Manfred Knake / 26.09.2023 / 10:00 / Foto: Stefan Klinkigt / 28 / Seite ausdrucken

Nord- und Ostsee werden zum Industriegebiet

Der Europäische Rechnungshof hat etwas gemerkt, endlich, aber zu spät: So „öko“ ist die gehypte Offshore-Windenergie gar nicht. Bis zum Jahr 2050 ist in der EU im Rahmen des „Green Deals“ ein gigantischer Ausbau der Windkraft auf See geplant, dazu sollen auch noch schwimmende Solarkraftwerke kommen. Nord- und Ostsee werden also weiter als Industriegebiete entwickelt, ohne Rücksicht auf Verluste 

Bis zum Jahr 2050 ist in der EU im Rahmen des „Green Deals“ ein gigantischer Ausbau der Windkraft auf See geplant, dazu sollen auch noch schwimmende Solarkraftwerke kommen. Nord- und Ostsee werden also weiter als Industriegebiete entwickelt, ohne Rücksicht auf Verluste

Doch so „öko“ ist die gehypte Offshore-Windenergie gar nicht, die vorgeblich unabhängig machen soll von Öl- oder Gasimporten – Wind statt Öl und Gas? Im aktuellen „Sonderbericht Erneuerbare Offshore-Energie  spricht der EU-Rechnungshof von "ehrgeizige Wachstumsplänen, deren Nachhaltigkeit noch nicht gesichert ist“.

Einerseits  fördere die EU „ein erhebliches Wachstum im Bereich der erneuerbaren Offshore-Energie, das sich innerhalb der EU jedoch sehr unterschiedlich entwickelt“,

Andererseits sieht der Rechungsdhof das aber kritisch: „Die EU-Strategie für erneuerbare Offshore-Energie enthält ehrgeizige Ziele für deren Ausbau bis 2030 und 2050. Der Hof untersuchte, ob die Kommission und die Mitgliedstaaten die nachhaltige Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie gefördert haben. Er stellte fest, dass diese Art von Energie durch die Maßnahmen der Kommission und der Mitgliedstaaten zwar gefördert wurde, die Gewährleistung der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit der erneuerbaren Offshore-Energie jedoch nach wie vor eine Herausforderung darstellt. Die maritime Raumplanung erleichterte die Zuweisung von Meeresraum, löste die Konflikte bezüglich seiner Nutzung jedoch nicht. Bislang wurden die sozioökonomischen Auswirkungen des Ausbaus erneuerbarer Offshore-Energie nicht eingehend genug untersucht, und zahlreiche Umweltaspekte müssen noch erkannt werden. Vordiesem Hintergrund empfiehlt der Hof Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie bei gleichzeitiger Gewährleistung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.“ 

Das ist typisches EU-“Nachhaltigkeits“-Geschwurbel, die Öko-Quadratur des Kreises gibt es aber nicht. Man kann nicht die Nord- oder Ostsee mit riesigen Wind-“Parks“ vollstellen und dann feststellen, dass die „Umweltaspekte noch erkannt werden müssen“. Zu den Umweltaspekten gehören die Auswirkungen auf Meeressäuger  (Verlärmung), auf den großflächigen Vogelzug (Kleinvögel bis hin zu arktischen Gänsen) und auf die Fischerei. Die  „Umweltaspekte“ der Auswirkungen auf die Lebensraumverluste von Hochseevögeln (z.B. Seetaucher) und  den Vogelzug sind seit mehr als zehn Jahren bekannt, z.B. untersucht im Minos-Projekt oder FINO-Bird-Projekt, die Literatur dazu ist sehr umfangreich.

Zugvögel überfliegen den Offshore-Bereich ganzjährig in niedrigen Höhen bis ca. 300 Meter, die Hauptzugzeiten sind im Frühjahr von Anfang März bis Ende Mai und im Sommer/Herbst  von Mitte Juli bis Mitte November. Das überwiegende Zuggeschehen ist nachts, bei unsichtigem Wetter (Nebel, Regen, Schneefall) geraten die Tiere leicht in den tödlichen Einflussbereich der Rotoren. 

