@ Marcus Ermler, gut , daß Sie sich an dem “sekundären Antisemitismus” in dem ersten Teil Ihres Beitrags so umfangreich abgearbeitet haben. Dabei unterstütze ich voll die Meinung der vielen Kommentatoren die Ihnen aktuelle politische Korrektheit im Einklang mit den herrschenden wie auch der mitherrschenden “Opposition” bescheinigen. Ich hoffe, daß Ihre kommenden Beiträge 2 & 3 zu diesem Thema sich mit dem primärem Antisemitismus der seit ca. 50 Jahren abwechseln herrschenden Parteien, der Deutschland repräsentierenden Präsidenten und der öffentlich rechtlichen Medien beschäftigen und diesen Anprangern, da ohne diesen könnten wir in Deutschland glücklich den unbedeutenden “sekundären Antisemitismus” belächeln. Sollten Sie es nicht machen wird Ihr Beitrag als rein politischer Propagandapamphlet vor den anstehenden Bundestagswahlen in die Annalen von achgut eingehen.
Es ist schon faszinierend, wie sich linker und rechtsradikaler Antisemitismus die Hand geben. Der von Völkischen wie Höcke monierte “Sündenstolz” fügt sich nahtlos an die von selbsternannten Antirassisten betriebene Verklappung des Holocaust im allgemeinen Kolonialismus-Gedöns und die von Publizisten wie Per Leo forcierte Befreiung ihrer heißgeliebten Israelkritik vom historischen Ballast.
Holla, in diesem Artikel ist aber viel Konstruiertes. Zwar stimmt es, dass Herr Lichtmesz oftmals Unsägliches über Israel kundtut, das er noch nicht einmal zu beweisen müssen meint. Aber sagt das etwas darüber aus, wie Herr Höcke über Israel denkt oder spekuliert der Autor hier nur über eine Art Kontaktschuld? Meines Erachtens hat Björn Höcke sich von Schnellroda längst ein wenig freigeschwommen, was man hin und wieder auch leichten Anflügen von Beleidigtsein in Götz Kubitscheks Artikeln entnehmen kann. Rafael Korenzecher hier als Zeugen einzubringen, ist ebenfalls recht gewagt. Soweit ich weiß, hat er sich in letzter Zeit niemals explizit zu Höcke geäußert. Ich frage mich, ob er nicht eher den Gedeon-Flügel meinte, dessen Zorn sich Björn Höcke zuzog, als er der JAfD zur Gründung gratulierte. Er gilt in diesen Kreisen seitdem als “Zionistenknecht”. Ich selbst halte Höckes Meinung zu Israel für wohlwollen neutral. Er schätzt den Willen Israels, für eine eigene Identität einzustehen. Als guter Kenner der Schriften Martin Bubers ist er offen für die israelische Idee.
@K. Nerweiß: Es ist ein Denkmal der Trauer und Scham, über etwas, das in unserem Lande möglich war, dem Land, das zuvor als das “zivilisierteste Land der Welt” galt. Bei “Schande” kann man an schänden des Ansehen dieses Landes und seiner Bewohner denken - genau dieser Eindruck darf nicht entstehen. Niemand schändet die Deutschen mit diesem Denkmal, gleich hinter dem Atlon - es bleibt wirklich nur Trauer und Entsetzen. Wenn Frauen vergewaltigt werden, dann ist der Begriff “schänden” genauso falsch wie bei dem Denkmal: Die Frauen sind nichts als Opfer, SIE tragen keine Schande. Hätte Höcke jedoch gesagt, das ist ein Denkmal UNSERER Schande, dann hätte ihn niemand kritisiert. Hat er aber nicht. Wie sage Henrik Broder mal so treffend? Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeihen. Ist ein wenig wie mit dem unbefleckten, unbesudelten Waffenrock der Wehrmacht ... . In aller Unschuld. Und Karl Lagerfeld: Man kann nicht Millionen Menschen umbringen und dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land lassen, gar aktiv herein holen. Womit wir bei den Muselgermanen/wiki eines Heinrich Himmler wären. “Reichsführer SS Heinrich Himmler schwärmte für die weltanschauliche Verbundenheit zwischen Nationalsozialismus und dem Islam. Die Ideologie der Muslimbruderschaft, die aus dem Koran abgeleitet wurde, schien sich in einigen Punkten mit der der Nationalsozialisten zu decken – insbesondere bei der Judenfrage… “. Wenn jetzt die AfD AUCH noch der Islamophilie verfällt wie alle anderen?
