Gerd Buurmann / 04.05.2018 / 15:50 / Foto: Gerd Buurmann / 11 / Seite ausdrucken

Kollegah in Auschwitz

Farid Bang und Kollegah besuchen Auschwitz. Die beiden Rapper haben die Einladung des Internationalen Auschwitz-Komitees zu einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau angenommen. Ich frage mich allerdings, ob es klug ist, Antisemiten Auschwitz zu zeigen. Nicht, dass die da noch auf dumme Gedanken kommen. 

Mit toten Juden haben Antisemiten im Allgemeinen kein Problem. Es sind die lebendigen Juden, die von Antisemiten gehasst werden. Vielleicht sollten man sich daher das Geld für den Ausflug nach Auschwitz für Antisemiten sparen und das Geld lieber lebendigen Juden geben, damit sie sich schützen können. Nichts hilft gegen Antisemitismus mehr als wehrhafte Juden, die spüren, dass die Gesellschaft mehrheitlich hinter ihnen steht und sie unterstützt.

Für Antisemiten sind lebendige Juden das Problem, nicht tote. Der Konflikt im Nahen Osten eskaliert ja gerade deshalb, weil sich Juden seit 1948 als Soldaten eines eigenen Landes gegen ihre Vernichtung wehren können. Eine Situation eskaliert immer, wenn sich die eine Seite dagegen wehrt, von der anderen Seite ausgerottet zu werden. Deshalb mögen Antisemiten Israel nicht. Aber sie haben kein Problem mit den Juden, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Die haben sich schließlich so schön vernichten lassen und außerdem gäbe es ohne Auschwitz manch eine Line von Farid Bang nicht.

Die toten Juden sind die gute Juden, verbrannte Wohlfühljuden quasi. Die lebendigen Juden nerven nur. Darum können sogar Antisemiten ohne Probleme mit der einen Hand einen Kranz für tote Juden in Auschwitz abwerfen und mit der anderen Hand einen Protestbrief gegen Israel verfassen, nicht obwohl, sondern weil es den Holocaust gab und sie aus dem Holocaust gelernt haben, nämlich Israel zu kritisieren, gerade als Deutscher, damit sich die Juden dort so benehmen, wie sie es in Deutschland gelernt haben, nämlich wie Opfer!

Foto: Gerd Buurmann

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Leserpost

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Christa Blessing / 04.05.2018

Warum besuchen diese Rapper Auschwitz? Ihre “public relation” Werte haben durch diese Skandale verloren, ihre Plattenfirma hat sie mal ein bisschen kaltgestellt. Wie kommt man also auf bessere Popularitätswerte? Indem man so tut, als sei man ganz reumütig und deshalb Auschwitz besucht. So machen sich die Antisemiten wieder beliebt: “schaut her, wir sind ja gar nicht so schlimm”. Primitiv! Primitiv aber auch, dass über die beiden ständig geschrieben wird. Warum räumt man ihnen überall, inklusive hier, derart viel Platz ein? Sie ignorieren wäre tausendmal besser.

Martin Haber / 04.05.2018

Es entbrennt hier offensichtlich ein Wettstreit in der Disziplin “Geistiger Tiefflug”. Beginnend mit dem betreffenden Liedtext selbst, jedoch leider auch mit diesem Artikel.

Wolf-Dieter Schmidt / 04.05.2018

Was ist eigentlich mit den grob 200.000 Käufern der CDs dieser “Literaturnobelpreisanwärter”? Wer lädt die alle nach Auschwitz ein? Die zwei Macher sind doch zahlenmäßig vollkommen egal.

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