In „Fauler Zauber“ schreibt Roland Baader hierzu: „Freiheit war also niemals ein freiwilliges Geschenk der Mächtigen oder der Staaten an die Untergebenen, sondern stets nur ein im Wettbewerb um Machterhaltung oder Machtmehrung notwendiges Zugeständnis, kurz: der Preis der Macht. (…) Der freiheitliche Staat oder Rechtsstaat ist deshalb im Kern eine Illusion. Es gibt nur den Machtstaat. Ob und wie weit dieser Machtstaat Bürgerfreiheiten einräumt und bewahrt, ist u. a. eine Sache weiterer historischer Zufälle …“ Und die Demokratie – „die“ Demokratie gibt es natürlich nicht, es gibt nur Ausprägungen der demokratischen Methode: bessere und schlechtere (weshalb es ein perfider und machtpolitisch motivierter Trick ist, Demokratie-Kritik pauschal als anti-demokratisch oder verfassungsfeindlich o.ä. anzuprangern) – hat sich in der Vergangenheit leider als ein untauglicher Freiheitsgarant erwiesen. Ich glaube, dass die demokratische Methode nur in Verbindung mit dem (nicht-harmonisierten) Wettbewerb politischer Einheiten mäßigend und zähmend auf die Machthabenden wirkt – also nur in dieser Konstellation funktional (i.S.v. Machtkontrolle und Freiheitsschutz) ist. Andernfalls kehren sich die Vorzeichen um – und die Demokratie entfaltet ihre Wirkung als „bedeutendste organisationstechnische Erfindung zur Ausweitung staatlicher Gewalt“ (Hans-Hermann Hoppe). Diese Entwicklung sehen wir seit Jahrzehnten in den heutigen zentralistischen Wohlfahrtsstaaten; jede Demokratie – ohne das Hemmnis des (effektiven) Wettbewerbs kleiner politischer Einheiten – erodiert fortschreitend den Rechtsstaat („the conversion of the law into an instrument of plunder“; Bastiat), wird zum schrankenlosen Demokratismus und führt allmählich auf dem Pfad des schleichenden Sozialismus in die Knechtschaft .
Im Nebeneinander kleiner Einheiten und „politischer Unternehmer“ kann lokales Wissen genutzt und generiert werden, können neue Modelle des Zusammenlebens und kreative Lösungen für globale Herausforderungen ausprobiert (und verglichen) werden. Der Bürger bzw. Wähler weiß ja weder, was er alles wollen kann, noch, was er alles können will. Das hat nichts mit einem wie auch immer gearteten kognitiven Defekt zu tun, sondern beruht auf (Hayek’scher) konstitutioneller Unwissenheit – er kann es gar nicht wissen, weil das entsprechende Wissen erst im wettbewerblichen Prozess (zwischen politischen Einheiten) generiert wird. (Gleiches gilt natürlich auch für den Bereich der Wirtschaft: dort ist es der Konsument, der unter den Bedingungen konstitutioneller Unwissenheit auf die erst im unternehmerischen Wettbewerbsprozess generierten Wissensbestände zugreifen kann.) Der Wettbewerb (möglichst kleiner und möglichst vieler) politischer Einheiten ist auch der einzige Freiheitsgarant, der mittel- bis langfristig nachhaltig wirkt. Der Wettbewerb ist ja nicht nur das wichtigste „Entdeckungsverfahren“ (Hayek), sondern außerdem das „genialste Entmachtungsinstrument der Geschichte“ (Franz Böhm) – und das gilt auch und vor allem für den politischen Bereich. (Der Begriff „Instrument“ ist hier allerdings eigentlich falsch gewählt, da Wettbewerbs-Umwelten, die individuelle Freiheit begünstigen, viel eher unbeabsichtigtes Ergebnis von historischen Zufällen und Sonderentwicklungen sind und weniger (besser: nie!) von politischen Entscheidungsträgern geplante institutionelle Vorkehrungen (siehe Eric L. Jones „Das Wunder Europa“).
