Claude Cueni, Gastautor / 26.11.2022 / 13:00 / Foto: Fabian Nicolay / 23 / Seite ausdrucken

Beruf: Asphaltkleber

Den politischen Weg lehnen Klimaextremisten ab. Ob aus Faulheit, Ungeduld oder fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, sei dahingestellt. Da sie mit ihren Aktionen nicht das Klima retten, sondern die arbeitende Bevölkerung verärgern, wird die entstehende Frustration einige radikalisieren.

Am Anfang war der Pudding. Eine WG, die sich Kommune I nannte, wollte am 6. April 1967 US-Vizepräsident Hubert H. Humphrey bei seiner Ankunft in Deutschland mit Pudding begrüßen beziehungsweise bewerfen, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. Ein V-Mann verriet den Plan.

Als wenig später der persische Schah Reza Pahlavi anreiste, wurde der Demonstrant Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. In Frankfurt brannten Kaufhäuser, und der radikale Kern der Kommune I flüchtete in den Untergrund, gründete die RAF, die Rote Armee Fraktion. In der Isolation verlor sie vollends den Bezug zur Realität. 32 Menschen fielen ihrem Bombenterror zum Opfer. Das Einzige, was sie erreichten, waren schärfere Gesetze.

Am 4. Februar 2019 hielt Roger Hallam, der Co-Gründer von Extinction Rebellion, eine Rede vor Amnesty International in London: „Wir werden die Regierungen zum Handeln zwingen. Und wenn sie nicht handeln, werden wir sie zur Strecke bringen und eine Demokratie nach unseren Bedürfnissen kreieren. Und ja, einige mögen bei diesem Prozess sterben.“

Sie haben Geld

Den politischen Weg lehnen Klimaextremisten ab. Ob aus Faulheit, Ungeduld oder fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, sei dahingestellt. Da sie mit ihren Aktionen nicht das Klima retten, sondern die arbeitende Bevölkerung verärgern, wird die entstehende Frustration einige radikalisieren.

Im Gegensatz zur RAF werden sie aber keine Banken überfallen. Sie haben Geld. Die kalifornische Stiftung Climate Emergency Fund finanziert ein weltweites Netzwerk von Lemmingen und bezahlt Trainings, psychologische Betreuung, Windeln, Klebstoffe und Medienschulung. Das Geld der Stiftung stammt von Millionenerbinnen wie Aileen Getty, Enkelin des Erdöl-Tycoons J. Paul Getty. Ihre Beweggründe?

Der schwedische PR-Manager und Börsenprofi Ingmar Rentzhog war Vorreiter. Er entdeckte Greta Thunberg und gründete das Unternehmen We Don't Have Time. Mit ihr akquirierte er für seinen Aktienfonds Investorengelder in Millionenhöhe. Klimarettung als lukratives Businessmodell? Wieso nicht. Leider bleiben einige dabei in ihren Weltuntergangsfantasien haften, denn der Beruf „Asphaltkleber“ hat keine Zukunft. Die Zivilisation hingegen schon.

 

Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK, wo dieser Beitrag zuerst erschien. Sein neuester Roman heißt „Dirty Talking“, davor erschienen bei Nagel & Kimche die Romane „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ und „Hotel California“.

Foto: Fabian Nicolay

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Arne Ausländer / 26.11.2022

@Horst Jungbluth: Für Regimenahe, also auch Stasi-Leute (mit Auftrag!) war die Mauer nie ein Hindernis, die konnten jederzeit hin und her. Nur - das war der Westseite selbstverständlich bekannt. Und bei einem Ereignis mit solchen Wellen wie dem Ohnesorg-Mord ist die Nicht-Untersuchung ja auch nicht unverdächtig. Das Parken der RAF-Leute im Osten in den 80ern wurde seinerzeit, als es bekannt wurde, noch klar als Kooperation benannt. Inzwischen wird das bestritten. Ich glaube nicht an das Bild der Unterwanderung, sondern an koordiniertes West-Ost-Ping-Pong als Regel. Die gelegentliche Ausnahmen nur bestätigen.

