Erik Lommatzsch, Gastautor / 04.06.2023 / 16:00 / Foto: Pixabay / 15 / Seite ausdrucken

Drag-Queens und steppende Bären im Bistum Mainz?

Ist dieses Video wirklich echt? Ist der Höhepunkt der katholischen Präsentation auf der Hessentag-Straße wirklich der „Queer Day“ mit „zwei Drag Queens" in der Kirche, „die uns unterhalten“? Oder ist das eine Satire böswilliger Atheisten? Sehen Sie selbst.

Wer steckt hinter diesem Video? Die „Atheist Alliance International“? Eine konservative protestantische Untergrundorganisation? Das „Kommando Martin Luther“? Ist es Bestandteil eines großangelegten Racheplans Georg Gänsweins an seinem Brötchengeber für seine Vertreibung aus Rom und die institutionelle Kaltstellung? Stichwort „false flag“? Zu viel Professionalität ist allerdings auch nicht zu vermuten, trägt die Darstellerin doch erkennbar viel zu dick auf. Spätestens wenn man verstanden hat, dass die Zielgruppe nicht nur Kinder bis zum vollendeten Grundschulalter sein sollen (was eine Weile dauert), ist offensichtlich, dass der Zweck des Videos nur darin bestehen kann, die Katholische Kirche, das Bistum Mainz und speziell die hierzugehörige Pfarrei St. Antonius im südhessischen Pfungstadt bis auf die Knochen zu blamieren. 

Man sehe, staune, lache (als Nicht-Katholik) oder schäme sich (als Katholik).

Beim Hessentag wolle man „frischen Wind“ in die „Katholische Kirche“ bringen, so Hiltrud Beckenkamp, hier als Gemeindereferentin vorgestellt. (Die Präsentation erinnert übrigens fatal an die Darbietungsweise einer Politikerin, die es im Anschluss an dieses Video noch zur Kulturstaatsministerin bringen sollte. Auch hier ist noch unklar, ob es sich um eine – letztlich wenig erfolgreiche – Verschwörung gegen die Grünen gehandelt hat.)

„Ein Mensch, der ansprechbar ist“

Auf der Hessentag-Straße „steppt der Bär“ und „ein ganz tolles, superschönes, interessantes Programm“ werde stattfinden, freut sich Frau Beckenkamp. Und zwar in „drei Locations“, wo „der Bär steppt“ (abermals). Bunte Kinder-Windmühlen, glitzernd, hält die Gemeindereferentin während ihrer Ausführungen in der Hand. „Jesus-Biker“ (sprich: Dschiesess-Beikor) werden zu Gast kommen. Schutzengelflügel werden zu Verfügung gestellt, da könne man via „Selfie“ zum Engel werden. Die Kirche werde während der Veranstaltungen ein Ort der Stille sein, dennoch könne man sich aktiv an mehreren „Stationen“ betun. Und dann kommt die ganz kritische Stelle des Videos, eine schlimme Klippe für Frau Beckenkamp: „Außerdem wird immer jemand hier sein. Ein Ansprrrr…“ Sie bemerkt ihren bösen Fehler, aber schafft es noch, kurz vor dem vollendet ausformulierten „Ansprechpartner“ abzubiegen und korrekt fortzufahren: „Ein Mensch, der ansprechbar ist.“ Später am Tag „wird die Kirche zur Showbühne“. Höhepunkt ist allerdings nicht ein „bunter Abend der Nationen“ (dieses Wort geht überraschenderweise in voller Schönheit über die gemeindereferentlichen Lippen), auch nicht der Poetry-Slammer, vielmehr werde man am „Queer Day“ sage und schreibe „zwei Drag Queens hier haben, die uns unterhalten“. 

