Claude Cueni, Gastautor / 30.01.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 13 / Seite ausdrucken

Lockdown auf den Philippinen

Seit elf Jahren unterhalte ich mich fast täglich mit der Großfamilie und dem Bekanntenkreis meiner philippinischen Ehefrau über Videochat. Während wir bei uns Leute bemitleiden, die während der Quarantäne ihren Geburtstag alleine mit Netflix verbringen müssen, herrscht in einigen philippinischen Provinzen tatsächlich Hunger, etwas, das wir nur vom Hörensagen kennen.

Viele sind arbeitslos und haben weder Versicherungen noch Sozialhilfe. Eine Gruppe von Schullehrern sagte mir, Präsident Duterte schicke zwar den Gemeindevorstehern 6.000 Pesos (circa 110 Euro) für jeden Bewohner, der besonders von Armut betroffen sei. Aber die Gelder würden zuerst an Verwandte und Bekannte verteilt, und somit würden die besonders Bedürftigen oft leer ausgehen.

Corona-Polizisten feierten Silvester-Partys mit

Auf den Philippinen gilt „Utang na loob“, die gegenseitige Bringschuld, ein anderes Wort für Vetternwirtschaft. Wer also keine großzügigen Verwandten im Ausland hat, ist existenziell bedroht: Er hat kein Erspartes, er hat buchstäblich nichts. Was man zu Geld machen konnte, liegt bereits bei einem der 18.500 Pfandleiher.

Vor den Feiertagen drohte Duterte in einer Fernsehansprache, dass „seine Soldaten“ jeden töten würden, der die Corona-Maßnahmen nicht einhält. Die Leute feierten trotzdem ausgelassene Silvesterpartys, ohne Mundschutz, ohne Abstand. Ich fragte mehrere Partygänger, ob sie nicht Angst hätten, erschossen zu werden. Schallendes Gelächter. Was aus dem tausend Kilometer entfernten Malacañang-Palast käme, sei eh nur „Bulabula“ (Blabla), und im Übrigen würden auch Corona-Polizisten und Gemeindevorsteher ohne Masken das Neue Jahr feiern.

Wenig Mitleid mit den Opfern von Dutertes Säuberungen 

Wein trinken und Wasser predigen. Wenn das Vertrauen in die Behörden sinkt, leidet die Disziplin. Wie auch bei uns. Viele haben damit gerechnet, dass sich die Menschen eines Tages von ihrem „Rody“ (Duerte) abwenden, doch das Gegenteil ist der Fall. 91 Prozent stimmen seiner Politik zu und begründen es damit, dass Dutertes Krieg gegen Drogen ihre persönliche Sicherheit verbessert habe.

Sie erwähnen, dass die öffentlichen Schulen nun kostenlos und viele neue Spitäler, Schulen und Verkehrsverbindungen gebaut worden seien. Mit den Opfern von Dutertes Säuberungen hat man wenig Mitleid in einem Land, das ständig von Naturkatastrophen heimgesucht wird. Wer weiß, hätten wir in Europa eine Straßenkriminalität wie im „Wilden Westen Asiens“, wir würden vielleicht auch einen „Dirty Harry“ wählen.

 

Claude Cueni (64) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK, wo dieser Beitrag zuerst erschien. Sein neuer Thriller „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ ist im Verlag Nagel & Kimche erschienen.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Ricardo Thorsen / 30.01.2021

Dass die verbrecherischen Maßnahmen besonders die Ärmsten der Ärmsten treffen ist klar und hinreichend dokumentiert. Auch klar ist, dass das die Covid-Fetischisten und Armutsbefürworter nicht interessiert. Absolut falsch ist hingegen, die Unterstellung, dass die Leute im Westen “Hunger…nur vom Hörensagen kennen” sowie die Aussage, ihr Leid bestehe nur darin, dass sie “ihren Geburtstag alleine mit Netflix verbringen müssen”. Auch in Deutschland gibt es Leute, die aufgrund der Maßnahmen um ihre Existenz kämpfen, nichts zu essen haben und schlicht psychisch daran kaputt gehen. Die Maßnahmen sind der Gipfel des Bösen und gehören restlos abgeschafft.

