Henryk M. Broder / 24.07.2013 / 12:27 / 9 / Seite ausdrucken

Letzte Ausfahrt Auschwitz

Wie so etwas aussieht, kann man derzeit an einem besonders anschaulichen Beispiel studieren. Das Simon Wiesenthal Center ruft mit einer Plakataktion zur Teilnahme an der “Operation Last Chance” auf. Vor dem Hintergrund der Einfahrt von Auschwitz, die für über eine Million Menschen zum “Tor des Todes” wurde, heißt es, es sei “spät, aber nicht zu spät”. Wofür? Um das berühmteste aller Konzentrationslager noch schnell zu besuchen, bevor es dem Erdboden gleichgemacht wird? Nein, es geht um etwas anderes.
Eine Art “Aktenzeichen XY ungelöst”-Programm im Premium-Segment der Kriminalität: “Millionen Unschuldiger wurden von Nazi-Kriegsverbrechern ermordet. Einige der Täter sind frei und am Leben! Helfen Sie uns, diese vor Gericht zu bringen.” Für “wertvolle Informationen” wird eine Belohnung “bis zu 25.000 Euro” versprochen. http://www.welt.de/kultur/article118335403/Es-ist-zu-spaet-um-jetzt-noch-Nazis-zu-suchen.html

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Nikolaus Gatter / 25.07.2013

30 Anrufe bisher (24.7., 12.05), und darunter schon “drei Hinweise, die vielleicht etwas weiterführender sind” von Leuten, die “auch mit daran interessiert sind, dass die Leute gefunden werden”, sagt die Telefonistin.

Winfried Huth / 25.07.2013

Es macht Sinn, halb- und totaldemente Leute vor Gericht zu ziehen. Erst dort wird ihnen ihre ganze Schuld bewusst und können sabbernd und Stuhl unter sich lassend sich verteidigen. Natürlich werden sie jedem Verfahren intellektuell folgen können und herausragende, geistig anspruchsvolle Verteidigungsreden führen. Man sollte nie vergessen, dass90-100jährige listigerweise und schamlos ihr “kaum-noch-in-der-Welt-vorhandensein” vortäuschen und zu ihrem Vorteil ausnutzen. Außerdem wissen wir alle, dass sich diese hinterhältige Klientel im Knast Beziehungen und Strukturen aufbaut, sodass ein gemütliches, vom Staat finanziertes, Leben für die nächsten 20 Jahre gesichert scheint. Vorsicht vor Löffeln: der Delinquent könnte sich mit seiner unbändigen Kraft ausgraben! Wie Herr Broder anmerkte: es ist “definitiv” zu spät! Ich könnte noch vieles über hätte, täte, wenn in den 50ern und 60ern vom Stapel lassen können, doch erspare ich mir das. Jeder Einzelne muss vor seiner und DER Geschichte bestehen. In Hoffnung, dass ein nicht unerheblicher Teil der Täter schuldbeladen in die “ewigen Jagdgründe” einging und hochachtungvollem Respekt Winfried Huth

Karl Ammann / 25.07.2013

Hätte, täte, könnte, würde…In den 50ern und 60ern wäre man noch jedem Schwein habhaft werden können. Da man aber “auf admistrative und bürokratische Erfahrungen” nicht verzichten konnte usw. So hat die Bundesrepublik fröhlich hochrangige Nazis weiter beschäftigt, die das gesellschaftliche Klima 2 1/2 Jahrzehnte gelähmt haben. Alles mit Adenauers Einverständnis. Jetzt noch Scheintote zu suchen um deren Schuld gerichtlich nachzuweisen… nun ja… Wie wäre es, alle schuldigen Nachkriegsjuristen postum zu diskreditieren? Desgleichen möge für Politiker, Lehrer, Professoren, allgemein für jederman gelten, der vor ‘45 profitiert hat und nach ‘45 weitermachen konnte, wie es gewohnt war. Trotz aller opportunistischen Scheinheiligkeiten hat diese vermeintliche Nomenklatura und die selbst ernannte Intelligenzia die bundesdeutsche Gesellschaft (wie oben erwähnt) durch ihr Wirken in Agonie geführt. Es ist zu spät und scheinheilig obendrein jetzt noch nach alten Verbrechernazis zu suchen. Jeder muss sich dereinst seiner eigenen und DER Geschichte stellen. In Hoffnung, dass sich ein nicht unerheblicher Teil selbstreflektierend in die ewigen Jagdgründe begeben hat Karl Ammann

Michael Geier / 24.07.2013

Wenn das S.W.-Center diese Plakataktion, unter analogem Titel, nur mit dem Zusatz ....“um ein NEUES Auschwitz zu verhindern” und diesbezüglich eine Diskussion, z.B. in punkto AKTUELLER europäischen(Zwangs)-Homogenisierung/-Relativierung/-Islamisierung/-Mediale Vernebelung von Ross und Reitertum, angeregt hätte, ja dann wäre dies zwar ein sinnvoll-fruchtbarer, aber wohl dennoch zu grausamer Akt gewesen!

