Robert von Loewenstern / 07.10.2018 / 06:29 / Foto: U.S. N.A.R.A / 129 / Seite ausdrucken

Ich will AfD-Wähler verstehen. Wie peinlich!

Ich bin peinlich. Das erklärte mir Alan Posener in der „Welt“ zum Tag der Deutschen Einheit unter einer Überschrift von erfrischender Klarheit: „Verständnis für AfD-Wähler? Einfach nur peinlich“. Kolumnist Posener ist nicht irgendwer, sondern bei der „Welt“-Gruppe seit zehn Jahren „Korrespondent für Politik und Gesellschaft“. Einen derart sinnfreien Titel erhält man im Medienbusiness gemeinhin nur dann, wenn man entweder eine sogenannte Edelfeder ist oder aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht gefeuert werden kann und deshalb einen Resopaltisch zwischen Archiv und Notstromaggregat bewohnt.

Da Herrn Poseners Schreibtisch in der Berliner Kochstraße Tageslicht empfängt und in unmittelbarer Nähe der „Welt“-Wirtschaftsredaktion angesiedelt ist, gehört der Korrespondent für Things and Stuff unzweifelhaft in die Kategorie Edelfeder. Er darf also über alles und jeden schreiben, und was er schreibt, hat grundsätzlich Gewicht, jedenfalls aus Verlagssicht, weil es mit einiger Wahrscheinlichkeit erstens klug ist und zweitens brillant formuliert. 

Seine Gewichtsklasse ist der eine Grund, warum es mich kümmert und bekümmert, wenn Alan Posener mich peinlich findet. Der zweite Grund ist, dass Henryk M. Broder den „Welt“-Kollegen Posener seinen Freund nennt. Und ja, es ist mir ein bisschen peinlich, wenn Freunde des geschätzten Henryk M. mich peinlich finden, auch wenn HMB schreibt, dass er mit seinem Freund Alan selten einer Meinung sei.

AfD-Wähler: dumm oder perfide

Peinlich bin ich für Posener deshalb, weil ich mich bemühe, AfD-Wähler zu verstehen. Sogar mit einigem Erfolg, gebe ich hiermit offen zu, was wahrscheinlich strafverschärfend ist. Wenigstens schramme ich knapp an der Maximalverurteilung vorbei, Gott beziehungsweise Posener sei Dank, denn selbst zähle ich nicht zu den AfD-Wählern. Denen bescheinigt Feingeist Posener nämlich „Dummheit oder Perfidie“. Immerhin, da ist ein „oder“ involviert. Der AfD-Wähler darf sich also aussuchen, welche der beiden Pauschalbeleidigungen er auf sich bezieht. So geht edelfedrige Differenzierung.

Posener wörtlich: „Wer sich mit offenen Augen entschließt, eine Partei zu wählen, die den Liberalismus und die Globalisierung mitsamt der Europäischen Union und der Nato ablehnt und sich einem autoritären und chauvinistischen Herrscher wie Wladimir Putin andient – der muss damit leben, dass ein Kolumnist diesen Wahlakt beim Namen nennt, nämlich Dummheit oder Perfidie.“ Keine leichte Bürde für die unterbelichteten bzw. verschlagenen AfD-Anhänger. Mein Gefühl ist allerdings, dass „ein Kolumnist“ sich hier tendenziell etwas überschätzt und den Angesprochenen seine Namensnennerei glatt am Rektum vorbeigehen könnte. Sie sind schließlich einiges gewohnt. 

Das ahnt wohl auch der Autor. Um sicherzugehen, dass seine zarten Anspielungen beim stumpfen Pack nicht untergehen, schiebt er zwei originelle Einfälle nach: einen Vergleich von AfD-Wählern mit Nazi-Wählern (die zu verstehen bereits Klaus Mann ablehnte) und einen mit jugendlichen Hakenkreuz-Schmierern (die wegen angeblicher Befindlichkeiten Schultafeln verunzieren). 

Mehr Edding als Edelfeder

Beim Stichwort Schmierer mag nun der eine oder andere spontan assoziieren, auch der Posener-Artikel sei durch eine gewisse Gedankenblässe gekennzeichnet, zudem von überschaubarer Formulierungskunst. Mehr Edding als Edelfeder, sozusagen. Ich maße mir da kein Urteil an. Nicht meine Gewichtsklasse, wie gesagt. Einigen wir uns der Einfachheit halber auf Edel-Edding.

