Man muss gar nicht mehr als "rechts" gebrandmarkt werden, um trotz großen Erfolgs vom Veranstalter ausgeladen zu werden. Ein paar falsche Worte reichen schon, wie jetzt der Liedermacher, Komponist, Sänger, Dichter Hans-Eckardt Wenzel erfahren musste.
Ausverkauftes Haus – was will man als Künstler mehr? Das Publikum scheint großes Interesse zu haben, also alles in bester Ordnung und ein kräftiger Ansporn, das Ganze fortzusetzen. Auch der Veranstalter müsste über den maximal gefüllten Raum hochzufrieden sein. Müsste. Wir leben in einer Epoche, in denen die Dinge nicht mehr so zusammenpassen, wie wir sie einst gelernt haben. Im vorliegenden Fall: Dem Künstler wird seitens des Veranstalters nicht nur kein Beifall bekundet, ihm wird mitgeteilt, dass er künftig auf der Bühne des Hauses nicht mehr auftreten wird.
Konkret: Der Liedermacher, Komponist, Sänger, Dichter etc. Wenzel (mit vollem Namen Hans-Eckardt Wenzel, mehr zu erfahren gibt es etwa hier) war im Januar im Werk 2, im schönen Leipzig-Connewitz, aufgetreten, genauer gesagt „Wenzel & Band“. Nicht zum ersten Mal. Aber wohl zum letzten Mal. Weitere Konzerte soll es nicht geben. Die – für einige noch recht neuen und unübersichtlichen, weil nahezu täglich erweiterten – Benimm-Regeln der westlichen Welt hat der Meister nicht eingehalten. Das wurde Wenzel in einem Schreiben mitgeteilt. Seinerseits nahm er nun dazu Stellung. Mittels eines offenen Briefes, den die „junge Welt“ (ja, genau die!) veröffentlicht hat. (Das mit der guten alten politischen Rechts-Links-Geographie scheint sich auch immer mehr zu erledigen.)
Adressiert an die "Mitarbeitersterncheninnen aus dem Werk 2 in Leipzig" zitiert Wenzel aus deren Text, dass seine "Aussagen und vermeintlichen Scherze" für die Veranstalter "trotz allem Verständnis von Kunstfreiheit nicht akzeptabel" seien. Als "Zensur" sei die Absage aber natürlich nicht zu verstehen.
Moniert an Wenzels Darbietung wurde etwa ein "positiver relativierender Bezug zu Putin", worauf er fragt, ob es "schon ein Vergehen" sei, wenn man äußere, "dass es diesen Präsidenten auf der real existierenden Erde gibt und dass man auch mit ihm reden muss, soll der Krieg beendet werden". Zudem habe der Künstler sich "über sensiblen Sprachgebrauch amüsiert". Er wurde aufgefordert, "die Verwendung von rassistischen Wörtern und Sprachmustern zu überdenken". Eine "Besucherin hat sogar unter Tränen die Halle verlassen." Wenzel fragt: "Hatte sie vielleicht Liebeskummer? Vielleicht eine Depression? Vielleicht ist ihr jemand auf den Fuß getreten?" Und meint: "Diese Dame wird zu Eurem Maßstab und nicht die 461 anderen Zuhörer".
Frühere Selbstverständlichkeiten
Offenbar, denn seitens der Veranstalter vom Werk 2 wurde ihm mitgeteilt, es sei wichtig, "dass sich ALLE Besucher:innen bei uns wohlfühlen. Die Vielzahl verstörender Äußerungen seitens Wenzel hat jedoch zum Gegenteil geführt". Dass die verbliebenen Besucher Zugaben wollten? Weniger relevant. Wenzel erklärt, er habe den Zuschauern dafür gedankt, dass sie es ertragen konnten, Gedanken zu hören, die vielleicht nicht die ihren seien und gesagt habe, "dass wir eine Demokratie nur am Leben halten können, wenn wir diese Kunst des unideologischen Zuhörens wieder erlernen". Vor noch gar nicht so langer Zeit wäre dieser Satz (allerdings ohne das Wort „wieder“) als bare Selbstverständlichkeit markiert worden, ebenso wie Wenzels Aussage: "Das Komische macht sich über falsche Gewissheiten und hohle Macht lustig. Wer sich nicht anzweifeln kann, versteht es nicht". Wir haben aber andere Zeiten und da darf man eben auch keine Witze über "die Gefahren der Coronapandemie und über nonbinäre Personen" machen.