Gerhard Sponsel Lemvig / 24.07.2013

Anfang einer neuen “Operation Last Chance” ? Wer wie Pax Christi aufruft auf Lebensmittel “Made in Israel” zu verzichten, es könnte sich um Siedlungsprodukte handeln, dem geht die Auslobung einer Belohnung bei der Aktion “Operation Last Chance” für den Hinweis auf Nazi-Verbrecher am A**** vorbei. Wenn man die Christen-Leute für ihren Aufruf “Kauft nicht bei Juden” erst wieder nach ca. 70 Jahren zur Rechenschaft ziehen will, dann ist die Aktion “Operation Last Chance”  der Nährboden für weiteren Judenhass bei den als Christen getarnten Nationalsozialisten.

Caroline Neufert / 24.07.2013

Natürlich haben Sie recht, dass die Zahl derer, die noch im Vollbesitz ihrer Kräfte und zurechnungsfähig sind, täglich abnimmt, trotz unserer - auch täglich - gestiegenen Lebenserwartung. Und natürlich haben Sie recht, dass das SWC gemäß ihren Zielen sich auch um Syrien kümmern sollte, aber eben „auch“ und nicht „anstatt“! Vielleicht ist Ihnen entgangen, dass diese Kampagne schon 2002 gelauncht und 2011 erneuert wurde (übrigens mit Erfolg) und es sich jetzt nur um eine neue Plakataktion handelt. Es gibt für manche Dinge keinen Schlussstrich, kein Aufgeben. Und vielleicht ist Ihnen auch beim schnellen Schreiben entgangen, dass Zuroff in seiner Begründung für die Aktion sich durchaus auf den gegenwärtigen Kampf gegen Antisemitismus und Antirassismus bezog. Was wäre, wenn man damit bspw versteckten Antisemitismus herausfinden könnte wie und mit welcher Hilfe sich jemand fast siebzig Jahre verstecken konnte?  Wobei ich vermute, 25 TEUR sind dafür (leider) wahrscheinlich zu wenig. Nur weil Sie sich mit „Vergesst Auschwitz“ an der Nazizeit abgearbeitet haben und sich jetzt lieber um „die letzten Tage von Europa“ ;-) kümmern, müssen andere es noch lange nicht tun. Ihr Satz „Gerechtigkeit gerät irgendwann zur Farce“ macht Sie unglaubwürdig!

Carl Georg / 24.07.2013

Es ist, wie Herr Broder schreibt, einfach zu spät. Die Fehler der 60er Jahre sind nicht mehr zu berichtigen. Die Täter sind tot. Deshalb schlagen die Jäger nun wild um sich und ziehen alle Register, um wichtig zu bleiben. Es wachsen nuneinmal keine Täter nach. Opfer schon. Bei mir in einer Kleinstadt im Norden ist die örtliche VVN-Chefin Anfang 50. Ihr Großvater saß als Kommunist im KZ und sie sieht sich logischerweise als Naziopfer. Vielleicht erklärt man auch die Kinder von Nazischergen zu Tätern 2.er Generation. dann können die Antifa-Nazijäger noch Jahrzehne weiter auf die Jagd gehen.

Karl Krähling / 24.07.2013

Hätten die Belgier die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, die weit über 6 Millionen Kongolesen massakriert haben, hätte es große Unruhen im Staat des Königs und im eigenen Selbstwertgefühl gegeben. In den Nachfolgestaaten der SU wurde niemand wegen der Verbrechen an über 6 Mio. Kulaken in der Ukraine zur Verantwortung gezogen – Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch, eigentlich Lasar Mossjewitsch Kogan, neben Molotow einer der Hauptorganisatoren, starb hoch betagt und hatte auch zu seinem Lebensende kein Wort des Bedauerns. Deutschland hat vermutlich mehr in seiner Geschichte aufgearbeitet bzw. Aufarbeitungen gefördert, als der gesamte Rest der Welt. Die haben sich gefreut, sind doch ihre eigenen Verbrechen alle gleich viel kleiner geworden. Und US-Amerikaner finden sich nur wenige, die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurden. Die Vergangenheitsbewältigung der Deutschen ist noch immer ein lukrativer Erwerbszweig. Efraim Zuroff hatte schon einen bemerkenswerten doch erfolglosen Kampf gegen den späteren Bundespräsidenten. Nun darf er sich nach seinen ungehörten Warnrufen gegen die Person Gaucks, u.a. unterstützt durch Denis Yücel, TAZ,  doch noch mal medienwirksam in Szene setzen – und alles im Mäntelchen der Gerechtigkeit.

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