Die Erkenntnisse des Korrespondenten für Politik und Gesellschaft noch einmal zusammengefasst: AfD-Wähler sind wie Nazi-Wähler früher und Hakenkreuz-Schmierer heute. Dumm oder perfide. Und jeder, der das AfD-Nazi-Gesocks verstehen will, ist einfach nur peinlich. Ich finde zwar ganz persönlich, dass etwas mehr als „peinlich“ drin gewesen wäre. Aber was weiß ich schon. Ich bin ja nicht mal Edel-Edding. 

Festzuhalten bleibt: „Welt“-Autor Posener kann ordentlich austeilen. Bei der zweiten boxerischen Tugend, dem Einstecken, sieht’s nicht ganz so sonnig aus. 

Alan Posener fühlt sich nämlich übel beschimpft, und zwar von Christian Lindner. Der hatte ein paar Tage zuvor in einem „Welt“-Interview „dumme Sachen“ (Posener) gesagt. Genau genommen war es dieser eine Lindner-Satz, der den Kolumnisten tief verletzte: „Mich besorgt, dass auf die AfD nur mit der Denunziation ihrer Wähler reagiert wird, statt zu erkennen, dass es in ihrer Wählerschaft viele erreichbare Menschen gibt, die zwar nicht mit den Status quo zufrieden, aber die noch nicht radikalisiert sind.“

Posener auch peinlich?

Das konnte der „Welt“-Korrespondent für Alles und Mehr natürlich nicht unwidersprochen hinnehmen. Verständlich, dass er dem FDP-Vorsitzenden seine Schranken aufzeigt. Lindner „sollte nicht jene beschimpfen, die Klartext reden“. So. Das saß aber mal.

Nun geht es Ihnen möglicherweise wie mir. Ich gestehe, ich hatte die Posener-Beschimpfung in Lindners Interview-Aussage völlig übersehen. Ist halt nicht jeder ein sensibler Feingeist. Das weiß auch der erfahrene Kolumnist und hilft dem entwicklungsverzögerten Teil der Leserschaft auf die Sprünge: „Ich nehme Lindners Worte persönlich, weil ich hier geschrieben habe, ich könnte den gemeinen AfD-Wähler zwar gut verstehen, ihm gerade deshalb nicht verzeihen.“

Ach so. Lindner hatte es nicht persönlich gemeint, aber Posener hatte es persönlich genommen. Hm. Falls Sie immer noch nicht richtig auf der Höhe sind, hier meine Erklärung in Einfacher Sprache (bitte nicht persönlich nehmen, ich musste ja auch dreimal lesen, bis ich’s kapiert hatte): Posener findet AfD-Wähler doof. Lindner findet „Denunziation von AfD-Wählern“ doof. Posener fühlt sich erwischt beziehungsweise von Lindner als Denunziant beleidigt. Deswegen schreibt Posener dem Lindner in einer Kolumne, dass er ihn jetzt auch doof findet.

So weit klar. Was mich allerdings nachhaltig irritiert, ist Poseners Aussage, er könne den „gemeinen AfD-Wähler gut verstehen“. Ja, was denn nun? Ist Posener etwa auch AfD-Wähler-Versteher? Das heißt, er ist genauso peinlich wie Lindner und ich? Wozu dann die Kolumne? Ehrlich, das Rätsel habe ich trotz langer Grübelei nicht gelöst.

Mein böser Verdacht

Aber ich habe da so einen Verdacht. Vielleicht geht es nicht um Christian Lindner. Schon gar nicht um mich. Es gibt da nämlich eine gewisse Vorgeschichte.

Alan Posener schrieb bereits in einer Kolumne am 18. September (Titel: „Ich will die Wähler der AfD gar nicht verstehen“), dass es laut Klaus Mann ein „Alles-verstehen-Können“ gibt, das „zu weit geht“. Dem schloss sich der Kolumnist an und fand: „Von diesem Radikalismus brauchen wir mehr.“ Die „Welt“-Abonnenten fanden das eher weniger. Die Daumen-hoch-Daumen-runter-Abstimmung unter dem Bezahlbeitrag ging 82:997 gegen Posener aus. Auch die über 500 Leserkommentare zum Artikel waren, sagen wir es vorsichtig, medium-freundlich.

