Sehr geehrte Frau Schunke, Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Zur gleichen Generation (Jahrgang 1988) gehörend, kann ich Ihre Beobachtungen aus eigenem Erleben bestätigen. Leider. Eine wesentliche Ursache liegt meiner Einschätzung nach darin, dass sämtliche Formen virilen Auftretens oder Lebensstils die in irgend einer Weise mit europäischer oder gar deutscher Kultur zusammenhängen zu Feindbildern stilisiert, zumindest als abstoßend inszeniert werden. Mich selbst führte mein Weg als Jugendlicher “weg vom Malte-Thorben-Dasein” in die Pagan-Metal-Szene. Folgt man der medialen Darstellung bin ich damit aber gleichermaßen in der Schmuddelecke der stumpfsinnigen dauerbesoffenen latent-Nazis, Hochschulabschluss hin oder her. Als Subkultur sind aber auch wir in gewisser Weise eine Gegenkultur, die sich von der Mehrheit abgrenzt. Es fehlt in der Bald-nichtmehr-Mehrheitsgesellschaft schlichtweg an attraktiven Angeboten, an positiven Identitätsentwürfen. Das spüren junge Männer im besonderen, ist aber nicht auf diese begrenzt. Es handelt sich um ein Grundproblem das nicht unwesentlich zum scheitern von Integrationsbemühungen und der Herausbildung von Parallelgesellschaften beigetragen hat. Recht erhellend ist in dem Zusammenhang die vergleichende Identitätsstudie von U. Schmidt-Denter (Uni Köln, Entwicklungspsychologie). Was kann man(n) tun? Ein einfaches Mittel gegen Verweichlichung und (aus dieser resultierenden) Selbstislamisierung ist in meinen Augen schlichter Trotz. Ich zumindest rechtfertige mich schon lange nicht mehr, schon gar nicht mit “...aber ich bin kein Nazi”-Phrasen. Wer solche Unterstellungen ausspricht soll sich rechtfertigen, nicht umgekehrt. Solange man versucht dem Moralsystem der “Reinen Toleranz” gerecht zu werden, ist man in der Defensive und letztlich in der Position des Unterwürfigen. Sicher, Trotz allein reicht nicht aus, es müssen auch eigene Inhalte, Werte, Gepflogenheiten usw. gefunden bzw. entwickelt werden. Aber er ist ein Anfang.
Was solls? So ein engagierter Text regt auch nur immer gerade die Gehirne zum Mitdenken an, die sowieso längst in Resonanz waren. Die “Werte einer Gesellschaft” sind eine seltsame Entität, sie liegen nicht in altehrwürdigen Universitäten in beleuchteten Glasvitrinen. Man muss sie aus den Beobachtungen an der Gesellschaft akademisch forschend heraus filtrieren. Und das macht jedes Ergebnis subjektiv. Risikoscheue Menschen verhalten sich konservativ. Risikofreudige Menschen machen Verhaltensexperimente und der Erfolg gibt ihnen entweder recht oder nicht. Das konservative Verhalten ist aber nicht frei von allem Experimentellen. Es sind nicht die Werte, die die Gesellschaft stabilisieren und verändern sondern die Erfolge. Und da man subjektive Erfolge erst erkennt, wenn sie Realität geworden sind, ist es sehr schwer, prophetisch etwas zu ihrem Gunsten oder Misslingen beizutragen. Akademische Schlussfolgerungen sind immer auf die vollendeten Tatsachen angewiesen. Aus diesem Grunde ist es auch unmöglich, zu sagen, ob diese Invasion islamischer Tradition, Weltsicht und Kultur uns allen ganzheitlich betrachtet nützen oder schaden wird. Es bleibt ja immer, selbst bei ausbrechender Diktatur noch lange möglich, dass Erleuchtung über linke und grüne, christliche oder auch feministische Irrtümer nur auf diesem Umwege zu erlangen ist. Es muss tatsächlich noch schlimmer werden, bevor es besser werden kann. Und noch das: Der “Müllhaufen der Geschichte” ist ein sehr seltsamer Ort. Da wird nämlich regelmäßig aufgeräumt.
