Schön, dass Sie Dambisa Moyo zitieren. Ein weiteres Problem in weiten Teilen Afrikas ist die “Ubuntu”-Denkweise, eine Art Familiensozialismus, der dazu führt, dass kaum jemand dort erfolgreich sein will. Denn sobald Erfolg eintritt, nur ein bisschen, dann tippelt die weit verzweigte Verwandtschaft an, steht Schlange, hält die Hand auf und sagt: Du hast doch, also gib. Oder soll deine Nichte, dein Neffe, dein Onkel hungers sterben? Niemand kann sich diesem Druck entziehen. Recht und Garantie für Eigentum gibt es nicht, also geht jegliche geldwerte “Entwicklungshilfe” in die Taschen derer, die sich auch Bewacher und Verteidiger ihres Besitzes leisten können. So vergibt West-Afrika Fischereilizenzen an Higttech-Fangflotten auch aus der EU - das Geld geht an die Regierungen, den Fischern dort wird buchstäblich der Fisch von der Angel weg gestohlen. Jeder weiß das, keiner stellt das ab. Ähnliches gilt für die fischreichen Küsten Ost-Afrikas. Usw. Sogar Nelson Mandela war ein großer Verfechter von Ubuntu, hat ein Loblied darauf gesungen und nichts begriffen, R.I.P. Scheinbare Humanität kann lähmend und somit tödlich wirken. In Afrika leben zwar jede Menge Taugenichtse, aber eben auch prächtige Menschen, die was reißen könnten, der Anfang ist immer die Landwirtschaft, in den meisten Regionen kann man das ganze Jahr über ernten, allein Simbabwe, das frühere Rhodesien ist von einer Kornkammer zu einem shithole gemacht worden, von Robert Mugabe. In Windhoek/Namibia gibt es eine Avenue Nelson Mandela und quer dazu eine Avenue Robert Mugabe - die haben auch nichts begriffen. Das Land dazwischen, Botswana zeigt: Es geht, dort wird mit hochpreisigem Tourismus und Geburtenkontrolle gut gewirtschaftet. Mozambique, eine ehemalige portugiesische Kolonie, eine Katastrophe, Angola, ebenfalls mal portugiesisch gewesen ist auf gutem Weg; den Islam haben die dort strikt verboten, no way, so was wie beim Nachbarn Nigeria wollen die nicht sehen. Wo Islam herrscht gilt: Geht zu Allah Waduhu.
Barthomäus Grill meint in seinem Buch ” Wir Herrenmenschen”, dass wir unsere „kolonialen Denkmuster“ , bei aller Weltoffenheit, noch nicht überwunden hätten. Als einen Beleg zitiert Grill schon im ersten Kapitel seines Buches den Afrika-Beauftragten der Bundeskanzlerin Günter Nooke. Der wolle in Afrika Wirtschaftssonderzonen einrichten, in denen Migranten ansiedeln könnten. Für Grill verwendet Nooke „Denkfiguren der Kolonialära“. Grill schließt aus Nookes Vorschlag, dass dieser Teile Afrikas wieder unter Kuratel stellen will. Man müsse nur die Bezeichnung ändern und „Schutzgebiet“ durch „Sonderzone“ ersetzen. Grill erwähnt nicht, dass der Vorschlag von Nobelpreisträger Paul Romer stammt, den Nooke lediglich zitiert hat. Was Nooke will ist eine ehrliche Debatte über Afrika und die Erfolge und Mißerfolge bisheriger Entwicklungshilfe. Angesichts der Probleme sollten auch angeblich völlig illusionäre Ideen, wie es besser gemacht werden könnte, nicht sofort als “koloniale Denkmuster” diffamiert werden. Mit der Political Correctness entsteht in der Entwicklungspolitik ein Zwang zum Wegschauen und zur Schönfärberei. Grill beherrscht die Phraselogie des Zeitgeistes. Er hat mit seinem Buch Erfolg, weil die Medien Bücher brauchen, die auf eine bestimmte Richtung zugeschnitten sind. Grill interessiert nicht, dass bereits heute Erfolge, nämlich höhere Zolleinnahmen durch Fremdverwaltungen in Ruanda, Mosambik, Angola und Kosovo zu beobachten sind. Allerdings hat Titus Gebel schon recht, dass die ursprüngliche Idee Romers scheitern kann, weil Staaten nicht freiwillig Machtmonopole aus der Hand geben und in fremdverwaltete Sonderzonen umwandeln würden. Deshalb sollte seine Idee der “Freien Privatstädte” in einem Pilotprojekt eine Chance bekommen. An Geld hat es in der so genannten Entwicklungshilfe noch nie gefehlt.