Henryk M. Broder war ebenfalls nicht restlos überzeugt. Zwei Tage später erschien seine zartfühlend-satirische Antwort hinter der „Welt“-Bezahlschranke mit der Überschrift „Ich will Angela Merkel nicht verstehen“. Auszug:

Eigentlich geht es mir wie meinem Freund und Kollegen Alan Posener, der die Wähler der AfD nicht verstehen will. Ich will die Bundesregierung, Angela Merkel vorneweg, nicht verstehen. Sie hatte mehr als drei Jahre Zeit, uns zu erklären, was sie will und wohin die Reise gehen soll. Stattdessen hat sie uns geraten, „uns zu unserer Religion zu bekennen, mal wieder in einen Gottesdienst zu gehen oder ein bisschen bibelfest zu sein“, christliche Lieder zu singen und jemand zu suchen, der uns auf der Blockflöte begleiten kann. Damit wir aus der Krise „besser herauskommen, als wir hineingekommen sind“. Ich will das alles nicht mehr verstehen. Ich will nur eines: dass dieser tägliche Albtraum endlich aufhört. Lieber Alan, steh mir bei!

Tore und Eigentore

Unter dem Broder-Beitrag fanden sich 403 überwiegend begeisterte Leserkommentare ein. Außerdem erhielt HMB von den „Welt“-Abonnenten 2.599 Upvotes und nur 54 Downvotes. In der Gesamtwertung Posener versus Broder stand es damit 136 zu 3596. Anders ausgedrückt: 3,6 Prozent Zustimmung für Posener, 96,4 Prozent Zustimmung für Broder. 

Im Fußball entspräche das nach Toren einem 1:27, was man wohl ein relativ klares Ergebnis nennen würde. Da kann man sich noch so viel schönreden. Ein derart heftiger Liebesentzug seitens der zahlenden Leserschaft schmerzt auch die souveränste Edelfeder. Einen Edel-Edding sowieso.

An dem Punkt hat sich mir der leise Verdacht aufgedrängt, dass der Herr Posener zur Schmerzbehandlung mit seiner Kolumne vom 3. Oktober gar nicht auf den Herrn Lindner geantwortet hat, sondern auf seinen Freund und Kollegen Broder. Nun könnte ich den geschätzten Henryk M. natürlich fragen, ob er das vielleicht auch so sieht. Würde ich aber nie tun, weil ich ihn ganz bestimmt nicht in Verlegenheit bringen will.

Bleiben wir also bei den harten Fakten: Der letzte Posener-Beitrag war überraschenderweise auch für Nichtzahler zugänglich. Entsprechend höher war die Anzahl der veröffentlichten Leserkommentare, nämlich rund 1.000, was für „Welt“-Verhältnisse eine ordentliche Menge ist. Das Stimmungsbild der Kommentare dürfen Sie selbst erraten (oder erlesen, ist ja frei einsehbar). Die Daumen-Abstimmung unter dem Artikel steht derzeit bei 176 pro zu 2.545 contra Posener. 

Das war nicht anders zu erwarten. Was wir daher auf jeden Fall anerkennen wollen, ist der unerschütterliche Kampfeswille des „Welt“-Kolumnisten. Um im Fußball-Bild zu bleiben: Auch wenn er noch so viel kassiert und sich zu allem Überfluss die Dinger selbst in den Kasten haut, er macht weiter, immer weiter. Respekt.

Protest oder Blitzbräunung?

Nachdem das geklärt wäre, bleibt eine Frage: Warum sollte es eigentlich peinlich sein, Wähler – gleich welcher Partei – und deren Motive verstehen zu wollen? Ich dachte bisher, das sei eher löblich und nützlich und nicht zuletzt der Sinn aufwändiger Wahlforschung.

Mit deren Hilfe lassen sich ganz schnell ein paar interessante Erkenntnisse gewinnen. Recherchefaule schauen zum Beispiel hier auf Wikipedia: Bei der Landtagswahl 2014 im angeblich so braun-versifften Sachsen erzielte die AfD mit rund 160.000 Stimmen einen Anteil von 9,7 Prozent. Knapp die Hälfte der AfD-Stimmen kam von Wählern, die zuvor „etabliert“ gewählt hatten, also CDU, FDP, Linke, SPD und Grüne. Nur 13.000 Stimmen stammten von vormaligen NPD-Wählern, der Rest von ehemaligen Nichtwählern oder Wählern „anderer“ nicht im Landtag vertretener Parteien. Nur 8 Prozent der AfD-Wähler hatten also zuvor braun-extremistisch gewählt (meinetwegen ein paar mehr, wenn man abstruse Splittergruppen dazuzählt). Heißt im Umkehrschluss: Mindestens 80 bis 90 Prozent der AfD-Wähler kamen nicht aus der braunen Ecke. Ganz ähnlich sieht es bei anderen Wahlen aus.

