Thomas Rietzschel / 28.02.2020 / 14:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 23 / Seite ausdrucken

Pussy Riot – jetzt auch bei der Leipziger Buchmesse

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Rechtzeitig vor der Leipziger Buchmesse machen die Frauen mobil. Sie haben die Nase voll. So kann es nicht weiter gehen. Schluss mit der Bevorzugung der Männer in den deutschen Belletristik-Verlagen, verlangten die Literaturwissenschaftlerinnen Berit Glanz und Nicole Seifert schon Ende vorigen Jahres. Jetzt können sie mit Zahlen aufwarten.

Bei der Durchsicht der Frühjahrsprogramme unter anderem von Hanser, S. Fischer und Rowohlt stellten sie fest: Abermals kommen bloß zwei Autorinnen auf drei Autoren. Genauso auf der Vorschlagsliste für den „Leipziger Buchpreis“ im schöngeistigen Bereich. 

Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und höchste Zeit, den Verlegern heimzuleuchten. Auf der Messe Mitte März sieht man sich wieder. Die Frauen meinen es ernst, wenn sie auch nicht ernst zu nehmen sind. Sicher neigen Lektoren gelegentlich dazu, das Werk eines Freundes dem einer unbekannten Debütantin vorzuziehen. Ebenso wenig sind Gefälligkeiten bei der Verteilung literarischer Ehrungen auszuschließen. Nicht jede Entscheidung der Juroren mag jedem einleuchten. 

Doch muss, wer immer geehrt werden will, erst einmal ein literarisches Werk vorgelegt haben, einen Roman, Erzählungen, Novellen, Gedichte oder Essays. Anders geht es nicht, noch nicht. Allein mit der Annahme, das Zeug für eine schriftstellerische Karriere zu haben, ist kein Blumentopf zu gewinnen. Und da das Talent eben nicht geschlechtsspezifisch verteilt wird, bleibt es den Frauen wie den Männern unbenommen, ihrer Schaffenskraft freien Lauf zu lassen. 

Wichtiger als das einfache Leben

Dass die Frauen dies seltener tun, ist eine Tatsache, aber bestimmt keine Folge der „Unterdrückung“. Diejenigen, die in ihrer Berufung aufgingen, denen sie wichtiger war als das einfache Leben, haben sich seit jeher durchgesetzt, von Annette von Droste-Hülshoff über Ricarda Huch und Else Lasker-Schüler bis zu Ingeborg Bachmann und Sarah Kirsch oder Anke Stelling, der Leipziger Buchpreisträgerin des Vorjahres.

Niemand kann niemandem das Schreiben im stillen Kämmerlein verwehren, die Qual der Suche nach den rechten Worten, dem einmaligen Ausdruck. Die Berufsverbote, die es früher gab, waren allemal politisch verhängt. Sie trafen Künstler beiderlei Geschlechts. Heute kann von „Diskriminierung“ keine Rede mehr sein. Wer solchen Unsinn faselt, instrumentalisiert das künstlerische Schaffen ideologisch. Auch das Bemühen um die „Gleichstellung“ von Mann und Frau rechtfertigt nicht jeden Schwindel. 

Der Beruf des Schriftstellers ist keiner, den man erlernen könnte. Niemand wird zum Literaten berufen wie auf den Vorstandsposten eines DAX-Konzerns. Die Voraussetzung der Begabung schließt die Gefahr der Benachteiligung von vornherein aus. Für den gegenteiligen Verdacht gibt es keinen Beweise. Unter den wenigen Literaturnobelpreisträgern deutscher Sprache nach 1945 sind zwei Frauen, Elfriede Jelinek und Herta Müller. 

Im Sinkflug der Geschlechter

Würde jetzt dennoch der Proporz der Geschlechter bei der Gestaltung von Verlagsprogrammen und der Vergabe von Auszeichnungen in den Vordergrund rücken, liefe das nun in der Tat auf eine Diskriminierung hinaus. Jede zukünftige Preisträgerin wäre dem Zweifel ausgesetzt, eher wegen ihres Geschlechtes als für ihre Leistung geehrt worden zu sein. Ganz abgesehen davon, dass das zu einer weiteren Absenkung des ohnehin schon sinkenden Niveaus literarischer Ansprüche führen würde. Bedeutendes verfiele dem Verdikt, weil das jeweils andere Geschlecht zu seinem Recht kommen soll. 

Freilich sind es dann doch auch wieder die Männer, die dem Ganzen die Krone aufsetzen, indem sie vor dem Zeitgeist katzbuckeln. So rühmen sie sich beispielsweise in Leipzig, bei der Besetzung der diesjährigen Buchpreis-Jury auf „ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis“ geachtet zu haben: vier Frauen, drei Männer. Dafür, dass der weibliche Anteil am aktuellen Programm des Hanser-Verlages bei nur 22 Prozent liegt, entschuldigte sich der Chef mit dem Hinweis auf einen Autorenstamm, dem einfach noch zu viele Männer angehören. Veränderungen könnten sich daher „erst nach und nach in Proportionen niederschlagen“.

