Titus Gebel / 08.11.2023 / 16:00 / Foto: Martin Abegglen / 6 / Seite ausdrucken

Auch unser Zusammenleben ist ein Markt

Nach wie vor kämpfen wir leidenschaftlich darum, welches die „richtige“ oder „gerechte“ Art des Miteinanders ist. Warum akzeptieren wir nicht einfach, dass wir Menschen verschieden sind und dass das, was A gefällt, B noch lange nicht zusagen muss? Ein Buchauszug.

Seit langer Zeit schon sind unsere ärgsten Feinde nicht mehr Naturereignisse oder Raubtiere, sondern ausschließlich andere Menschen. Die entscheidende Frage ist daher, wie wir die Gemeinschaft mit unseren Mitmenschen gestalten. Menschen sind in der Lage, sich auf bestimmte Weltanschauungen zu verständigen und für diese sogar ihr Leben zu opfern. Handelt es sich dabei um fragwürdige oder gefährliche Ideen, haben alle anderen ein Problem. Das einzig wirkliche Menschheitsproblem ist mithin, dass Menschen anderen Menschen ihren Willen aufzwingen möchten. Die Aufgabe ist daher, eine Ordnung zu schaffen, die das verhindert.

Die vorherrschende Meinung im Westen geht davon aus, dass die Kombination von Demokratie und Rechtsstaat bereits eine ausreichend gute Methode sei, um Machtmissbrauch zu unterbinden und ein gedeihliches Zusammenleben zu ermöglichen. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks wurde gar prognostiziert, das Ende der Geschichte sei eingetreten. Liberale, rechtsstaatliche Demokratien seien die Quintessenz der Entwicklung, ein weiterer Fortschritt nicht mehr möglich, und letztlich würden weltweit alle Systeme darauf hinauslaufen. Das ist allerdings ein Irrtum, unter anderem deshalb, weil auch unsere freiheitlich-demokratischen Verfassungen etwas sind, das nach dem Zivilrecht aller Staaten unzulässig wäre: nämlich Verträge zulasten Dritter.

Der Mensch als Herdentier

Auch unser Zusammenleben ist ein Markt, denn es unterliegt dessen Gesetzmäßigkeiten, ob wir das nun gut finden oder nicht. Ein Markt entsteht immer dort, wo Menschen aufeinandertreffen, die noch nicht wunschlos glücklich sind.

Jeder Markt ist gekennzeichnet durch das Zusammenführen von Angebot und Nachfrage an Waren, Dienstleistungen und Rechten. Selbst wenn Wähler mehrheitlich ein anti-marktwirtschaftliches System bevorzugen und Politiker dies in der Folge umsetzen, ist das ein Marktresultat. Auch Staaten existieren, weil eine Nachfrage nach ihnen besteht. Eine staatliche Ordnung schafft einen Rahmen, in dem der Mensch sozial interagieren und friedlich Leistungen und Güter tauschen kann. Das Bestehen von Sicherheit und festen Regeln macht es möglich, dass Menschen in sehr großer Zahl miteinander auskommen können. Ein derartiges Zusammenleben ist so attraktiv, dass dafür auch erhebliche Freiheitseinschränkungen hingenommen werden. Vermutlich ziehen selbst die meisten Bewohner diktatorischer Systeme das Verbleiben im Land dem freien Robinson-Dasein auf einer einsamen Insel vor. Der Mensch ist nun mal ein Herden- bzw. Rudeltier.

Der Markt des Zusammenlebens ist nicht nur der wichtigste, sondern auch der größte aller Märkte. Staatliche Aktivitäten machen etwa 30 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes aus. Die Performance ist gleichwohl dürftig. Das bilanziell größte „Unternehmen“ auf diesem Markt, die Vereinigten Staaten von Amerika, macht pro Jahr Verluste in Höhe von etwa 800 Milliarden US-Dollar. Manche Marktteilnehmer, etwa Schweden und Deutschland, ziehen bewusst unqualifizierte, alimentierungsbedürftige Neukunden an und vertreiben dadurch ihre zahlungsstarke Stammkundschaft. Einige Wettbewerber, etwa Iran oder Nordkorea, töten gar ihre eigenen Kunden für Verhaltensweisen, die anderswo nicht einmal als strafwürdig gelten. Jeder einigermaßen befähigte Unternehmer sollte das besser hinbekommen.