Weiteres Beispiel: Im August 2015 dämmerte die AfD in bundesweiten Umfragen zwischen 3 und 4 Prozent vor sich hin. Bereits nach zwei Monaten Merkelscher Grenzfreigabe war die AfD im November 2015 auf 10,5 Prozent hochgeschossen und damit erstmals drittstärkste Partei. Erklärt sich das der lebenserfahrene und gebildete „Welt“-Korrespondent für Politik und Gesellschaft mit einer massenhaften Blitzradikalisierung? Millionen Deutsche haben innerhalb von drei Monaten den schlummernden Nazi in sich entdeckt? Oder haben schlagartig gemerkt, dass sie „abgehängt“ oder „islamophob“ sind oder Angst vor der Digitalisierung haben? Ernsthaft?

Gibt es nicht vielleicht doch eine näherliegende Erklärung? Nach fast allen Umfragen der letzten drei Jahre lehnt die Mehrheit der Schonlängerhierlebenden Angela Merkels Migrationspolitik ab. Ein Teil dieser Kritiker ist so empört über diese Politik und deren finanzielle und gesellschaftliche Folgen, dass er sich nicht anders zu helfen weiß, als seinen Protest durch ein Kreuz bei der AfD auszudrücken – nicht unbedingt, weil er deren Programm oder Personal so sahnig findet, sondern weil er damit die Hoffnung verbindet, Druck auf die anderen Parteien auszuüben. 

Nach meiner persönlichen Meinung spricht aufgrund der Faktenlage ein bisschen mehr für Erklärungsmuster zwei als für die Variante Blitzbräunung. Muss natürlich nichts heißen. Überhaupt darf man die Auseinandersetzung mit Tatsachen und Ursachen auch grundsätzlich ablehnen. Einfach so, weil man’s kann. Ein Alan Posener darf sich sogar Jakob Augstein anschließen, dem Hohepriester faktenfreier Meinungsstärke. Ist ein freies Land.

Aus genau diesem Grund darf Alan Posener mich auch peinlich finden. Und ich ihn.

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netiquette:

Jürgen Kempf / 07.10.2018

Als Strafe sollte man dem Alan Posener einen Bravo Starschnitt von Angela Merkel überreichen.

Paul Mittelsdorf / 07.10.2018

Meine persönliche Sicht spiegelt der Artikel nicht wider. Ich war lange FDP-Wähler und gebe meine Stimme seit einigen Jahren der AFD. Der Autor und Herr Lindner denken, daß die meisten Leute das aus Protest machen und das man diese Leute ja zurückgewinnen kann. Ich aber wähle die AFD nicht aus Protest, sondern aus Gründen, die man im Parteiprogramm der AFD findet. Von diesem hört man natürlich auch in diesem Artikel kein Wort, aus welchen Gründen auch immer. Ich will darüber jetzt nicht spekulieren, aber mir ist aufgefallen, daß es bei der Achse Programm ist, auf inhaltliche Punkte der AFD nicht im Geringsten einzugehen. Zum Glück kann man es in den Kommentaren tun, und von dieser Möglichkeit werde ich jetzt auch Gebrauch machen. Ich wähle die AFD, weil 1. sie als einzige Partei EU-skeptisch ist. Ich bin der Meinung, daß die EWG gut funktioniert hat, aber die EU viele Schritte zu weit führt und auf lange Sicht die Wirtschaft der Länder der EU nicht auf einem Konkurrenzfähigen Niveau halten wird. 2. sie als einzige Partei Volksabstimmungen fordert. Basisdemokratischer geht es nicht mehr und weder FDP noch Grüne noch CDU wollen dem Bürger so viel Macht zugestehen. 3. sie die Erbschaftssteuer abschaffen möchte. Wieder ein äußerst liberaler Punkt. Meiner Meinung nach zahlt der deutsche Bürger mehr Steuern als es gerechtfertigt ist und am Erbe sollte sich der Staat nicht vergreifen, egal ob es 10 Euro oder 70Tausend Milliarden sind. 4. sie die GEZ abschaffen möchte. Ein wichtiger Punkt, der die unsägliche Staatsmedienverdummung, die vorherrscht, beenden würde. 5. sie anscheinend als einzige Partei in der Lage ist, zu verstehen, daß Grenzen auch Sinn machen, daß sie Menschen(leben) schützen. Ich glaube, diesen Punkt muß ich hier nicht noch belegen. 6. sie als einzige Partei erkennt, daß der Islam, so wie er im Moment ist, eine Gefahr ist für eben die Werte, die man sich hier zum Teil erkämpft und die man zum Teil geschenkt bekommen hat.

