Ahmet Refii Dener, Gastautor / 23.08.2023 / 16:00 / Foto: Pixabay / 16 / Seite ausdrucken

Selbstständigkeit in Zeiten der Inflation

Schon immer habe ich mich gerne mit Einzelhändlern unterhalten. Während solche Leute früher von ihrem Business schwärmten, herrscht heute Resignation und Mutlosigkeit. Wie ich aus über 40 Jahren eigener Selbstständigkeit weiß, ist diese Entwicklung tödlich. Denn der Selbständige ist sein eigener Motivator.

Ich bin ein ewig Selbstständiger und daher mit dieser Art der Berufstätigkeit ständig befasst. Dass die Selbstständigkeit gewisse Risiken mit sich bringt, ist bekannt. Ich leide mit den Selbstständigen, freue mich auch mit ihnen, Letzteres allerdings immer seltener. Der Markt wird immer zäher. Das Geld sitzt bei den Menschen nicht mehr so locker wie früher, oder sagen wir mal, wie zu guten Zeiten. Denn die schlechte Konjunkturphasen gab es immer wieder mal.

Ich hab keine Scheu, Einzelhandelsgeschäfte zu betreten, nur um mit dem Eigentümer oder Geschäftsführer zu reden. Mir bringt das neue Informationen und stärkt mein Gefühl für die Wirtschaft, und ihnen bekommt es ebenfalls gut, wenn sie jemandem so vieles erzählen und loswerden können. Natürlich geht es nicht um die Interna. Ich stelle meine Fragen so, dass sie spüren, dass ich ein Teil vom Ganzen bin und nichts Böses im Sinn habe.

Das Statistische Bundesamt zählte 2020 gut 2,5 Millionen Unternehmen in Deutschland, davon waren überwiegend (99,4 Prozent) kleine und mittlere Unternehmen. Mehr als zwei Millionen davon werden der Gruppe der Kleinstunternehmen zugeordnet, hatten also maximal neun Mitarbeiter. Großunternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten und mehr als 50 Millionen Euro Umsatz waren bloß 15.000 an der Zahl. Den Kleinen geht es nicht gut, besonders dem Einzelhandel nicht. Wenn ich mich in meiner Stadt Aschaffenburg umschaue, sehe ich mehr „Zu vermieten“-Schilder als in den Großstädten. So ähnlich verhält es sich auch mit den Groß- und Kleinunternehmen. In den Großstädten müssen gewisse Marken vertreten sein, die zur Not auch die hohen Mieten in Kauf nehmen. Wenn jedoch im einzigen Einkaufszentrum einer Kleinstadt über zehn Läden mit großen Flächen leerstehen, lädt das nicht gerade ein, Geld in den offenen Geschäften auszugeben.

Was sollen das für Zukunftsthemen sein?

Bei meinen Gesprächen fällt mir eines immer mehr auf, nämlich die Tatsache, dass der Einzelhandel keine Hoffnung äußert, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Ich bin nicht einem Inhaber begegnet, der sagte, dass es in Zukunft besser sein würde. Das allein, wie ich aus über vierzig Jahre Selbstständigkeit weiß, ist tödlich und verheißt nichts Gutes. Denn der Selbständige ist sein eigener Motivator. Wenn solche Leute früher von ihrem Business erzählten, schwärmten sie und waren zu 100 Prozent am Anschlag. Heute bekommt man das Gefühl, dass sie sich die Frage stellen: „Wie soll es nur weitergehen?“

Die Start-ups werden auch immer weniger. Wenn ich einigen immer wieder mal begegne, kann man ablesen, dass es nicht gut ausgehen wird. Aber wie soll man einem, der am Schwärmen über seine Idee ist, sagen, dass in der heutigen Zeit so etwas nicht funktionieren wird? Sie schaffen es, Investoren zu begeistern, die dann Hundertausende, oder gar Millionen in ein Start-up investieren. Dieser Erfolg, die Investoren überzeugt zu haben, lässt sie glauben, dass das Geschäftsmodell folglich funktionieren würde. Am Ende schaffen es nur eine Handvoll.

„Angesichts eines schlechteren Geschäftsklimas und wachsender Unsicherheit brauchen wir in Deutschland mehr Fokus auf Zukunftsthemen, um die Innovationsflaute abzuwenden“, sagt kürzlich Christian Miele, Vorstandsvorsitzender beim Bundesverband Deutsche Start-ups.

