Susanne Baumstark / 24.01.2020 / 14:00 / Foto: Natanieldp / 20 / Seite ausdrucken

Klimaschutz? Stromsparen ist nicht politisch genug

Eigentlich ist es nicht mein Thema, weil mir das Agieren an beiden Enden des Meinungsspektrums zu blöde ist: die Klimapolitik. Auf der einen Seite die Bagatellisierer der Luftschadstoffe, die anscheinend keinerlei Sinn für wohltuende abgasfreie Frischluft haben und versuchen, von ihrer physischen Lethargie mittels eines stupid konstruierten Radfahrer-Hatings abzulenken. Auf der anderen Seite die Protagonisten des Green Deal der EU-Kommission zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, die sich einbilden, der natürlichen Klimaveränderungen Herr zu werden und mithilfe der künftigen „Klimabank“ – derzeit noch Europäische Investitionsbank – „mehrere Billionen“ (!) Euro in den Umbau der europäischen Wirtschaft investieren wollen.

Was aktuell auffällt und dokumentiert sein will, ist der massiv anschwellende Stellenpool rund ums Klima, als da etwa wären: Klimaschutzmanager in Kornwestheim oder in Birkenfeld. Das Unternehmen „atmosfair gGmbH“ als Schnittstelle zwischen NGO und Wirtschaft wirbt für einen „Vertriebsingenieur / Teamleiter Klimaschutz“ sowie für einen „Projektmanager Klimaschutzprojekte / Teamleiter“. „Atmosfair“ entstand 2004 aus einem „Forschungsprojekt des Bundesumweltministeriums und einer Gemeinschaftsinitiative des Reiseveranstalterverbandes forum anders reisen und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch“. Zu den Schirmherren gehört der bekannte „Klimaforscher“ Dr. Mojib Latif, der schon mal „beim Schummeln ertappt“ wurde. Besonders viele Einstellungen kann sich die Beratungsgesellschaft „co2online“ leisten: zum Beispiel einen Online-Redakteur, eine Referentin Personal- und Organisationsentwicklung und einen Teamleiter Kampagnen. Die Gesellschaft wird gefördert von der „Europäischen Kommission, dem Bundesumweltministerium sowie einem Netzwerk mit Partnern aus Medien, Wissenschaft und Wirtschaft“. Informativ ist die Seite schon.

In puncto Stromverbrauch bleibt zu sagen: Ich selbst zahle für meinen Einpersonenhaushalt nach diversen Erhöhungen einen monatlichen Abschlag von aktuell 21 Euro. Der sparsame, bedachte Umgang mit Energie ist mir ein natürliches Bedürfnis. Es ist mir inhärent die Herdplatte auszuschalten, wenn das Essen dann eh noch eine Weile weiter köchelt, oder den Fernsehstecker rauszuziehen, wenn ich kein TV schaue – man kann das dann gleich als halbe Kniebeuge für sich verbuchen. Ich muss auch kein Licht im Treppenhaus anmachen, wenn der Lichtschimmer von den Hausfluren her reicht; ich brauche das dann nicht. Niemand braucht das. Es würde ausreichen, im Rahmen von Erziehung oder Sozialisation die Lust am bedachten Umgang mit Ressourcen zu wecken. Hoch dotierte Klimaschutzmanager wären dann überflüssig; würden dann aber trotzdem eingestellt, weil es nämlich zuvorderst um politische Prozesse und Geld geht.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