Gerhard Schuster / 07.10.2018

Gerade entnahm ich dem Polizeibericht meiner Stadt, daß am Freitagabend gegen 22 Uhr in der Nähe der UNI ein Mann von sechs jugendlichen Tätern brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt wurde. Der magische Satz lautet:  “Alle Täter hatten nach Angaben des Opfers ein arabisches Aussehen.” - ein Satz den ich seit 2015 gehäuft im hiesigen Polizeibericht lese und mich frage, wann es mich oder meine Frau trifft. Mehr gibt es nicht zu verstehen, wenn es darum geht, warum ich und meine Frau die AfD wählen,

Marc Blenk / 07.10.2018

Lieber Herr von Loewenstern, von Tag zu Tag steigt mein Optimismus, dass die Welt derer zerstiebt, die den Bürgern die Demokratie austreiben möchte. Der AFD - Wähler - Nichtversteher reklamiert wie die meisten Verteidiger des Status quo für sich, endlich auch mal eine Schlacht gegen eine böse Macht schlagen zu dürfen. Solche Leute sehen sich in der Resistance gegen den Faschismus kämpfen. Sie sind eifersüchtig auf die Altvorderen, die gegen die Nazis gekämpft haben und verdeckt auch auf die Ostdeutschen, die in 1989 viel aufs Spiel gesetzt haben, um ihre Freiheit zu erringen! Diese Leute versuchen mit der AFD sich ein neues Feindbild zu schaffen, an dem man seine Komplexe abarbeitet. Man reklamiert Aussagen von Literaten für sich bei seinen aktuellen politischen Gefechten. Heinrich Mann dreht sich natürlich im Grabe herum, aber was solls. Wenn Vergleiche zur Nazizeit angebracht wären, was sie nicht sind, aber ich tue es nun doch: Die AFD - Wähler hatten ihre Entsprechung nicht im juvenilen, rotzordinären Nationalsozialismus, sondern im breiten Bürgertum, das aus der Tradition des weder - noch kam. Weder wollten diese die Nazis noch die KPD. Sie wollten geordnete bürgerliche Verhältnisse, einigermaßen Wohlstand und Sicherheit. Sie waren nicht die Ausgeburt an Demokratiebegeisterung, aber immer für den Ausgleich…. Die AFD - Wähler heute sind darüber hinaus nun weder indifferent gegenüber der Demokratie, sondern fordern vielmehr die Einlösung ihrer Versprechen. Den Nazis, in ‘Ästhetik’, Denken und Selbstverständnis wie ihrer Stellung zum Staat vor der Machtergreifung entsprechen heute dagegen eher, neben den seit eh und je die Führergrüßenden, vor allem die Antifa - Raudis, also die Kinder der Wohlstandsgrünen und anderer linker Erwachsener, die meinen, ihrer Meinung müsse auch immer entsprochen werden, auch wenn die Mehrheit anders dächte. Für die Möglichkeit den Sieg davonzutragen, sind viele Linke und Pseudoliberale bereit, die Demokratie zu opfern.