Die EU-Kommission stellte am 19. November 2020 ihre Strategie für die Offshore-Energie vor. Bis zum Jahr 2050 ist in der EU im Rahmen des „Green Deals“ ein gigantischer Ausbau der Windkraft auf See geplant, dazu sollen auch noch schwimmende Solarkraftwerke kommen. Nord- und Ostsee werden also weiter als Industriegebiete entwickelt, ohne Rücksicht auf Verluste

Die gewaltige Naturzerstörung auf See wird von der EU mit dem Wieselwort „Klimaneutralität“ verkauft, CO2-Einsparungen sollen die Welt retten. Der CO2-Anteil der Luft beträgt derzeit ca. 0,04 Prozent, gemessen auf der Referenzstation der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der USA auf dem aktiven Vulkan Mauna Loa auf Hawaii.

Eine „Klimaneutralität“ kann es ebenso wie eine „Wetterneutralität“ gar nicht geben. Klima ist laut Definition der World Meteorological Organization (WMO) der statistische (!) Wert von dreißig Jahren Wetteraufzeichnung in einer definierten Region. Die Bedenken des EU-Rechnungshofes werden bedrucktes Papier bleiben. In der EU wird die Biosphäre gnadenlos dem vorgeblichen Schutz der Atmosphäre geopfert.

Foto: Stefan Klinkigt

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Lao Wei / 26.09.2023

Eher lernt eine Kuh fliegen, als das eine borniert-ideologisierte Polit-MiPo Gesetzmäßigkeiten der (Geo)Physik und Mathematik begreift und respektiert. Das Beispiel „Turmbau zu Babel“ sollte eigentlich Warnung genug sein.

Paul Sperling / 26.09.2023

Irgendwann hocken alle Deutschen, die das nicht wollen, wieder inmitten der reichhaltigen und scheinbar endlosen Natur Russlands und feiern die Wiederauferstehung der Wolgarepublik. Wie unter Katharina II. werden sie dünn besiedelte Landstriche erschließen, schützen und dank ihrer Talente wirtschaftlich entwickeln.

Moritz Cremer / 26.09.2023

schizoide Psychopathen @ work!

Gert Lange / 26.09.2023

Mal sehen wann die ersten Schweinswale an Land krabbeln um dem Infraschalldruck zu entkommen, der sie an Leben im Wasser behindert. So erzeugt Evolutionsdruck, oder?

O. Nott / 26.09.2023

Wenn ich Artikel über die Erwärmung der Meeresoberflächen lese frage ich mich immer ob die bei ihren Modellen auch berücksichtigen das in den letzten Jahren immer mehr Offshore-Windparks gebaut wurden? Wenn man aus einem System Energie entnimmt, fehlt sie an anderer Stelle. Wenn man in einem Versuchsaufbau zwei gleichgroße Becken mit zwei gleich starken Wärmequellen bestrahlt und zur Abkühlung zwei gleich starke Windströme benutzt, dann aber in einem Becken der Windstrom durch Windgeneratoren abgebremst wird. In welchem Becken wird dann die Wasseroberfläche wohl wärmer sein?

Thomas Szabó / 26.09.2023

Wir zerstören die Umwelt bei gleichzeitiger Gewährleistung des Umweltschutzes. Wir zerstören die Wirtschaft bei gleichzeitiger Gewährleistung des Wirtschaftswachstums. Wir zerstören den Lebensstandard bei gleichzeitiger Gewährleistung des Lebensstandards. Wir zerstören den Sozialstaat bei gleichzeitiger… Wir zerstören die Energieversorgung bei gleichzeitiger… Wir zerstören den sozialen Zusammenhalt bei gleichzeitiger… Ich bewundere schon seit langem die schlüssige Argumentation unserer politischen Wohl-Täter. Die Quadratur des Kreises ist ihr erklärtes politisches Konzept. Mutig!

Gerd Breternitz / 26.09.2023

Hilfe - wir leben unter der Regie von Irren, Wahnsinnigen, Lügnern und Verbrechern. Aber so war es wohl schon immer ... mehr oder weniger.

Lutz Herrmann / 26.09.2023

Und dann haben wir Strom dessen Leistung sich proportional zur dritten Potenz der Windgeschwindigkeit verhält. Den packen wir in Säcke und rationieren ihn sozial gerecht, paritätisch, solidarisch und gender-neutral.

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