Erik Lommatzsch, Gastautor / 25.10.2021 / 10:29 / Foto: Pixabay / 162 / Seite ausdrucken

Weimar verschweigt infektiöse Zahlen

Die Stadt Weimar gibt die Zahlen der Geimpften, die mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus liegen, nicht mehr bekannt. Der Oberbürgermeister fürchtet, diese Zahlen könnten sonst Impfskeptikern und Querdenkern nützen.

Wahrscheinlich erinnert sich der eine oder andere daran, dass es irgendwann einmal hieß, man würde bei den täglich bekanntgegebenen bunten Corona-Zahlen vor allem bei den Erkrankten, die sich einer stationären Behandlung unterziehen müssten, deutlich zwischen denjenigen mit und denjenigen ohne Impfung unterscheiden. Um zu zeigen, wer hier durch seine dumpfbackige Ignoranz dem Gesundheits- und Gemeinwesen völlig unverantwortlich auf der Tasche liegt und dafür verantwortlich ist, dass die Regierenden schweren Herzens noch immer so viele „Maßnahmen“ aufrechterhalten müssen, vor allem gegenüber den Belehrungsunzugängigen, Abgehängten oder Querdenkern.

Peter Kleine, ein Längsdenker, der das Amt des Oberbürgermeisters der – wirklich – schönen Stadt Weimar bekleidet, bringt nun eine völlig neue, luzide Perspektive ein. Die Zahlen der „Personen, die mit vollständigem Impfschutz in Kliniken behandelt werden“, weist Weimar jetzt nicht mehr separat aus. Herr Oberbürgermeister Kleine erklärt, man wolle „in unserer Zahlenmeldung so transparent wie irgend möglich sein“. Die „Angabe der Personen, die mit Impfung im Klinikum behandelt werde, verzerrt die Realität jedoch deutlich und spielt damit Corona-Leugnern und Impfgegnern in die Hände“. Schlichten Gemütern erschließt sich die Logik des Herrn Oberbürgermeisters Kleine nicht einmal, wenn sie sich Mühe geben und trotz Befragung mehrerer Nachschlagewerke zur Bedeutung des Wortes „Transparenz“.

Herr Oberbürgermeister Kleine betont, „dass es aktuell tatsächlich so ist, dass ein fehlender Impfschutz eher zu schweren Verläufen im Krankenhaus führt.“ Wieso „eher zu schweren Verläufen“? Mit Impfung also „eher leichte Verläufe“? Worum geht es gleich noch einmal, wenn man sich gegen eine Krankheit impfen lässt?

Großbuchstaben weiß der Herr Oberbürgermeister Kleine einzusetzen, wenn er seine Gedankenführung unterstreichen will: „Patientinnen und Patienten mit vollständigem Impfstatus werden i.d.R. nicht WEGEN, sondern MIT Corona im Klinikum behandelt.“ Sie fielen aber „dennoch in die Statistik und verzerren diese damit“. Man wolle vermeiden, „dass ein falscher Eindruck entsteht“, daher habe man sich entschlossen, die Zahl der geimpften Patienten im Krankenhaus „künftig nicht mehr anzugeben“. Ja, durch die Nichtberücksichtigung dieser Unterscheidung könnte ein „falscher Eindruck“ entstehen. So etwas ist natürlich immer zu vermeiden… immer. Oder?

Sollte die Frage nach einer symbolischen Hauptstadt des Landes der Dichter und Denker stehen – Weimar hätte zweifelsfrei die besten Chancen. Überragende Geister waren dort zugange. Sie haben ihre Spuren hinterlassen und prägend gewirkt. Dass offenbar auch der große Franz Kafka dazugehörte, dürfte für viele neu sein, muss aber dank der Ausführungen von Herrn Oberbürgermeister Kleine als fundierte Tatsache angesehen werden.  

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Lars Bäcker / 25.10.2021

Tja, Wahrheit kann störend sein. Oder um es mit unserem Innenminister a.D. de Maizière zu sagen: ““Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern”

Jakob Mendel / 25.10.2021

Ich versuche, die Beweggründe des Weimarer Oberbürgermeisters zu erahnen und schwanke zwischen dem dialektischen „Subjektiv haben Sie ja im Prinzip recht mit Ihrer Kritik, aber wenn das jetzt/in dieser schwierigen Situation/überhaupt bekannt wird, arbeiten Sie objektiv dem Klassenfeind/den Verschwörungstheoretikern/Corona-Leugnern/Impfgegnern in die Hände.“ und dem alternativlosen „Ein Teil meiner Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ bzw. „Die Massen sind noch nicht reif für diese Wahrheit.“. Oder sollte ich angesichts der von Herrn Kleine behaupteten Verzerrung der Statistik zu dem Schluß kommen, daß die Statistik nichts taugt?

Hartmut Laun / 25.10.2021

Das Coronaimpfen entwickelt sich so langsam aber sicher wie der Drogenhandel: Die ersten zwei Impfungen gibt es umsonst, aber nicht kostenlos.  Und so erst einmal abhängig geworden bedarf es regelmäßig einer weiteren Impfung von dem Stoff.

Nico Schmidt / 25.10.2021

Sehr geehrter Herr Lommatzsch, ob der Bürgermeiter sein eigenes dummes Zeug glaubt oder ist er doppelt geimpft und hatte Nebenwirkungen? MfG Nico Schmidt

Josef Fischer / 25.10.2021

Es kommt ja doch heraus, siehe “Mehrheit der Corona-Patienten in Weimarer Klinik hat vollständigen Impfschutz” in der Thüringer Allgemeinen vom 20.10.

Lutz Herzer / 25.10.2021

Der Kleine macht doch nur nach, was die Großen vorgemacht haben. Thomas de Maizière: “Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.” Jean-Claude Juncker: “Wenn es ernst wird, muss man lügen.”

Olaf Hüffner / 25.10.2021

Dass in die “Corona-Statistik” nur die Zahl der Erkrankten einfliesst stimmt seit Ende November 2020 nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt hat das RKI die symptomlosen, postiv getesteten Personen, also allenfalls Infizierte, als Erkrante Personen mitgezählt. Somit wurde das, vielleicht gewünschte, “exponentiellen Wachstum” generiert. Daraus folgten undifferenzierte Einkerkerungsmaßnahmen (sog. lockdown).

A. Iehsenhain / 25.10.2021

Heute bei GMX.de gesehen (in Zusammenahng mit der Kimmich-Kontroverse): “Was sagen Experten zu den “Bedenken”, die Kimmich geäußert hat? Wissenschaftlicher Konsens ist das, was Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, so formulierte: “Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der COVID-19-Impfung nicht auftreten.” Könnte ich ebenso behaupten: ‘Dass auf den Blitz der Donner folgt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch beim nächsten Gewitter nicht passieren’... Von dem her böte es sich den Jüngern des Mainzer Venenschaumweins oder vergleichbarer Köstlichkeiten ja an (wie im aktuellen Weimarer Beispiel) mit den Kurzzeitfolgen von den Langzeitfolgen abzulenken!

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