Den Offenen Brief hat Wenzel verfasst, weil er "diese Art von Banausentum nicht unwidersprochen hinnehmen will. Die Existenz und vor allem die gnoseologische Funktion der Künste stehen auf dem Spiel, und diese Gesellschaft ist gerade dabei, diesen kulturellen Schatz zu verspielen". Gerichtet an die Veranstalter vom Werk 2 : "Ihr spielt da mit!"
Und er stellt fest: "Wahrheit lebt von Provokation und Widerspruch, lebt vom Dialogischen, Fehler oder Irrwege eingeschlossen, Experimente jeglicher Art, denn die Dummheit erkennt man daran, dass der und die Dumme glauben, alles schon zu wissen." Eigentlich auch eine Binse. Eigentlich.
Dr. Erik Lommatzsch ist Historiker und lebt in Leipzig.
Beitragsbild: Malenki, CC BY-SA 3.0, Link

STIRB MIT MIR EIN STÜCK: Nein, das ist natürlich KEIN Liebeslied über die Entwicklung unserer Demokratie & Wenzel anno 2014 (- sondern der Titel eines wirklichen Liebesliedes - und Titel seiner 1. LP, die ich erst unlängst second hand als Vinyl-Original geordert habe). Aber passen würde das jetzt irgendwie auch… Wenzel, der Barde, ist immerhin so links, daß er auf der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin aufgetreten ist. Und solch Künstler sollte sich von sächsischen links-woken Spinnersterncheninnen sagen lassen, was er sagen oder singen darf?!? Geht es noch lächerlicher?!? Ach ja. Ansonsten wäre natürlich der (eine!) Satz des thüringischen Künstler-Kollegen Zeller die einzig angemessene Reaktion der “Kulturschaffenden”. Eigentlich.
„Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ Martin Niemöller
Islamismus und Linksgrünfaschismus gegen die einheimische Bevölkerung und deren Vernunft für die politische und gesellschaftlichen Realität…..Aber die nützlichen Idioten werden immer zuerst am Galgen enden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wie die Geschichte des Islams lehrt. Linksgrüne Zensur ändert daran auch nichts….
“Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben” (Zitat, Walter Ulbricht, sächsischer Politiker, 1893-1973). Es versteht sich doch wohl von selbst, dass man diese Hand nicht durch destruktive Witze zwackt. Kulturschaffende sollten sich für das System einsetzen, nicht es schädigen! Die Demokratie, sie lebe hoch, hoch, hoch!
Wenzel war schon in der DDR einer der wichtigsten Liedermacher. Mit seinem Duopartner Mensching alles Andere als linientreu und für viele, auch für mich, eine wichtige Stimme in der Dunkelheit. Anders als der damals noch sehr junge Herzbube Sebastian Krumbiegel. Der hatte mit den Prinzen eine kurze Periode gesamtdeutschen Ruhmes, von der der Basti seit 30 Jaahren zehrt. Sein Hobby seit dieser Zeit: Der Kampf gegen alles, was Basti als rechts “verortet”. Gern gesehener Gast in Interviews und Talkshows, hochdekoriert, hochbezahlt(?). Bastis letzter Streich beim staatlich finanzierten “Leipzig zeigt Courage”: “Ich bin froh, daß auf der Moritzbastei (legendärer Studentenclub seit DDR-Zeiten) die Antifa-Fahne weht”. (MDR)
Hans-Eckardt Wenzel hat “Neusprech” verhöhnt. Das findet das System jetzt nicht so knorke. Denn “Neusprech” ist das Hauptinstrument zur Versklavung. Der von “Neusprech” Infizierte verliert sein Denk- und Urteilsvermögen und damit die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Mit dem Sieg von “Neusprech” werden Freiheit und Menschenwürde überwunden. (Das Klima wird’s uns danken!*) Das passende Personal dazu ist längst installiert. // *) In Klammern ein Beispiel für “Neusprech”).
Man kann Connewitz vielleicht trotz der Schmierereien bis in die zweite Etage schön finden, “wohl” fühlen kann man sich da nicht, ich jedenfalls nicht. Ansässig ist übrigens auch ein Fernsehsender. Der riesige Bildschirm passt nur zu gut ins Gesamtbild.