Von ca. 1963 an (damals 15) habe ich mich als Deutsche schuldig gefühlt - Auschwitz-Prozess, Informationen über den Holocaust - ; etwa eine Generation später drängte sich mir das Gefühl in den Vordergrund : welch praktisches Ablenkungsmanöver , welch geschickter Hebel ist das doch, um von allen möglichen üblen Machenschaften abzulenken…
Zur Schuldkultur empfehle ich die Lektüre Shelby Steeles - Vater schwarz, Mutter weiß, Gattin hellhäutiges Kind von Holocaust Überlebenden. Allerdings ist er als ‘konservativer’ Schwarzer nicht in Deutsche übersetzt. Steele hätte auf die Höcke-Äußerung vermutlich mit einer Nachfrage statt einer Verurteilung reagiert. Letztlich geht es um die Kollektivschulddebatte, und da steht für mich an erster Stelle die katholische Kirche, die bis zum 2. Vatikanischen Konzil Mitte der 1960er alle Juden automatisch als Christusmörder zur Hölle schickte, obwohl es ohne den Tod des Heilands und seine Auferstehung keine ‘Erlösung’ gegeben hätte, kein Christentum und keine Kirche. Schon irre. Außerdem wurde Jesus gekreuzigt, also auf klassisch römische Hinrichtungsweise, weshalb die Erben seiner Mörder am Tiber wohnten. Aber sei’s drum. Mich interessieren eher Taten als Worte. Da liegt F. W. Steinmeier mit seinem Kranzabwurf an Arafats Grab und seiner Gratulation an die mörderischen Mullahs in Teheran deutlich vor B. Höcke auf der aktiven Antisemitismusskala, übrigens auch der deutsche UN-Botschafter oder der aktuelle Außenminister mit seinen Fördergeldern an die Autonomiebehörde und die Hamas, mit denen ‘Märtyrerrenten’ für palästinensische Judenmörder gezahlt werden. Macht es Höcke zum Antisemiten, wenn er mit dem ‘Denkmal der Schande’ der Verhältnis der Deutschen zu sich selbst und ihrer Geschichte problematisiert? Sagte Rudolf Augstein nicht fast dasselbe? Ist das substanzfreie Nachplappern von Floskeln sinnträchtiger. Steinmeier enthüllte zeitnah zu seiner Verbeugung vor Ararats Grab ein Denkmal für die in München ermordeten israelischen Olympioniken. Arafat und sein Onkel Husseini (der Mufti und Ex-SS-General) hatten den Terroranschlag mit eingetütet. Substanzfreier seitens Steinmeiers geht es kaum.
Dazu paßt der Nachbarartikel ” Welche Krise haben wir heute ? ” Die Antisemitismuskrise !
„Versatzstücke eines sekundären Antisemitismus“...gefunden (oder an den Haaren herbeigezogen?....) bei zwei bis drei Politikern der AfD und einem rechten Schriftsteller. Aha! Damit haben wir ja ein geeignetes Thema, mit dem wir das Sommerloch mental überstehen. Danach können wir uns dann wieder dem primären Antisemitismus der Altparteien und anderer Bevölkerungsgruppen zuwenden. Aber dennoch ein Lob für den Artikel. Darüber muss debattiert werden, wie Rechts und Links mit Schuld umgegangen wird. Sind es nicht gerade die Linken, die den Nationalsozialismus verharmlosen, indem sie auf alles, das nicht ihrer Meinung entspricht den Stempel “Nazi” draufhauen? Entspricht es nicht auch linkem Ideal, den neuen, besseren und geläuterten Menschen zu erschaffen (nachdem der alte, schuldbehaftete Deutsche abgeschafft wurde) ? Die Shoa-Schuld ist ein schmaler Grat. Und sie ist persönlich und generationenübergreifend. So sehr wir uns auch dagegen wehren. Und was besonders zu betonen ist: der Holocaust ist zuerst unsere Schuld vor Gott und dann erst vor unseren Mitmenschen. Und darum muss die Sache zuerst mit dem Hüter Israels bereinigt werden. Und zweitens mit den jetzt lebenden Juden…durch Freundschaft. Und das zumindest haben viele in der AfD begriffen. Ein Grund, warum es gerade unter bibelernstnehmenden Christen viele AfD-Wähler gibt.
