Thomas Rietzschel / 23.02.2020 / 15:00 / 35 / Seite ausdrucken

Lecker essen in der Katastrophe

An Kochbüchern besteht auf dem Buchmarkt kein Mangel. Sie verkaufen sich wie geschnitten Brot. Für alles und jedes gibt es bebilderte Sammlungen passender Rezepte, für den erotischen Abend zu zweit, für den Junggesellen, für Alte, Kinder, verlassene Männer und geschiedene Frauen, für das Essen am Meer oder auf der Alm. Nicht zu vergessen die vegane, die indische, die mongolische oder die ostfriesische Küche. Neue, bislang unbekannte Gaumenreize, so schien es, seien da kaum noch zu entdecken. 

Nun aber wird etwas angekündigt, worauf wir in keinem Albtraum verfallen wären: das „Notfallkochbuch“, vorgestellt etwa im Darmstädter Echo unter der Überschrift „Lecker essen in der Katastrophe“. Ausgedacht haben sich das nicht die berühmten Meister der Kochlöffel, nicht Alfons Schuhbeck noch Johann Lafer, sondern ein „Geschäftsbereich“ des Innenministeriums, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BKK. Ausgeschrieben ist ein Wettbewerb, an dem sich jedermann und -frau mit der Zusendung eigener Rezepte beteiligen kann. Einsendeschuss soll der 31.Mai sein, der Tag nach dem jährlich prognostizierten Weltuntergang. 

Wenn Sie noch mitmachen wollen, sollten Sie sich also beeilen. Kaufen Sie schleunigst eine Gaskartusche samt Campingkocher. Laden Sie – ein bisschen Spaß muss sein – Freunde und Bekannte ein. Gehen Sie dann an den Sicherungskasten, schalten Sie die Stromversorgung aus, um für die stimmige Atmosphäre zu sorgen. Und schon kann das fröhliche Notfallkochen beginnen, vorausgesetzt, Sie haben die nötigen Vorräte gebunkert: 3,5 Kilogramm Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln oder Reis, so die „Empfehlung“ des BKK. 

Fit für den Ernstfall

Wie das geht, hat unlängst Peter Winter vom Deutschen Roten Kreuz bei einer Veranstaltung in Bonn vorgemacht. Der Mann kennt sich aus, er verfügt über hinreichende Erfahrungen. „Ich mache Camping“, verriet er nebenbei. Mit ihm hat das Bundesinnenministerium einen Fachmann gewonnen, der weiß, wovon er spricht. 

Da sage noch einer, unsere Politiker würden nicht vorausschauend handeln. Mit dem „Notfallkochbuch“ machen sie uns fit für den Ernstfall. Ganz abgesehen von dem Gaudi, das die spielerische Vorbereitung auf den Mangel in den Zeiten des Überflusses verspricht. Was ist schon ein getrüffelter Rehrücken, serviert an gedeckten Tischen, gegen einen „Pfannkuchen ohne Eier“, genossen im Zustand geistiger Umnachtung. Zehn Tage immerhin, verspricht das BKK, könnten wir damit „schmackhaft“ überleben. Deutschland auf dem kulinarischen Weg in die Finsternis, übersättigt und politisch auf den Hund gekommen.  

PS. Nur zu Erinnerung: Am 1. Oktober 1933 wurde unter Hitler der „Eintopfsonntag“ eingeführt. Einmal im Monat sollte es am Tag des Herren nur Suppe geben, damit sich das Volk unter anderem daran gewöhnt, in der Not den Gürtel enger zu schnallen. Was die Mehrheit zunächst verdrängte, ihr „Führer“ hatte bereits die Zukunft in Blick. 

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Gert Köppe / 23.02.2020

Was denn, haben unsere “Volks-Führer” jetzt auch noch ihre Dummheit und ihr politisches und wirtschaftliches Totalversagen, als Rezeptbuch, für künftige “transformierte” Generationen nieder geschrieben? Merkelsche Kochanleitung für allerlei “Wende-Menüs”. Mein Tipp: Sozialistischer Einheitsbrei geht immer! Den braucht man nicht mal zu kochen. Somit auch noch gut für’s Klima. Ist doch Prima!

