacke wie Hose.

Thomin Weller / 15.11.2022

Die Klassengesellschaft zeigt sich immer deutlicher, Perfide blenden die ÖRR und Politik das aus. Das komplette Versagen des Staates und seiner hoheitlichen Aufgaben ist doch schon Normalität. Die Frage was wird überhaupt noch in Deutschland an Lebensmittel produziert wird, muss gestellt werden. Die Landes-Kartellämter sind seit über 20 Jahren im Tiefschlaf, sogar korrupt, deren Inhalte gehen in umfangreiche VWL wie Steuer dessen Freibeträge, Rente etc. Berechnungen hinein. Sie sind bei der Feststellung der Verbraucherpreise einseitig gelenkt. Bundesweit gibts davon ganz viele Beamte. Die Preisabsprachen der Monopolisten Beispiel Kaffeeweißer. Von zuvor 0.79 -0.89 Euro Anfang des Jahres sind sie nun alle bei exakt 1.39 Euro. ALLE und ist eindeutig eine Kartellabsprache. Kaum hat die Aldi Nord Erbin vor paar Jahren Millonen verzockt, stiegen die Preise und die Qualitäten erreichen die nach unten offene Qualitätsskala. Ganz besonders Übel sind Produkte mit dem „DLG prämiert“ Siegel. Vor kurzem gabs ein Achgut Artikel über Rohfutter. Die meisten Konsumenten kapieren nicht einmal im Ansatz das sie Tierfutter essen. Es nennt sich “Getreidemehl” und ist quasi Heu/Stroh. Und manche Brote haben über 40% Wasseranteil. “Du machst kein Sinn, nur Geld” und wirst weiter verwurstet. Die grüne Pest hat alle Quali-Standards restlos zerstört. Jeder Dreck kann als Lebensmittel verkauft werden. Klassendreck!? Damit das nicht auffällt, verzerren die ÖRR alle Inhalte. Deutschland/Europa ist eine US-Kolonie und wird dank SPD, grüne Kriegspest direkt in den Krieg geführt. Noch gibts es Bäume die von aussen begrünt werden können. Nach dem Klimawandel nicht mehr.

Elias Hallmoser / 15.11.2022

Die massiv und rabiat gesteigerten Preise sind nicht gerechtfertigt. Sie sind Folge politischer Fehlentscheidungen [durch Corona-Massnahmen sowie Stilllegung von Produktionskapazitäten (Abschaltung von KKWs und Kohlkraftwerken, Verringerung der eigenen Gasförderung)] sowie unternehmerischer Fehlentscheidungen [fehlende Forschung und Entwicklung, fehlende Investitionen] und der manchen Unternehmen sowie Spekulanten und Trittbrettfahrern damit ermöglichten Profit-Preis-Spirale.

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