„Markt“ oder nicht „Markt“: es geht um einen möglichst hohen Grad an Freiwilligkeit. „In der Freiwilligkeit liegen alle Geheimnisse der Freiheit, in der Unfreiwilligkeit alle Mechanismen der Unfreiheit.“ (Roland Baader) Eine andere Stimme: „Es geht um Freiwilligkeit. Menschliche Freiheit meint Freiwilligkeit. Das ist der Kern eines jeden Liberalismus, der sich selber ernst nimmt.“ (René Scheu) In unserer staatsverseuchten Welt kann von den „freien Privatstädten“ bzw. von der Idee – mag es auch (noch) wie ein Eliten-Projekt scheinen (ich sehe das nicht so) – eine Leuchtturm-Wirkung sowie vielleicht und hoffentlich ein zähmender Einfluss auf die Leviathane dieser Welt ausgehen. Je mehr Alternativen zur Verfügung stehen (= der Wettbewerb kleiner politischer Einheiten), desto höher das Freiheits-Potential. Die Kleinheit und Vielfalt bietet zudem, wie Robert Nef mit seiner Idee vom Nonzentralismus nicht müde wird zu betonen, die Chance des Lernens und Nachahmens. Christian P. Hoffmann schrieb mal im Schweizer Monat einen Aufruf „an die Lokalisten aller Länder“: „Es wäre Zeit für eine Bewegung, die sich die politische Kleinheit auf die Fahnen schreibt. Eine Partei, nicht links oder rechts, nicht liberal oder sozialdemokratisch. Einfach für Bürgernähe, Vielfalt und Experimente. Föderalisten, Regionalisten und Lokalisten aller Länder, vereinigt euch! Nein, falsch: Enteinigt und vervielfältigt euch!“ Es geht um mehr Wettbewerb, Vielfalt und politisches Unternehmertum. Nochmals Christian Hoffmann: „Denn es war der Non-Zentralismus, der die Schweiz zu einem so erfolgreichen Experimentierfeld intelligenter Lösungen für kollektive Probleme werden liess.“
Definiere Markt , oder Naturgesetzlichkeit , als ich beim letzten Mitschwiegertöchtertreffen behauptete , daß alles eine Frage des Marktes und der Naturgesetzlichkeit sei , auch die Partnerwahl , brandte ins sekundenschnelle die Hütte . In sofern müßte ich A. Ostrovsky sofort recht geben , da aber jeder noch so ausgeprägte Altruismus irgendwann an seine Grenzen stößt , wenn er , aus welcher Motivation heraus auch immer , Leistung und Gegenleistung , Anspruch und Erfüllung , also Markt.- und Naturgesetzlichkeit ausblendet , stehe ich auf der Seite von Herrn Gebel , und ich halte den Marktbegriff für durchaus dehnbar sowie übertragbar anzuwenden auch auf Primärtugenden . Man kann alles eine Zeit lang verdrängen , aber irgendwann stellt man fest der Feind des Guten ist das Bessere , deshalb setze ich auch darauf , daß man:I*n was zu bieten haben sollte was ein anderer nachfragt , und dies gilt nicht nur für weltliche Bedürfnisse . Nur zur Info meine Schwiegertöchter konnte ich nicht davon überzeugen , sie sehen es genau so wie A. Ostrovsky . Aber Schafe sollten trotzdem bei der Partnerwahl darauf achten , daß sie nicht an einen Wolf geraten , auch wenn sie sicher etwas zu bieten hätten . Das Schaf kann natürlich auch darauf hoffen , daß für seine Beziehung Markt und Naturgesetze nicht gelten .
Alles sehr theoretisch und abstrakt. Als Kunde habe ich nur die Möglichkeit des „Friss oder stirb!“ Angesichts der globalen Marktmacht von z.B. Google, YouTube und Amazon ist der einzelne Kunde Weltkonzernen ausgeliefert. Bezogen auf Privatstädte oder -staaten funktioniert dies nur für „anywheres“, die nirgendwo sprachlich, kulturell, familiär emotional beheimatet sind und überall ihre gleichen Internetanschlüsse, „work spaces“, Wohnungen, Häuser, Geschäfte, Restaurants und Freizeitangebote in einer immer uniformer werdenden globalistischen Welt vorzufinden gewohnt sind.
Ich würde auf keinen Fall den Begriff Markt für jedes Verhältnis oder Nicht-Verhältnis anwenden. Markt ist immer Ware gegen Geld oder Geld gegen Ware, je nach der Richtung, aus der man schaut. Daraus ergeben sich bestimmte Rollen, z.B. Käufer, Verkäufer, Vermittler, Warenempfänger, Logistiker, Spediteur, Regulierer/Finanzierer, Zollbehörde, Marktaufsichtsamt. Das ist schon ungeheuer kompliziert. Aber man kann es zurückführen auf den Verkäufer, der eine Ware anbietet und einen Käufer, der dafür Geld bezahlt. Allein die Idee, das menschliche Zusammenleben insgesamt auf dieses Modell reduzieren zu wollen, halte ich für sehr problematisch.
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