Bei so viel männlichem Selbstvertrauen muss den Frauen nicht bange sein um ihre schriftstellerische Platzierung in der Zukunft. Möge doch aus der Literatur werden, was da wolle. 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Thomas Taterka / 28.02.2020

Deutlich mehr Frauen sind bereit, den Schwachsinn, den Verlage ihnen vorsetzen, zu kaufen und dann auch noch zu lesen. Das gleicht es dann wieder aus. -Ich weiß das ganz genau, denn ich habe ,ziemlich lange Zeit , Erfahrungen und Geld im Buchhandel eingesammelt, oft unter ” Gewissensqualen ” gegenüber Autorinnen und Autoren von Rang. Gelesen wird immer, worüber sich mit Gefühl angepasst gesellig plappern lässt. Das ist das wirtschaftliche Herz des Buchhandels .- Also , ” Hanser ” ( war mal mein Lieblingshaus ), - mehr davon ! P.S. : - An dieser Stelle möchte ich an einen Mann erinnern , der den Hanser Verlag in Berlin repräsentiert hat ( in seiner besten Zeit ), der leider nicht mehr lebt und den ich sehr geschätzt habe : Heinz Zirk.

E. Albert / 28.02.2020

Also wenn das so weitergeht, werde ich freiwillig zum hundertachzigsten Geschlecht konvertieren. Das Eigene ist einfach nur noch peinlich, da will ich nicht in Sippenhaft genommen werden!

Jörg Themlitz / 28.02.2020

Komisch, mir ist in meinem ganzen Leben noch keine Frau die in ihrem Fachgebiet wirklich etwas drauf hatte begegnet, die eine Quote gefordert hat. Völlig unabhängig in welchem Bereich und mit welcher Qualifikation. Der Anteil (weiblich u. männlich und, und, und…) derjenigen die es als gerecht empfinden, aus dem Topf mehr herauszunehmen als hineinzulegen, scheint ständig zu wachsen. Karl Marx bezeichnete das als Ausbeutung.

Fritz kolb / 28.02.2020

Mich wundert bei alledem überhaupt nicht, daß junge Männer heutzutage oft als „snowflakes“ tituliert werden. Sie verwechseln all zu oft „respektvoll“ mit „unterwürfig“. Arme schwache Kerle, dazu noch mit mittlerweile halbierter Spermiendichte. Jetzt verstehe ich endlich, warum sich KGE und Konsortinnen so auf die neuen Migranten freute, diese Männer zeigen noch feste patriarchalische Gesinnung und weisen keinerlei feministische Deformationen auf.

Thomas Holzer, Österreich / 28.02.2020

Es wird immer lächerlicher! Warum werden eigentlich derlei Pressekonferenzen überhaupt noch besucht und über eben diese berichtet?! Anscheinend zuviel Platz in Zeitungen und Nachrichtensendungen. P.s.: Hatte gestern in einem Medium gelesen, daß ein deutscher Politiker (zumindest) einen “Rassismusbeauftragten” fordert. ;) Bald wird das Land mehr Beauftragte als potenzielle Täter haben - sorry, aber der “Vergleich” musste sein. Pp.s.: Wir in Österreich sind natürlich nicht viel anders :(

Bernhard Idler / 28.02.2020

Bücher werden so schon immer weniger gelesen (und gekauft). Wenn man diese Entwicklung beschleunigen möchte, sind Frauenquoten eine gute Möglichkeit. Eine weitere Branche, die ihre Existenz ihrem Untertanengeist opfert. Gefühlt sind übrigens die meisten Bücher in den vorderen Auslagen der Buchhandelsfilialen von Frauen für Frauen geschrieben. Es wird sich wohl nur um ein Marktsegment handeln, in dem es anders ist.

Volker Kleinophorst / 28.02.2020

Du bist ein Frauenhasser. Das höre ich nicht gerade selten. Meine Antwort: “Ich bin einer geworden. Hatte einfach eine Frau zu viel.” ;) Das Geweine der Hennen steht mir bis oben. Und das betone ich immer gerne: Die deutsche Frau ist weltweit und natürlich auch bei allen hier ansässigen “Neubürgern” dafür bekannt die überspannteste Tante überhaupt zu sein (besonders das Westmodell), am schnellsten ihr Höschen zu verlieren und extrem ethnophil zu sein (was aber so rum kein Rassismus ist). Und dafür können wir deutschen Männer nun mal nix. Habt ihr euch hart erarbeitet für bescheuert gehalten zu werden. Titten raus gegen Sexismus. Was willste da noch sagen. Mehr ist wohl bei vielen auch nicht. Dem Journalismus hat die Frauenquote jedenfalls nicht gerade Leser gebracht. Früher schrieben im Spiegel Follath, Fest, Fallaci und Scholl-Latour. Heute: Nun wir kennen ja die Pappenheimer. Ich lese auch mehr Männer als Frauen. Weil Männer einfach die besseren Bücher schreiben. Ausnahmen wie Oriana Fallaci bestätigen die Regel und natürlich die Damen die hier schreiben.

Heiko Stadler / 28.02.2020

7% der Patente werden von Frauen eingereicht. Ginge es nach den Gender-Ideologen, so müssten in Zukunft etwa 90% der Patente wegen des männlichen Geschlechts abgelehnt werden.

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