Die Auseinandersetzungen um den sogenannten Islamischen Staat (IS) haben inzwischen auch die Bundesrepublik erreicht. Über 400 Deutsche sollen in den Reihen der schwarz gewandeten Säbelrassler mitkämpfen. Was den Behörden Sorgen macht, ist die Frage: Was machen wir mit den Heimkehrern?
Um sie einzusperren, dazu fehlt die gesetzliche Grundlage. Die Teilnahme an Trainingscamps, in denen Bombenbasteln und Kopfabschneiden geübt wird, ist ebenso straffrei wie der Aufenthalt in einem Club Med. Man kann Menschen, die einen deutschen Pass haben, die Einreise nach Deutschland nicht verweigern.
Soll man jedem einen Sozialarbeiter an die Seite stellen? Ein Praktikum an einem städtischen Theater anbieten, wo er seine Traumata kreativ verarbeiten kann? Oder hoffen, dass er aus eigener Kraft wieder Anschluss an eine Gesellschaft findet, die auch den Terroristen der Rote- Armee-Fraktion (RAF) längst vergeben hat?
In die hochkomplexe Debatte hat sich nun die Generalsekretärin der SPD, Yasmin Fahimi, konstruktiv eingeschaltet. Der Islamische Staat soll nicht mehr als «radikal-islamisch» bezeichnet werden. «Dies ist eine Zuweisung, welche die Muslime hier in Deutschland in ihrer Ehre berührt.» Wer diese Terroristen als Vertreter der islamischen Religion darstelle, beleidige die Muslime, warnte die Generalsekretärin der SPD.
Das ist eine durchaus nachvollziehbare Überlegung. Niemand möchte als «radikal-sozialdemokratisch» diffamiert werden, nur weil er (oder sie) das «Godesberger Programm» der SPD gerahmt und an die Wand genagelt hat. Im Falle des Islamischen Staats freilich liegen die Dinge ein wenig anders. Die Truppe nennt sich nun mal selbst so, und es gibt gewisse Anzeichen dafür, dass sie den Islam auf die Spitze treibt, ideologisch wie auch praktisch.
Wenn das, was der Islamische Staat praktiziert, nicht «radikal-islamisch» ist, was ist es dann? Radikal-humanistisch? Radikal-pazifistisch? Radikal-ökologisch? Allein mit Wortklaubereien ist das Problem nicht zu lösen.
Yasmin Fahimi müsste schon ein wenig mehr tun: beim Islamischen Staat vorstellig werden und ihm die Aufnahme in die Sozialistische Internationale anbieten. SI statt IS. Klingt doch gleich viel besser.
Erschienen in der Weltwoche vom 11.9.14