Thomas Rietzschel / 18.06.2019 / 11:00 / 28 / Seite ausdrucken

Görlitz: Singen im dunklen Tann

Das ging in die Hosen, AKK. Da haben Sie ihrer Partei ein Ei gelegt. Wie Sie sich den Sieg bei der Wahl des Görlitzer Oberbürgermeisters unter den Nagel reißen wollten, wird man der CDU nicht vergessen, nicht so schnell, wie es nötig wäre, um bei den nächsten Landtagswahlen mit einem blauen Auge davonzukommen. 

Erst mit dem eigenen Kandidaten nicht aufs Pferd kommen, und dann, wenn ihm andere in den Sattel geholfen haben, den stolzen Reiter markieren, das ist schon ein starkes Stück. Unergründlich bleibt, welcher Verblendung sich verdankt, was uns die Parteivorsitzende glaubte weismachen zu können, als sie nach dem geschenkten Wahlsieg twitterte: „Die CDU ist die bürgerliche Kraft gegen die AfD.“

Völlig zu recht haben sich die Sozis, linke und die grünen Steigbügelhalter darüber aufgeregt. Denn wo wäre der Christdemokrat geblieben ohne die Stimmen, die sie ihm in bewährter Volksfront-Manier abtraten? Auch so konnte er sich nur mit letzter Anstrengung hochwuchten, ganze 55,2 Prozent erreichen, während der AfD-Kandidat aus eigener Kraft 44,8 schaffte. Alles andere als ein Sieg, der Anlass zum Jubel gäbe. Eher schon ein Menetekel, das erahnen lässt, wie es AKK, Merkel und ihrer Gefolgschaft demnächst ergehen könnte. 

Das laute Singen im finsteren Wald mag die Verirrten für den Moment von der Angst erlösen. Auf Dauer macht es sie lächerlich. Der Schwindel hält nicht, was sie sich von ihm versprechen. AKKs Umdeutung der Niederlage zum Erfolg ist eine Steilvorlage für den politischen Gegner. Wie soll das Bürgertum einer „bürgerlichen Kraft“ vertrauen, die sich schamlos auf die Schultern der Linken stützt? 

Nicht einmal der sächsische SPD-Chef und GroKo-Partner Martin Dulig mochte den faulen Zauber noch ernst nehmen. Nach dem Twitter-Jubel über das Görlitzer Wahlergebnis musste sich Kramp-Karrenbauer von ihm sagen lassen: „Es als CDU-Erfolg darzustellen, zeigt, dass Sie nicht verstanden haben, was hier in Sachen passiert.“ Klare Worte, denen nichts weiter hinzuzufügen ist, außer, dass es in Dresden zugeht, wie anderswo auch. Bei Philippi sehen wir uns wieder: am 1. September, wenn die Landtage in Sachsen sowie Brandenburg gewählt werden, und 27. Oktober bei der Abstimmung in Thüringen. 

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Stefan Riedel / 18.06.2019

...“Kramp-Karrenbauer knöpfte sich Günther für Kuscheln mit Linkspartei vor” (Die Welt vom 17.06.). Richtig glaubwürdig. Herr Günther(CDU) und Herr Ramelow (SED) haben in ihrem gemeinsamen Interview auf SPON doch die Katze aus dem Sack gelassen. Die Machterhaltsformel für das Parteienkartell in D lautet ab jetzt “Minderheitsregierung bei komplizierten Mehrheitsverhältnissen” (vorerst keine Koalition zwischen CDU und SED, kommt aber bestimmt noch). Entweder war das ein Alleingang des Herrn Ministerpräsidents von SH, dann sind das erste Auflösungsercheinungen oder AKK war eingeweiht, dann ist das alles nur ein mieses Lügenstück. Und die Reaktion auf ihren Tweet zu Görlitz war ein Vorgeschmack auf die Minderheitsregierung(en). Egal, die CDU hat ihre Seele schon längst an den Machterhalt, sprich Merkel, verkauft.

Claudius Pappe / 18.06.2019

Ist doch überall genauso. Bei mir hatten CDU,FDP und Grüne einen Bürgermeisterkandidaten, den Grünen Stadtplaner, der die Stadt mit Beton zupflastert und Städtische Grundstücke an Tankstellen und Waschanlagen verkauft hat, für 400 Euro -Jobber-die dann später die Grundrente beziehen . Gewonnen hat der SPD-Sozialkunde-Pädagoge mit griechischen Wurzeln mit Unterstützung der Linken. Ein CDU Solo-Trompeter mit rumänischen Wurzeln in Görlitz ist doch auch was. Wähler bist du so naiv ?

