Thilo Schneider / 22.08.2021 / 16:53 / Foto: Timo Raab / 56 / Seite ausdrucken

Schweinekopf

Was ein skurriler „rassistischer Anschlag" und die Reaktion darauf über unser Zusammenleben mit einer fremden Kultur aussagen.

Bei uns in der Nähe wurde vor einer ehemaligen Kleiderfabrik, die mit vielen bunten türkischen Fahnen dekoriert ist, vor einigen Tagen ein Schweinekopf abgelegt. Das macht man nicht, das ist nicht schön und das ist unhygienisch. Man nimmt einem Schwein nicht den Kopf weg, trägt ihn mit sich herum und legt ihn dann zur Provokation (Schweineköpfe verliert man auch nicht versehentlich, zumindest hätte ich noch keine Suchanzeige eines Fundbüros gelesen) vor ein Gebäude, das mit türkischen Fahnen geschmückt ist. Oder eine Moschee. Das ist kindisch, unreif und feige. 

Natürlich stürzt sich die Presse auf diesen „rassistischen Anschlag“ und die Kriminalpolizei ermittelt, da es sich möglicherweise (ja klar, „möglicherweise“ – wie gesagt, vielleicht hat ihn ja auch ein Schweinekopfsammler verloren) um eine „Straftat mit politischem Hintergrund“ handelt. Die Wellen schlagen dementsprechend in den heimatbezogenen sozialen Medien hoch, ich habe fast den Eindruck, der Einmarsch nach Polen steht unmittelbar bevor. Jemand, der einen Schweinekopf vor einem mit türkischen Fahnen beflaggten Gebäude ablegt, der kann nur ein Rassist sein. Ist er wahrscheinlich auch. 

Allerdings gibt es dazu eine Vorgeschichte: Der türkische Besitzer der ehemaligen Kleiderfabrik wollte aus dem Gebäude, ganz altruistisch wie er ist, ein Seniorenwohnheim machen und das Haus entsprechend umbauen. Das hat ihm ein unbarmherziges Bauamt untersagt – wie der türkische Besitzer ausführt, natürlich ebenfalls „aus rassistischen Gründen“, weil andere Bauvorhaben in der gleichen Größenordnung angeblich erlaubt würden. Aus Trotz hat er dann sein Anwesen mit mehr türkischen Fahnen beflaggt, als sich das Erdogan bei seinem Palast trauen würde. 

Die Landesflagge ist nur „ein Stück Stoff“

Anders gesagt: Er hat seine Liegenschaft zu einem ausgestreckten Mittelfinger in Richtung „deutsches Baurecht“ umgebaut. Das kann man zwar machen und das ist nicht verboten, stellt aber ebenfalls eine Provokation dar. Vor allem auch gegenüber den Anwohnern, die sich jetzt in ihrem Kaff wie im Stadtkern von Ankara vorkommen. Da wirft dann mal auch einer einen Schweinekopf ab. 

Nun sind türkische Fahnen – im Gegensatz zum bösen Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreichs – nicht verboten und haben nebenbei den Vorteil, ihren Flaggenappellanten nicht in Lebensgefahr zu bringen. Die türkische Community steht andächtig um den türkischen Sportpalast drum herum und betont, auf seinem Grundstück könne wohl jeder die Farben hissen, die er möchte. Leider wurden zu diesem Thema keine Kurden oder die Inhaber israelischer Flaggen befragt.  

Ebenfalls nicht befragt wurden die Dreckspatzen von der Antifa, die einst eine Prämie anboten, wenn sie die berühmten „Deutschlandfähnchen“ der Fußballfans als Beute ausgeliefert bekommen. Auch nicht befragt wurde die Bundeskanzlerin, die seinerzeit die Fahne dieser Republik am Abend ihres Wahlsieges zornig zu Boden warf. Im Gegenteil, unheimlich viele Freizeitlinke und Hobbyintegrierer betrachten die Farben dieses Landes ganz pragmatisch als „Lappen“, der andere ausgrenzt und da lohnt sich ja nun wirklich kein Bohei drum. Gute Güte. Ist ja nur „ein Stück Stoff“. Da lacht man doch drüber. 

