Claude Cueni, Gastautor / 13.07.2023 / 16:00 / Foto: Pixabay / 14 / Seite ausdrucken

Es gab schon einmal eine „Letzte Generation“

Die kolossalen Steinskulpturen der polynesischen Osterinsel im Pazifischen Ozean kennt jeder. Aber nur wenige erkennen in ihrem Niedergang eine Metapher für den ökologischen Suizid einer Gesellschaft, die sich durch hemmungslosen Raubbau die eigene Existenzgrundlage vernichtet hat.

Fast jeder kennt sie, die zirka 1.500 Jahre alten Moai, die kolossalen Steinskulpturen der polynesischen Osterinsel im Pazifischen Ozean, aber nur wenige erkennen in ihrem Niedergang eine Metapher für den ökologischen Suizid einer Gesellschaft, die sich durch hemmungslosen Raubbau die eigene Existenzgrundlage vernichtet hat und schließlich an einer Klimaveränderung zugrunde ging. Dies geschah lange bevor die ersten europäischen Seefahrer ihren Fuß auf die isolierteste Insel der Welt setzten, isoliert wie unser Planet zwischen Mars und Venus.

Die monumentalen Moai-Statuen gehören seit 1995 zum Weltkulturerbe. 683 Figuren wurden einst katalogisiert, Experten zählten später über 1.000 Skulpturen, einige sind noch am Zählen.

Erich von Däniken spekulierte, Aliens könnten die Statuen aus dem Vulkangestein geschnitten und die roboterhaften Gesichtszüge der „Astronauten“ erschaffen haben. Die Insulaner selbst halten die Statuen für einen religiösen Totenkult, Denkmäler für berühmte Häuptlinge und Angehörige. Zwölf Sippen, die „Großmächte“ jener Zeit, lieferten sich über Jahrhunderte ein „Wettrüsten“. Sie zerstörten einander die Moai gegenseitig und errichteten neue, größere. Dafür brauchte es noch mehr Holz und Seile.

Anarchie und Kannibalismus

Die bis zu drei Meter hohen Palmen, die um 900 n. Chr. noch die ganze Insel bedeckt hatten, fielen in den folgenden Jahrhunderten den Rodungen zum Opfer. Eine starke Bodenerosion durch Regen und Wind war die Folge. Die Erträge aus der Landwirtschaft gingen zurück, die Nahrung wurde knapp. Nach 1650 fehlte sogar das Brennholz, um die kalten, regnerischen und stürmischen Wintermonate zu überstehen. Die Zivilisation brach zusammen, es herrschte Anarchie und Kannibalismus, man verkroch sich in Höhlen, Warlords verdrängten die Priesterkaste.

Als Jakob Roggeveen (1659–1729), ein niederländischer Seefahrer und Forschungsreisender, 1722 an einem Ostersonntag (deshalb der spätere Name der Insel) das Eiland betrat, war die Gegend bereits kahl geschoren. Captain Cook notierte 50 Jahre später, die Inselbewohner seien „klein, mager, ängstlich und elend“. Doch die vermeintlich letzte Generation war nicht die letzte. Heute leben rund 8.000 Menschen auf der kleinen Insel. Und rund 3.000 ausgewilderte Pferde.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Schweizer Blick“.

 

Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. Zuletzt erschien sein Thriller „Dirty Talking“.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Holger Kammel / 13.07.2023

Kochau Rongo Rongo, Rapa Nui oder eben die Osterinsel. Das hat schon immer die Fantasie der kleinen und großen Jungen angeregt. Offensichtlich tut das die Insel heute noch. Hier wurden die Wünsche und Erwartungen der europäischen Seefahrer einmal in anderer Form erfüllt. Während die meisten der gefundenen pazifischen Inseln den Eindruck von Paradiesen erweckten, was sie beileibe nicht waren, erfüllte sich hier die Vorstellung von der selbstverschuldeten Vertreibung aus dem Paradies. Tatsächlich wissen wir wenig bis gar nichts über die rätselhafte Geschichte der Insel. Was mich persönlich immer wunderte, daß man den Aufwand mit den Moai getrieben, aber kein Steingebäude, als Tempel, Palast oder Wohngebäude errichtet hat. Ich halte die gegenwärtigen Erklärungen für eine europäische Projektion, gespeist aus biblischen Motiven und der typischen Rousseauschen Zivilisationsmüdigkeit, die sich letztendlich mit einer Messiaserwartung erklären läßt. Unsere Zeit treibt das gerade wieder auf die Spitze. Die Höllenandrohung einerseits und eine Paradiesverheißung bei Wohlverhalten andererseits sind klassische religiöse Muster. Eigentlich ist es lachhaft. wenn man sich überlegt, wie oft diese Mechanismen die Menschen schon hysterisiert und zu Wahnsinn und Verbrechen getrieben haben und alle unsere Vernunft, Aufklärung und Wissenschaft uns nicht nur vor einer weiteren Wiederholung nicht bewahren. sondern diese sogar anschüren. Das Märchen von der Osterinsel passt hier genau hinein.

Friedrich Richter / 13.07.2023

Vielleicht sind diese Moai einfach nur die Ruinen von Windkraftwerken, für die die Insulaner damals ihre Wälder abgeholzt haben?

Thomin Weller / 13.07.2023

Wenn die Erde eine kleine Scheibe von 162km² wäre, könnte man die Analogie und Inhalte ernst nehmen.

Ulrich Jäger / 13.07.2023

Jared Diamond beschreibt in seinem Buch “Kollaps” Gründe für den Niedergang von Hochkulturen. Für die Osterinseln war demnach der Raubbau an den Palmen Hauptgrund für den Untergang. Zuerst fehlten die großen als Baumaterial für hochseetaugliche Boote, wodurch der Austausch mit den anderen polynesischen Siedlungsgebieten unterbunden war. Was folgte war das Fehlen von Baumaterial für die Häuser und letztendlich auch der Lieferant des Brennmaterials. Dass das ohne Klimawandel möglich war, sieht man auch an dem durch die Römer entwaldeten Apennin und dem Kahlschlag auf Kreta durch die Venezianer.

sybille eden / 13.07.2023

Schuld an ihrem Untergang war ihr religiöser Wahn und bombastischer Totenkult. Es fehlt immer noch der BEWEIS, dass die Insulaner selber und alleine die Moai geschaffen haben ! Bisher sind alles Theorien und Spekulationen, mehr nicht, - genauso wie beim Klima !

Dr. Joachim Lucas / 13.07.2023

Die haben sich die Hölle durch die Abwesenheit der Vernunft selber geschaffen. Die Abwesenheit von Vernunft haben wir in D schon hingekriegt, fehlt noch die Hölle.

Volker Kleinophorst / 13.07.2023

Ich gebe @ Ostrowsky recht. Woher wissen wir das Alles, wo wir doch nicht mal wissen, wer Nordstream gesprengt hat? In der Vergangenheit Experte zu sein, ist schön man muss nicht mehr mit dem Widerspruch von Zeitzeugen rechnen. Außerdem: Warum in der Ferne schweifen. Rom hatte auch seine letzte Generation: Die meinte: Bewaffnete Fremde im Land sind kein Problem. Ähnlichkeiten keinesfalls zufällig.

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