Ludwig Luhmann / 26.11.2022

@Horst Jungsbluth / 26.11.2022 - “@ Ludwig Luhmann: Ich muss mich heute zum zweiten Male ergänzend zu Ihrem Kommentar melden, weil das alles so wahnsinnig interessant ist. Der “faschistische” Polizist Kurras, der Benno Ohnesorg praktisch hinrichtete, war tatsächlich der Stasi-Agent Bohl. Der Historiker Müller-Enbergs, der das publik machte, was übrigens jahrelang bei der BStU bekannt war, wurde mit Dienstaufsichtsverfahren überzogen, da das nie!!!  der Öffenlichkeit bekannt werden sollte.  Aber das ist längst nicht alles, denn der Fotograf, der dieses berühmte Foto mit dem sterbenden Ohnesorg schoss, war auch von der “Firma” und es eilte auch sofort ein Arzt herbei, der sich als DDR-Bürger entpuppte. War der damals im Jahre 1967 über die Mauer geflogen? Warum soll denn das alles verschwiegen werden? Haben Sie da eine Ahnung?”—- Hallo Herr Jungsbluth, vielen Dank für Ihre Kommentare. ich kann von mir nicht behaupten, dass ich mich in diesem ganzen DDR-Stasi-Bereich auskenne. Was sich mache, ist, dass ich seit Jahrzehnten dies und das aufschnappe und in für mich stimmige Bilder zu bringen suche. In Organisationen ist es oft so, dass diejenigen, die ganz oben stehen, die wichtigsten Informationen umsonst bekommen, während diejenigen, die ganz unten stehen, sich sehr anstrengen müssen, um die schlechtesten Informationen zu erhalten. Auch so wird Macht erhalten. Nochmals viele Grüße und vielen Dank für Ihre interessanten Anregungen!

W. Renner / 26.11.2022

Könnte man nicht Herrn Rentzhog und Frau Getty auf eine Strasse kleben? In Berlin könnte man diese sogar nach ihnen benennen. Aber mindestens bis 2050. Und dann schauen wir, wie das Klima , Herr Rentzhog und Frau Getty darauf reagiert haben. Ich fürchte, für 2 Drittel der genannten ist es dann 5 nach 12. aber mit Sicherheit sind sie dann die ersten verifizierten Vollmitglieder der letzten Generation.

Friedrich Richter / 26.11.2022

Als alter weisser Mann hat man doch hin und wieder Ärger mit der Prostata. Was macht man da, wenn man mit Harndrang im Stau steht und diese Klimakleber vor sich sitzen sieht? Das ist doch ein ernsthaftes Problem! Mir fiele da eventuell was ein…

Ulrich Trentepohl / 26.11.2022

Lasst sie kleben!

Markus Viktor / 26.11.2022

Ob eine Grüne Armee Fraktion mit Merkel machen wird, das die Rote Armee Fraktion mit Schleyer gemacht hat?

Marc Blenk / 26.11.2022

@Tina Müller, danke für die Informationen.

Horst Jungsbluth / 26.11.2022

@ Ludwig Luhmann: Ich muss mich heute zum zweiten Male ergänzend zu Ihrem Kommentar melden, weil das alles so wahnsinnig interessant ist. Der “faschistische” Polizist Kurras, der Benno Ohnesorg praktisch hinrichtete, war tatsächlich der Stasi-Agent Bohl. Der Historiker Müller-Enbergs, der das publik machte, was übrigens jahrelang bei der BStU bekannt war, wurde mit Dienstaufsichtsverfahren überzogen, da das nie!!!  der Öffenlichkeit bekannt werden sollte.  Aber das ist längst nicht alles, denn der Fotograf, der dieses berühmte Foto mit dem sterbenden Ohnesorg schoss, war auch von der “Firma” und es eilte auch sofort ein Arzt herbei, der sich als DDR-Bürger entpuppte. War der damals im Jahre 1967 über die Mauer geflogen? Warum soll denn das alles verschwiegen werden? Haben Sie da eine Ahnung?

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