Wenn man nun die Leistungen des Staates bieten und gleichzeitig dessen Nachteile vermeiden könnte – nämlich immer mehr Besteuerung und Bevormundung bei beständiger Änderung der Spielregeln –, dann hätte man ein besseres Produkt geschaffen. Hat das System Erfolg, werden mehr Menschen Vergleichbares wollen. Dafür benötigt man freilich neue Konzepte. Wird dagegen jeder Neuansatz von vornherein als utopisch abgelehnt, ist Stagnation die wahrscheinliche Folge.

Crux bisheriger Staatsutopien

Die Crux bisheriger Staatsutopien besteht nun darin, dass eine freiwillige Teilnahme an ihnen nie vorgesehen war. Fast alle diesbezüglichen Überlegungen sind im Grunde totalitär, angefangen bei Platon mit seinen Philosophenkönigen über die Diktatur des Proletariats bei Marx bis hin zur aktuellen Idee einer Großen Transformation. Eine erleuchtete Minderheit will ihre Sicht der Dinge durchsetzen, unabhängig davon, ob alle anderen das gut finden oder nicht. Wird diese Minderheit durch eine demokratische Mehrheit ersetzt, ändert sich nur die Zahl der gegen ihren Willen bevormundeten Menschen, nicht das Prinzip.

Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren findet zwischen staatlichen Ordnungen dagegen kaum statt. Im Gegenteil werden von staatlicher Seite kartellartig internationale Vereinbarungen forciert, um einen Steuer- oder Systemwettbewerb möglichst auszuschließen. Das kommunistische Modell ist zwar seit dem Zerfall der Sowjetunion im Markt des Zusammenlebens praktisch nicht mehr vertreten, aber auch dieser Prozess hat über siebzig Jahre gedauert. Und hier liegt ein weiteres Problem: Es besteht in diesem Marktsegment nur die Möglichkeit, durch Übernahme der Regierung, Revolution oder Sezession ein neues „Produkt“ einzuführen. Dadurch ist es extrem schwierig, in den Markt überhaupt einzudringen. Erkenntnisgewinne über die Eignung von Staatsformen dauern Generationen, sind zu Lebzeiten der Betroffenen oft überhaupt nicht feststellbar. Auch in demokratischen Staaten fehlt durchgehend ein Ventil für Minderheiten, um Gegenmodelle zu installieren, welche sich später möglicherweise als überlegen herausstellen. Patri Friedman, der Enkel von Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman und Gründer des Seasteading-Instituts, war einer der Ersten, die das erkannten:

Die Staatsindustrie kann Innovationen gut gebrauchen. Denn jede Form von Herrschaft wird über kurz oder lang starr. Die Organisation saturierter Zivilisationen verkrustet im Laufe der Zeit, der Staat baut Leistungsfähigkeiten ab und schraubt im Gegenzug die Preise hoch. Das gilt auch und gerade für westliche Demokratien. Für viele ist das eine völlig ungewohnte Sichtweise. Die Idee, dass Staat und Markt zwei getrennte Sphären sind und dass es normal ist, wenn ein Führer oder eine Versammlung weiser Menschen für uns entscheidet, scheint uns in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. So sehr, dass wir Selbstbestimmung als Alternative nicht einmal in Erwägung ziehen.

Marmeladenpolitik

Dazu ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, wir hätten eine neue Marmeladensorte geschaffen. Wir könnten uns nun mit Anderen streiten, welche Marmelade die beste ist, könnten Bürgerinitiativen, Vereine und Parteien gründen, die unsere Sorte bewerben. Wir würden versuchen, Medien, Künstler, Intellektuelle und mächtige Interessengruppen auf unsere Seite zu ziehen. Wir würden Gutachten und Umfragen in Auftrag geben, welche die Überlegenheit unserer Marmelade über andere Sorten belegen. Kurz gesagt, wir würden Marmeladenpolitik betreiben. So etwas wäre lächerlich, nicht wahr? Soll doch jeder die Marmelade kaufen, die ihm schmeckt! Dann wird sich schon zeigen, ob unsere Sorte Erfolg hat.

Auf die Idee, diesen Ansatz auf unser Zusammenleben zu übertragen, sind wir aber noch nicht gekommen. Hier kämpfen wir nach wie vor leidenschaftlich darum, welches die „richtige“ oder „gerechte“ Art des Miteinanders ist. Warum akzeptieren wir nicht einfach, dass wir Menschen verschieden sind, und dass das, was A gefällt, B noch lange nicht zusagen muss?