Was sollen das für Zukunftsthemen sein? Wenn, dann wird es einigen wenigen aus der Industrie zugutekommen, aber nicht dem Fußvolk. Die Armut schreitet voran und die Anzahl von Menschen, die auf Staatskosten leben, wird immer größer. Das Straßenbild in manchen Städten verheißt nichts Gutes, damit meine ich die Masse an Flüchtlingen, oder wie ich sage, illegalen Zuwanderern (wer über 10 Grenzen geht und diese Gefahren auf sich nimmt, um am Ende in Deutschland anzukommen, ist kein Flüchtling). Auf diese Kundschaft kann der Einzelhandel sowieso nicht bauen. Sie haben vermehrt eigene Läden, die ihre Bedürfnisse decken, mit dem, was sie aus der Heimat kennen. Alles verändert sich, unkontrolliert und leider zum Schlechten hin. Mich beschleicht immer mehr das Gefühl des Ausgeliefertseins.

 

Ahmet Refii Dener, geb. 1958, ist deutsch-türkischer Unternehmensberater, Blogger und Internet-Aktivist aus Unterfranken. Dieser Beitrag erschien zuerst auf seinem Blog. Mehr von ihm finden Sie auf seiner Facebookseite.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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W. Renner / 23.08.2023

Keine Angst Herr Dener, mit dem neuen Einbürgerungsgesetz eröffnet bald täglich eine schicke neue Filiale von Bin‘s Laden. Aber nicht dass Sie mir jetzt vor Schreck zum Recep rüber machen.

W. Renner / 23.08.2023

@ Ludwig Luhmann, von welcher Millionenbeute träumen Sie? Dem Olaf sein Sondervermögen und klapprigen Vogelmixer würde niemand der noch klar denken kann erbeuten wollen. Solch einem ökonomischen Trümmerhaufen fasst keiner freiwillig an.

Richard Reit / 23.08.2023

Der Mittelstand soll zerstört werden.Das ist nun wirklich nicht neu.

sybille eden / 23.08.2023

In einem sozialistischen Land brauchts keine Selbständigen. Die Stören nur die Gleichschaltung und die “soziale Gerechtigkeit”.

Peter Krämer / 23.08.2023

Lieber Herr Dener, Sie sehen das zu eng. Wozu brauchen wir noch Unternehmer, wenn wir Politiker wie Habeck, Lang, Baerbock, Kühnert u.a. haben, die uns sicher durch die Transformation führen?

Elias Hallmoser / 23.08.2023

Zusätzlich zu den von Bundesregierungen (Merkel I-IV, Scholz I) verursachten Problemen (massenhafte illegale Migration, Zerschlagung deutscher Energieversorgung ...) kommen technische Änderungen [Industrie 4.0, Fernabsatz (Amazon ...), die auch Selbständigen zusetzen. Man muss jung und gut ausgebildet oder wohlhabend sein, damit man Deutschland verlassen kann. Andere suchen sich kleine Rückzugsorte.

Alexander Damaskinos / 23.08.2023

Ist ja alles richtig, was Sie schreiben. Aber spätestens in der Corona-Zeit würde mir klar, dass die Einzelhändler diese katastrophale Politik mittragen. Ich durfte in viele Läden nicht ohne Maske rein, obwohl ich per Attest befreit war, und die Politik diese Ausnahme vorsah. Auch beim Ausschluss der Autos aus den Städten sind viele Einzelhändler ganz vorne dabei. Fazit: Die machen sich selbst kaputt. Was nun?

S. Andersson / 23.08.2023

Sehr gut nur sehr spät bemerkt. Unternehmer bedeutet nicht Unterlasser zu sein. Aber das unterlassen sich von absolut Dummen auf Anweisung für blöd verkaufen zu lassen ist und bleibt blöd. Wenn etwas passiert was den Wohlstand gefährdet und dann noch Hitler 2.0 mit zu machen, ist jetzt nicht gerade klug. Jeder der das Spiel der letzten Jahrzehnte befürwortet und unterstützt hat sollte evtl die Frage stellen warum es so gekommen ist. Es sind nicht nur die Alt Genossen, nein, es sind all die die nicht aufgestanden sind und es zugelassen/ mit gemacht haben. Ist einfach. Ich würde mir nie von Angestellten auf der Nase rumtanzen lassen….

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