Es müssen nicht immer eigene Verwaltungsbeamte sein. Ich kenne ein ermutigendes Beispiel aus Togo. Dort wurden 2014 die Behörden mit dem größten Unterschleif zusammengelegt und ein Ausländer als Direktor berufen. Der Ruander mit kanadischem Pass Henry Gapéri gilt als unbestechlich. Die Einnahmen des Staates haben sich seither stetig erhöht.
Eine private Verwaltung an sich ist doch kein Garant für ein wünschenswertes Verwaltungsmodell oder Wirtschaftsmodell, für die Beseitigung von Korruption und Kriminalität. Wenn es für die Bewohner von finanziellem Interesse wäre, wie z.B. in Nordafrika, Menschenhandel oder Schleusung zu dulden, spielt es keine Rolle, ob die, die Wegschauen, dort als Unternehmen oder staatliche Einrichtungen tätig sind. Das Beispiel China zeigt doch eindeutig, dass dies nicht der entscheidende Punkt ist, sondern wie weit ein Staat bereit ist, Vereinbarungen, Regeln und Gesetze für Geschäfte auch durchzusetzen. In manchen Regionen scheint das nur der Fall zu sein, wenn der Investor selbst enorm mächtig ist. Der Erfolg einer Investition hängt also davon ab, ob der Investor genug Macht besitzt, die Regeln zu diktieren. China ist nicht deshalb mächtig, weil es dort etwas produzieren könnte, was andere nicht können. Sondern weil China gleichzeitig den Markt bietet, wo es auch konsumiert wird.
Ein sehr interessanter Beitrag ABER was passiert wenn die ´Sonderwirtschaftszone so prosperiert das sie Begehrlichkeiten aus dem Rest des Landes weckt? Wie soll dieSicherheit der Wirtschaftszone aussehen? Will man den Rest des Landes ausschließen ober was sollen die Bedingungen für das Reinkommen sein? Einige werden am Zaun stehen und sich, was in Afrika nicht unüblich ist, den Ertrag der Reicheren mit Gewalt holen. Somit muss auch eine Verteidigung aufgebaut werden und ob das bei der Herschenden Klasse gut ankommt wage ich zu bezweifeln. Die Idee selbst ist gut aber wie will man sie umsetzen?
Ich halte das für ein vernünftiges Konzept. Unklar ist mir, wer diese Sonderzonen garantieren könnte. Die UNO ist inzwischen zu einem islamisch-sozialistischen Gebilde verkommen; sie sind als Träger oder Garantiegeber eines marktwirtschaftlichen Konzeptes ungeeignet. Die EU oder einer ihrer Mitgliedsstaaten wird es nicht tun, weil es zu kolonialistisch aussähe. Die USA sind nicht interessiert. Wer sonst?
Charter Cities. Ich zweifle, dass das dort je etwas bringen würde. Immer wieder wird vergessen, dass es in Afrika nur der Rede nach Nationalstaaten gibt. Afrika ist Stammesland und ein Stamm gönnt den anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln. Man kann Afrika nicht mit Asien vergleichen. Südkorea lag ebenso am Boden, wie Afrika liegt und was wurde aus Südkorea und was aus den afrikanischen Staaten im gleichen Zeitraum? Südkoreaner haben einen unbedingten Lernwillen und sind sehr diszipliniert. Das alles fehlt in Afrika. Darüber haben auch schon viele berichtet. So ist es Afrikaner nicht leicht oder kaum möglich, beizubringen jeden Tag pünktlich und zuverlässig auf Arbeit zu kommen, auch wenn es gerade Lohn gegeben hat. Wenn afrikanische Sprachen das Wort Zukunft nicht kennen, kann man Charter Cities haben, so viel man will. Wer kein Wort für Zukunft hat, weiß nichts mit Zukunft anzufangen. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist es aber unbedingt notwendig “Zukunft” zu denken und seine Arbeit darauf einzurichten. Ich habe es schon mal kürzlich geschrieben. Wer in der Landwirtschaft noch Arbeitsgeräte benutzt, die in pharaonischer Zeit genau so benutzt worden sind, dem fehlt auch das creative Denken - eben das Wort “Zukunft”. Um erfolgreiche Charter Cities zu haben, müsste man das Denken der Afrikaner total ummodeln ebenso wie deren Sprache, damit sie dann auch anders denken können. Und wer sollte das machen? Mir scheint, dass das eine unmögliche Aufgabe ist.
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