Es ist mal wieder das übliche AfD-Basching, selbst wenn daran ein quentchen Wahrheit ist, so ist es doch verglichen mit der antiisraelischen Politik durch die Regierung, die hochgradig heuchlerisch und verlogen agiert und weit mehr die Aufmerksamkeit des Verfassungschutzes und auch kritische Artikel wie diese mehr verdienen würde, weil die Regierung an der Macht ist. Also letztlich ein weiterer Artikel, der die einzige wirkliche Alternative zu diesem linken Blockparteienhaufen in Mißkredit ziehen will, ganz zu schweigen, die unverhohlene Sympathie der Blockparteien zur Antifa, deren Antisemitismus weit mehr Aufmerksamkeit verdienen würde, eben weil hofiert von diesen Parteien und vielen Organisationen und Gewerkschaften.
Werter Autor, über die Zeit von 1933-1945 seien Ihnen folgende Bücher zur Lektüre empfohlen: - Ben Barkow, Raphael Gross, Miachel Lenarz (Hrsg.): Novemberpogrom 1938: Die Augenzeugenberichte der Wiener Library, London. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag; 1. Edition (10. November 2008) / - Konrad Löw: Deutsche Schuld 1933-1945? Die ignorierten Antworten der Zeitzeugen. Mit einem Vorwort von Klaus von Dohnanyi und Alfred Grosser. 0lzog-Verlag 2011 / - Christian Hardinghaus: Die verdammte Generation. Gespräche mit den letzten Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Europa-Verlag 2020 - Christian Hardinghaus: Die verratene Generation. Gespräche mit den letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs. Europa-Verlag 2020 / Keiner der Autoren verniedlicht oder verleugnet die unter Hitler verübten Verbrechen. Keiner. Aber jedes Buch für sich allein genommen bietet einen Fülle von Einblicken in eine Zeit, die wir Nachgeboren nicht erlebt haben, und von der wir doch meinen, über sie besser Bescheid zu wissen, als jene Generation, die sie miterlebt und miterlitten hatte – und über die wir meinen, pauschal richten zu dürfen.
Schuldabwehr- Antisemitismus habe ich vor allem bei Vertretern der evangelischen Kirche gefunden, deren engagierte Angehörige sich nicht schämten, nach Israel zu reisen und an der Grenze zum Westjordanland darauf zu lauern, ob Israelis Menschenrechtsverletzungen begehen. Die Teilnehmer solcher Aktionen wurden dann zu Vortragsreisen verpflichtet, in der sie Israel und niemanden sonst der Menschrechtsverletzung bezichtigten. Man schaue sich mal in evangelischen Kreisen, vor allem von Frauen, um. Puren Antisemitismus habe ich von SPD-Mitgliedern gehört, wenn sie Israel bezichtigten, Land und Eigentum der “Palästinenser” geraubt zu haben. Die Linken haben ihren Antisemitismus in Wort und Tat oft genug bewiesen. CDU und SPD billigt die UNO-Resolutionen gegen Israel. Ich bin zu einer Partei gegangen, die meiner Sicht nach von allen Parteien am wenigsten antisemitisch ist - bei einzelnen kann man es nicht verhindern, aber die Partei bekennt sich konsequent gegen Antisemitismus und Israelhass.
Eine kleine Ergänzung zur Herkunft des Begriffs “Denkmal der Schande”: Er findet sich u.a. auf Seite 4 (unten, letzter Absatz) des im Jahre 2000 von bald 180 Bundestagsabgeordneten gezeichneten Antrags auf Errichtung eines Einheits- und Freiheitsdenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit. Wer mag, kann mal “Drucksache 14/3126 06. 04. 2000” googeln und nachlesen.
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