Ilona Grimm / 30.01.2021

Das kann ich nur mit Zynismus betrachten: Je mehr Arme sterben, desto weniger Arme gibt es in der Welt. Und das ist dann ein Verdienst der UNO, die ja so engagiert gegen Armut kämpft.

Stefan Hofmeister / 30.01.2021

“Wer weiß, hätten wir in Europa eine Straßenkriminalität wie im „Wilden Westen Asiens“, wir würden vielleicht auch einen ‘Dirty Harry’ wählen.” - endlich kapiert’s mal einer. Genau deswegen wurde in Brasilien auch Bolsonaro gewählt. Der die Mordrate um ca. ein Drittel senkte. Und was schreibt die deutsche Presse dazu? Na, was wohl? “Polizeigewalt in Brasilien so hoch wie nie”.

Rainer Hanisch / 30.01.2021

@Heike Olmes: “... das Problem ist, das wir im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in einem guten und funktionierenden Staat gelebt haben.” Mit Betonung auf “gelebt haben”. Inzwischen sehe ich kaum einen Unterschied zwischen D und den Phlippinen.

Dr. Ralph Buitoni / 30.01.2021

Ich kenne dieselbe Problematik aus Indien - auch dort droht akute Hungersnot, die in der Provinz teils durch Engagement sozial eingestellter Unternehmerfamilien aufgefangen wird. Während sich die Menschen kaum noch Nahrungsmittel besorgen können waren und sind noch während des schärfsten Lockdowns die Alkoholläden geöffnet - dort standen die Menschen teils zu Hunderten dichtgedrängt Schlange. Soviel zur “Gesundheitsvorsorge” durch den “fürsorglichen Staat”. Wann kapieren es die Menschen endlich auch in diesem Land endlich: die Corona-Scamdemie ist das größte Menscheitsverbrechen durch die sozialistisch-kommunistischen “Sozialingenieure” seit Maos, Stalins und Hitlers Zeiten.

B. Heck / 30.01.2021

“Meinungen sind wie Arschlöcher jeder hat eins”. Schon alleine für diesen Auspruch wäre Dirty Harry wahlwürdig.

M. Hartwig / 30.01.2021

Dann wird sich das Mitleid mit den Verhungernden wohl auch auf den Philippinen in Grenzen halten. Es gibt also nichts Neues unter den Menschen. Eine Million, fünf Millionen, zehn Millionen (kommt darauf an, wieviel neue Level im Lockdown-Spiel noch kreiert werden) Verhungerte wegen der Anti-Corona-Maßnahmen interessieren weder Politiker noch den Rest der Volksgemeinschaft(en). Lasset die Armen der Welt verrecken! Unter dieser Parole können sich Gegner und Befürworter der Maßnahmen treffen.  Noch nie waren die Worte von André Breton so wenig surreal wie heute: „Die einfachste surrealistische Handlung besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings soviel wie möglich in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe.“ Wir sehen uns auf der Straße!

Hartwig Hübner / 30.01.2021

Straßenkriminalität? In Europa? Haben wir auch. Zusätzlich haben wir etwas sehr viel schlimmeres: die verbrecherische, undemokratische, totalitäre Geisteskranken-EU und die vielen menschenverachtenden, unfähigen, korrupten EU-Bürokraten. Dirty Harry kann kommen. Für die USA ebenso. ++ Und eine Schweiz, die dem verkommenen WEF ein Forum bieten will, gehört auch eleminiert, verehrter Autor. Leute wie der Verrückte Klaus Schwab, dieser Möchtegern, müssen aus dem Verkehr gezogen werden. Oder sein korrupter, geisteskranker Freund, Prinz Charles, ebenso. ++ Dirty Harry hat hier also sehr viel zu tun.

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