Wir erhalten nicht bessere Mobiltelefone, weil wir als Aktionäre auf der Hauptversammlung mitbestimmen können, sondern weil jeder Einzelne das von ihm gewünschte Produkt kaufen kann und schlechtere Mobiltelefone irgendwann nicht mehr nachgefragt werden. Weil das alle Anderen auch so machen, gibt es heute hervorragende und preisgünstige Geräte. Selbst arme Menschen in Entwicklungsländern können sich inzwischen Mobiltelefone mit umfangreichen technischen Fähigkeiten leisten. Das funktioniert deshalb so gut, weil die Lösungsfindung auf dem Markt ein evolutionärer Prozess ist, der durch Mutation (Versuch und Irrtum), Selektion (Profitabilität oder Pleite) und Reproduktion (Nachahmung erfolgreicher Lösungen) stattfindet.

Diesen bewährten Mechanismus sollten wir auf die Systeme unseres Zusammenlebens übertragen. Wenn jeder jeden Tag mit seinen Kaufentscheidungen darüber mitbestimmen kann, welche Produkte weiter bestehen und welche nicht, ist das nicht viel eher eine Demokratie im Sinne einer Herrschaft aller? Jedenfalls verglichen mit dem Abgeben der Stimme alle paar Jahre für Politiker, deren Absichten man nicht genau kennt und deren Umsetzung ungewiss ist.

Entschärfung politischer Konflikte

Die Sichtweise einer Gesellschaftsordnung als „Produkt“ und der friedliche Wettbewerb der Systeme um Bürger als „Kunden“ ermöglichen eine erhebliche Entschärfung bisheriger politischer Konflikte. Gibt es erst einmal ausreichend Alternativen, sind sowohl Ordnungen, die auf Abstammung und Gemeinschaftsgefühl beruhen, wie solche, die Privateigentum ablehnen, nur noch technische Produkte unter vielen. Das gilt selbst dann, wenn deren Veranstalter diese Betrachtungsweise vehement ablehnen. Solange Neuversuche auf begrenztem Territorium und mit Freiwilligen stattfinden, ist der Schaden bei einem Scheitern zudem überschaubar und aufgrund der informierten Freiwilligkeit der Teilnehmer auch akzeptabel.

Die Schaffung neuer Systeme des Zusammenlebens im 21. Jahrhundert ist nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Der große Schriftsteller Stefan Zweig erkannte bereits 1936, dass die Mehrheit niemals den „Geduldigen und Gerechten“ die Lenkung des Staates anvertrauen werde, sondern immer irgendwelchen Blendern, die große Schicksalsfragen konstruieren und darauf die Antworten wissen. Das ist nun schon so häufig in der Menschheitsgeschichte passiert, dass es doch relativ naheliegt, wenn die „Geduldigen und Gerechten“ einmal anfangen, ihre eigenen Gemeinwesen zu gründen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn die Menschen sind mobiler geworden. Die Heimat der Zukunft wird daher für viele Wahlheimat sein. Technologischer Fortschritt gibt darüber hinaus auch einzelnen und kleinen Gruppen erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand. Gleichzeitig ist der Trend zur Urbanisierung ungebrochen. Die Mehrheit möchte lieber in Städten leben als auf dem Land, auch das ist ein Marktresultat und als solches zu akzeptieren. Insofern stellt sich vor allem die Frage, wie die Städte der Zukunft aussehen, denn diese sind der Kulminationspunkt künftiger Gemeinwesen. Eine Antwort darauf sind Freie Privatstädte.

Dies ist ein Ausschnitt aus der soeben erschienenen, erweiterten Neuauflage des Buchs Freie Privatstädte – Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt.

 

Titus Gebel ist ein promovierter Völkerrechtler und Unternehmer mit einem weltweiten Netzwerk. Unter anderem war er Gründer und langjähriger CEO der Deutsche Rohstoff AG. Er ist zudem Mitgründer des kanadischen Nuklear-Startups Dual Fluid Energy. Er berät diverse Länder bei der Innovation von Sonderwirtschaftszonen und ist Präsident der Free Cities Foundation, welche weltweit die Entwicklung von freien Städten fördert.