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Jörg Themlitz / 24.01.2020

Ja, mit jedem Euro werden Waren und Dienstleistungen nachgefragt, die grundsätzlich die Umwelt mehr oder weniger beeinflussen. Je mehr Euro zur Verfügung um so mehr Umweltbeeinflussung. (andere sagen Umweltzerstörung, Klimakatastrophe etc.) Dass heisst, jemand der ca. 250.000,00 Euro jährlich erhält, jetzt mal ohne weitere Einnahmen betrachtet, wie zum Beispiel Claudia Roth, gehört zu den ca. 20 Prozent der größten Umweltzerstörer in diesem Land. Sofern Enkelkinder vorhanden und die von der Sprache des WDR infiltriert, wäre die Ansprache ´Du Umweltsau` für die Oma, wohl naheliegend und gerechtfertigt. Auf der anderen Seite müsste jeder Obdachlose mit nur einer Hand voll Euros z. B. in Berlin, selbst wenn der mal zwischendurch in den Tiergarten uriniert oder etwas härter, einen Umweltorden erhalten. Eine Euro-Prämie für Umweltschutz gibt es dafür selbstverständlich nicht. Begründung siehe Anfang. Irgendwo muss der Kreislauf ja mal durchbrochen werden. Wir können doch nicht bei CR anfangen. (Diese Formel gilt nicht nur für Einzelpersonen. Sie findet auch Anwendung auf oben angeführte, sich selbst befruchtende Organisationen. Eine allgemeinverständliche Vokabel für selbige, könnte der WDR demnächst liefern.)

Detlef Dechant / 24.01.2020

Ja, liebe Frau Baumstark, wie will man denn sonst auch alle Akademikerinnen mit Gender- und sonstigen Bla-bla-Abschlüssen in Arbeit bringen? Die innovative technikaffine produzierende Wirtschaft kann sie nicht gebrauchen, darf sie aber bezahlen. Immer mehr aus meinem unternehmerischen Umfeld denken ernsthaft an Betriebsverlagerung ins Ausland. Handwerk kann das leider nur imgrenznahen Raum, aber Dienstleistungen funktionieren Global und die Industrie ist ja bereits global unterwegs. Es lohnt sich , bei letzteren hinzusehen, wie sich Arbeitsplätze global verschieben. Irgendwann wird dann in Deutschland der Regierung das Geld knapp werden. Die kann sehr gut in den zum Sozialismus gewechselten Staaten beobachtet werden und wurde bereits in den 1950er Jahren von Ayn Rand in ihrem Werk “Der Streik"beschrieben.

Fritz kolb / 24.01.2020

Frau Baumstark, was wollen Sie der geneigten Leserschaft mit Ihrem Beitrag eigentlich sagen? Daß wir quasi im vorauseilenden Gehorsam Strom an jeder Ecke unseres privaten Bereichs sparen sollen, um damit diverse NGO-Glücksritter überflüssig zu machen? Da werden Sie enttäuscht werden: egal was Sie in Ihren vier Wänden anstellen, egal, wie puritanisch Sie leben, die werden immer noch einen draufsetzen. Es geht um wirklich fette Pfründe, und das Beraterunwesen in Europa ist bereits eine Krake mit unzähligen Geld-Fangarmen. Prototypisch dazu in Deutschland. Da lebe ich lieber nach dem Motto der Titanic: volle Beleuchtung und laute Musik bis zum Eisberg. Denn der kommt sowieso, darauf können Sie sich wirklich verlassen.

Steffen Rascher / 24.01.2020

Das klingt schon knausrig, Frau Baumstark. Im Winter kann man den Kühlschrank ausschalten und das Essen aufs Fensterbrett legen. Zum Lesen reicht eine Taschenlampe oder eine Kerze. Wir haben keinen Mangel an Energie. Genauso wie bei uns nicht das Trinkwasser knapp und der Sauerstoffgehalt in der Luft zu gering ist. Das ist alles nur in unsren Köpfen so. Es fehlt uns die Not im Leben. Wir brauchen das Jammertal durch das wir schlurfen können. Im Ergebnis steht dann tatsächliche Armut wegen künstlicher Verteuerung lebenswichtiger Leistungen. Das ist grüne oder sagen wir mal religiös grüne Politik. Es muss weh tun, sonst wirkt es nicht. Die grünen Bischöfe können natürlich die Welt bereisen und in Saus und Braus leben. Das war in jeder Religion so. Abgasfrei Luft wäre schön, aber erlauben Sie mir ein großes Lob für die wunderbare Luft auszusprechen, die wir zurzeit einatmen und ich wohne in der Stadt. So sauber und so klar war sie in meiner Kindheit nie gewesen. Es geht bestimmt noch besser. Alles geht immer noch besser – auch ohne Verzicht.

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