Dr. Phil Omanski / 23.02.2020

Diesen lächerlichen Leuten ist nicht klar, daß es bei einer größeren Katastrophe nicht darauf ankommt, ob das Essen schmeckt, sondern ob es überhaupt da ist.

Sabine Schönfelder / 23.02.2020

Der Weltuntergang als Ausschreibung. Da muß man erst einmal drauf kommen! „Friday for futur“ folgt „monday makes meal“, die Woche ist bald ausgefüllt. Arbeit war mal, der Deutsche wird ab sofort Berufsdemonstrant. Einlaß zur Demo: ein Rezept. Mach Dir was Leckeres, ohne Fleisch, ohne Milch (schlecht fürs Zeh-oh-zwei), ohne Wasser, ohne Strom, auch für ´lichtferneˋ Küchen geeignet; kalte Küche und Fenster auf, sozusagen. Erfand Hitler einst den Eintopfsonntag, (immerhin gabˋs bei Addolff noch Strom für ´wat Warmes in Bauchˋ), werden unsere Kommunisten direkt die ´grüne Wocheˋ  für jedermann einführen. Nur einmal im Monat. Da kaut das Volk gemeinsam und solidarisch am Löwenzahn, zerknirscht die Kopfsalatblätter zwischen den Zähnen und haut sich um die letzte Gurke, derweil Madame Roth, unser Prachtkloß, während des kurzen wöchentlichen energetischen Engpaßes, vorübergehend in die Türkei rübermacht und dort beim Edelitaliener grüne Cannelloni in Brokkolicreme mit lecker Lammfrikassee in sich hineinschaufelt, (unter Todesverachtung und großer Tapferkeit), von Lämmern, die einst, ganz im Sinne unserer obergrünen Solidarität, vorher auf einer grünen Wiese grasten. Guten Appetit allerseits!

Waltraud Köhler / 23.02.2020

Einige Rezepte könnte ich da schon beisteuern, aber, warum sollte ich? Damit die Witzfiguren meine Adresse haben und mich dann beobachten können, weil ich vielleicht Prepper und damit automatisch gefährlicher Rächter bin? Nö, ich warte auf die dementsprechende Kochshow in ARD oder ZDF :-)

Joachim Wolfgang / 23.02.2020

Wenn ich das gewusst hätte. Habe vor einem Jahr unseren Campingkocher entsorgt. Meine Frau war dagegen. Er könnte. noch für was gut sein. Wie recht sie hatte. Werde mir einen neuen kaufen müssen. Muss aber schnell gehen, die werden rasch ausverkauft sein. Die Feuerwehr und der Notarzt werden in naher Zukunft auch viel zu tun bekommen. Löschen von Zimmerbränden und Rauchvergiftungen sind nur zwei Beispiele. Satire ist nichts gegen das BKK-Video und die drei Preise für die besten Rezeptvorschläge. Wer da wohl in der Jury sitzt. Ich möchte gar nicht daran denken.

Alexander Schilling / 23.02.2020

Mein Rezept: Verlorener Energie"wende"hals—Am Wahlsonntag zur Wahl gehen, Energiewendehälse mitsamt Energiewende-Wendehälsen abwählen; eine Kampagne zur Wiederansiedlung von industria, integritas und intelligentia starten, nach Belieben mit etwas altmodischer Volksmission (ohne Vulvenmalen) abschmecken—Fertig!

S. Lenz / 23.02.2020

Ist bekannt, ob man Merkels herzhafte Kartoffelsuppe (für schlechte “Kartoffel”-Zeiten) auch ungekocht genießen kann? Falls ja, darf ihr Rezept-Update auf keinen Fall im Notfallkochbuch fehlen - ist ja wohl Ehrensache!

B.Rehfeldt / 23.02.2020

Ich habe mir das Buch bestellt und werde hier von den kulinarischen Genüssen berichten. Wenn es nicht so traurig wäre…..

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