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Daniel Wolf / 08.11.2023

In „Fauler Zauber“ schreibt Roland Baader hierzu: „Freiheit war also niemals ein freiwilliges Geschenk der Mächtigen oder der Staaten an die Untergebenen, sondern stets nur ein im Wettbewerb um Machterhaltung oder Machtmehrung notwendiges Zugeständnis, kurz: der Preis der Macht. (…) Der freiheitliche Staat oder Rechtsstaat ist deshalb im Kern eine Illusion. Es gibt nur den Machtstaat. Ob und wie weit dieser Machtstaat Bürgerfreiheiten einräumt und bewahrt, ist u. a. eine Sache weiterer historischer Zufälle …“ Und die Demokratie – „die“ Demokratie gibt es natürlich nicht, es gibt nur Ausprägungen der demokratischen Methode: bessere und schlechtere (weshalb es ein perfider und machtpolitisch motivierter Trick ist, Demokratie-Kritik pauschal als anti-demokratisch oder verfassungsfeindlich o.ä. anzuprangern) – hat sich in der Vergangenheit leider als ein untauglicher Freiheitsgarant erwiesen. Ich glaube, dass die demokratische Methode nur in Verbindung mit dem (nicht-harmonisierten) Wettbewerb politischer Einheiten mäßigend und zähmend auf die Machthabenden wirkt – also nur in dieser Konstellation funktional (i.S.v. Machtkontrolle und Freiheitsschutz) ist. Andernfalls kehren sich die Vorzeichen um – und die Demokratie entfaltet ihre Wirkung als „bedeutendste organisationstechnische Erfindung zur Ausweitung staatlicher Gewalt“ (Hans-Hermann Hoppe). Diese Entwicklung sehen wir seit Jahrzehnten in den heutigen zentralistischen Wohlfahrtsstaaten; jede Demokratie – ohne das Hemmnis des (effektiven) Wettbewerbs kleiner politischer Einheiten – erodiert fortschreitend den Rechtsstaat („the conversion of the law into an instrument of plunder“; Bastiat), wird zum schrankenlosen Demokratismus und führt allmählich auf dem Pfad des schleichenden Sozialismus in die Knechtschaft .

Daniel Wolf / 08.11.2023

Im Nebeneinander kleiner Einheiten und „politischer Unternehmer“ kann lokales Wissen genutzt und generiert werden, können neue Modelle des Zusammenlebens und kreative Lösungen für globale Herausforderungen ausprobiert (und verglichen) werden. Der Bürger bzw. Wähler weiß ja weder, was er alles wollen kann, noch, was er alles können will. Das hat nichts mit einem wie auch immer gearteten kognitiven Defekt zu tun, sondern beruht auf (Hayek’scher) konstitutioneller Unwissenheit – er kann es gar nicht wissen, weil das entsprechende Wissen erst im wettbewerblichen Prozess (zwischen politischen Einheiten) generiert wird. (Gleiches gilt natürlich auch für den Bereich der Wirtschaft: dort ist es der Konsument, der unter den Bedingungen konstitutioneller Unwissenheit auf die erst im unternehmerischen Wettbewerbsprozess generierten Wissensbestände zugreifen kann.) Der Wettbewerb (möglichst kleiner und möglichst vieler) politischer Einheiten ist auch der einzige Freiheitsgarant, der mittel- bis langfristig nachhaltig wirkt. Der Wettbewerb ist ja nicht nur das wichtigste „Entdeckungsverfahren“ (Hayek), sondern außerdem das „genialste Entmachtungsinstrument der Geschichte“ (Franz Böhm) – und das gilt auch und vor allem für den politischen Bereich. (Der Begriff „Instrument“ ist hier allerdings eigentlich falsch gewählt, da Wettbewerbs-Umwelten, die individuelle Freiheit begünstigen, viel eher unbeabsichtigtes Ergebnis von historischen Zufällen und Sonderentwicklungen sind und weniger (besser: nie!) von politischen Entscheidungsträgern geplante institutionelle Vorkehrungen (siehe Eric L. Jones „Das Wunder Europa“).

