Könnte das regelmäßig wahrgenommene Jammern vielleicht daran liegen, dass der Bauernverband die unterschiedlichsten Erzeuger von unterschiedlichsten Produkten vertritt, die auch sehr unterschiedlich spezialisiert sind? Gäbe es für jedes Produkt einen eigenen Verband (Verband der Weizenbauern, der Kartoffelbauern, der Salatbauern, der Zuckerrübenanbauer, ..., beliebig weit differenzierbar) gäbe es jedes Jahr sehr differenzierte Meldungen. Vermischt wird es ja nur beim Rezipienten. Nun Vertritt ein großer Verband alle spezialisierten Betriebe so, als würde ein Industrieverband alljährlich die Konjunktur aller Industrie-Branchen beurteilen - zumindest würde es so wahrgenommen werden. Der imaginäre Industrie-Verband beklagt beispielsweise in einem Jahr, dass der Absatz von Diesel-Fahrzeugen schrumpft. Herr Etscheit und andere machen daraus, dass die Pharmabranche oder der Maschinenbau schon wieder am Jammern wären. Nein. Es sind die am Jammern, die Diesel-Fahrzeuge produzieren und auch nicht die Papierindustrie.
Fängt der Bauer an zu klagen, will er nur `nen größ‘ren Wagen.
2018 haben die Landwirte geklagt weil es zu kalt war, 2019 haben sie geklagt weil es zu trocken war und 2020 klagen sie weil der neue E-Klasse-Mercedes so eine lange Lieferzeit hat. Ja, es gibt notleidende Landwirte, aber eigenartigerweise klagen diese selten, sondern eher die reichen Großbauern. Und stirbt der Bauer im Oktober, braucht er im Winter keinen Pullover.
Der alte Witz mit den Wahrsagerinnen funktioniert auch hier: „Treffen sich zwei Bauern. Dir geht’s schlecht, wie geht’s mir?“
Gerüchten zufolge kaufen die Bauern ihren Kindern mit Absicht Stiefel, die zwei Nummern zu klein sind. Damit sie beizeiten das Jammern lernen. – Nein, liebe Bauern, wenn ihr statt Subventionen abzugreifen lieber marktgerecht produziert, dann klappt das auch. Und wenn sich Milch nicht mehr lohnt, dann züchtet lieber Fleischrinder, statt euch wegen der Subventionen noch eine zweite Herde Milchkühe in den Stall zu stellen. Viele Kunden verlangen inzwischen Qualität und kein agronomisches Junkfood wie euer turbogemästetes Jungbullenfleisch. – Wie heißt eigentlich die männliche Form von Milchmädchenrechnung? Laktosedyskalkulie oder Marktintoleranz?
Mein Schwiegervater selig hat immer gesagt: Wenn ein Bauer jammert, muss man ihm einen gesunden Zahn ziehen!
Also einen durchschnittlicheren, also eher feuchten Sommer als diesen habe ich in meinen 65 Jahren nicht erlebt. Wer dieses Jahr immer noch über Hitze und Dürre klagt, hat nicht mehr alle Latten am Zaun und ist voll gehirngewaschen. Früher gab es viel längere wirkliche Hitzeperioden und ich kann mich an etliche “Hitzefrei” in der Schule entsinnen. Und auch früher gab es dann schon in manchen Regionen Wasserknappheit - mehr als jetzt. Ach ja, an eines kann ich mich auch erinnern: an Bauern, die ihre Felder wässerten. Das muss man im Sommer tun, und dann klappt es auch mit der Ernte.
Der Berufsstand mit der stets offenen Hand: “Lerne klagen ohne zu leiden”.
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