Zum Ende heißt es: Ein „buntes, vielfältiges Programm“ (also nicht nur, wie anfangs verkündet, ein „ganz tolles, superschönes, interessantes“) werde stattfinden. „Kommt vorbei, seid dabei, es lohnt sich.“ Laut Ankündigung läuft das Ganze seit 2. Juni und dauert noch bis 9. Juni an. Aber jetzt bitte nicht hinfahren und dann enttäuscht vor verschlossenen Türen stehen. Es ist unvorstellbar, dass eine solche Veranstaltung tatsächlich in der Verantwortung der Katholischen Kirche, in der Verantwortung des Bistums Mainz (historisch eines der bedeutendsten in Deutschland) stattfindet. Man sollte nachfragen, ob schon Untersuchungen bezüglich der Urheber des Videos eingeleitet sind.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Thomas Szabó / 04.06.2023

Queer Day & Drag Queens in der Kirche stören mich nicht. Ich wüsste nicht, warum LGBT, Transgender-Personen, Drag Queens keine frommen Christen sein könnten. (Ich lehne nur Propaganda ab.) Ob jetzt eine Drag Queen oder der Herr Bischof in purpurn Seide, Spitzenröckchen und den rubinroten Schuhen von Judy Garland aus “Der Zauberer von Oz” seinen großen Auftritt hat, macht noch keinen trans-substanziellen Unterschied. Ich frage mich aber, wofür die Kirche eine Showeinlage braucht? Überzeugt die klassische christliche Botschaft nicht mehr? Die Showeinlage geht daran teils vorbei. Sollte die anscheinend unvermeidbare Showeinlage nicht geistigere, intellektuellere, spirituellere Ansprüche erfüllen? Wenn der christliche Anspruch alleine nicht mehr zieht… Diskussionsrunden, Philosophievorträge, Literaturabende?

Jörg Plath / 04.06.2023

Ist doch logisch, zwei Dreck-Queens kommen und unterhalten die Leute mit einer Putzshow! Den Herrgott wird´s freuen… Haleluja!

Peter Robinson / 04.06.2023

Prieste, Pädophile und homosexuelle Drag Queens, die auch die Nähe zu Kleinstkindern und wehrlosen jungen Buben suchen. Passt!

Sabine Schönfeld / 04.06.2023

Wer noch nie katholisch war und dazu schon lange aus der Kirche ausgetreten ist, dem bleibt doch so manches erspart. Und - selig sind die Armen im Geiste? Aber man sollte doch ein wenig Rücksicht nehmen auf alle anderen. Einen solchen Link müsste man doch man mit einem expliziten Warnschild versehen - nur für Hartgesottene und leidenserfahrene Linksgrünbunte.  Für mich ist das aber beängstigend, diese Leute könnten ein paar Straßen weiter wohnen oder vielleicht im Stadtrat sitzen.

Helmut Driesel / 04.06.2023

  How queer can you steere?

Wiebke Ruschewski / 04.06.2023

“Hier boxt bald der Papst” wäre mir persönlich lieber gewesen als der steppende Bär. Oder meinetwegen auch: “Hier ist bald der Teufel los!” oder “Hier ist bald die Hölle los!” Aber eines ist definitiv klar: ICH geh da nich hin! Da fehlt nämlich ein ganz wichtiger Punkt im Programm, der eigentlich bei keiner kirchlichen Veranstaltung mehr fehlen dürfte: Vulven malen.

Jürgen Fischer / 04.06.2023

Langweilig. Darf man dann wenigstens die Vulven der Dragqueens malen? Da waren Bedford-Strohms Evangelen vor 5 Jahren schon wesentlich progressiver.

Gabriele Kremmel / 04.06.2023

Sie haben sich verhört, sie hat nämlich zwei Treck-Queens gesagt. Das sind weibliche Treckerfahrer, die auf die neue Agrarpolitik von Herrn Özdemir aufmerksam machen und Dankgebete für die angekündigte Wertschätzung von Natur, Mensch und Landwirten sprechen, bevor sie zu einer Trecker-Wallfahrt nach Berlin aufbrechen.

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