Daniel Wolf / 08.11.2023

„Markt“ oder nicht „Markt“: es geht um einen möglichst hohen Grad an Freiwilligkeit. „In der Freiwilligkeit liegen alle Geheimnisse der Freiheit, in der Unfreiwilligkeit alle Mechanismen der Unfreiheit.“ (Roland Baader) Eine andere Stimme: „Es geht um Freiwilligkeit. Menschliche Freiheit meint Freiwilligkeit. Das ist der Kern eines jeden Liberalismus, der sich selber ernst nimmt.“ (René Scheu) In unserer staatsverseuchten Welt kann von den „freien Privatstädten“ bzw. von der Idee – mag es auch (noch) wie ein Eliten-Projekt scheinen (ich sehe das nicht so) – eine Leuchtturm-Wirkung sowie vielleicht und hoffentlich ein zähmender Einfluss auf die Leviathane dieser Welt ausgehen. Je mehr Alternativen zur Verfügung stehen (= der Wettbewerb kleiner politischer Einheiten), desto höher das Freiheits-Potential. Die Kleinheit und Vielfalt bietet zudem, wie Robert Nef mit seiner Idee vom Nonzentralismus nicht müde wird zu betonen, die Chance des Lernens und Nachahmens. Christian P. Hoffmann schrieb mal im Schweizer Monat einen Aufruf „an die Lokalisten aller Länder“: „Es wäre Zeit für eine Bewegung, die sich die politische Kleinheit auf die Fahnen schreibt. Eine Partei, nicht links oder rechts, nicht liberal oder sozialdemokratisch. Einfach für Bürgernähe, Vielfalt und Experimente. Föderalisten, Regionalisten und Lokalisten aller Länder, vereinigt euch! Nein, falsch: Enteinigt und vervielfältigt euch!“ Es geht um mehr Wettbewerb, Vielfalt und politisches Unternehmertum. Nochmals Christian Hoffmann: „Denn es war der Non-Zentralismus, der die Schweiz zu einem so erfolgreichen Experimentierfeld intelligenter Lösungen für kollektive Probleme werden liess.“

Ralf Berzborn / 08.11.2023

Definiere Markt , oder Naturgesetzlichkeit , als ich beim letzten Mitschwiegertöchtertreffen behauptete , daß alles eine Frage des Marktes und der Naturgesetzlichkeit sei , auch die Partnerwahl , brandte ins sekundenschnelle die Hütte . In sofern müßte ich A. Ostrovsky sofort recht geben , da aber jeder noch so ausgeprägte Altruismus irgendwann an seine Grenzen stößt ,  wenn er , aus welcher Motivation heraus auch immer , Leistung und Gegenleistung , Anspruch und Erfüllung , also Markt.- und Naturgesetzlichkeit ausblendet , stehe ich auf der Seite von Herrn Gebel , und ich halte den Marktbegriff für durchaus dehnbar sowie übertragbar anzuwenden auch auf Primärtugenden . Man kann alles eine Zeit lang verdrängen , aber irgendwann stellt man fest der Feind des Guten ist das Bessere , deshalb setze ich auch darauf , daß man:I*n was zu bieten haben sollte was ein anderer nachfragt , und dies gilt nicht nur für weltliche Bedürfnisse . Nur zur Info meine Schwiegertöchter konnte ich nicht davon überzeugen , sie sehen es genau so wie A. Ostrovsky .  Aber Schafe sollten trotzdem bei der Partnerwahl darauf achten , daß sie nicht an einen Wolf geraten , auch wenn sie sicher etwas zu bieten hätten . Das Schaf kann natürlich auch darauf hoffen , daß für seine Beziehung Markt und Naturgesetze nicht gelten .

Hjalmar Kreutzer / 08.11.2023

Alles sehr theoretisch und abstrakt. Als Kunde habe ich nur die Möglichkeit des „Friss oder stirb!“ Angesichts der globalen Marktmacht von z.B. Google, YouTube und Amazon ist der einzelne Kunde Weltkonzernen ausgeliefert. Bezogen auf Privatstädte oder -staaten funktioniert dies nur für „anywheres“, die nirgendwo sprachlich, kulturell, familiär emotional beheimatet sind und überall ihre gleichen Internetanschlüsse, „work spaces“, Wohnungen, Häuser, Geschäfte, Restaurants und Freizeitangebote in einer immer uniformer werdenden globalistischen Welt vorzufinden gewohnt sind.

A. Ostrovsky / 08.11.2023

Ich würde auf keinen Fall den Begriff Markt für jedes Verhältnis oder Nicht-Verhältnis anwenden. Markt ist immer Ware gegen Geld oder Geld gegen Ware, je nach der Richtung, aus der man schaut. Daraus ergeben sich bestimmte Rollen, z.B. Käufer, Verkäufer, Vermittler, Warenempfänger, Logistiker, Spediteur, Regulierer/Finanzierer, Zollbehörde, Marktaufsichtsamt. Das ist schon ungeheuer kompliziert. Aber man kann es zurückführen auf den Verkäufer, der eine Ware anbietet und einen Käufer, der dafür Geld bezahlt. Allein die Idee, das menschliche Zusammenleben insgesamt auf dieses Modell reduzieren zu wollen, halte ich für sehr problematisch.

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