Ich war vor zwei Wochen in Stockholm in einem Innenstadt-Hotel und habe mich ebenfalls sehr gewundert, daß weder geputzt noch aufgeräumt wurde. Mehr noch als dieses ärgerliche Detail hat mich als jahrzehntelangen Skandinavienfan die Tatsache irritiert und empört, daß alle öffentlichen Toiletten (auch wenn mehrere davon vorhanden sind) in Museen, im Theater, wo auch immer, Gemeinschaftsklos geworden sind. Ein intimer Rückzugsort für Frauen und für Männer exsistiert im geschlechtsneutralen Schweden nicht mehr. Aber geschlechtsspezifische Pinkelsitten (Männer im Stehen!) existieren weiterhin und hinterlassen ihre Spuren, die ich als Frau nicht sehen möchte. Also: was soll der Quatsch?
Wer und wo werden denn gute Taten vollbracht? Ist es gut, einerseits von Umweltschutz und Menschenrechten zu sprechen und andererseits brutale Kriege zu führen, um möglichst große Migrationswellen in Gang zu setzen? Ist es gut, Millionen von Menschen in riesigen Ballungsräumen zusammen zu pferchen? Hat das etwas mit Umweltschutz, oder Menschenrechten zu tun? Wem nützt das? Cui bono? Der selbsternannte “Gutmensch” vollbringt in keiner Weise gute Taten!
“Schweden ist schon ein bisschen weiter als Deutschland auf dem Weg in eine grün-sozialistische Gesellschaft..”. Das sehe ich genau so, weshalb ich die Entwicklung in Schweden (als Ausblick in unsere Zukunft) sehr interessiert beobachte. Wohin führt das “grün-sozialistische” Experiment? Ich nehme (mit Bezug auf einen älteren Beitrag “auf Achse”) an: Zum Südpol.
Bahnfahrt in Schweden im Sommer 2018. Klimaanlage ausgefallen, Fenster nicht zu öffnen (also wie bei der deutschen Bahn). Es erfolgt eine Durchsage “leider steht Ihnen auf dieser Fahrt der gastronomische Service nicht zur Verfügung, da das Kartenlesegerät nicht funktioniert”. Bargeldzahlung nicht möglich. Nach 4 Stunden Fahrt bei 90% Luftfeuchtigkeit und 37°C Raumtemperatur im Hotel das erfrischende Bier für 12 Euro, natürlich keine Barzahlung möglich. Ist natürlich nur wegen Terrorismus und Geldwäsche.
Man darf getrost an dieser Stelle darüber nachdenken, warum in den mehrheitlich protestantischen Ländern, insbesondere den vom Calvinismus befallenen, das “Erziehen” in Form von “Drängeln”, “Schubsen” und so weiter, deutlich ausgeprägter ist als in katholischen. Ist der Protestant oder Calvinist etwa ein größerer Umweltfreund, ist er “verantwortungsbewusster”? Er selbst glaubt das. Und weil dieser rigide Moralismus auch noch mit einer eschatologischen Komponente versehen ist, kann die Tugendhaftigkeit nicht verhandelt werden. Wer ausschert, wird verbannt, wird moralisch vernichtet - was nicht weiter schlimm ist, denn Gott hat den vom tugendhaften Weg Abweichenden ohnehin bereits gerichtet. Wer Parallelen zu einer anderen Unfugs-“Religion” erkennen will, darf das gerne tun. Es geht also nicht nur um die Optimierung des Betriebsergebnisses. Das ist ein bloß ein schöner, übrigens auch göttlich abgesegneter Nebeneffekt. Es geht um das “Richtige” und das heisst hier: um das “Alternativlose”. Dass hierbei mehr “schlechtes Gewissen” produziert wird als wirklich Nützliches und Gutes bewirkt, ist keine Schwäche des Systems, sondern dessen eigentliche Absicht. Und dass nach Calvin der größte Menschenquäler, der Urahn des Sozialismus und des Ökofaschismus, Herr Rousseau, dem finster lebensfeindlichen Genf entstammt, darf dann auch nicht mehr wundern. Nur die Gegenstände haben sich geändert, nicht der Ungeist. In Calvins Genf erhielten Bürger Besuch, die die Sonntagspredigt versäumt hatten und mussten sich hierfür gegenüber der Religionspolizei rechtfertigen. Das wird in Sachen Mülltrennung der nächste Schritt sein, damit wir endlich auf den Pfad der Tugend einlenken.
Lieber Manfred, sei nicht gar so kritisch. Immerhin ist Schweden das einzige arabische Land, das Israel noch nicht angegriffen hat. Darauf einen Schwedentrunk!
Solche Hotels habe ich auch schon in Deutschland erlebt. Der Trick mit den Handtüchern ist auch in Deutschland üblich. Ich schmunzle dann immer etwas in mich hinein, wenn ich die entsprechenden Aufforderungen lese. Wegen der Einsparungen von Servicepersonal auf Flugplätzen habe ich schon mal nachgefragt, ob man demnächst das Flugzeug selber fliegen muss. Ich kann mich noch sehr gut an die Parolen erinnern, als uns in den 90iger Jahren von Politikern der sich immer noch so nennenden Volksparteien versucht wurde, uns die Servicegesellschaft als Alternative zu den wegbrechenden Industriearbeitsplätzen aufzuschwatzen. Aber die Welt bleibt nicht stehen. Zumindest beim Aufschwatzen sind Fortschritte zu verzeichnen.
Lieber Herr Haferburg, Sie stammen doch wie ich aus der DDR. Kommt Ihnen nicht auch das eine oder andere heimatliche Gefühl hoch, wenn Sie solche Dinge erleben? Beste Grüße
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