Oder doch nicht?

Die Respektlosigkeit haben wir uns verdient

Die Farben Schwarz-Rot-Gold, die unsere Soldaten auf den Schultern tragen, sind nun einmal die Symbolfarben Deutschlands. Sie sind entstanden aus den Uniformen der Freiheitskämpfer der napoleonischen Kriege und erinnern daran, dass sich Deutschland mehr als einmal von Fremdherrschaft befreien musste. Oft getreten, verspottet, durch Regenbogenfarben ersetzt oder ignoriert. Symbole gelten in unserer Gesellschaft – jedenfalls, wenn es sich um nationale Symbole handelt – als igitt, als Ausdruck eines schmierigen Patriotismus, „der andere ausgrenzt“, als das leibhaftige Böse. Während eine türkische Beflaggung als „Ausdruck von Heimatverbundenheit“ und „Liebe zu den eigenen Wurzeln“ interpretiert wird. 

Ich würde das gerne verstehen, denn ebenso, wie es mich nicht stört, wenn sich mein spanischer Nachbar seine Farben hochzieht, sollte er sich nicht daran stören, wenn ich mich mit meinen Wurzeln identifiziere und die Deutschlandfahne hochziehe (ich würde das allerdings eh nie machen, weil ich das in etwa so peinlich wie Michael-Schumacher-Flaggen oder Bayern-München-Tücher empfinde). Warum ist also eine türkische Flagge augenscheinlich mehr wert und kein Ausdruck von Spießertum, im Gegensatz zu einer deutschen Fahne? Oder, anders ausgedrückt, warum darf der eine Patriot sein, der andere nicht? 

Ist das die Sympathie mit der Minderheit, die doch so gepflegt und gehätschelt und getätschelt werden muss? Ist das die Angst, dass das Hissen der Symbolfarben der Bundesrepublik geradewegs die Gleise zu Birkenau 2.0 legt? Uns „native Germans“, denen die Staatsangehörigkeit in die Wiege gelegt wurde, wurden Patriotismus und Stolz gründlich ausgetrieben. Wir haben nicht stolz auf diese Bundesrepublik zu sein, die von unseren Vätern und Großvätern geschaffen, (wieder) aufgebaut, vereinigt und unter immensen Kraftanstrengungen zu einer der (einst) führenden Industrienationen wurde. Und an der wir, ganz nebenbei, ebenfalls mitwirken. Wir haben augenscheinlich nichts damit zu tun, dass Deutschland ein Motor der friedlichen Vereinigung Europas wurde, ein Zahlmeister der EU ist, Millionen von Flüchtlingen ein gut durchorganisierter Hort der Sicherheit ist. Stattdessen sollen wir Bürger dieses Landes uns ducken und knien und dankbar sein, dass wir Gastarbeiter beschäftigen durften und ganz christlich und demütig die andere Wange hinhalten, wenn die eine bespuckt wurde. Wir sollen keine Symbole für dieses Land haben und wir sollen es, ganz erwachsen und abgeklärt, hinnehmen, wenn diese Symbole beschmutzt, lächerlich gemacht und verachtet werden. Im Gegenteil – wir sollen bei dieser Verachtung mitmachen und uns tüchtig schämen. Dass wir sind, wer wir sind und was wir sind. Auf Kulturen, die sehr viel Wert auf Ehre und Respekt legen, wirkt unser feiges Verhalten ehrlos. Und deswegen wird uns auch respektlos begegnet. Nicht, dass wir das nicht verdienen würden! 

