Ich fürchte, dass linkslastige Kultur-Establishment steht noch sehr lange nicht mit dem Rücken zur Wand. Dafür ist dieses flächendeckend institutionalisierte Myzel viel zu weitverzweigt und zu widerstandsfähig. Man macht lediglich das, was jahrzehntelang gängige Praxis war: Andersdenkende, -sprechende und -schreibende ablehnen, ausgrenzen, schmähen und kaltstellen. Das Messen mit zweierlei Maß wurde und wird wie selbstverständlich angewendet, auch nicht infrage gestellt. Warum auch? Tolerant und nachsichtig ist man nur mit seiner Klientel, basta. Wer diese rücksichtslose Demonstration von Macht und Einfluss offen kritisiert, kann kein wahrer Demokrat sein, So funktioniert und agitiert die Kulturmaschinerie nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen “westlichen” Welt.
Dem allgemeinen Werteverfall in Buntland, jüngst exemplarisch ersichtlich an dem erbarmungswürdigen Zuschnitt des neuen Bundeskabinetts nach unbekümmert halbjähriger Verkürzung der Legislaturperiode, möchte auch der um was immer fürchtende oder sich sorgende Literaturbetrieb nicht abhold sein. Er folgt daher frohgemut und zunehmend beflissen submissiv allerorts, sei es abgrenzungshalber auf Messen oder im eigenen Verlagshaus, den totalitär anmaßenden Ausgrenzungsdirektiven der willkommenskulturellen Einheitsfront wider jedwede noch so stichhaltige Meinungsäußerung Andersdenkender. Ein fürwahr beklemmendes Schauspiel, das in concreto für mich – und hoffentlich auch für andere – nur dazu führen kann, die Produkte dergestalt bei den Oberen sich einschmeichelnder Verlage doch tunlichst in Zukunft zu meiden.
Mir fiel seinerzeit Tellkamps Name unter den Erstunterzeichnern auf, und ich dachte: Sieh an, da zeigt einer Flagge, der in keiner Weise durch bisherige Kommentare, Essays, Artikel in unabhängigen Medien und Blogs oder sonstigen Äußerungen “kontaminiert” ist. Wenn das mal gut geht. Es ging bis dato dann auch gut. Aber eben nicht auf Dauer. Dass es nicht irgendwelche für den Kampf gegen Rechts bezahlten Spitzel sind, die ihrer denunziatorischen Aufgabe nachgingen, sondern der einst ehrenwerte Suhrkamp Verlag in vorauseilender Servilität, zeigt, in welchem verwahrlosten Zustand sich inzwischen die Republik befindet. Dichter Grünbein hingegen darf sich Hoffnung auf den Posten des Hofpoeten machen. (Die Rechtschreibkorrektur schlug -narren vor)
Man kann sich nicht nur auf Genossen Maas konzentrieren, wenn es um die Herstellung echter Meinungsfreiheit geht. Maas hat seine Helfershelfer überall. Selbst renommierte Verlage eilen ihm gerne und schnell zur Hilfe, wenn die wohlverstandene Meinungs-und Diskussionsfreiheit auf dem Spiel steht. Warum nur vertritt Uwe Tellkamp auch Meinungen, denen man aus demokratischen Gründen, jawohl, nicht zustimmen kann? Er wusste doch, dass solcher Eigensinn und solche Denkakrobatik schlimme Folgen zeitigen. Der Umgang mit dem kleinen Akif oder Sieferle waren doch schon wertvolle Hinweise der demokratischen Gesellschaft auf mögliche Reaktionen. Sie haben auf undemokratische Umtriebe eine demokratische Antwort erhalten. Was hat denn Meinungsfreiheit damit zu tun, andere als die erwünschten Meinungen zu vertreten? Wir sehen, dem Genossen Maas werden in der Öffentlichkeit zuviel Aufmerksamkeit und Lob gezollt. Verlage, die es ja besonders gut und ehrlich mit dem Worte meinen, haben auch ihre Verdienste und müssen dafür belohnt werden. Beim Suhrkamp Verlag empfiehlt es sich, sein Sortiment genau zu prüfen und die Kaufrate demokratiebedingt zu erhöhen.
Die Bücher von Herrn Tellkamp kannte ich bisher nicht. Viele andere des Suhrkamp -Verlages stehen in meinem Regal. Irgend wann werden sie in der blauen Tonne landen. Neue werden garantiert nicht mehr dazu kommen.
Mir geht es was Uwe Tellkamps “Turm” und vor allem die Verfilmung betrifft wie Thomas Rietzschel, dem ich sehr dankbar bin für sein Plädoyer gegen die „Gesinnungsdiktatur“ , an der sich sogar Suhrkamp beteiligt. Die heutige Berliner Morgenpost entblödet sich nicht in ihrer infantilen Zensurrubrik “Kopfnoten” Uwe Tellkamp die Note 5 zu verpassen. Und sich quasi hinter die “Distanzierung” des Suhrkamp - Verlages zu stellen. Leserbriefe, die sich auf politischen Themen der Leitartikler oder redaktionelle Fehlleistungen beziehen, veröffentlicht die BM grundsätzlich nicht. Dafür wird in den Leserbriefspalten fast täglich über Fahrradwege diskutiert.
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