Redaktion / 02.12.2023 / 13:00 / 1 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Kunstsprache

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Und damit diese entsprechend gewürdigt werden, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig „Leserkommentare der Woche“. Diesmal sind es zwei Kommentare zu Rainer Bomhorsts Beitrag "Kommt jetzt die Genderwende":

Robert Schleif schreibt:

Vor fast 60 Jahren schrieb Václav Havel sein (natürlich gesellschafts- und kulturkritisches) Theaterstück „Benachrichtigung“ um die „von oben“ versuchte Einführung der Kunstsprache Ptydepe. Das vorgebliche Ziel ist, die Amtssprache zu präzisieren, Missverständlichkeiten auszuräumen und die Abläufe ökonomischer zu gestalten. Die unausgesprochene Absicht aber ist, dass an Sprache gekoppelte Denken einzuschränken und zu verkrüppeln, die Mitarbeiter zu maßregeln, zu kujonieren und zu entmenschlichen. Natürlich wird von den einfachen Angestellten verlangt, sich klar zu der Modernisierung zu bekennen und den reaktionären Kräften der Beharrung den Kampf anzusagen. Bei Havel ist das Ende trügerisch: Das Projekt scheitert, die Dissidenten werden rehabilitiert und die Übereilungen und die „Fehler“ der Ptydepe-Zeit bedauert. Doch dann zieht man schon die nächste, nun „verbesserte“ Kunstsprache aus dem Ärmel…

und Karl Emagne ergänzt:

Sprache entwickelt sich entweder von allein, ohne Zwang von oben, oder wenn sich die Politik tatsächlich einmischen möchte, sollten die Neuerungen konsensfähig sein und in sich schlüssig. Das unsägliche Stottergendern wurde hingegen von irgendwelchen verblendeten Aktivisten erdacht und ist noch nicht einmal dem vorgeblichen Ziel einer diskriminierungsfreien Ausdrucksweise dienlich. Durch die ständige Nennung beider Geschlechter werden Nichtbinäre überhaupt erst ausgegrenzt und die Lösung für ein Problem, das angegrünte Übereiferer selbst erst geschaffen haben, soll nun die Genderlücke sein, durch die alle Nichtbinären fallen, also auch Intersexuelle, die ein berechtigtes Anliegen hätten? Und das soll dann für Inklusion sorgen? Das ist etwa so logisch, wie Kernkraftwerke abzuschalten, damit mehr Kohlekraftwerke weniger CO2 produzieren. Anders gesagt, ein typisch grüner Schuss in den Ofen.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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netiquette:

Gerd Maar / 02.12.2023

Karl Emagne, das ist fast so originell wie Rudi Mentaire.

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