Claude Cueni, Gastautor / 30.05.2022 / 16:00 / Foto: Tomaschoff / 4 / Seite ausdrucken

Mit Bitcoins Geld verdienen

Mittlerweile habe ich mit Bitcoins mehr verdient als mit meinem letzten Roman „Hotel California“. Aber nicht indem ich Bitcoins kaufte, sondern indem ich regelmäßig Puts auf fallende Kurse setzte.

In meiner ersten von mittlerweile 111 Blickkolumnen beschrieb ich im Januar 2018, wieso Bitcoins nicht das „neue Gold“, sondern ein „Schwarzer-Peter-Spiel“ sind. Selbstverständlich kann man auch mit etwas Glück beim Kartenspiel reich werden. 

Mittlerweile habe ich mit Bitcoins mehr verdient als mit meinem letzten Roman „Hotel California“. Aber nicht indem ich Bitcoins kaufte, sondern indem ich regelmäßig Puts auf fallende Kurse setzte.

Trommelwirbel in der Rue Quincampoix. Als die Tambours verstummen, schlägt ein Gardesoldat den Gong, und tausende von Menschen rennen los, schreien, rempeln, werden von Kutschen gegen Hauswände gedrückt. Über eine halbe Million Glücksritter sind aus dem Ausland nach Paris gereist, um Aktien der Mississippi-Kompanie zu kaufen. Der Kurs explodiert, steigt innert kürzester Zeit von 500 auf 20.000 Livres. Die Hysterie endet wie alle Spekulationsblasen – mit einem kräftigen Knall. Das war 1718.

Von der holländischen Tulpenzwiebeln-Manie über den Hype mit Eisenbahnaktien im 19. Jahrhundert bis hin zur Dotcom-Blase, stets sind die Vorboten die gleichen: Das Thema beherrscht die Frontseiten der Medien, Taxifahrer diskutieren mit dem Fahrgast die Kursentwicklung, Finanzexperten erklären, wieso jetzt alles anders ist. Das ist stets der Augenblick, wenn die Gier in den Sattel steigt und zum wilden Galopp ansetzt. Zuerst verlieren die Leute den Verstand, dann ihren Einsatz.

Auf der Strecke blieben stets tausende Pioniere

Bitcoin ist weder mit erwarteten Goldfunden in Louisiana, Währungsreserven noch mit einer Wirtschaftsleistung unterlegt. Gelobt wird die Anonymität. Die schätzen auch Kriminelle, die im Darknet Handgranaten, Crystal Meth, Kinderpornos und Hackersoftware kaufen. Staaten, die Schwarzgeld bekämpfen, werden den Bitcoin verbieten.

Während Kreditkartenfirmen über 50.000 Transaktionen pro Sekunde abwickeln, schafft das Bitcoinnetzwerk gerade mal vier und bräuchte für das gleiche Volumen circa dreieinhalb Stunden. Denn jede Transaktion muss weltweit auf jedem Computer der Bitcoin-Miner registriert und bestätigt werden. Nicht erstaunlich, dass das Bitcoin-Netzwerk jedes Jahr so viel Strom verbraucht wie die gesamte Schweiz in vier Monaten.

Eisenbahn, Computer, Internet, all diese Innovationen haben überlebt, aber auf der Strecke blieben stets tausende Pioniere, Firmen und bankrotte Aktionäre. Die Blockchain-Technologie der nächsten Generation wird überleben, aber von den zurzeit über 1.400 Kryptowährungen werden nur noch wenige dabei sein.

Trotzdem lässt sich mit Bitcoins Geld verdienen: Wenn man mit einem Put auf fallende Kurse setzt. Aber auch dann gilt: Das Timing ist alles, also wie im richtigen Leben.

 

Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK, wo dieser Beitrag zuerst erschien. Zuletzt erschienen bei Nagel & Kimche die Romane „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ und „Hotel California“.

Foto: Tomaschoff

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Leserpost

netiquette:

W. Renner / 30.05.2022

@Bertram Liebig, dann ist diese Blockchain also so etwas wie der Laser. Letzterer war als er erfunden wurde, auch ein Fall von Lösung sucht Problem.

Michael Müller / 30.05.2022

Glückwunsch. Ich mag es immer, wenn jemand auf die intelligente Art Geld an der Börse verdient, also anders als das primitive Immer-nur-aufwärts, eben mit Puts auf den Verfall. Dieser ist bei den Kryptowährungen letztendlich vorprogrammiert, weil nur das reine Nichts hinter diesen “Währungen” steht. Egal, ob “Impfstoffe”, “Kryptowährungen” oder Emilia Fester: Wir sind umgeben vom reinen Nichts!!!

Bertram Liebig / 30.05.2022

In Vielem stimme ich Ihnen zu, allerdings, dass die “Blockchain-Technologie” überleben wird, halte ich für unwahrscheinlich. Warum? Diese “Blockchain”, also eine verteilte Datenbank mit verketteten, prüfsummengesicherten Blöcken, ist ein typisches Beispiel für “Lösung sucht Problem”. Es gibt einfach keine sinnvolle Anwendung dafür. Das, wenn man so will, Innovative an dieser Lösung ist der sogenannte “proof of work”. Dummerweise ist dies genau auch die Schwachstelle. Denn hierfür benötigt man eine enorme Rechenleistung, die in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht. Niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, würde sich eine solche Lösung für ein praktisches Problem ausdenken. Daher werden dieses virtuelle Produkt namens Bitcoin und alle seine Verwandten sich irgendwann dort wiederfinden, wo sie hingehören; bei einem Wert von exakt Null.

Christoph Kugler / 30.05.2022

Wer der Meinung ist, dass Bitcoin anonym ist, sollte weder Calls noch Puts in diese Dinge setzen. Er sollte nicht einmal damit bezahlen.

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