Am Montag dieser Woche fand im Bundeskanzleramt wieder einmal ein "Integrationsgipfel" statt, der zwölfte seit 2006. Wie alle vorausgegangenen diente auch dieser Gipfel dem Ziel, "Probleme der Zuwandererintegration... in intensiven Diskussionen zu behandeln". Und er endete, wie alle elf vorausgegangenen, mit großen Worten. Die Kanzlerin sagte zum Abschluss:
Wir wissen, dass gerade Menschen mit Migrationshintergrund oft in Berufen arbeiten oder auch Beschäftigungsverhältnisse haben, die als erste unter Druck geraten. Deshalb gilt der Aufgabe des Zusammenhalts der Gesellschaft – und dazu gehört für mich Integration – unser besonderes Augenmerk und das hat sich heute in der Beratung auch deutlich gezeigt.
Einig waren sich die 120 Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Zivilgesellschaft und Migrantenverbänden mit der Kanzlerin auch darin, wie wichtig die Digitalisierung bei der Integration wäre. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie habe es sich gezeigt, wie wichtig es ist, Integrationsangebote auch digital zur Verfügung zu stellen, so Merkel. Deshalb müssen konkrete Integrationsmaßnahmen zukünftig konsequent digital ermöglicht werden. Von Deutschkursen über Migrationsberatung bis hin zur Unterstützung bei der Jobbewerbung: All das müsse jetzt digital erfolgen.
Kein geselliges Beisammensein
Es war der erste Gipfel, der total digital stattfand. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, das heißt die Teilnehmenden, waren per Video zugeschaltet. Damit entfiel das bei solchen Gelegenheiten übliche analoge gesellige Beisammensein am Ende des Treffens. Der Verdacht liegt nahe, dass auch der 13. noch nicht terminierte Integrationsgipfel und alle folgenden unabhängig von der Pandemiesituation digital stattfinden werden, das macht die Regie einfacher, minimiert die Kosten und fördert den Zusammenhalt der Gesellschaft. Wenn von Sprachkursen über Migrationsberatung bis hin zur Hilfe bei der Jobsuche alles digital erfolgen muss, dann muss das auch für die Organisation der Integrationsgipfel gelten. So wird die Integration zu einem durchgehend digitalen Projekt.
Was die Kanzlerin nicht bedacht hat: Gleiches müsste auch für die Migration gelten. Wer nicht migriert, der kann auch nicht integriert werden. Einer digitalen Integration muss eine digitale Migration vorausgehen. Das wäre dann in der Tat das Ei des Kolumbus, die Quadratur des Kreises und die Lösung des gordischen Knotens. So würde man auch den Schleppern und Menschenhändlern das Geschäft vermiesen, allerdings auch den NGOs, die Tourguides bereitstellen und mit Rettungsschiffen im Mittelmeer unterwegs sind.
Die digitale Migration wäre sauber, sicher und legal. Von der Reise quer durch Afrika bis zu der Jobsuche und Teilnahme an Sprachkursen in Delmenhorst, Dinslaken und Dinkelsbühl. So etwas hat es in der Geschichte der Wanderung noch nicht gegeben. Die mühsame und erfolglose Kontrolle der Außen- und Innengrenzen der EU wäre obsolet, die Flüchtlingslager könnten, sobald der letzte Geflüchtete analog versorgt wurde, aufgelöst werden.
Ja, wir alle würden Neuland betreten. Aber es würde sich lohnen. Wer, wenn nicht wir. Wann, wenn nicht jetzt. Und die nächste Hauptuntersuchung beim TÜV schaffen wir auch, vorausgesetzt, sie wird digital durchgeführt.