Die Bauern erleben gerade eine Diffamierungskampagne. Hoffentlich lassen sie sich davon nicht beirrenn.
Nachdem einige Landwirte mit mir auf meinem Podcast Indubio über die aktuellen Bauernproteste gesprochen hatten, wurden sie von manchen Leuten in den sozialen Netzwerken mit der Behauptung konfrontiert, die Achse des Guten sei ein rechtsradikaler Blog. Immer wieder wurde Wikipedia zitiert, wo leider tatsächlich steht: „Die Achse des Guten, gegründet 2004, ist ein im Spektrum der politischen Rechten verorteter Blog.“
Wer die Achse des Guten im Spektrum der politischen Rechten verortet und vor allem, warum, steht da nicht, aber das kümmert die Leute nicht, die die Achse diffamieren wollen. Ich bin ein Autor der Achse des Guten, denn sie bietet Raum für unabhängiges Denken, und diesen Raum brauche ich, um meine Gedanken zu beackern. Ich liebe die Freiheit und schätze die Werte der Aufklärung. Vor allem aber sehe ich mich jenseits des überkommenen Rechts-Links-Schemas, genauso wie die Achse.
Ich bin ein durch und durch liberaler Mensch. Liberale sind seit jeher an Diffamierungen gewöhnt. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als es die AfD noch nicht gab. Damals waren es wir Liberalen, die dämonisiert wurden, und zwar in einer Art und Weise, die teilweise schwer zu ertragen war. Dennoch habe ich für das Recht eines jeden Menschen gekämpft, mich und meine Partei dämonisieren zu dürfen, denn Meinungsfreiheit ist für mich eines der höchsten Güter. Es wurden und werden viele Behauptungen über mich aufgestellt, und die Angriffe kommen von beiden Seiten – von Extremisten sowohl von links als auch von rechts. Sie alle hassen Liberale und greifen daher gerne zur Diffamierung.
Hört auf, die Bauern zu diffamieren
Seit Wochen wird nun versucht, die Landwirte auf den Bauernprotesten in eine rechtsextreme Ecke zu stellen. Ich weiß, wie sich das anfühlt und wie sehr das schmerzen kann. Vor allem aber weiß ich, dass die Bauern nicht in diese Ecke gehören. Ich weiß, dass sie anständig sind. Ich spreche mit den Bauern. Ich höre ihnen zu. Genau dieses Zuhören und vor allem ein Verstehen wollen jene verhindern, die sowohl die Bauern als auch die Achse diffamieren. Daher kann ich allen, die mit den Bauernprotesten hadern, nur raten: Hört den Bauern einfach zu und glaubt nicht jenen, die die Bauern diffamieren wollen.
Den Bauern aber rate ich: Lasst euch nicht einreden, rechts oder links zu stehen. Ihr seid liberal – das merkt man schon daran, dass viele von Euch bei der letzten Wahl die FDP gewählt haben und bei der nächsten Wahl alles andere tun werden, aus guten Gründen. Die Zuschreibungen „links“ und „rechts“ haben ihre Bedeutung vollkommen verloren, wenn sie sie jemals besessen haben. Sie dienen nur noch als Beleidigungen. Für einen Rechtsextremen ist jeder Mensch mit Verstand links, und für einen Linksextremen ist jeder, der zu widersprechen wagt, rechts. Wir kennen ja alle die neue Bauernregel: „Wird der Bauer unbequem, ist der plötzlich rechtsextrem.“
Vor vielen, vielen Jahren, irgendwann nach der Französischen Revolution und irgendwo im Jahre Achtzehnhundertnochwas in der Julimonarchie Frankreichs, saß die Monarchie rechts im Parlament, und die Republikaner und die Liberalen in der Opposition links. Aus dieser Epoche stammen die politischen Begriffe „links“ und „rechts“. Warum wird im Jahr 2024 immer noch diese Sprachregelung einer monarchischen Sitzordnung aus dem 19. Jahrhundert zur Verortung der Bauern genutzt?