Nachsicht wird mit Schwäche verwechselt

Wohin eine mangelnde Identifikation mit einer freien Gesellschaft führt, lässt sich derzeit sehr schön in Afghanistan beobachten. Dort wollte niemand die paar Werte verteidigen, die wir zu bieten hatten, und die afghanische „Armee“ hat die Gewehre schneller von sich geworfen als die Franzosen im Mai 1940. Und den Kampf um die Gesinnung und die Herzen der Zuwanderer und Hiergebliebenen haben wir eh schon lange verloren. Wir haben gezeigt, wie schwach wir sind, und wir zeigen weiterhin, wie wenig wir unsere Normen und Werte zu verteidigen bereit sind. Es fehlt die klare Ansage: „When in Germany, do as the Germans.“ Stattdessen wurde daraus: „When in Germany, do what you want“. Lächerliche Strafen für massive Straftaten und erhobene Zeigefinger für Leute, die Gewalt von Kindesbeinen an kennen, dienen nicht gerade zur Abschreckung und Erziehung, ermuntern im Gegenteil. Nachsicht wird mit Schwäche verwechselt. Mögen unsere völlig hilflosen Politiker noch so sehr von der „vollen Härte des Rechtsstaats“ schwafeln. Um heute in den Bau zu wandern, muss man schon seine „Demokratieabgabe“ nicht zahlen

Was bleibt, sind ein paar Lullis mit Bart und Dutt auf Elektrorollerchen, von denen sie sich vor dem Barbiersalon von den Gewinnern des „Clash of cultures“ frag- und kampflos schubsen lassen. Und, unter uns, irgendwie haben sie das auch verdient, die politisch korrekten Kasper. „Feministisch“ sind sie, die urdeutschen Lauchs, die ihren potenziellen Frauen nichts außer Mate-Tee und „guten Gesprächen“ zu bieten haben. Verteidigen werden sie die nicht. Gegen Übergriffe. Daher: Wenn Du sie nicht besiegen kannst, verbünde Dich mit ihnen. Derweil laufen die Sieger mit schwarz-rot-goldenem Pass in der Tasche und nahöstlicher Fahne im Herzen zur Hochform auf, denn sie haben sich unter dem lauten Applaus der wasserflaschigen Veganer als stärker und viriler gezeigt. Und sie werden ihre Form der Gesellschaft durchsetzen. 

Wir weigern uns standhaft, zu uns zu stehen. Wir weigern uns standhaft, unsere Freiheit, unseren Laizismus, unsere Kultur, unsere Geschichte, unsere Symbole und unsere Art, zu leben, zu verteidigen. Genau deswegen werden wir auch untergehen. Und in schätzungsweise drei Generationen wird die „Bundesrepublik Deutschland“ nur noch die Historiker der „Islamischen Volksrepublik Mitteleuropa“ interessieren. Dann sind auch keine „Minderheiten“ mehr ausgegrenzt, sondern alle. Ein paar alte Männer und Frauen wie ich führen hier doch nur noch Rückzugsgefechte. Und außerdem noch ein hilfloser Depp mit einem Schweinekopf.   

(Weitere Zornesausbrüche des Autors unter www.politticker.de)  

 
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Foto: Timo Raab

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Leserpost

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Gerhard Schmidt / 22.08.2021

So lange nur Schweineköpfe fliegen… Die Talibabas sind da schon weiter - Und Schwein ist bei denen eh nicht erlaubt.

Axel Steffens / 22.08.2021

Lieber Herr Schneider, leider haben Sie Recht. Glücklicherweise bin ich so alt, daß ich den endgültigen Untergang Deutschlands nicht mehr erleben werde. Vernunft gibt es in diesem Land nicht mehr, sondern nur noch irre Emotionen, von denen sich 80% der dummen Bevölkerung (das ist in meinen Augen der generelle Anteil der Dummen) blenden läßt und mit Wollust von der Klippe in den eigenen Untergang springt. Es gibt Länder, in denen die Bevölkerung rechtzeitig einen Kurswechsel bewirkt hat. Aber was soll Deutschland retten? Eine Revolution nicht, denn der Deutsche kauft erst eine Bahnsteigkarte, bevor er den Bahnhof stürmt. Ich hatte einige Zeit darauf gehofft, daß vielleicht Militärs im Sinne Art. 20 Abs. 4 GG handeln würden. Aber die waren entweder zu feige oder wurden durch linientreue Schergen ersetzt. Mein Szenario sieht so aus, daß die Moslems in Deutschland eines Tages eine kritische Masse erreichen werden, mit der sie das Land übernehmen. Bereits jetzt haben wir eine große Anzahl gewaltbereite Korhorten im Land, die den Sicherheitskräften durchaus Schwierigkeiten machen könnten. Da wir in Europa und in der EU sind, bleibt also als letzte Hoffnung nur das Ausland. Also ausländische Truppen, die Deutschland besetzen, wenn die Gefahr einer islamischen Machtergreifung droht. Wir hatten schon mal eine Österreicher der Deutschland in den Untergang geführt hat. Vielleicht wird es das nächste Mal jemand, der uns ins LIcht zurückführt.