Marc Blenk / 18.06.2019

Lieber Herr Rietzschel, man muss dieser Frau eher die Frage stellen, ob nach dieser Einheitsfront - Piruette die CDU überhaupt noch eine bürgerliche Partei ist. Gerade im Osten, wo die Demokraten noch die Einheitsfront kennen, hat man mehr nur ein Gespür. Nun ist es also raus: Dass denen, die eine andere Politik wollen, die AFD über die 50 % hieven müssen, da eine Zusammenarbeit vollends ausgeschlossen wird. Man kuschelt sich aneinander. Herr Günther will dies ja schon länger. Dieser Zustand ist leider keine AFD - Verschwörungstheorie, sondern politische Wahrheit. Ab jetzt verbrieft. Hier die etablierten Parteien, da die AFD. Was erstere damit der Demokratie antun, wird sich noch schmerzlich erweisen. Die CDU hat ab jetzt keine Chance mehr mit FKK und schon gar nicht mit Laschet. Das zur Zukunft. Und zur Gegenwart: Wenn man schon bei einer Bürgermeisterwahl die Einheitsfront wählt, kann man sich ausrechnen, zu welchen Mitteln gegriffen wird, wenn es um größeres geht. Die etablierten Parteien versagen auf ganzer Linie.

Frank Stricker / 18.06.2019

Wie wärs mit folgender Schlagzeile , “AKK dankt auf Knien der Mauerschützenpartei” !

Frank Mora / 18.06.2019

Die Görlitzer OBM-Stichwahl war eine Besonderheit. In der 2. Runde, in der in Sachsen der relative Stimmeiste gewählt ist, können alle Bewerber der ersten Wahl und auch weitere Teilnehmer auf dem Stimmzettel stehen. Das ist eigentlich immer so. So ist der neue Städtetagspräsident Jung in Leipzig nicht von der Mehrheit der Wähler auf den Schild gehoben worden, sondern hatte von den Teilnehmern an der Stichwahl die meisten Stimmen.  Kann man gerecht finden oder nicht, aber so ist das Wahlrecht im südlichen Osten. Anderswo (z.B. USA) sehen das die Journos aus D wesentlich weniger entspannt. Das Wahlrecht. In GR sind vor dem 2. Wahlgang entgegen der Landessitte alle unterlegenen Kanditaten zurückgetreten und haben zur Wahl von Herrn Ursu aufgerufen. Alle gegen einen. Herr Wippel (AFD) hat trotzdem fast 45% bekommen. So waren am Ende alle glücklich. Die “Nazis” wurden, auch mit Hilfe aus Hollywood “besiegt”. Herr Wippel ist alles andere als vernichtend geschlagen. Herr Ursu, der als direkt gewählter Landtagsabgeordneter der CDU seinen Wahlkreis wohl an den (Görlitzer) Ministerpräsidenten Kretzschmar abgeben mußte, hat eine berufliche Perspektive für die nächsten 7 Jahre. Wünschen wir der gebeutelten Stadt (Siemens, Bombardier) Ruhe und Herrn Ursu und den Stadtrat eine glückliche Hand. Und sind gespannt auf das Landtagswahlergebnis im Herbst in Görlitz und Umgebung.

Oliver Hempel / 18.06.2019

Vielleicht ist die Wahl in Görlitz ja eine gute Idee für zukünftige Landtags- und Bundestagswahlen. Einfach eine gemeinsame Liste der Kandidaten der Nationalen Front des demokratischen Deutschland aufstellen.

Fritz kolb / 18.06.2019

Das erinnert mich an eine der unzähligen ZDF- Talkrunden vor der letzten Bundestagswahl: empört über die einseitige Fragestellung von Marionetta Slomka verließ Frau Weidel das Studio, was den damaligen CSU-Generalsekretär Scheuer zu der Aussage veranlasste, „jetzt sind wir wieder unter uns“. Das sagt schon vieles aus. „Viel Feind, viel Ehr“ heißt ein altes Sprichwort. Das Ergebnis des AfD-Kandidaten ist aller Ehren wert, wenn es der Kraft aller Altparteien, in Regierungsverantwortung und Opposition (!) bedarf, die AfD nieder zu ringen.

Andreas Rochow / 18.06.2019

Sollte die politische Hollywoodisierung durch Anti-Trump-Me-Too-B-Stars weiter bei uns Fuß fassen, wird AKK Bundeskanzlerin und Heribert Prantl Bundespräsident. Das wird dann zweifellos als Sieg der CDU gewertet! (Der inzwischen modisch gewordene Ruf nach “künstlicher Intelligenz” ist unübersehbares Symptom einer kollektiv organisierten Verdummung. q.e.d.)

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