Ben Neva / 07.10.2018

Solche und ähnliche Artikel werden diese Tage jetzt häufiger den je zu lesen sein. Landtagswahlen setehen vor der Tür. Mich würde interessieren warum so platte Thesen oder Behauptungen überhaupt aufgstellt werden unabhängig der anstehen Wahlen. Ist es langeweile, Frust, Machtlosigkeit ? Im Bundestag gab es neuerdings auch Schimpftirraden. Wie im Kindergarten. So lnagsam dämmert es auch dem einfälltigsten Systemjubler, dass eben mit der ,höchstwahscheinlich nicht mehr umkehrbaren, Zuwanderung eben auch das politische Spektrum unweigerlich vergrössert hat. Das löst viel Frust aus und nun stampfen diese selbsternanten “Intellektuellen Eliten” mit dem Fuß auf den Boden und kreischen wie ein Kind, dass an der Ladenkasse kein Überrraschungsei vom Mama gekauft bekommt. Danbei ist die Rechnung einfacher als geglaubt: Wir errinern uns vor dem “Wir schaffen das”. In Deutschland herrschten normalere Zustände und AFD lag bei ca 5% in den Umfragen. Langer Abwärtstrend mit wahscheinlich keinem oder knappem Einzug in den Bundestag. Dann plötzlich “Wir schaffen das”. Und AFD geht durch die Decke. Das alles entscheidnende und komplett überlagernde Thema ist und bleibt die illegale Migration + die Sicherheitslage in Deutschland. Alle anderen Themen spielen eine untergeordnete Rolle oder sind mit dem Thema Migration direkt oder indirekt verkneult wie “Europa” , “Renten” , “Bildung” , “Polizei” , usw.

Andreas Donath / 07.10.2018

Ein bedenkenswerter Artikel, werter Herr von Loewenstern. Sie haben indes im unteren Teil eine Variante vergessen, weswegen Bürger zur AfD kommen, sei es als Wähler, sei es als Mitglied, nämlich aus voller Überzeugung und nicht bloß aus einer diffusen Protesthaltung heraus. Ich war sehr lange (zu lange) in der CDU, bin aber 2012 wegen Merkel ausgetreten, als das noch kaum vorkam. Nun habe ich in der AfD eine neue politische Heimat gefunden, habe dort sogar zwei Weggefährten von damals wiedergefunden und bin geradezu begeistert von dieser jungen Partei, ihrer Basisorientierung und der Offenheit, mit der Konflikte ausgetragen werden. Ich habe sie auch schon 2013, als sie viele noch gar nicht kannten, mit Begeisterung gewählt und nicht als Rettungsanker. Die AfD schickt sich gerade an, eine richtige Volkspartei zu werden. Es reicht nicht mehr aus, lediglich zu fragen, wogegen sie ist. Viele Journalisten haben ein riesen Problem mir konservativem Denken, selbst die wohlmeinenden, die das dann als temporäres Phänomen abhandeln. Ich bin dagegen überzeugt, dass man Staaten ohne konservative Bodenständigkeit, Prinzipientreue, nüchternen Realismus und ein gerüttelt Maß an gesundem Menschenverstand - alles Prinzipien, die in fundamentalem Gegensatz zum System Merkel stehen und nur für die AfD zentral sind - nicht zusammenhalten kann. Wir brauchen aber die Nationalstaaten als Basis vernunftorientierten Zusammenlebens, keine hyperglobalen Megastaaten, die zwangsläufig ins Totalitäre ausarten. Trump zeigt uns eine Richtung auf, wie es funktionieren könnte. Merkel zeigt uns, wie man Gesellschaften, ja ganze Kontinente spaltet. Als weltoffener Konservativer will ich das nicht. Die AfD steht für alles, was ich mir von einer vernunftorientierten Politik wünsche.

René Bolliger / 07.10.2018

Genial. Humorvoll. Lustig. Geistreich. Selbstironisch. Alles Eigenschaften, die ich sehr schätzte. Ausserdem: selten so gelacht!

Viktor Wallenstein / 07.10.2018

“Blitzbräunung” hahaha…  allein dieser eine Begriff beinhaltet mehr substanzielles Denken als der gesamte Posener-Artikel, danke dafür !  Obwohl ich den Posener Artikel erst gar nicht gelesen habe und auf Grund der “Headline” direkt zu den Kommentaren übergegangen bin, zumeist sind die wesentlich geistreicher als das Geschreibsel des Gros der “Welt-Schreiberlinge”. Was macht eigentlich der Border bei “Welt”, Sarakasmus? Oder Zerschlagung durch Infiltration ;) Ich würde sogar die steile These aufstellen, der Großteil aller Welt-Kunden überwindet allein deshalb die Bezahlschranke, um das dortige Geschmiere angemessen kommentieren zu können…  ein anderes Motiv ergibt sich mir einfach nicht für diese Geldverschwundung.

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