Es ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt, wenn Konflikte nicht mehr gewalttätig ausgetragen werden und Interessen nicht mehr mit Gewalt durchgesetzt werden. Dies bezeichnet man als staatliches Gewaltmonopol. Es ist daher nicht dem “verweichlichten westlichen Mann, des Typus Malte-Thorben in Funktionsjacke” vorzuwerfen, dass er “seine Freundin nicht vor dem arabischen Mob auf der Kölner Domplatte schützen konnte oder wollte”. Abgesehen davon, dass es einem einzelnen Mann nicht möglich war, seine Freundin gegen 30 - 40 Männer sie umzingelnde Männer zu schützen, durfte er auf die Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols vertrauen. Der Skandal war hier also das Staatsversagen. Präferiert Anabel Schunke, dass wir zu mittelalterlichem Faustrecht zurückkehren? Hätten die “Generationen junger Männer” tatsächlich “das Weltbild ihrer muslimischen Freunde übernommen”, wie Anabel Schunke unbelegt behauptet, hätte es zu Silvester 2015 wohl viele Tote gegeben. Was will die Autorin? Einerseits mokiert sie sich über “Verweichlichung des westlichen Mannes”, andererseits betrachtet sie ihn als “Feind” und “Gegner”, wenn er sich ihrer Wunschvorstellung vom Mann annähert.
Stets erscheint der Jugend das Unangepasste attraktiver als das Angepasste. Das ist sozusagen das Vorrecht der Jugend. Wenn das muslimische „Modell“ es schafft, sich als unangepasst darzustellen, wird es für auch für deutsche Jugendliche interessant. Früher wirkten lange Bärte und lange Gewänder, Kopftücher usw. als eher uninteressant, konservativ. Heute wirken sie für einige hipp. Religiöse Vorschriften wirkten vor kurzem noch konservativ und langweilig. In einer unreligiösen Gesellschaft können sie „interessant“ werden, ja als provokativ empfunden werden. Und darum geht es ja dem Jugendlichen. Er möchte provozieren. Derzeit bietet sich der Islam dazu durchaus an. Wenn dann noch die richtigen, coolen Freunde dazu kommen, steht dem Moschee-Besuch nichts mehr im Wege.
Ein exzellenter Artikel! Junge Männer in der Adoleszenskrise brauchen Leitbilder, mit denen sie sich identifizieren können, und ein solches Leitbild war schon immer ein Mann, der Stärke und Sicherheit ausstrahlt, der sich durchsetzen kann. In der westlichen Welt wachsen sehr viele Jungen ohne ständig anwesenden Vater auf, an dem sie sich abarbeiten können, um so ihren eigenen Weg zu finden. Es überrascht mich nicht, dass sie dann diese vermisste Vaterfigur in den Vertretern einer Ideologie finden, die auf alles eine klare und einfache Antwort gibt. Übrigens, auch viele junge Frauen wenden sich solchen Vaterfiguren zu.
Dass eine Bildungsnation wie Deutschland derart absinken kann, durch einen mittelalterlichen, frauenverachtenden Kult und eine Ideologie, die das Gegenteil von Intelligenz repräsentiert, wer hätte das gedacht? Das Körpervieh als Ursymbol wird heute ebenso durch Ronaldo dargestellt wie durch alle Bodybuilding-Monster, gefördert durch ein Fernsehen, an dem Riefenstahl ihre Freude hätte. Versuchen Sie mal, mit diesen Menschen zu diskutieren! Ich probiere es und scheitere regelmäßig, man fasst sich an den Kopf und kann in diesen Tagen die Leidens-Berichte von Lehrerinnen in vielen Büchern nachlesen. Es ist erschütternd und wird von einer Gesellschaft stillschweigend übersehen. In Asylaufnahmeämtern verschenken wohlmeinende Gutmenschen gerne mehrfach Sozialleistungen an die gleiche Person. Wie das läuft und warum es von ganz oben gedeckelt wird, erfahren sie im letzten Nachtcafé, SWR Fernsehen (“Wenn mir Unrecht geschieht”). Die erste Dame klärt uns auf darüber, wie schuldkultgebeugte Menschen mit unserem Geld umgehen. Achtung: Schnappatmung setzt ein und etwas ganz Kaltes schmirgelt den Rücken runter, wenn Sie das sehen & hören !
“Liberale Werte wie Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen”. Verbergen sich hinter dieser Phrase nicht in Wahrheit die Angst vor dem eigenen Standpunkt, das Empfinden der eigenen Positionslosigkeit gegenüber den anderen Kulturen? Es besteht offenbar eine Pflicht zur Offenheit, egal welche Folgen sie hat. Die oben beschriebenen Phänomene lassen sich auch in kleinen “Dingen” (Merkel) beobachten, wie in solcher Äußerung: Ey, Alder, Du ich mach Dich Opfer.
Brilliant ! Was an den Texten von Anabel Schunke auffällt, ist ihr klarer, trennscharfer Stil - wie bei Sarrazin. Und dem Stil entspricht der Inhalt.
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