@Bernhard Joseph - Sie schreiben: ‘... wie konnte ein bis dahin als zivilisiert geltendes Land so ins Barbarische abgleiten und vor allem, könnte so etwas heute oder morgen wieder geschehen.’ Diese Frage habe ich mir mehr als mein halbes Leben gestellt. Aber die Entwicklung der letzten Jahre macht mich schaudern. In Hitlerdeutschland gab es eine schweigende Mehrheit , eine erstaunlich dünne Schicht derer, die die Nazipolitik voll unterstützten, vielleicht weniger als 30 %. Der Rest war massiv bedroht um Leib und Leben durch eine brutale Gestapo. Dennoch gab es erstaunlich viele, die Juden halfen und die Flucht unterstützten. Heute aber wird niemand wirklich bei Leib und Leben bedroht, außer durch die Antifa. Aber die Bedrohung der sozialen Ausgrenzung macht sehr viele Leute zu Mitläufern, die sich alles gefallen lassen. Auch wenn wir zum Glück von der Brutalität des NS-Regimes noch weit entfernt sind, so ist doch die Tendenz zum Totalitarismus unverkennbar, allerdings nicht mit Uniformen und offener Gewalt, sondern mit Cancel Culture und Ausgrenzungen. Hannah Arendt hat das bereits vor Jahrzehnten vorausgesehen. Ich fürchte, der Widerstand gegen das Nazi-Regime war verglichen mit dem, was wir heute erwarten können, wesentlich schlagkräftger. Die Zeitgenossen heute wirken auf mich wesentlich willfähriger denn je.
Kubitscheks Ansichten Israel betreffend finde ich auch befremdlich, in einem Podcast der Sezession schwafelte er von einer Israel-Lobby, die hier am Ruder sei. Allerdings gibt es sowas wie einen Schuldkult hierzulande, auch einen Deutschlandhass oder Selbsthass, sogar bei führenden Politikern (Claudia Roth, Habeck, Fischer etc).. Ist das in anderen Ländern vorstellbar? Und dieselben Leute, die ihren Deutschland-Hass mit dem Holocaust begründen, tarnen ihren Antisemitismus dann als “Israelkritik”. Als Deutscher gilt man im Prinzip als Mensch, der in seinen Genen die Anlage zum ultimativen, schlimmstmöglichen Verbrechen trägt - diese Vorstellung lässt sich aber nicht mit einem aufgeklärten Weltbild vereinbaren. Dass dieses Narrativ vor altem oder neuem Antisemitismus schützt, wage ich zu bezweifeln, im Gegenteil. Insofern wäre da ein Umdenken vielleicht nicht verkehrt.
Ich nenne das, an den Haaren herbeigezogene Probleme oder Haarspalterei. Wenn der Judenmord keine Schande war, was war er denn?
Herr Höcke hat sich gestützt auf seine Erfahrungen als Geschichtslehrer und als Nachkomme ostpreußischer Vertriebener meiner Meinung nach immer sehr vorsichtig, klar und durchdacht ausgedrückt. Da können sich viele Berufsschwurbler aus allen anderen Parteien eine Scheibe abschneiden. Als letzte Woche das Misstrauensvotum gegen Ramelow nieder gestimmt wurde, wobei es um eine völlig normale und legitime parlamentarische Handlung ging, die auch dem CDU-Chef Voigt gut zu Gesicht gestanden hätte, da konnte man an den hasserfüllten Gegenreden hernach gut sehen, wer die eigentlichen Feinde der Demokratie in Deutschland sind. Und so ähnlich ist es auch mit der Aversion gegen das Judentum oder Israel. Eine rechte, nationale Haltung ist hier nur als Paket zusammen mit Antisemitismus, Revisionismus und Holocaust-Devotismus zu haben. Das ist die offiziell diktierte Lesart. Daran müssen wir arbeiten. Mit “Wir” meine ich alle Freigeister, für die das Individuelle ein Wert und ein Gut an sich ist. Denn mit solchen vorgefertigt diktierten Denkpaketen kommen wir nicht weiter voran. Wir kennen doch alle das Gefühl der Erleuchtung, das sich einstellt, wenn man bemerkt, es ist eine Sackgasse, in die man gefahren ist.
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