Redaktion / 02.03.2024 / 13:00 / 9 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: “Wir alle leben in der gleichen Realität”

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Und damit diese entsprechend gewürdigt werden, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig „Leserkommentare der Woche“. Diesmal ist es ein Kommentar zu Thilo Sarrazins Beitrag "Der Selbstbetrug der „Demonstranten gegen Rechts“:

Klara Altmann schreibt:

"Wenn man in deutschen Supermärkten abends zu spät kommt, ist neuerdings manches schon ausverkauft, genauso am Samstag. Wenn man einen Handwerker braucht, wartet man teilweise Wochen auf eine Reparatur. Es ist schwierig, einen Arzttermin zu bekommen. In vielen Branchen wimmelt das Sekretariat nur noch die Anrufer ab, weil man schon lange der Anfragen zu viel hat. Diejenigen, die heute in Deutschland noch arbeiten und mit denen ich spreche, sie sind alle erschöpft und überlastet, so wie ich auch selbst. Es ist schwierig, den Kunden zu erklären, warum das Angebot nicht sofort zur Verfügung steht, viele verstehen das Prinzip Angebot und Nachfrage nicht. Und wir haben schon länger die Situation, dass die Regierung immer mehr Nachfrage ins Land holt – nach Wohnungen, nach Dienstleistungen, nach Sozialleistungen, nach Produkten wie Nahrungsmitteln.

Aber es gibt bei den Neuankömmlingen viel zu wenig Gegengewicht im Angebot, sei es mangels Bildung und Qualifikation, sei es mangels Bereitschaft, auch weniger angenehme Arbeit zu tun. Gleichzeitig vertreibt die Regierung die Industrie, gleichzeitig demotiviert sie die Menschen, die keine Zukunft mehr sehen in diesem Staat, in dieser Gesellschaft – jetzt schon nicht mehr. Wofür soll ich noch arbeiten? Ich weiß es nicht mehr und ich weiß von vielen, denen es genauso geht.

In einem Land, in dem die Regierung die Grundrechte der Bürger zunehmend infrage stellt, allem voran die Meinungsfreiheit. Wofür soll ich noch arbeiten in einem Land, in der Bequemlichkeit honoriert und Menschen bestraft werden, die ihr Leben lang Leistung gebracht haben? Wenn meine Steuern verschleudert werden und von einer gierigen Klasse verprasst, die nichts für uns leistet und aber das abgepresste Geld sinnlos verschwendet. Das ist die heutige Situation – es geht so nicht. Es ist nicht eine Frage irgendeiner Entscheidung, sondern die Realität sagt uns, so kann es nicht gehen. Und eigentlich sollte das jeder wissen, wir leben alle in der gleichen Realität."

Foto: Bildarchiv Pieterman

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netiquette:

S. Wietzke / 02.03.2024

“Und eigentlich sollte das jeder wissen, wir leben alle in der gleichen Realität.” Das ist natürlich Quatsch. Herdentiere richten sich nicht nach irgendeiner “Realität”, sondern nach dem Gruppenverhalten. Und zwar bis in den Untergang. ” Das ist die heutige Situation – es geht so nicht. Diejenigen, die heute in Deutschland noch arbeiten und mit denen ich spreche, sie sind alle erschöpft und überlastet, so wie ich auch selbst.” Erstens sehen wir das das sehr wohl so geht. Und das wird auch noch ganz lange so gehen. Und zweitens wird ja bisher noch niemand gezwungen produktiv zu arbeiten (das hat nicht mal bei Stalin und Mao funktioniert). In sofern hatte Joschka Fischer nicht ganz unrecht, als er bürgerliche Tugenden durchaus als gefährlich ansah (“Damit kann man auch ein KZ führen.”). Ich empfehle daher auch jungen Leuten grundsätzlich in den staats- oder staatsnahen Dienst zu gehen und dort eine freizeitorientierte Schonhaltung einzunehmen.

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