Gerdlin Friedrich / 22.08.2021

Diese Pseudo-Multi-Kulturalisten sind “ins Gegenteil Gewendete”. Sie holen uns unter dem Etikett der “anderen” Kultur Nazi-ähnliches Gebaren ins “Haus”, weil sie selber es nicht haben dürfen,  darum die große Begeisterung für die türkische Fahne, sh. C. Roth.. “ein Meer von roten Fahnen” auf deutschen Strassen, derweil die deutsche Bäh ist…

Wolf Hagen / 22.08.2021

Warum war mein erster Gedanke, das hat der findige Kaufmann aus dem Morgenland doch selbst inszeniert mit dem Schweinekopf?! Ihm wird nicht entgangen sein, wie seine deutschen Nachbarn ticken, wenn es nicht auf legalem Wege geht, seinen Willen durchzusetzten, dann zieht man eben die “armes Naziopfer-Karte” und schwupps kommt Bewegung in die Sache und man bekommt früher, oder später, seinen Willen. Aber was soll es?! Die afghanische Armee, oder was man dafür hielt, mag sich ihrer Waffen schnell entledigt haben, als die Taliban anrückten, aber die deutschen jungen Männer sind noch feiger und kampfunwilliger, wenn sie überhaupt noch kampffähig wären. Die würden ein Gewehr nicht mal aufheben, um die eigene Familie zu verteidigen (und wenn wahrscheinlich verkehrtherum halten). Lieber filmt man, wie in Köln Silvester 2015, ohnmächtig das Geschehen und hofft, das irgendwer kommt, um einen zu retten. Ich lebe mittlerweile in einer Stadt, in der 51% der Bewohner wenigstens einen Migrationshintergrund haben und die Deutschen in der Minderheit sind. Macht Euch alle schon mal auf was gefasst, wenn es erst überall so ist… Das einzig Tröstliche ist, dass es gewissen Leuten völlig egal ist, ob der Papi und/oder die Mami, des Mädels, das sie begrapschen, oder des Jünglings der verdroschen wird, früher fleißig für oder gegen die Flutung kulturfremder Bereicherungen war.

Christel Beltermann / 22.08.2021

Leider alles wahr und ein einziges Trauerspiel. Insbesondere den Frauen wird das Lachen noch vergehen. Einziger “Ausgleich”: wenn die neuen Herrscher so wenig bildungsaffin bleiben wie bisher, wer soll dann dieses High-Tec-Gebilde BRD managen? Dann landen sie genau in dem Schlamassel, dem sie ja eigentlich entfliehen wollten. Kein Mitleid.

Karsten Dörre / 22.08.2021

Deutschland hat nichts zu leben, hat nichts zu verteidigen. Deutschland hat den Anschluss verpasst. Statt mit der deutschen Einheit Werte, Traditionen, Kulturen und Freiheiten auszuleben, sind die deutschsprachigen Deutschlandhasser in die verlassenen Werteräume gelangt und propagieren internationale Tugenden, die bereits an der nächsten Küchenzeile wertlos sind.

Fritz Irmgardson / 22.08.2021

Ganz ehrlich? Ich, Baujahr 1966, kann auch nichts mehr finden, was mich stolz auf Deutschland machen könnte. Resigniert kümmere ich mich nun ausschließlich darum, dem deutschen Staat so wenig Geld wie möglich in den gierigen Rachen zu schmeißen und meine letzten Jahre so sicher wie möglich zu gestalten. In spätestens 50 Jahren liegt dieses Land der Dichter und Denker auf dem Schutthaufen der Geschichte. Gut so.

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