Bauern wissen, was Freiheit bedeutet
Fragen Sie mal einen Linken, was rechts bedeutet, und Sie werden die schroffsten Urteile hören. Fragen Sie mal einen Rechten, was links bedeutet, und das Ergebnis wird ähnlich vernichtend ausfallen. Deshalb bin ich schon längst dazu übergegangen, diesen Begriffen keinerlei Bedeutung mehr zuzuschreiben. Ich bewerte Menschen nicht danach, wie andere sie politisch verorten, sondern danach, was sie tun!
Ich habe Respekt vor Menschen, nicht aber vor ihren Ideologien, Religionen und Überzeugungen. Respekt gebührt Menschen, nicht Ideen. Ich habe Respekt vor den Bauern, besonders dafür, was sie leisten. Sie halten dieses Land am Leben. Kaum jemand verteidigt die Freiheit mehr als die Bauern, denn die Bauern wissen, was Freiheit bedeutet. Freiheit bedeutet nicht Freiheit von Sorgen, sondern echte Freiheit ist die Freiheit in den Sorgen des Lebens. Die Ernte will schließlich erarbeitet werden.
Freiheit bedeutet, die Verantwortung zu übernehmen, für sein Leben, für seine Liebsten, für den Hof und für die Nächsten. Freiheit bedeutet, mit der Natur um das zu ringen, was zum Leben nötig ist. Wenn das Feld bestellt, die Kuh gemolken und das Schwein gefüttert werden müssen, interessiert es den Bauern nicht, auf welcher Seite irgendwelche Politiker in den Städten sitzen, ob nun links oder rechts.
Dummheit muss nicht verboten werden, sie entlarvt sich selbst
Auch wenn es manche Politiker anders sehen mögen, kein Staat und keine Regierung schenken dem Bauern Freiheit. Der Bauer ist frei, weil er ein Mensch ist. Jeder Mensch trägt die Freiheit in sich. Der Staat ist dafür da, diese Freiheit zu verteidigen. Freiheit ist die stete Kritik an herrschenden Konventionen. Freiheit ist das Recht, die Mächtigen zu kritisieren. Leider wird viel zu oft die Autorität der Freiheit vorgezogen. Dabei kamen Veränderungen immer, weil jemand damit angefangen hatte, anders zu denken und zu sprechen. Das Recht auf eine eigene, freie Meinung hat jeder. Dummheit muss nicht verboten werden. Dummheit entlarvt sich von selbst. Manche glauben gar, Dummheit zeige sich an den Größen der Kartoffeln.
Sowohl linke als auch rechte Extreme zeichnen sich dadurch aus, dass sie glauben, der Mensch sei so schlecht, dass er Führung braucht. Die einen sehnen sich nach einem starken Mann, die anderen nach Vater Staat. Der Bauer aber blickt auf sein Land und macht sich an die Arbeit.
Es gibt Politiker, die sagen: „Ich mache Politik, um morgen noch in den Spiegel schauen zu können.“ In dieser Selbstverliebtheit liegt das Problem, denn viele Politiker schauen in den Spiegel, um ihre Frisuren, Schminke und Kleidung zu bewundern, die vom Steuerzahler finanziert wurden. Sie schauen in den Spiegel, weil sie schon lange nicht mehr aus dem Fenster schauen können, weil sie dort die Ergebnisse ihrer Politik sehen müssten und es nicht ertragen könnten.
Der Bauer aber schaut am Abend in den Spiegel, sieht einen von der Arbeit gezeichneten Menschen und setzt sich dann ans Fenster, schaut hinaus auf seinen Hof, auf die Arbeit, die er geleistet hat, ist stolz und lächelt.
Gerd Buurmann ist Schauspieler, Stand-up-Comedian und Kabarettist. Er spielt, schreibt und inszeniert in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten.