Achgut.tv / 03.12.2020 / 08:00 / 54 / Seite ausdrucken

Kaputtgespart und auf Corona geschoben: Der Intensiv-Notstand

Nahezu alles was Spaß macht, ist verboten. Das Kulturleben ist stillgelegt worden und der Alltag wird von immer mehr Verboten, Gängeleien und Strafandrohungen bestimmt. Sonst würden die Intensivstationen durch Covid-Kranke überlastet, heißt es. Tatsächlich sind etliche Intensivstationen am Limit. Doch das liegt nicht am Corona-Virus und es ist nicht neu. Die Ursache ist eine vollkommen verfehlte Gesundheitspolitik.

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F. Bothmann / 03.12.2020

@HDieckmann: Andersrum ausgedrückt hat Herr Spahn mit der Verordnung vom 25.03.20 mal eben mit einem Buchungs- oder Taschenspielertrick die scheinbare Kapazität von Intensivbetten erhöht - und zwar auf dem Rücken des KH-Personals! Neben dieser Kataststrophe kommt dann noch der Umstand, dass die KH pro bereitgestelltem Intensivbett, jedoch ohne Leistung, einen Pauschalbetrag zur Kostendeckung abrufen konnten (hat Herr Spahn stolz im März 2020 verkündet). Auch aus diesem Grunde sind wohl die Bettenkapazitäten auf dem Papier erhöht worden.// Alles im allem ein fürchterliches Versagen von staatlicher Vorsorgeplanung. Im Gesundheitswesen - wie in anderen Bereich auch - wird nur noch interessensbezogen “gesteuert”. Man kann es natürlich nicht Steuerung nennen, denn das würde voraussetzen zu wissen wohin man will, welches Ziel verfolgt werden soll.// Politik von heute und Herr Spahn ist da ein sehr gutes Beispiel, haben gar keine Ziele mehr, schon gar keine, die im Hinblick auf die Gesellschaft ausgerichtet sind. Es ist wirklich grausam…

HDieckmann / 03.12.2020

Zur Beseitigung des “Pflegenotstandes” gibt es seit Ende 2019 eine Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung des Bundes. Diese sieht für Intensivstationen am Tage max. 2,5 und in der Nacht max. 3,5 Patienten pro Pflegekraft vor (und ab 2021 am Tage 1,5 und nachts 2,5). Wegen Corona erfolgte am 25.03.2020 eine Aussetzung dieser Verordnung bis 31.12.2020. Am 16.07.2020 wurde diese Verordnung dann aber für Intensivstationen ab 01.08.2020 wieder in Kraft gesetzt (s. BMG-Seiten zu “Pflegepersonaluntergrenzen”). Es gibt ab 1. August also einen erhöhten Pflegepersonalbedarf aufgrund ministerieller Verordnung. Weil qualifiziertes Pflegepersonal aber nicht auf Knopfdruck durch eine Verordnung beschafft werden kann, haben die Verordnungen des Bundesgesundheitsministers dann wohl zum Rückgang von (3.000?) belegbaren Intensivbetten geführt.

Frances Johnson / 03.12.2020

Es sind aber nicht nur die Alleinstehenden. Ich kenne zwei, die klagen, weil sie ihre Mutter nicht in ihrem Zimmer besuchen dürfen. Sie könnten die ja vorübergehend nach Hause holen, schlage ich vor. Ach, sagt der Eine, kinderlos, das könne er nicht. Ach sagt die andere, Kinder erwachsen, sie habe keinen Platz. Das sind Ausflüchte. Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn man, auch vorübergehend, nicht mit seiner Mutter unter einem Dach leben will, aber dan darf man nicht klagen über Besuchsregelungen. Es war alles ein bisschen bequem für viele Leute. Das ist das dicke Ende, das noch dicker kommt. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Geschwistern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir am Ende eine WG gestalten. Am Anfang war die Familie und die Kompromissbereitschaft vor der Eigensucht, und am Ende ist sie das bei manchen Leuten auch. Die sind jetzt besser dran, und die Allgemeinheit blutet für den Rest und dabei teilweise für solche, die zwischen den Ferien verreisen konnten, die nur halbe Hotelkosten hatten, die nie auf Schule und Kinder Rücksicht nehmen mussten. Und jeder wusste das - es wurde oft thematisiert. Aber verstehen wollte es keiner, es war doch so schön, einfach mal nach Rom zu jetten oder schnell eine Schnäppchen-Busreise zu machen. Wir wollten mal eine Kreuzfahrt machen, als die Kinder dort noch nicht zahlen mussten. Alle interessanten Kreuzfahrten lagen außerhalb der Ferien. Nur eine Überführung von Sommer- zum Winterquartier wäre gegangen. Immer war man ohne Kinder besser dran, auf jedem Gebiet. Und jetzt shutten wir down für “Was vom Tage übrig bleibt.” Für die Reste einer egoistischen Gesellschaft. Und sollen alle caritativ sein und für die Allgemeinheit mitdenken. Ich will nicht, dass andere für mich büßen müssen, und deswegen nehme ich mir das Recht raus, verärgert zu sein. Mitleid ist endlich.

Frances Johnson / 03.12.2020

Ein Kommentar auf w-on, gespostet vor ca. zwei Stunden unter Wielers Apokalypse von Florian R.: “Ich kenne die Zustände in drei Pflegeeinrichtungen, und in einer davon darf ich arbeiten. Um es kurz zu machen: hat man Corona im Laden, dann reduziert sich die Anzahl der Mitarbeiter. Eklatant und deutlich spürbar. Dies gilt für die Pflegefrauschaft, die Küchencrew und die Mitarbeiter der sozialen Dienste. Gab gleich Spätschicht, und ich freue mich überhaupt nicht darauf!  Gut… es gibt Tests. Wir werden regelmäßig genäselt, wer positiv ist, geht in Quarantäne. Aber es gibt keine Schublade mit wartenden Mitarbeitern,  die dann einspringen. Es fehlt momentan an fast allem, was gut für unsere Bewohner ist. Keine Therapien, keine soziale Beschäftigung, keinerlei Kontakte. Und kein Personal, dass das kompensieren kann.  Aber dafür viele Kräfte, die am Ende ihrer Kräfte sind. Das ist im Moment wirklich schlimm.” In Spanien soll das im Frühjahr so abgelaufen sein: Die Bewohner einiger Pflegeeinrichtungen wurden schlicht und einfach allein gelassen, und später wurden ausgemergelte, verdurstete Leichen gefunden. Das ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Es ist also ein Personalproblem, ein demnach unlösbares Problem. Wenn sich das Verhältnis von Jung zu Alt zugunsten der Alten verschiebt (siehe Heinsohns Kriegsindex), kriegt man das. Die Männer , die zu uns kommen, wollen das nicht machen. Es will aber auch keine Oma von ihnen den Arsch geputzt haben. Das ist eine eindeutige Indikation für den Einsatz des Roboters. Er könnte auf jeden Fall saubermachen. Waschen (den Patienten) könnte er vielleicht auch. Umdrehen und Betten machen? Vielleicht. Medikamente richtig in eine seiner Schubladen sortieren?: Bestimmt. Füttern? Vielleicht. Einsamkeit ausgleichen: Nein. Wir pennen hier wieder. Solche Dinger werden demnächst aus Asien kommen. Und das bisschen Böse, da ich eine Gegnerin von erleichterter Abtreibung bin: Dein Bauch gehört dir und dein Einsamsein im Alter gehört dazu.

S.Ficht / 03.12.2020

1986 habe ich in Stuttgart meine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. Bereits damals waren die Plegeeinrichtungen und Krankenhäuser massiv unterbesetzt. Ab dem 2. Ausbildungsjahr war ich als Schülerin in der Nachtschicht alleine auf einer Station. Im Notfall könne ich auf einer anderen Station um Hilfe bitten hieß es. Die Nachtschicht ging damal 12 Stunden, 10 Nächte am Stück. Wurde eine Kollegin krank, konnten es auch 21 Nächte werden. Um 2 Uhr Nachts wurde mit dem Waschen der Patienten begonnen, weil die Tagschicht dafür keine Zeit mehr hatte. Damals haben z.B. im Robert-Bosch-KH 50 Fachkräfte aus Protest gleichzeitig gekündigt. Konsequenz: Reisende soll man nicht aufhalten. Als einmal ein Notfall (Herzinfarkt) auf dem Parkplatz der Klinik, in der ich gerade meinen Praxisblock abhielt, eintrat, wurde der arme Mensch nicht einmal zur Behandlung in die Klinik gebracht. Er verstarb auf dem Parkplatz. Das Verlegen in ein Klinikbett war für die kurze Zeit nicht mehr rentabel…....

Rainer Hanisch / 03.12.2020

Wenn, ja wenn…  Wenn solche kompetenten “Fachleute”, wie Spahn und Lauterbach das Sagen haben, kommt natürlich nur Murks heraus! Spare jederzeit, dann hast du immer Not. Und, solange auch das Gesundheitswesen nur auf Geschäftemacherei beruht, kann niemals etwas Gescheites herauskommen. Wozu brauchen wir zig Krankenkassen? Wettbewerb? Lachhaft! Die kosten nur unnötig viel Geld (Verwaltungsaufwand, Prunkbauten usw.). Das wäre in Leistungen für die Versicherten sinnvoller angelegt. Oder eben zur Finanzierung von Gesundheitseinrichtungen. Herr @Mundt bringt es auf den Punkt!

K. Schmidt / 03.12.2020

Zusätzlich gibt es auch noch gleichzeitig Kurzarbeit im Gesundheitswesen. Kann man also wirklich keine zusätzlichen Kapazitäten schaffen? Hat man das überhaupt versucht seit März?

Werner Liebisch / 03.12.2020

2012 gab es doch die Risikoanalyse “Pandemie durch Virus Modi-SARS”. Da hätte man doch etwas Zeit, Not Kapazitäten zu schaffen, Sanitätskräfte auszubilden, im zivilen Bereich oder bei der Bundeswehr. Mobile Infrastrukuren für einen pandemischen Notfall schaffen etc.. An Geld kann es nicht gelegen haben, das alles nicht zu machen. Anstatt jetzt richtig Gas zu geben, werden/wurden anstatt dessen, Millionen in Infrastruktur zur Bekämpfung gegen unliebsame Meinungsäußerungen, für den Kampf gegen Rechts verschwendet. Der zivile Katastrophenscbutz derweil vernachlässigt obwohl schon 2012 durchgespielt… 2015 bzw. früher, hätte man schon beginnen können, nach Deutschland Geflüchtete in diese Richtung auszubilden etc.. Deutschland muss nicht am Hundukusch verteidigt werden, sondern hier, gegen Viren, und schwachsinnige Regelungen. Menschen, Möglichkeiten, Geld alles vorhanden, nur der politische Wille nicht.

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